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In den letzten Tagen des Novembers hatten die Fischer von Börshoop eine Zusammenkunft, um zu beratschlagen, wie man der Gefahr begegnen könnte, die dem Dranshoper See durch die Papiermühle drohte.

Auf die Eingabe, die Pudmar und Rode Harms gemacht hatten, war noch keine Antwort gekommen, und nach dem, was man gehört hatte, schienen die Herren von der Papierfabrik wenig Lust zu haben, den gerechten Wünschen der Fischer nachzukommen.

Zu dieser Beratung erschien auch Per Stieven. Als Pudmar an diesem Abend eine neue Beschwerde aufsetzte, die von allen Fischern eigenhändig unterschrieben werden sollte, wurde Per Stieven davon ausgeschlossen, weil man sagte, daß er kein freier Fischer mehr wäre, sondern in Lohn und Brot stünde, und daß man Einwendungen von der Dranshoper Verwaltung zu gewärtigen hätte, wenn das Schriftstück auch von den Angestellten des Rode Harms unterzeichnet wäre.

Per Stieven legte die Feder, die er schon eingetaucht hatte, wortlos beiseite. Er verließ ohne Gruß den Raum. Zu Hause setzte er sich an das Fenster. Er saß steif und mit starrem Gesicht.

Hede Lorm, die jetzt bei ihm wohnte und für seine Bequemlichkeit sorgte, versuchte vergebens, ihn auszufragen. Auch auf Mute, die vom Bett aus mit ihm plappern wollte, achtete er nicht. Es war Hede Lorm auch nicht möglich, ihn zu bewegen, endlich schlafen zu gehen. Er blieb die Nacht über am Fenster sitzen.

Am Tage darauf war er mit dem Kutter hinausgefahren. Hede Lorm sprach mit dem Danziger über Per Stieven. Da auch Kog auf der Versammlung der Fischer gewesen war, um zu hören, was man da beschließen würde, wußte er, daß man Per Stieven die Unterschrift verweigert hatte. Er erzählte es Hede Lorm, und sie überlegten, wie man Per Stieven wohl auf andere Gedanken bringen könnte.

Als Stieven tags drauf zurückkam, fand sich der Danziger bei ihm ein. Er hatte einen guten Schnaps mitgebracht, Fleisch zum braten und Tabak.

Hede Lorm brachte das alles auf den Tisch. Per Stieven stand ein Weilchen davor, dann warf er die Mütze in die Ecke und setzte sich. Er aß wenig, aber er trank. Wenn ein Glas leer war, schenkte er hastig ein. Er sprach auch. An einem der letzten stürmischen Tage konnten sie mit dem Kutter nicht rechtzeitig zurückkommen, sondern hatten einen kleinen Hafenort angelaufen und waren dort über Nacht geblieben. In diesem Hafen hatte Per Stieven nach langen Jahren einen Mann wiedergetroffen, der aus Börshoop gebürtig war, jetzt aber in dem kleinen Ort arbeitete. Von diesem Bekannten erzählte Per Stieven.

»Er hat es richtig gemacht«, sagte er, »man soll lieber in der Fremde in Lohn und Brot gehen. Es gibt einem einen Stachel, wenn man nicht voll rechnet. Ich bin doch bloß um Alma zu Rode Harms gegangen. Für mich wärs schon genug gewesen. Man braucht nichts, aber da denkt man doch an sein Kind. Das solls besser haben. Ich leg alles auf Heller und Pfennig zurück für Alma. Da hat sie einmal Geld in der Hand, da kann sie was mit anfangen. Raufheiraten kann sie mal, vielleicht einen kleinen Bauern. Man wird sie nicht scheel ansehen, wenn sie ihre Taler mitbringt. Darum hab ichs doch getan. Ich muß das mal sagen.«

»Wissen wir, Per Stieven«, sagte der Danziger, »es ist keiner in Börshoop, der dir was nachsagt. Du hast das falsch genommen mit der Unterschrift. Das hat seinen rechtlichen Grund.«

»Man hätte wo anders hingehen sollen«, beharrte Per Stieven.

»Sag das nicht«, antwortete der Danziger, »ihr sagt immer, ich wäre ein fixer Mensch, und wenn man seinen Spaß macht, denkt ihr, man hat bloß Flausen im Kopf. Aber so ist das auch nicht. Manchmal denke ich, hättst lieber zu Haus bleiben sollen. Die Erde, wo man geboren ist, bäckt anderes Brot. Oftmals macht es einem die Heimat am schwersten, das ist so wie man sagt, wen Gott lieb hat, züchtigt er. Ich bin ein gelenker Mensch und wenn ich schon solch einen Gedanken habe, dann würde es dir wohl noch schwerer ankommen. So wie du in den Schuhen steckst.«

»Ich hab mein Lebtag nicht viel Worte geredet«, sagte Per Stieven nach einer Weile, »was im Meer lebt, hat keine Stimme. Das wird es sein. Mein Vater ist immer ein stiller Mann gewesen. Auch die andern damals in Börshoop. Sie haben alle nicht viel Redens gemacht, aber wenn Not am Mann war, sind sie alle dagewesen. Das war dann wie ein Mensch. Aber heute reden sie die Freundschaft weg. Man will auch mithelfen, aber dann heißts, dich können wir nicht brauchen. Man ist doch auch hier geboren und will doch bloß, daß alles gut geht.«

Er konnte nicht einsehen, daß er nicht mehr zu den Fischern, die über das Wohl und Wehe ihres Heimatortes wachen durften, gehören sollte.

»Ich bin doch derselbe geblieben«, sagte er. »Man steht nach wie vor seinen Mann. Wir fahren jetzt sogar viel weiter raus. Auch bei Wetter, wo mans früher nicht gewagt hätte. Heute muß man einfach. Aber das wirds wohl sein.«

Er stand auf und schob das Glas beiseite:

»Sie werden schon recht haben, wenn sie einen behandeln, als wäre man zugewandert. Das soll nicht auf dich gehen, Danziger. Jeder näht sich seine Jacke selbst. Nun solls dabei bleiben.«

Auch Kog erhob sich. Er sah Hede Lorm an und zuckte die Achseln. Er hatte seiner Beredsamkeit mehr zugetraut, aber er war auf einen Menschen gestoßen, der mit dem Leben, in das er geboren wurde, so eins schien, daß er durch nichts bewogen werden konnte, aus dem Kreis seiner Gedanken herauszutreten.

Per Stieven stand mit dem Danziger noch vor der Tür.

»Früher ist das anders gewesen, als Almas Mutter noch lebte, aber nun ist man bloß noch ein halber Mensch. Das ist wie ein Boot ohne Segel. Man kann sich dabei zuschanden rudern. Ich dachte schon mal, man müßte Alma wieder ins Haus holen, aber ich kriegs nicht fertig. Das Mädchen ist stolz drauf, daß sie sich was verdient und auf eignen Füßen steht. Sie hats ja auch gut bei Harms und lernt da auch allerhand. Von der Frau nimmt sie sich manches an, was unsereiner nicht kennt. Alma war immer ein gelehriger Mensch, und ich sage mir, sie muß weiterkommen. Aber ihre Munterkeit fehlt mir.«

»Du hast ja Mute nun im Haus«, tröstete ihn Kog, »ich meine, das ist ein lustiges Wesen. Man kann sich über ihr Geschwätz schon freuen. Wenn ihr bloß Kiek Möns nicht zuviel Narrheiten beibringt. Ich habs Hede Lorm auch schon gesagt.«

Per Stieven schüttelte den Kopf:

»Mute wohnt bloß hier, das ist was anderes. Da hat man keinen Faden hin. Sie macht einem Freude, das stimmt schon. Aber man ist nicht der Vater.«

»Mute hat keinen Vater«, sagte der Danziger mit Betonung.

Per Stieven blickte auf:

»Der ist doch wohl in Holland, wie man sagt.«

»Er ist weg«, antwortete Kog.

Per Stieven sagte nichts mehr, aber er stand noch eine Zeitlang auf der Schwelle, als Kog schon gegangen war.

Ein Mensch wird geboren und wächst auf wie ein Baum, der seine Wurzeln im Erdreich hat, allein an der Straße steht und nicht zu den großen Wäldern zu wandern vermag. Per Stieven hat nichts anderes gekannt als sein Haus und das Meer und zwischen beiden Boot und Netz. Er hat wohl noch die Häuser gekannt, die sein eigenes umschlossen hielten, aber was jenseits dieses Dorfes lag, war schon die Welt. Wenn man über Felder ging, war man ein Wanderer, und wenn man in eine Stadt kam, war man nur hingeweht wie ein Sandkorn. Man hatte seinen Bestand nur in dem Kleinen, in dem Geringen, was das Schicksal einem zugebilligt hatte. Da lebte man, wie das Herz einem befahl.

Per Stieven hatte in jungen Jahren schon geheiratet. Sein Haus war der Frau, die er sich geholt hatte, vom ersten Augenblick an vertraut, denn es unterschied sich in nichts von dem Hause, darin sie selber geboren und aufgewachsen war. Das war die selbe kleine Stube, die gleiche Kammer, der gleiche Herd. Wenn man am Fenster saß oder vor der Türe, sah man auf das gleiche Meer. Wenn man am Zaun stand, blickte man die gleiche Straße entlang.

Man hatte nicht von Liebe geredet, solch Wort blüht selten auf kargen Lippen. Man hatte sich zusammengesetzt wie die Häuser es taten, um die Wärme zu haben und die Stürme freundlicher überstehen zu können. Was man in diesen jungen Jahren nicht gesprochen hatte, sollte das Kind ausdrücken, aber auch das hatte ihnen der Himmel nicht gleich geschenkt, wie man auf alles warten mußte, was ein helleres Gesicht trug.

Alma wurde erst nach zehn Jahren geboren. Dann war sie das Lachen, das man nie gehabt hatte, und das Lied, das einem nie zugeflogen war.

Es kamen dann ein paar Jahre, über die man sich wundern mußte, weil sie so gut und gedeihlich waren. Es sind reiche Fischjahre gewesen. Selten kommt ein Glück allein. Es hat immer noch ein zweites im Gefolge. Man war zufrieden, arbeitete, und hatte einen schönen Feierabend.

Nun war das alles anders geworden. Eine leere Kälte war da und ließ nicht zu, daß man seine Hand an dem eigenen Herzen wärmen konnte. Das Haus war wohl noch dasselbe. Es war das gleiche Meer, über das man fuhr. Man hatte sogar seinen festen Lohn und brauchte keine Angst zu haben, daß der Tischkasten einmal leer wurde.

In dieser kleinen Stunde des Nachdenkens fühlte Per Stieven auf einmal, daß er sich die Kälte selber in das Haus gesetzt hatte, weil es ihm schwer fiel, die Hand nach einem Menschen auszustrecken. Nicht das eigene Herz wärmt einen, sondern das Herz des anderen.

Als seine Frau starb, hatte er die Türe hinter sich und Alma zugeschlagen. Nun war der Singvogel durch das Fenster, das er selbst geöffnet hatte, hinausgeflogen. Wenn er nicht von allein wiederkäme, wollte man ihn nicht zwingen. Die Liebe eines Vaters soll kein Käfig sein. So saß man nun allein hinter der verschlossenen Tür. Vielleicht, wenn man sie auftäte, würde ein Mensch hereinkommen und es gut mit einem meinen. Mehr wollte man nicht.

Per Stieven ging in das Haus. Hede Lorm hatte den Tisch schon abgeräumt und eine frische Decke darüber gebreitet. Sie saß unter der Lampe und stopfte noch Strümpfe für Mute. Per Stieven setzte sich auf seinen Stuhl am Fenster. Er hatte, so lange Hede Lorm im Hause war, nicht viel mit ihr gesprochen, nur das, was der Tag gab. Er hörte lieber zu, wenn sie ihm dies oder jenes berichtete. An diesem Abend aber, wo ihm schon manches Wort von den Lippen gekommen war, das ihm sonst schwer gefallen wäre von sich zu sagen, hatte er den Wunsch, einen Menschen neben sich zu haben.

Man geht einen langen Weg entlang. Man geht ihn allein und die Gegend, durch die man wandert, ist einem nicht vertraut. Man weiß nicht, was hinter den Hügeln ist, man weiß nicht, was der Wald birgt. Der Himmel ist auch nicht klar, es sind Wolken darüber, die sich entladen könnten. Wenn einem auf solcher Wanderung ein Mensch entgegenkommt, ist es ein Labsal.

Per Stieven ist, nachdem er seine Frau begraben hatte, durch viele Tage gegangen. Es war ein mühevoller Weg gewesen. Unwirtliche Stunden waren es oft, und man hatte gefroren. Dieser Weg war noch nicht zu Ende. Es lag vielleicht noch ein weites Stück vor einem. Wenn da ein Mensch entgegenkommen würde, wäre es eine Wohltat.

Per Stieven sah zu Hede Lorm hinüber. Sie sprach über ihre Arbeit hinweg mit ihm von dem Danziger und wie er wäre, und daß er auch seine Last zu tragen hätte, so, wie man von Menschen spricht, mit denen man eben zusammen gesessen.

Dieses Gespräch war auf einmal wie eine Brücke. Wenn man jetzt nicht darüber geht, wird es lange dauern, bis man wieder an eine Furt kommt.

Per Stieven sagte:

»Wir haben es alle nicht leicht. Auch du hast schon manches durchmachen müssen.« Er sagte das so freundlich, daß Hede Lorm verwundert aufhorchte.

Sie fühlte, daß da jemand mit guter Hand an ihr Herz klopfen wollte. Es war wohl auch das erstemal, daß ein anderer ihr Leben bedachte. Man darf ein solches Gedenken nicht abwehren, und Hede Lorm erzählte von sich.

So saßen sie bis in die Nacht auf.

Die Worte hatten die Stube traulich gemacht. Hede Lorm und Per Stieven fühlten sich heimisch bei einander. Es war eine Stunde, von der man weiß, daß gute Sterne darüberstehen.

Per Stieven stellte noch die Uhr. Bei jeder Viertelumdrehung gab es einen feinen silbrigen Klang. Hede Lorm verschloß das Haus.

Dann gingen sie zu Bett. Sie weigerte sich ihm nicht. Am Sonntag kam Alma auf ein Stündchen zu Besuch. Es war eine Freude sie anzusehen. Sie hatte ein offenes Gesicht und Augen, die voll Vertrauen in die Welt blickten. Per Stieven stellte gleich fest, daß Alma auch in der letzten Zeit gewachsen war. Wenn sie redete, merkte man, daß sie auf ihre Sprache acht gab. Auch das fiel Per Stieven sofort auf und er sah sie wohlgefällig an. Man ging zusammen an den Strand. Hede Lorm war zärtlich zu Alma und hatte sie untergehakt, und Per Stieven folgte den beiden mit Mute an der Hand. So gingen sie wie eine Familie.

Alma fühlte, daß sich irgend etwas geändert hatte, aber da es nicht zum Schlechten war, so machte sie sich keine Gedanken darüber. Sie war froh, daß eine Frau an ihrer Seite ging, die sie nach' ihren kleinen Sorgen fragte, und die sich auf einmal wie eine Mutter um sie kümmerte.

Es war ein feuchtkalter letzter Novembertag, und man konnte sich nicht lange am Strande aufhalten. So saßen sie noch in der Stube zusammen, und Hede Lorm spendierte Äpfel, die auf der Herdplatte gebraten wurden.

Mute saß während der ganzen Zeit auf Almas Schoß und ließ sich immer wieder versprechen, daß ihre Puppe zu Weihnachten ein neues Kleid bekommen würde.

Als Alma gehen mußte, brachte Per Stieven sie bis zur Räucherei. Das erste Stück gingen sie schweigend. Per Stieven suchte nach Worten, um Alma alles erklären zu können. Endlich sagte er:

»Es soll ja nun alles besser werden. Ich denke, Mutter wird nichts dagegen haben und du sollst auch zufrieden sein. Sie ist ein verträglicher Mensch, das hast du wohl schon gemerkt. Ich glaube, daß du bei ihr nicht schlecht fährst. Wenn alles nach Wunsch geht, werden wir bald vor den Altar treten. Nur muß die Sache mit dem Mann in Holland noch geregelt werden, aber wir denken doch, daß es schnell geht. Er ist schon lange fort.«

Alma zeigte sich trotz ihrer Jugend als ein Mensch, mit dem man offen sprechen konnte, und der verständig das eine gegen das andere abwog.

»Ich habs mir gleich gedacht«, sagte sie, »schon als ich in die Stube kam. Sie war gleich so freundlich zu mir. Ich mag sie schon gern. Aber sie soll auch zu dir gut sein, sonst laß es lieber.«

Per Stieven fiel ihr ins Wort:

»Nein nein, sie sieht schon nach dem Rechten. Man kann nichts gegen sie sagen. Wir hatten auch gedacht, daß sie bei Harms weiterarbeitet. So käme eins zum andern. Du bist dann auch nicht mehr so allein, und wenn du mal heiraten solltest, dann wär eine Frau da, die dir zur Seite steht. Grade dann ist es schwer für ein Mädchen, wenn die Mutter fehlt. Ich denke schon, daß du gut mit ihr auskommst.«

Alma freute sich auf einmal wie ein Kind. Sie war Zeit ihres Lebens allein gewesen ohne Geschwister, zu denen man zärtlich sein konnte. Nun war Mute da, die sie mit Kleinigkeiten verwöhnen könnte. Das fiel ihr ein und sie lachte:

»Nun hab ich auch eine Schwester.«

Per Stieven kam mit zufriedenem Gesicht nach Haus.

»Es ist alles in Ordnung«, sagte er zu Hede Lorm, »Alma ist auch einverstanden. Wir müssen nun sehen, daß alles bald ins rechte Gleis kommt.«

Hede Lorm setzte sich neben die schlafende Mute und nahm ihr Händchen.

›So hätten wir nun ein Haus gefunden, das uns haben will‹, dachte sie, und sie dachte noch einmal an all die Jahre voll Irrungen, in denen man umhergeworfen wurde von seinem Blut und für alles, was man hingab, keinen Dank hatte, sondern obendrein noch beschimpft und belästert wurde. Man ist immer gutmütig gewesen und hilfsbereit und hat nie ein gutes Wort dafür bekommen. Man hatte wohl geglaubt, daß das Leben eine Mühle wäre, die sich drehen müsse, und so hatte man sich mitgedreht und war mitgedreht worden. Aber jetzt fühlte man, daß diese luftige Mühle einen warmen Winkel zwischen ihren harten Wänden barg, und Hede Lorm atmete auf, daß sie an der kleinen Tür zu diesem Winkel nicht vorbeigegangen war.

Als sie Per Stieven kennen lernte, hatte dieser stille und verschlossene Mensch sie oft eingeschüchtert, und sie hatte erst langsam erkannt, daß unter diesem Geschlossensein eine große Zuverlässigkeit wohnte. Nun empfand sie es mit Stolz, daß dieser Mensch über alle Kreuzwege ihres Lebens hinweg ihr mit Vertrauen entgegen kam.

Sie hatte sich an diesem Sonntag schmuck gemacht und die weiße Bluse angezogen, die ihr einmal aus Amsterdam geschickt worden war. Jetzt holte sie eine dunkle Bluse aus dem Schrank und vertauschte sie mit der seidenen, ehe sie zu Per Stieven wieder hineinging.

Aus der weißen aber nähte sie ein Kleid für Mutes Puppe.

 


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