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Drittes Kapitel

Und Abends öffne ich im stillen Winkel
Mein erzbeschlagnes Buch, geziert mit Bildern
Von heil'gen Thaten und von Märtyrern.
Und fängt die Kerze dunkler an zu brennen,
Sing' ich die Hymne eh' ich schlafen gehe. –
Wer würde wohl wegwerfen seinen Pomp,
Zu nehmen meinen Stab und grau Gewand,
Dem lauten Treiben dieser Welt vorzieh'n
Das stille Leben eines Eremiten.

Warton.

Der Vorschrift des genialen Einsiedlers ungeachtet, welche sein Gast sehr gern erfüllte, fand es dieser doch nicht leicht, die Harfe ordentlich zu stimmen.

»Mich dünkt, heiliger Vater,« sagte er, »dem Instrumente fehlt eine Saite, und die übrigen sind mißhandelt worden.«

»Merkst Du das?« versetzte der Einsiedler, »das zeigt, daß Du ein Meister des Handwerks bist – Wein und Schmaus,« setzte er ernst hinzu, indem er das Auge erhob, »Alles die Folge von Wein und Schmaus! Ich sagte es Allan a Dala dem nördlichen Minstrel gleich, daß er die Harfe beschädigen würde, wenn er sie nach dem siebenten Becher spielte, aber er wollte nicht hören. – Freund, auf einen glücklichen Versuch.«

Mit diesen Worten ergriff er mit Feierlichkeit den Becher und schüttelte zugleich das Haupt über die Unmäßigkeit des nördlichen Minstrels.

Unterdessen hatte der Ritter die Saiten in Ordnung gebracht, und nach einem kleinen Vorspiel fragte er seinen Wirth, ob er ein nordfranzösisches oder südfranzösisches Lied, oder eine englische Ballade singen sollte. Hierauf stimmte der Ritter eine Ballade an, die des Kreuzfahrers Rückkehr behandelte, und welcher der Eremit mit großer Aufmerksamkeit zuhörte. Als der geendet hatte, sprach letzterer seinen Beifall aus und sagte: »Herr Ritter, ich trinke Dir diesen Becher zu auf das Wohl aller treuen Liebhaber – ich fürchte aber – Du bist keiner,« setzte er hinzu, als er bemerkte, daß der Ritter, dessen Gehirn durch das wiederholte Trinken ein wenig erhitzt zu werden begann, seinen Becher mit Wasser verdünnte.

»Wie?« sagte der Ritter, »habt Ihr mir nicht gesagt, das Wasser komme aus der Quelle Eures Schutzpatrons, des heiligen Dunstan?«

»Allerdings,« sagte der Einsiedler, »und mehrere hundert Heiden sind daraus von ihm getauft worden, aber daß er daraus getrunken hätte, habe ich nie gehört. Jedes Ding hat seinen eigenen Zweck. Der heilige Dunstan kannte so gut als einer die Vorrechte eines lustigen Bruders.«

Mit diesen Worten ergriff er die Harfe und unterhielt seinen Gast mit einem charakteristischen Gesange ganz in altenglischer Weise.

»In der That,« sagte der Ritter, »das war ein hübsches und lustiges Stückchen zum Ruhme Eures Ordens. Und des Teufels gedenkend, heiliger Bruder, fürchtet Ihr Euch gar nicht vor einem Besuche von ihm während Eures ungeistlichen Zeitvertreibs?«

»Ich ungeistlich?« versetzte der Eremit, »ich vergebe Euch die Beschuldigung.«

»Nun, nur im Mondschein meine ich, wenn das Wildpret an der Zeit ist,« sagte sein Gast.

» Exceptis excipiendis, lehrte mich unser alter Abt auf zudringliche Fragen der Laien zu antworten.«

»Recht, heiliger Bruder, aber der Teufel hat ein Auge auf solche Exceptionen. Du weißt, er geht umher, wie ein brüllender Löwe.«

»Laß ihn hier brüllen, wenn er es wagt,« sagte der Einsiedler, »ein Griff in meine Harfe wird ihn schon zum Schweigen bringen. Ich fürchte mich vor keinem Menschen und werde mich noch weniger vor dem Teufel und seinen Jungen fürchten. Aber um Euch in ein Geheimniß einzuweihen, muß ich bis nach der Morgenvesper warten; ich spreche nicht eher über solche Dinge.«

Hier brach er ab. Man wurde von beiden Seiten immer munterer und lustiger, und manches Lied ward unter ihnen gewechselt, als auf einmal ihre Lust durch ein lautes Pochen an der Thüre der Einsiedelei unterbrochen wurde.

Die Veranlassung dieses Pochens können wir blos dadurch erklären, daß wir uns wieder zu den Begebenheiten anderer Personen in dieser Geschichte wenden.



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