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12

Wiederholt war Seneca im Schlupfwinkel des Polybius erschienen. Doch nicht dem befreundeten Manne galten diese Besuche. Wie im Hause Agrippinas nur Livilla, so war im Hause des Seilers Cotys die jugendliche Pelopea der Magnet, der den Philosophen anzog. Seneca bekannte das auch ohne Scheu dem Griechen, als dieser eines Tages seine Verwunderung über die häufigen Besuche des Alten äußerte.

»Ich weiß, daß ich wahrscheinlich ein unerreichbares Ziel verfolge,« gestand Seneca lächelnd. »Auch kleine Geschenke haben mir das Herz dieses mit Keuschheit umpanzerten Mädchens nicht gewonnen.« Er strich über die Lippen und bemerkte zynisch: »Julia Livilla erwies sich meinen ja wirklich nicht verlockenden Reizen zugänglicher. Vielleicht gehorchte sie darin auch mehr den Wünschen der Schwester, die mit diesen Rosenbanden den immerhin einflußreichen Mann an ihre Pläne fesseln wollte. Nun, am Ende werde ich eines Tages Livilla heiraten, so wenig mir an sich eine Ehe zusagt.«

Die Hände auf dem Rücken verschlungen, schritt er in dem engen Gelaß auf und nieder.

»Du warntest mich einmal vor diesem Cotys,« sagte er plötzlich.

»Mit Recht. Er ist ein heißblütiger Mann,« sagte Polybius. »In Bezug auf seine Tochter versteht er keinen Spaß. Auch kennt er sicher keine Rücksicht auf die Vornehmheit eines Zudringlichen. Im übrigen warnte ich dich auch, weil eine Torheit deinerseits mich um alle Sicherheit meines Versteckes bringen könnte.«

»Eine Torheit?« nahm Seneca das Wort auf, ohne der Mahnung zu achten. »Gewiß ist es eine Torheit, dem jungen Mädchen nachzustellen. Nennen wir diese Torheit eine Alterserscheinung. Alternde Menschen pflegen häufig ein ganz unsinniges Ziel zu verfolgen, und zwar mit einer Hartnäckigkeit, die sie früher nie an eine bessere Sache verschwendet hätten. So auch ich in diesem Falle.«

»Es ist erstaunlich, einen so seinen, klugen und überragenden Geist wie dich eine Narrheit begehen zu sehen,« meinte der Grieche.

Um den Mund ein geschmeicheltes Lächeln über das offenherzige Lob, erwiderte Seneca: »Wo viel Licht ist, muß auch viel Schatten sein. Das ist eine unentrinnbare Naturerscheinung. Was übrigens den Widerstand Pelopeas anbelangt, so gäbe es zwei Wege, ihn zu brechen. Der eine: ich brauchte dem Vater nur zu drohen, daß ich enthülle, wen er in seinem Hause verbirgt. Dann wird er wohl höflicher werden. Der zweite: ich brauche diese Drohung nur zur Wahrheit zu machen, und alles, was sein ist, würde mein Eigentum. Griechinnen – verzeihe, Polybius, als Grieche mir die Erwähnung! – Griechinnen sind als Sklavinnen noch immer starkbegehrte Ware. Ich könnte Pelopea dann verkaufen oder für mich behalten. Natürlich würde ich sie behalten.«

»Was sprichst du da?« fragte Polybius kopfschüttelnd. »Ich verstehe nicht, was du meinst. Nicht für alle Schätze Arabiens würde der ehrliche Cotys sein Kind verkaufen.«

»Freiwillig natürlich nicht,« gab Seneca zu.

»Wer sollte ihn zwingen?«

»Wer?« staunte der Philosoph über diese Frage. »Wer anders als ich! Du scheinst zerstreut, Freund. Hast du nicht gehört, daß ich von Drohungen sprach, die ich gegen den Seiler anwenden könnte?«

Polybius, der die Arme unter dem Kopfe verschränkt hatte und behaglich auf seinem Lager lag, schnellte auf und starrte seinen Besuch an.

»Du könntest im Ernste daran denken, einer törichten Laune wegen meine Sicherheit und mein Leben preiszugeben?« rief er entgeistert.

Seneca zuckte die Achseln.

»Die Schwäche zu sündigen ist gewöhnlich stärker als die Kraft, die Sünde zu bekämpfen.«

Polybius biß grimmig die Zähne aufeinander und schwieg zu diesem Paradoxon des Philosophen.

Da wurde auf dem Flur vor der Kammer ein Geräusch vernehmlich. Seneca lauschte eine Sekunde.

»Ah, die kleine Göttin der Keuschheit,« murmelte er und huschte aus dem Gelaß.

Gleich darauf ertönten Pelopeas Schreie. Scheltende, derbe Worte aus Männermund erklangen. Zu seinem Schrecken erkannte Polybius die Stimme des Seilers Cotys.

Er sprang empor von seiner Lagerstatt, schlug den Vorhang zurück und eilte hinaus, zwischen seinem Gastfreunde und Seneca zu vermitteln.

So kam er gerade zurecht, um Zeuge zu sein, wie der Seiler den Philosophen mit Faustschlägen zur Tür hinausscheuchte.

In seiner Angst, Seneca könnte, um sich für die Mißhandlung zu rächen, seine Drohung wahr machen, eilte er hinzu und wagte sich bis an die Schwelle des Einganges. Dort sah er sich plötzlich einem hünenhaften Germanen gegenüber, in dem er sofort den früheren Freund der Kaiserin, den Chatten Abalanda, erkannte.

Er flüchtete in die Dunkelheit des Hauses zurück. Doch es war zu spät. Er hörte den Teutonen in staunendem Tone sagen: »Das war doch der zum Tod verurteilte und verschollene Polybius.«

Dann ward es draußen still, bis endlich Stimmengemurmel in die Stille der Kammer drang. Mit bang klopfendem Herzen stand der Grieche in der Verborgenheit seines Verstecks und suchte zu verstehen, was Cotys, Abalanda und Pelopea miteinander sprachen. Endlich tappten schwere Schritte auf dem finstern Flur. Polybius wich zurück in eine dunkle Ecke. Doch niemand kam. Alles blieb ruhig. Das Haus schien plötzlich ausgestorben. Auch der Seiler Cotys meldete sich nicht, als Polybius nach langem, zermarterndem Warten den Namen seines Gastfreundes mehrmals leise zu rufen wagte.

Als der Abend hereinbrach, begann ein leichter Regen sacht zu träufeln. Polybius zog das Schutzbrett vor die kleine Lichtluke im Dach und sah wartend im Dunkeln. Stunde um Stunde verrann. Nichts war zu hören als das immer heftiger werdende Trommeln der Regentropfen auf die Dachziegel. Wie das Raunen der Einsamkeit klang das eintönige Geräusch. Das vergebliche Harren auf die Rückkehr des Leiters ermüdete endlich den sorgenvollen Mann. Er legte sich auf die dürftige Polsterung seiner Lagerstatt und entschlummerte, nachdem er eine Weile vergeblich gegen den Schlaf gerungen hatte.

Gegen Mitternacht wurden die Bewohner der Gasse durch Stimmengewirr und laute Kommandoworte aufgestört. Nur wenige Neugierige liefen an die Türen der Häuser. Mit den Truppen der Stadtkohorte, die den Polizeidienst versahen, wollte niemand zu schaffen haben. Und nur Polizei konnte zu so später Stunde in der Gasse aufmarschieren.

Vor dem Hause des Seilers Corys standen sie beim Flackern stinkender und rußender Pechfackeln. Der Führer, ein Centurio, gab die Befehle zur Absperrung der Gasse und drang dann mit mehreren Bewaffneten in das ärmliche Gebäude. Wenige Minuten später sahen die Nachbarn die Soldaten einen Mann aus dem Hause schleppen, den bis dahin niemand jemals gesehen hatte.

Zwei Mann blieben als Wache vor der Tür zurück. Sie ließen sich großspurig auf ein Gespräch ein und erzählten, es sollte auf Wunsch eines hochgestellten Römers der Seiler und seine Tochter festgenommen werden. – Da das Nest aber leer war, so wurde ein fremder Mensch abgeführt, der sich in einem Gelaß versteckt hatte. – Wahrscheinlich, meinten die Wächter, ein Dieb, der sich die Abwesenheit des Griechen Cotys zunutze machen wollte. –

Am Mittag des folgenden Tages war die herrliche Säulenhalle der Basilika Aemilia gedrängt voller Menschen. Sie standen längs der Wände und folgten gespannt der Verhandlung, die Kaiser Claudius in eigener Person als oberster Richter des Staates leitete.

In der Mitte des Raumes sahen auf einfachen Bänken die Geschworenen. Es waren deren sechzig zusammengerufen worden.

Der Cäsar thronte auf seinem Tribunal. Er sah müde und verfallen aus, und sein greises Gesicht zeigte tiefe Schatten der Trauer. Kummervoll blickte er auf den gefesselten Polybius. Neben dem Griechen stand Seneca.

Der Kaiser beendete gerade eine rechtsbelehrende Rede, in der er noch einmal den Gang und das Ergebnis der Verhandlung gegen Polybius beleuchtet hatte.

Nun überließ er dem Prätor die Vernehmung Senecas.

»Du gestehst also ein,« hob der Beamte an, »diesen Griechen in seinem Versteck besucht und somit verheimlicht zu haben, daß du den Aufenthalt eines zum Tode Verurteilten kanntest? Du hast ihm ferner geholfen, sich der öffentlichen Gerechtigkeit zu entziehen?«

Der Philosoph entgegnete spöttisch: »Du stellst mir eine Frage, die du dir im voraus selbst beantwortest, indem du behauptest, ich hätte eingestanden.«

»Belehre mich nicht über die Art, in der ich die Vernehmung zu führen habe,« verbat sich der Prätor finster diesen Ton. »Antworte einfach und klar mit Ja oder Nein.«

»Du willst natürlich ein Ja hören,« lächelte der Philosoph kalt. »Da ich die Wahrheit liebe, so antworte ich nicht mit einem Nein.«

»Warum du das Gericht gegen dich aufzubringen suchst, indem du deine Antworten in Hohn kleidest, ist mir nicht recht erfindlich,« gab der Prätor zurück. »Du weißt, wie strenge Strafe dir droht. Der erhabene Cäsar versuchte in seiner gerechten Güte, dich in seiner Rede zu entschuldigen. Du lohnst ihm die Großmut übel.«

Seneca zuckte die Achseln.

»Ich erkenne den guten Willen des Kaisers dankbar an und leugne nicht, Strafe verdient zu haben. Warum also noch viele Worte verlieren? Es flossen deren übergenug in den Stunden, die wir seit Sonnenaufgang hier stehen. Also fällt schon euer Urteil! Denn ihr straft mich ja nicht, weil ich gegen das Gesetz sündigte, sondern ihr wollt mit euerm Urteil verhüten, daß in Zukunft allzu viele gegen das Gesetz sündigen.«

Diese juristische Plattheit tat es dem Kaiser an. Lebhaft nahm er das Wort.

»Dies ist eine überaus weise Rechtsauslegung, die man zu deinem Gedächtnis in eherne Tafeln eingraben und an den Wänden der Basilika aufstellen wird. Ich danke dir, Freund Seneca.«

»Ich nehme deinen Dank an, hoher Herr, wenn ich mir auch keines Weisheitspruches bewußt bin. Auch hast du, wie gewöhnlich, wieder einmal vergessen, daß du nicht zum Kläger, sondern zum Angeklagten sprachst,« versetzte der Philosoph geringschätzig. Die Zuhörer lachten laut über die Einfalt des Cäsars, der verdutzt dreinschaute.

Der Prätor suchte die Lage zu retten, indem er sich mit erhobener Stimme an Polybius wandte:

»Du hast bezeugt, was dieser Mann nicht leugnete. Aus welchem Grunde erhobst du Anklage gegen ihn? Um dein Leben zu retten? Diese Hoffnung laß fahren.«

»Entziehe ihm die letzte Hoffnung nicht,« bat Seneca in tiefem Ernste. »Nicht ich habe ihm, nein, er hat mir zu verzeihen. Er beschuldigt mich zu Recht und er beschuldigt mich nicht aus freiem Willen, sondern weil man ihn durch seine Festnahme zur Anklage zwang. Es gibt im Palatium ein Weib, dem ich zu sagen wagte, was niemand je gewagt. Ich sprach die Wahrheit. Das ist mein Verbrechen. Und da man mich dieses Verbrechens wegen nicht anzutasten wagt, so wird der arme Polybius in die Rolle des Anklägers gezwungen und muß mich des Verrates an der Gerechtigkeit zeihen, weil ich sein Versteck verheimlichte. Er hatte mich vor einer Unklugheit gewarnt, die ihm das Leben kosten könnte. Dennoch beging ich diese Unklugheit. Torheit des Alters! Ich bitte den Ärmsten demütig, mir zu vergeben.«

»Worin bestand denn die Unklugheit?« fragte Claudius mit vor Neugier geweiteten Augen.

»Sie bestand in einer Vergeßlichkeit, hoher Herr.«

»Ja, ja, die Vergeßlichkeit,« nickte Claudius mitfühlend, während die Zuhörer kicherten und spöttisch über den Kaiser zischelten. »Willst du uns darüber Näheres erzählen?«

»Ich vergaß, daß ich dem Polybius und mir selbst die Grube schaufelte, wenn ich den Seiler Cotys bezichtigte, dem Verurteilten heimlich Obdach zu gewähren. Mein Fall beweist wieder einmal, daß man stets als Tor handelt, wenn man im Zorne handelt.«

»Wie weise!« bewunderte der Cäsar diesen Ausspruch. Dann fragte er weiter: »Und warum warst du im Zorn?«

»Nun, erhabener Herr, stelle dir vor, daß jemand, der geringer ist als du, dich ohrfeigt. Würdest du nicht zornig werden?«

»Man hat mich früher in den Garküchen oft geohrfeigt. Und jedesmal bin ich zornig geworden,« versicherte Claudius.

Und da er sich in lebhafter Vorstellung bei diesen Worten die linke Wange hielt, brachen die Hörer rücksichtslos in schallendes Gelächter aus.

»Alles Unrecht fällt auf den zurück, der es begeht,« sprach Seneca, als wieder Stille die Basilika erfüllte. »Meine Absicht war, den Seiler Cotys verhaften und verurteilen zu lassen, weil ich mir als Ankläger bestimmte Teile seines Eigentums hätte ausbedingen dürfen.«

»Bei allen Göttern, du beschuldigst dich selbst ja immer mehr!« rief ihm der Kaiser warnend zu.

»Ein Philosoph muß den Mut seiner Taten haben,« entgegnete Seneca schlicht.

»Es handelt sich um die Tochter meines Landsmannes,« warf Polybius ein. »Er stellte dem Mädchen nach.«

»Du kannst nicht sagen, wo sich der Seiler verbirgt?« versuchte der Prätor rasch.

»Nein. Ich weiß nur, was ich hier vor dem Tribunal hörte, daß er mit seinem Kinde geflüchtet sei.«

»Und du?« wandte der Prätor sich wieder an Seneca.

»Ich preise den Zufall, der dem Manne die Flucht ermöglichte,« antwortete der Mann, der plötzlich ein Weiser geworden war. »Das Bewußtsein, ihn geborgen zu wissen, macht mich glücklich. Denn heute bereue ich, was ich gestern gegen ihn unternahm. Doch nicht, weil es mich selbst in Ungelegenheiten stürzte.«

»Sehr, sehr große Ungelegenheiten!« versicherte Kaiser Claudius naiv. »Der Prozeß, der dir hier gemacht wird, ist erst das Vorspiel zu einem andern Prozesse. Hier stehst du nur als Hochverräter. Denn du bist der Begünstigung eines Mannes angeklagt, der zum Tode verurteilt wurde, weil er überführt ist, gegen mein Prinzipat konspiriert und mein Leben wie auch das der Kaiserin in Gefahr gebracht zu haben. Die Kaiserin bezeugt das. Sie wird aber auch gegen dich bezeugen, daß du des sträflichen Umganges mit meiner Nichte Livilla schuldig bist. Polybius, dem du dieses Verbrechen eingestandest, hat darüber bereits seine Aussagen gemacht. Betrachte dich als einen verlorenen Mann.«

Seneca war trotz aller philosophischen Gelassenheit bis in die Lippen blaß geworden. Die Plauderhaftigkeit des Kaisers enthüllte ihm die Größe der Gefahr, in der Livilla schwebte. Messalina als Anklägerin! Das bedeutete ein Urteil ohne lange Verhandlung für ihn wie für die schuldige Frau. Hier war der Cäsar, über den Prätor hinaus, der allein entscheidende Richter, gegen dessen Dekret es keinerlei Berufung gab. Die Kaiserin als Anklägerin! Wer im Palatium Bescheid wußte, kannte die Macht, die Messalina in dieser Rolle übte.

Würdig ergab Seneca sich jetzt in sein Schicksal. Er hüllte sich in Schweigen. Sein Spott war verstummt.–

Es ging bereits auf den Abend zu, als die Laienrichter durch einen ihrer Dezemvirn ihren Spruch verkündeten. Dann gab der Prätor das Urteil bekannt.

Seneca wurde nach Korsika verbannt und sogleich in Haft genommen, damit er sich weder durch Flucht noch Selbstmord dem zweiten gegen ihn anhängigen Prozeß entziehe.

Polybius ward noch in der Nacht hingerichtet. –

Wenige Tage später feierte Messalina den Triumph, der hochfahrenden Nebenbuhlerin Agrippina einen Stoß ins tiefste Herz zu versetzen. Julia Livilla wurde auf Grund des Unzuchtgesetzes zur Verbannung, Seneca aber zum Tode verurteilt.

Den Philosophen rettete Kaiser Claudius durch Begnadigung. Das Verbannungsurteil aus dem Hochverratsprozesse freilich konnte er nicht aufheben. So wurde Seneca nach Korsika verschickt.

Livilla sollte nach der Insel Pontia zurückkehren, in deren vernichtender Einsamkeit sie schon einmal während der Herrschaft Caligulas als Verbannte gelebt hatte. Sie erreichte das traurige Felseneiland nicht. Auf dem Wege dorthin wurde sie ermordet.

Man munkelte in Rom, diese Bluttat sei auf Betreiben Messalinas vollzogen worden, weil Agrippina die Verurteilung der Schwester ohne große Erregung und mit allzu stoischer Ruhe hingenommen hätte.

Jedermann erwartete nun in irgendeiner Form und unter irgendwelchem Vorwande ein Einschreiten gegen Agrippina. Dies um so mehr, als der Grieche Polybius vor seiner Hinrichtung die ehrgeizige Julierin schwer belastet hatte. Doch niemand ahnte, daß die Ratgeber des Cäsars die Kaiserin dringend vor einem Schritte gegen Agrippina warnten. Die Verbannung Livillas und deren schmählicher Tod hatten der Mutter Neros aufs neue viele Sympathien gewonnen. Es war für Messalina nicht ungefährlich, der Gehaßten ein Leid anzutun.

So leistete die Kaiserin Verzicht auf ihr Gelüst und begnügte sich mit dem errungenen Erfolge. Auch senkten sich unverdiente Ehrungen gerade jetzt auf sie nieder, als sie einem Mädchen das Leben gab.

Kaiser Claudius schwamm wieder einmal in töricht überheblichem Vaterglücke und nannte diese Tochter Oktavia.


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