Maximilian Schmidt
Der Zuggeist oder die erste Zugspitzbesteigung
Maximilian Schmidt

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XIV.

Leutnant Naus verließ am 26. August (1820) in Begleitung der genannten Offiziere, des Mathies Lechner und des schwarzen Görgls, der als Führer diente, mit dem Nötigsten versehen, Partenkirchen, um diesen Abend noch nach Durchwanderung des schauerlich erhabenen Rainthales die an dessen Anfang gelegene Angerhütte zu erreichen, um dann von hier aus mit frühestem Morgen das große Tagewerk beginnen zu können. Der Marsch inmitten der höchsten Berge war von herrlichstem Wetter begünstigt. Sie gelangten zuerst in das vordere Rainthal zum Hofe des Rainthaler Bauern, der in einem Kranze duftender Wiesen und umschattet von dichtbelaubten Baumgruppen sich hier in hehrer Einsamkeit befindet. Ueber die schwarzgrünen Föhrenwipfel starren mit trotziger Stirn die Bergkolosse herab und schließen einen schauerlichen Halbkreis um das stille Thal. Das verwitterte, weißgraue Gestein der Dreithorspitze, die doppelten Zinnen des Teufelsgsaß, der steile Schachen mit seinem krystallenen, felsumgürteten Wasserbecken, in welchem sich die Zirbelkiefer spiegelt, das Frauenalpl und endlich die furchtbaren Wände des vorderen und hinteren Rainthalerschroffen hüten, wie drohende Riesen, den friedlichen Ort.

Nach kurzer Rast und Stärkung wurd der Marsch der wildschäumenden Partnach entlang fortgesetzt, an deren 147 Ufer sich die steilen Berge mit ihrem starren Geschröffe dicht herandrängen. Immer näher rücken die Höhen zusammen, rauh und zerrissen wird der Pfad an den kahlen Wänden, unter welchen sich der Gebirgsfluß brüllend und donnernd durch sein tiefes Rinnsal Bahn bricht. Immer flußaufwärts wandernd, genossen sie des interessanten Anblickes des Oberrainthales, welches wieder in üppigster Vegetation prangt; bald aber sahen sie sich ganz und gar zwischen himmelanstrebenden Felsenwänden eingeschlossen, welche, aus der Tiefe gesehen, eine ungeheure Höhe darstellen. Bald auf-, bald abwärts steigend, setzt sich der steinige Weg durch das enge Thal fort, vorüber an dem sogenannten »Bockhüttl,« einem kleinen Aufenthaltsort für Hirten und Jäger, wo etwa die Hälfte des Weges erreicht war, der sich von da ab immer wilder und rauher durch das steinige Geklüfte windet. Immer spärlicher zeigt sich die Vegetation, hin und wieder wechselt ein Edelhirsch über den Pfad und einige Rehe äugen verhofft aus dem Latschengestrüpp. Dem schwarzen Görgl verursachte dieser Anblick jedesmal einen Riß durch den ganzen Leib.

»Hätt' i grad mei' Flintn mitgnumma!« rief er öfters aus.

Kies, Geschiebe und ungeheure Felsentrümmer, die Zeugen alter und neuer Bergstürze, erschweren das Fortschreiten immer mehr. Totenstille herrscht in dieser Einöde, nur unterbrochen von dem durchdringenden Gekrächze der schwarzgefiederten Steindohlen und von dem Plätschern der Bäche, die in silbernen Rinnen von glänzenden Schneefeldern eilen. Mit der Umbiegung des Thales gegen Westen entfaltet sich von der Bockhütte an der großartige Thalabschluß: Gatterlköpfe, Plattspitze, Wetterschroffen, 148 Schneefernerkopf, den Plattach- oder Schneeferner einrahmend, hinten der Partnachfall; rechts Schönberg, Hochgeif, Hochblassen, links Teufelsgsaß, Rainthalerschroffen und Hochwanner, rückwärts der hohe Fels oder SchachenVom Schachen grüßt jetzt das Bergschloß des in dieser großartigen Bergnatur besonders gern verweilenden Königs Ludwig II. von Bayern., eine der denkbar großartigsten Felsenszenerien bildend. Um die schwindelnden Höhen der starrenden Berggruppen konnten die Wanderer den Flug der Adler beobachten, welche jene lichten Zinnen mit tiefem Schweigen umkreisen. Auf den unzugänglichsten kahlen Höhen und Zinken tauchten auch hin und wieder ganze Rudel von Gemsen auf, welche den Wanderern viel Interesse darboten. –

Mitten aus dem Bilde der Zerstörung und Verlassenheit flimmern, eingehöhlt ins morsche Kalkgebirge, mit freundlicher Milde zwei ruhige Wasserspiegel, wegen ihrer eigentümlichen, tiefblauen Farbe die »blauen Gumpen« genannt.

Ueber Steinklippen und Resse geht es nun wieder fort, zur rechten Hand die sogenannten Blassenschroffen, diesem gegenüber die Wände des Hochwanners. Plötzlich schießt mit wilder Kraft ein Alpenbach von lockerem Gestein. Tosend zerstäuben die Fluten im Falle und die glitzernden Wassergarben erfüllen in weitem Kreise die Luft mit eisiger, feuchter Kälte. Nach einer weiteren halbstündigen, äußerst beschwerlichen Wanderung in einer zertrümmerten Welt gelangten sie endlich nach einem siebenstündigen, anstrengenden Marsche nach dem heutigen Zielpunkte, der Angerhütte.

Es war, als ob plötzlich ein Wunder geschehen, denn die in einer Höhe von 4146 Fuß liegende, einsame 149 Hirtenwohnung befand sich in der Mitte einer üppig grünenden, lachenden Flur, auf welcher die prächtigste Viehherde weidete, und das Häuschen umblühten im frischen, tauigen Beete Primeln und wilde Veilchen, Anemonen und Saxifragen. Dieser Anblick übte nach der langen, anstrengenden Wanderung durch die leblose Oede der Steinmassen einen doppelt wohlthuenden Eindruck auf die Gesellschaft. Sie jubelten alle freudig hinaus und ihre Rufe klangen als Echo wieder von dem gerade vor ihnen liegenden Schneeferner, dessen glänzende weiße Schneefelder in eigentümlichem Kontraste lagen gegen das herrliche Grün des Angers. Der Sommer mit seinem schönsten Alpenflor und mit der reichen duftenden Farbenpracht zarter Blümlein und der Winter mit seinem erstarrenden Hauche, beide herrschen hier als friedliche Nachbarn nebeneinander.

In der Angerhütte ward nun sofort Quartier gemacht. Der alte Hirte, der sogenannte Schaftoni (seine Schafe weideten auf dem »Platt«), hatte eine große Freude, wieder einmal eine menschliche Gesellschaft zu haben, und Mathies machte sich sofort daran, auf dem Herde ein Feuer anzuzünden und das Nachtmahl zu bereiten.

Nach kurzer Rast wollten die Herren noch unter Görgls Führung den Partnach-Ursprung besichtigen, zu welchem man in einer Viertelstunde angesichts des über dem Schneeferner sich steil und furchtbar aufbauenden Zugspitzes, auf kalter, blendender Decke, dem leicht zu ersteigenden Schneefelde, emporsteigt. Die Quelle der Partnach springt hier in einem mächtigen Wasserbüschel aus einem mächtigen Eisgewölbe hervor. Diese schimmernde Grotte, die Eiskapelle genannt, ist ein 16 Fuß hohes und gegen 40 Fuß langes Gewölbe, über welches eine 20 Fuß dicke Eisdecke 150 gespannt ist, die auf verschiedenen Eissäulen ruht und wie mit glänzenden Muscheln von ungeheurer Größe ausgestattet ist.

Der Lechner Mathies hatte inzwischen die Bergsäcke geöffnet, Feuer angeschürt und ein einfaches Hirtenabendmahl bereitet, während der Schaftoni in dem neben der Kuchel sich befindlichen Raume aus Moos ein Lager zurecht machte.

Der Tag war zur Rüste gegangen, aber über die östlichen Felsengipfel leuchtete der Vollmond auf, von dessen Glanz der Schnee der Ferner silberartig wiederstrahlte, während mannigfach gestaltete Felsgipfel ihre langen Schlagschatten magisch hineinwarfen in die tiefe, nur durch das Plätschern der Wellen und das ferne Tosen des Wasserfalls unterbrochene Stille der Nacht, – ein Anblick, der jedem unvergeßlich bleiben wird, dem es vergönnt ist, ihn zu genießen.

Die schneidend kalte Nachtluft nötigte indessen die Gesellschaft, in der Hütte Schutz zu suchen, und der mitgebrachte Tirolerwein erwärmte und kräftigte alsbald wieder Herren und Diener. Auch der Schaftoni: ein alter, verwitterter Geselle mit langem, grauem Vollbart und ebensolchen Haaren, durfte an Speise und Getränk teilnehmen, und war er auch anfangs verschlossen und nicht recht »redgeb,« so taute er jetzt allmählich auf und erzählte von seinem einsamen Leben inmitten dieser wilden Bergwelt.

Die Offiziere stellten mancherlei Fragen an ihn, wobei natürlich die morgige Zugspitzenbesteigung das Hauptthema bildete, welches Beginnen aber der alte Mann geradezu für eine Thorheit erklärte.

»Moants ös, auf enk hätt' i gwart,« sagte er, »wenn 151 da auffi a Weg z' finden waar? Beilei nit! I möcht aa r amal auffikraxerln auf dös Himmelsdach, und außischaugn in d' Welt!«

Bei diesen alten Gebirgsmenschen, welche fast ihr ganzes Leben in solcher Abgeschlossenheit von der Welt zubringen, hat sich noch manche Vorstellung aus der urweltlichen Götter- und Sagenzeit erhalten, so insbesondere an den glänzenden Himmelspalast im Innern des Felsenberges mit dem goldenen Dache. Die schimmernde Firnenpracht stellt das leuchtende Dach des himmlischen Hauses vor. Das treugläubige Volk der alten Deutschen versetzte den Himmel in den Schoß der Erde, ihr Gott hieß Wodan, oder wie er um den Wetterstein her genannt wird, Woudi.

Und von diesem Woudi wußte der Schaftoni manches zu erzählen, was er von seinem Vater und seinem Eni gehört, die gleich ihm den größten Teil ihres Lebens in dieser großartigen Alpenwelt zugebracht.

Dem schwarzen Görgl war es vor allem darum zu thun, neuerdings die Sage von dem Bergfräulein und dem Zuggeist bestätigt zu hören. Dieser wußte der Hirte noch eine andere anzureihen.

So breitete sich im Umkreise der Hochlandsberge bei Farchant zunächst Garmisch vor uralter Zeit eine paradiesische Landschaft aus.Dr. Sepp. Altbayer. Sagenschatz. Woaden, ein großer König und Zauberer, war Herr dieser Gegend; er wußte alle Goldadern im Gebirge, auch hatte er die Bergwerke unter sich. Hie und da zeigte er den Leuten die Reichtümer in den Felsengewölben, indem er vor ihnen die Bergwand öffnete. Wo er mit seinem Hammer hinschlug, floß Gold und Silber, so namentlich am Heimgarten, wo sich noch die Goldquelle befindet, die aber jetzt leider niemand mehr sichtbar wird. So erwies sich der Bergfürst und Geisterkönig als Freund der Einwohner, aber groß war sein Ernst, und heftig sein Zorn, wenn man ihn beleidigte. König Woaden hatte zur Tochter eine Fee. Diese ließ sich herab, einen Bauernburschen (Hirten) der Gegend lieb zu gewinnen; er aber wollte der Erscheinung zu liebe nicht von seinem Mädel lassen und verschmähte die hohe Huld. Darüber erzürnte die Tochter des Berggeistes und verwünschte die Gegend, und so entstand der einstige See oder der weite Moorgrund bei Murnau, aus welchem sich die Köcheln als ehemalige Inseln erheben.

Als dann Görgl wieder auf das ihn zumeist Interessierende kam und den Toni fragte, ob er den Zuggeist schon einmal gesehen, und ob es seine Richtigkeit habe, daß derselbe in Gestalt eines Geieradlers auf dem Zugspitz hause, da erwiderte der alte Schäfer: »Was magst da sag'n und b'haupt'n? I sehg mehr als oan von dene Rauba, und mancher kimmt gradwegs vom Zugspitz awag'schossen, wie no'mal der Teufi selm. Mögli is 's ja, daß er 's is, aber i fürcht mi dernthalb'n nit vor seina, und mit an' Schuß aus meiner alten Flinten hon i 'n scho' a etli Mal vertrieb'n. An' Scheibenstutzen wenn i hätt', no' Gnad' Gott! – i moan, i hätt'n scho' dalöst, aber mit mein Schießprügel is's ja grad a G'frett.«

Görgl blickte ganz verwundert auf den mutigen Hirten. Hauptmann von Jeetze aber wünschte näheres über diesen Geieradler zu vernehmen und der Schaftoni erzählte aus eigner Erfahrung, was ihm davon bekannt.

Unter dem Geieradler wird der Joch- oder 153 Lämmergeier, auch Bart-, Aar- und Gemsengeier verstanden, der in der Nähe der Schneeregion in den Felsenklüften der Hochalpen lebt. Er horstet hoch auf unzugänglichen Felsen und hat ein ungeheures 5 bis 6 einhalb Fuß Durchmesser haltendes Nest, worin er auf einer Polsterung von Wurzeln, Heidekraut und Gras 2, 3, höchstselten 4 Eier legt. Er wird 4 bis 4 einhalb Fuß lang, hat eine Flugweite von 8 bis 12 Fuß und ein Gewicht von 10 bis 12 Pfund, ist oben graubraun mit weißen Schaftstrichen, unten am Hals und Bauch rotgelb, Kopf und Oberhals ist bei den Alten weißlich, bei den Jungen schwarzbraun. Sein hornfarbener, 4 einhalb bis 5 einhalb Zoll langer Schnabel ist in der Mitte satteltief und läuft in einer bogenförmigen Spitze aus. Er ist der Kondor der europäischen Gebirge und durch seine organisatorische Lebensweise der merkwürdigste Vogel der Alpen. Aus der dunklen Himmelsbläue schwebt er heran ohne Flügelschlag, schon aus der Ferne hört man ein gezogenes, anhaltend helltönendes »Pfy! Pfy!« fast mit dem Ausdrucke des Uebermutes, und bald rauscht der König der Hochalpen heran und kreist mit mächtig ausgespannten Flügeln über dem Beschauer, läßt sich etwas in die Tiefe, um zu beobachten, zu spähen, und erhebt sich ungeduldig in schraubenförmig gewundenem Fluge wieder in die oberen Lüfte in gerader Richtung hoch über die eisstrahlenden Gipfel. Er macht besonders auf Lämmer, Ziegen und Gemsen Jagd. Bei größeren Tieren hat er den ihm ganz eigenen Kunstgriff, daß er sie, wenn sie nahe am Abgrunde stehen, mit reißender Gewalt und der ungeheuren Kraft seiner Flügel gleichsam hinabzustoßen sucht; manchmal faßt er sie auch mit den Klauen und zwingt sie durch Flügelschläge und Schnabelhiebe, sich selbst in den Abgrund 154 zu stürzen, wo sie sich entweder stark beschädigen, so daß er ihrer Herr werden kann, oder sich auch ganz zerschmettern. Er hat sogar schon Kühe und Ochsen angefallen, schlafende Hirtenknaben und mühsam emporklimmende Gemsenjäger in den Abgrund gestürzt, ja es werden von ihm auch Beispiele von Kinderraub erzählt.

Der Schaftoni gab schließlich den Offizieren den Rat, beim morgigen Aufstieg ja die Schußwaffe nicht zu vergessen, er aber wolle vor Sonnenaufgang in seiner Kirche schon auch für ein glückliches Gelingen beten, denn sicher sei er der Nächste, der ihnen auf den Zugspitz nachfolgen würde, falls ihnen das morgen gelänge.

»In welcher Kirche?« fragten die Offiziere. »Befindet sich hier eine Felsenkapelle oder Aehnliches?«

»Beilei!« erwiderte der Schaftoni lächelnd. »Mei' Kircha is draus am grean Anger, ehvor d' Sunn auffasteigt; rings ummatum fanga d' Gipfel 's brinna an, als wärn's riesige Kirzen; da Zugspitz is der Altar und der Schneeferner liegt wie r a silberner Teppich zu seine Füaß. D' Nebel, die auffisteign vom Brunnthal, so wunderschö' rötlat, i halt's für 'n Weihrauch, d' Bergamseln und d' Wiesenlerchen spieln die schönst' Chormusi; da geht dir 's Herz auf, wennst aussischaugst zum blauroten Himmi! Da brauchst koa' lange Litanei; mit a paar Gedanken bist firti, und gwiß is's wahr, der Papst draußn z' Rom, er kanns aa nit besser mit unserm Herrgott, als i, der Schaftoni im hintern Rainthal, dessel is mei' Glaubn. Und itz leg i mi auf mein' Lieger, denn d' Nacht g'hört zum Schlafen; vergeßts nit, 's Liacht ausz'löschen und somit wünsch enk alle mitanand a ruahsame Nacht.«

Damit öffnete er die Thüre zu seiner ärmlichen 155 Schlafkammer und schon nach wenigen Minuten war er in einen festen und gesunden Schlaf versunken.

»Ob der nicht wahrhaft glücklich ist?« meinte der Hauptmann, »fern vom Weltgetriebe, ohne Sorge, empfänglich für die Großartigkeit der Schöpfung und zufrieden mit seinem einfachen Schicksal!«

»Und die Hauptsache – keine vereitelte Hoffnung auf Beförderung,« lachte Leutnant Aulitschek. »Ihn geniert nicht das Wort »Armeebefehl«, kein zweiter Strich am Kragen, nach dem Kamerad Naus und ich schon lange schmachten und es wahrscheinlich noch sechs Jahre thun dürfen.«

»Wer denkt heute an das!« rief Naus. »Alle meine Wünsche gipfeln im Augenblicke in dem glücklichen Gelingen unserer morgigen Expedition und darauf leere ich dieses Glas.« –

Er hatte wohl noch einen anderen brennenden Gedanken – Bertha! deren Blick er ja morgen um 11 Uhr auf die Zugspitze gerichtet wußte, da er ihr schon vor einigen Tagen über diese Bergfahrt Mitteilung gemacht. Um ungestört an sie denken zu können, sagte er: »Und nun mache ich 's, wie unser wackerer Herbergsvater, der Schaftoni, und lege mich ins Moos. Gute Nacht!«

Die anderen fanden es auch für nötig, sich für die morgigen Strapazen vorzubereiten und gehörig auszuruhen, und während Mathies und Görgl oben am sogenannten Heubödl ihr Nachtquartier nahmen, lagerten sich die Offiziere auf dem best zurechtgerichteten Mooslager im anstoßenden Schuppen. Doch war ihre Ruhe sehr illusorisch. Sie wurden von einem Heere von Flöhen derart gemartert, 156 daß sie wachend am Feuer des Herdes den größten Teil der Nacht zubringen mußten.

Der in seinem Schlafe gestörte Schaftoni tröstete die Herren mit den Worten: »Mei', so a Herrn Offiziersbluat is eana halt was Seltsams, 's mei' taugt eana scho' lang nimmer; aber halt's nur aus, wenn's gnua habn, hörn's scho' wieder auf, drum jagt's es nit z'lang umma, sie möcht'n aa r Ruah hab'n bei der Nacht, is eana nit z' neiden!«

Damit legte er sich auf die andere Seite und schnarchte ruhig weiter. Die Offiziere aber, wie nicht minder Görgl und Mathies, flüchteten sich bald ins Freie und erwarteten halb schlafend, halb frierend den Morgen. Ein plötzlich eintretender Regen ließ sie schon an ihrem Unternehmen verzweifeln; doch der Schaftoni hielt Ausschau und erkannte an der Windrichtung und dem leichter werdenden Gewölk den Regen nur als einen vorübergehenden. Er tröstete deshalb seine besorgten Gäste mit den Worten: »Oes brauchts kon' Angst nit z' hab'n, es siehgt eam nimmer schiach awa.« 157


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