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Glockenblumen in dem Garten Heben aufwärts blaue Becher, Angefüllt mit süßem Thaue, Morgenwein für frühe Zecher! Erster Becher! Nektarreicher! Wie dein Thau, so rein und helle, Zweiter Becher! Tropfenvoller. Dritter Becher! Frischgefüllter! Vierter Becher! Funkelheller! Fünfter Becher! Zu den Vieren Wie die Strahlen schöner Tage, Wie du, thauberaubt, den Becher, Senk' ich auch mein Haupt zur Erde, |
Glaubt ihr weil sie mein nicht achtet, Weil sie mein gedenkt nicht wieder, Sei versiegt auch meine Liebe, Sei versiegt der Quell der Lieder? Ist denn Lieb' ein thöricht Mädchen, Liebe ist ein sinnig Mädchen, Ob die Flut ihr lieblich Bildniß Streut sie ihre Blumen alle Weil ein Zauber sie befangen, Meine Lieb' ist solch ein Mädchen Und so streut sie ihre Blumen |
Krank am Körper, krank am Herzen, Bin im Hause ich verschlossen; Schmerz und Klage, Leid und Sehnsucht Meine einzigen Genossen! Schmerz und Klage, Leid und Sehnsucht Schmerz und Klage, Leid und Sehnsucht Schmerz und Klage, Leid und Sehnsucht, |
Schmeichelwort und frische Kränze, Lob und Preis und Huldigungen, Süße Briefchen, goldberändert, Zierlich ineinandgeschlungen, Sinn'ge Gaben und Devisen, Schmeichelwort war einst mir theuer, Süße Briefchen las ich gerne, Lob und Preis und Huldigungen Nun mein Garten ist verwüstet, Nun was sollen Huldigungen Nun was sollen Schmeichelworte |
Schmerz und Lieb' sind selt'ne Freunde, Nähren beide sich vom Herzen, Süßer Schmerz nährt bitt're Liebe, Süße Lieb' nährt bitt're Schmerzen. Schmerzenslieb' ist darum wonnig, Liebesschmerz ist darum wonnig, |
Auch der Haß ist eine Speise, Die ein Herz kann reich ernähren; Will ihr Gott die Lieb' nicht lassen, Mög' er ihr den Haß gewähren. Möge sie im tiefsten Herzen Mög' sie alle tiefen Qualen, Mög' sie alle meine Thränen, Mög' sie alle Schmerzenslieder, Dann erst sind mir Schmerz und Thränen |
Auf dem Lilienblatt der Wangen Stehen Züge, holdverschlungen, Wundersame Hieroglyphen, Von dem tiefsten Sinn durchdrungen; Runen sind es, mag'sche Zeichen, Und der Hieroglyphen-Schlüssel, Thränen sind die Runenschlüssel, Weil sie fließen mir die Thränen, |
An dem stillen Fest der Gräber, Ferne von dem Grab der Meinen, Konnt' ich nur ein Grab besuchen, Nur an einem Grabe weinen. Auf dem Grabe meiner Liebe Einen Kranz von wilden Rosen, In mir liegt das Grab der Thränen, |
Wilde Rosen, wilde Rosen Stehen üppig am Gehege, Kommen freundlich, mich zu grüßen Rechts und links auf meinem Wege. Kommen weiß und roth gekleidet, Wie sie grüßen, wie sie nicken! Grüß' euch vielmal, wilde Rosen, Hab' euch in der Brust getragen, Seht mich nicht mehr an so fragend, Weil nun von den wilden Rosen |
Um mich schlagen Nachtigallen Unter Blätterhallen; Um mich ziehen Schmetterlinge Ihre Blumen-Ringe; Um mich murmeln kühle Bäche Ihre Schlaf-Gespräche; Nur ich sitze ohne Worte An dem Zauberorte, Denn die Knospe, lichtumflossen, Frisch vom Thau begossen, Will mir nicht entgegenblühen, Nicht dem Netz entfliehen; Will nicht Liebesblume werden, Mir nicht Blume werden! 213 |