Heinrich Seidel
Glockenspiel
Heinrich Seidel

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Die beiden Geizhälse

            Ein Geizhals, der in Kufa lebte
Und die Vollkommenheit erstrebte
Ein Meister seiner Kunst zu werden,
Dem ward die Kunde, dass auf Erden
Kein grössrer Geizhals sei zur Zeit
Als in Bassora Abu Said.
Alsbald ein heilger Wissensdrang
Ihn nach Bassora's Mauern zwang.

Demüthig und bescheidentlich
Stellt er sich dort dem Meister vor
Und spricht: »Ein Schüler bittet dich,
O leih' ihm ein geneigtes Ohr.
Du wirst ihm gütigst nicht verwehren,
An deiner Kunst sich zu belehren.«
»Willkommen!« sprach nun dieser Mann.
»Doch, dass ich Dich bewirthen kann,
Lass eilig uns zum Markte laufen,
um Lebensmittel einzukaufen.«
Zum Bäcker ging's: »Wie ist dein Brod?«
»O Herr, so frisch und weich wie Butter!«
»Ei nun da hat es keine Not!
Doch Butter ist ein bessres Futter.
Weil dieser er sein Brod vergleicht,
Nicht Freundchen? Das begreift sich leicht;
Drum lassen wir den Brodkauf sein,
Und holen lieber Butter ein.«
Zum Milchverkäufer ging es dann:
»Wie ist die Butter, lieber Mann?«
»So süss und schmackhaft, frisch und weich
Und dem Olivenöle gleich,
Dem köstlichsten, das nur zu haben!«
»So wollen wir an Oel uns laben,
Denn dieses muss doch besser sein.«
Zum Oelverkäufer ging's hinein:
»Wie ist dein Oel?« »O Herr, fürwahr,
Wie Brunnenwasser frisch und klar!«
»Ei, ei,« so sprach der Geizhals nun,
»Jetzt weiss ich endlich was zu thun:
Wir wollen uns an Wasser laben,
Weil dies das Beste, was zu haben:
Wie sich das passt und herrlich fügt –
Ich hab', soviel für uns genügt,
Zu Haus' ne ganze Kufe stehn –
Da wollen wir schlampampen gehn!
Die leckre Mahlzeit soll uns frommen!«
Und also ist es auch gekommen!
Sie soffen Wasser wie die Schläuche,
Bis Ihnen kullerten die Bäuche.

Sodann mit manchem Dankeswort
Hat sich an seinen Heimathsort
Der Mann aus Kufa froh entfernt,
Vergnügt, dass er so viel gelernt.

 


 


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