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Während sich alles dieses ereignete, nahm der Prozeß gegen den Klumpen seinen Fortgang. Der Staatsanwalt hatte genügend Momente gefunden, gegen ihn die Untersuchung wegen Mordes, begangen an dem Schuster August Klose, einzuleiten. Eine Menge Vernehmungen hatten schon stattgefunden. Die ganze Angelegenheit war durch sie eher verwirrt als geklärt worden. Nichts wies auf ein Verhältnis, das zwischen Marie und dem unglücklichen Schuhmacher bestanden hatte und nach der Ansicht des Staatsanwaltes die Veranlassung zu der verbrecherischen Tat des Lahmen gewesen sein mußte. Der Angeklagte hatte sich von seiner Niedergeschlagenheit erholt und benahm sich bei seinen häufigen Vernehmungen sehr verschieden. Bald verharrte er in einem Schweigen, das dem Hohne gleichkam, bald gab er lang und breit eine Geschichte zum besten, die offenbar aus Wahrem und Falschem gemischt war. Immer aber zeigte er sich bereit, hundert heilige Eide zu schwören, dem Schuster kein Haar gekrümmt zu haben. Einmal versuchte der Staatsanwalt die Tat des Klumpen so zu erklären, daß der Schuster als Zeuge des Grenzfrevels beseitigt worden sei. Je weiter er aber diese Annahme durchführte, zu um so größeren Widersprüchen mit den festgestellten Tatsachen gelangte man, und es erwiesen sich alle bisherigen Feststellungen als sehr problematisch, wenn man die Behandlung des Rechtsfalles nach dieser Seite hin vorgenommen hätte. Der Untersuchungsrichter überzeugte sich endlich, was er übrigens von Anfang an für wahrscheinlich gehalten hatte, daß der Vater dieser Kombination, ein junger Assessor, denn doch mehr Eitelkeit als juristisches Denken besaß, um in einem solchen Wirrsal von Möglichkeiten gleich auf der richtigen Fährte anzuschlagen, sich gründlich geirrt hatte. So kam es, daß man nach einem Umschweif von Wochen mit aller Entschiedenheit sich wieder auf das erste Geleise einfuhr und die sträflichen Beziehungen des jungen Weibes zu dem verlumpten Schuster als Drehpunkt des ganzen Dramas ansah. Dazu kamen noch die schwankenden Aussagen des Angeklagten darüber. Nicht als ob er sein Weib bezichtigt hätte, nein, er erging sich nur in Verwünschungen gegen seinen Freund, den Schuster, und erzählte dann Episoden, die auf einen tiefen ehelichen Zwiespalt schließen ließen. Aus dieser Position war der Lahme durch keine List herauszubringen.
Die Hauptbelastungszeugin Marie konnte wegen ihres Zustandes nicht verhört werden.
Endlich berichtete der Amtsvorsteher Hoffmann, »daß ihrer Vernehmung keinerlei sanitäre Bedenken mehr im Wege ständen«, und die Personen, welche Kathe schon bekannt waren, traten eines Tages in die Stube des einsamen Hauses am Freibusch. Der Hastige, mit dem Luchsauge hinter dem Monokel, fragte sie nach Marie, während der Hinkende die Akten auf den Tisch legte und der Major Hoffmann die hölzernen Rehköpfchen an der Wand besah.
Kathe antwortete befangen, ihre Schwägerin sei zwar gesünder, liege aber noch im Bett drin in der Schlafkammer. Man öffnete die Tür, überzeugte sich, daß der Raum ungemein eng sei, und stellte den Tisch und die Stühle im Wohnzimmer nahe am Eingang auf.
Das alles ging in poltriger Hast vor sich.
Marie richtete sich auf, sah sie still der Reihe nach an und nickte mit dem Kopfe.
»Warum nicken Sie?« fragte der Staatsanwalt, hob sich seinen Stuhl in den Schlafraum und nahm Platz.
»Weil ich mei Unglücke versteh'.«
Dieses und alles andere sprach die Arme mit sicherer, fester Stimme.
Die Amtshandlung begann mit den üblichen Fragen nach Name, Alter, Geburt, Bestrafung usw.
»Sie wissen, was ein Eid ist!« sprach der Staatsanwalt.
Sie lächelte geringschätzig und sagte dann:
»Nischt!«
Fassungslos sah der Frager den Amtsvorsteher an, der mit den Achseln zuckte, fuhr dann mit hartem Wort auf sie los, und als er auch damit das verächtliche Lächeln von diesem schönen, blassen Gesichte nicht vertreiben konnte, sprang er auf und redete in der Wohnstube gedämpft mit Kathe. Zurückgekehrt, lispelte er mit dem Amtsvorsteher. Die beiden Männer lehnten sich zurück und sahen Marie scharf und lange an.
»Aber die Augen, die Augen sind mir zu gesammelt«, murmelte dann der Staatsanwalt zu Hoffmann, der zustimmend nickte.
»Überhaupt das ganze Exterieur«, meinte der und strich sich bedeutsam den schwarzen Schnurrbart.
Marie tat, als ob niemand anwesend sei, und saß mit gesenktem Kopfe da, ohne sich zu rühren.
»Wie lange sind Sie mit Ihrem Mann verheiratet?«
Der Staatsanwalt nahm das unterbrochene Verhör wieder auf, ohne sie zu vereidigen.
»Gar nich.«
»So lebten Sie in wilder Ehe?«
»Ja, ja, eene wilde Ehe war's!«
»Aber«, fiel der Amtsvorsteher hastig in ihre Antwort, »Sie sind doch nachweislich standesamtlich und kirchlich getraut.«
Der Staatsanwalt berührte mit der Hand Hoffmanns Arm, zum Zeichen, daß er das Verhör leite. »Getraut«, begann Marie unter Kopfnicken leise, »nu ja, ja, ich ha'm g'traut. Dem wen'ger wie je'm, je'm. Wer traut, bindt de Menschen aneinander. A Verrücktes bindt een Vogel mit eem Steene zusammen. Seht, Ihr Mannsmer, das, was mr Gott genenn', kann das nich tun. Deswegen war ich nich verheiratet.«
»Aber, Frau Exner...«
»Ich heeß nich Exner un nich Marie, ich ha keen Namen mehr. Das is alls gewesen. Das liegt vr dr Tür wie dr Schnee, mit dem dr Wind spielt. Mei Leben, de größte Krankheit, die's hat, hab' ich überstanden, bin gesund un gestorben.«
»Ich bitte Sie, Frau Exner, wir glauben alle...«
»Ja, ich hab' auch gebitt; aber etze bitt ich nich mehr. Etze is mei Gesinne eene Säge und mei Zunge a Hammer. Ihr herza Mannsmer, wie de Knöchel eim Wirfelbecher, aso schmeißt's uns.«
Der Staatsanwalt sah den Amtsvorsteher Hoffmann mit einem Blick an, der sagte, die scheint tatsächlich verrückt zu sein. Dann hob er sich vorbei in die Wohnstube. Als er wieder eintrat, folgte ihm Kathe mit dem Wechselbalg auf dem Arme und stellte sich auf einen Wink an das untere Ende des Bettes, in dem Marie lag.
Kathe war verwirrt, überschüttete das Kind mit Liebkosungen und schob immer wieder den Gummipfropfen in seinen Mund, obwohl der kleine Unhold mit schrillem Schnurren dagegen protestierte.
Herr Hoffmann beugte sich zum Staatsanwalt hin:
»Ich begreife nicht, wo das hinaus soll.«
Der putzte mit dem Taschentuch sein Augenglas und murmelte:
»Ich geh' aufs Ganze.«
Dann wandte er sich an die Kranke und gab seiner rauhen Stimme einen freundlich-eindringenden Klang.
»Nun aber, Frau Exner, nehmen Sie Vernunft an. Dieses Kind ist also doch wohl der Ehe mit Ihrem Manne, Karl Exner, entsprossen?«
Bei all den Vorgängen hatte Marie in ihrer Stellung verharrt. Nur beim Eintritt Kathes war ihr Kopf noch etwas tiefer auf die Brust gesunken. Die Augen unverwandt auf die Hände gerichtet, saß sie wie geistesabwesend. Auch die Frage des Staatsanwalts schien spurlos an ihr vorübergegangen zu sein. Sie rührte sich nicht. Nur der Zeigefinger ihrer linken Hand fuhr auf dem Rücken der rechten suchend über die hervorstehenden Sehnen.
Dann nickte sie wie im Traume, und mit taumelnder Stimme fing sie an, eintönig zu reden:
»Vernunft... o je, ihr Menschen! De Ziege hat's Horn un dr Mensch de Vernunft. Was aber hilft dr Ziege 's Gestöße, wenn se dr Fleescher an a Strick nimmt, un was nutzt'm Menscha de Vernunft, wenn's übern kömmt wie ein Schlachtmesser! – de Augen hat ma zum Flerrn, de Seele zum Verzweifeln.«
Mit einem langen, seufzenden Atemzuge setzte sie aus und schwieg eine Weile, wie um Kraft zu sammeln.
Der Staatsanwalt sah, daß der Wahn sie noch immer beherrsche, erinnerte sich, in einem Aufsätze irgendwo gelesen zu haben, es sei das beste, im Verkehr mit Irren einen Anfall abzuwarten, und beschloß, Marie gewähren zu lassen, um in dem folgenden lichten Augenblick die notwendige Frage über ihr Verhältnis zum Schuster Klose zu erledigen. Er nickte dem armen Weibe ermunternd zu. Sie wandte ihm das Gesicht ein wenig hin und schaute ihn bei gesenktem Kopfe von unten her mit glänzenden Augen an, dann begann sie wieder mit schwebender Stimme:
»Und 's zweete: dieses Kind. Mann, bist du Vater, un lachen deine Kinder? Da biste eim Himmel. Denn wenn Kindla lachen, steht de Welt stille.«
In Verzückung geratend, warf sie den Kopf zurück und die Hände in die Höhe.
»Ach du mei allereenziges Mädla, mei Wackala, un wo bist du? Hörst du's nich, dei Mütterla ruft: wo, wo, wo? Dr Wind geht, de Sonne steht uf, wenn's Morgen is. Dr Vogel fliegt aus'm Neste. Wo aber wirst du ufstehen, wo gehn, wo fliegen?
Tot vor dr Geburt, gestorben vorm Leben, un warst scheen wie ne Rotfinke eim Frühjahre un wie a Star ei der erschten Brut.«
Das sprach sie singend wie einen Hymnus.
Wie sie aber die alte, müde Stellung einnahm und ihre Augen niedersanken, erblickte sie Kathe und den Knaben in deren Armen. Da ward ihr Gesicht noch bleicher, und den Leib schüttelte ein Schauer.
Plötzlich, tödliche Verzweiflung im Auge, traf sie in wirrer Wildheit Anstalten, wie sie war, aufzustehen.
Die Männer sprangen hinzu und beruhigten sie. »Ich geh', ich mach ein Ende«, murmelte sie fortwährend hinaufringend. »Wenn ihr den Vater in meinem Namen... haha... Vater... ein scheener Vater...«
Dann ward sie still; aber nur, um nach einigen Augenblicken schreiend aufzufahren:
»Oh, du verfluchter Glaube!« –
Stier redete sie fort:
»Wie der Kuckuck eim Pusche, aso rufste überall. Es ruft – ach, wie hat's mich geruft! Ich mach' mich uf, lauf'm nach, vom Wege, vo mei'm scheen Wage runter, über Stock un Steen, durch Löcher un reißniche Wasser, bis ich nich meh weeß, wohin noch her... un immer ruft's noch: Kuckuck... Kuckuck... Kuckuck...«
Ihre Stimme war immer leiser geworden. Das letzte Wort konnte man nur noch von den Lippen ablesen. Zurückgesunken, die blauen Lider über die tiefliegenden Augen geschlagen, verharrte sie, als wollte sie schlafen.
Nun glaubte der Staatsanwalt, seine Zeit sei gekommen. Er machte sich leise heran und richtete allerhand Fragen nach dem Schuster an sie. Ihr blasses Gesicht blieb unbeweglich. Er entfaltete den Zettel des Verunglückten und beschuldigte sie zuletzt auch des sträflichen Verkehrs mit ihm, und daß das Kind wohl die Frucht dieser Sünde sei. Alles das, um sie zu reizen. Marie veränderte keine ihrer leidensstarren Mienen. Plötzlich riß sie sich aus einer unsichtbaren Umklammerung und gebot mit herrischer Stimme und bohrendem Blick ins Wesenlose: »Ha, Vater! Du, hast du noch nich genung?! – Laß mich los, ich habe nischt mit dir zu schaffen!!«
Dann lag sie wieder totenblaß, regungslos, welk.
Die drei Männer des Gerichtes sahen ein, daß mit dem unglücklichen Weibe nichts anzufangen sei, und gingen mit dem Entschluß von dannen, zu gelegener Zeit den Versuch zu wiederholen, ein bündiges Zeugnis von ihr zu erlangen.
Aber Marie hatte lange Tage vollkommener Hingenommenheit, rührte das Essen kaum an und hielt ihr Gesicht fortwährend den Fernen zugewendet. Ihre Lippen waren wie trinkend geöffnet. Ein unsichtbarer Strom ergoß sich in ihre Augen, die davon stiller wurden, den wirren Glanz verloren und tief in die Höhlen sanken. Am fünften Tage fiel sie in Schlaf, aus dem sie erst nach vierundzwanzig Stunden erwachte.
Sie richtete sich auf und rief nach Kathe, die bald vor dem Bette stand und erstaunt wartete.
»Da bin ich nu schon eben, was will ich machen?« sagte Marie nach langer Pause zu ihr, schwerfällig, als mache es ihr große Mühe, einen Gedanken zusammenzubringen.
Kathe vermochte nicht zu sprechen, weil sie vor den Augen Maries erschrak. Sie waren stumpf wie ein ruhendes Wasser im tiefen Nebel, ohne eigentlichen Blick.
»Siehch mich immer a«, sagte sie, »'s mag dumm sein, daß ich nich gehn mag. Aber 's lohnt sich nich mehr. Auch das: der Strauch macht sich nich alleene dürre, und kee Wasser schluckt sich selber. Auch das: wer sich schlägt, hat noch was. Aber ich? – – Of dem Wege, den ich gegangen bin, sah ich een Mann, der war wie ein blühnicher Strauch... er war meine, und ich hab'n nich genommen... gib mir deine Hand, Kathe, und fürcht dich nich.«
Das Mädchen tat es.
»Nu, ja, ja, Mädla«, sprach Marie dann mit schwachem Lächeln, »es muß eben sein, warum, weeß ich freilich nich. Geh un bring mir meine Kleeder; drnach pack dir deine Sachen zusammen; bis bedankt fr alles, was de an mir getan hast, und laß mich alleene.«
Das tiefe Mitleid verdunkelte Kathe die Augen mit Tränen, doch aus Barmherzigkeit drängte sie den Schmerz zurück und antwortete:
»Nee, nee, Mariela, du bist noch zu schwach. Steh uf, wenn de denkst. Aber fort geh' ich nich. Alle Arbt of eemal wär zuviel für dich.«
Nach kurzem Überlegen ergab sich Marie darein, und Kathe war ihr beim Ankleiden behilflich. Als sie ihr den rechten Arm beim Anlegen der Jacke hob, schrie das arme Weib leicht auf.
»Ich ha noch gar kee rechte Gewalt mehr uf den Arm. Das is vo dem langen Liegen. Er wird sich wohl wieder einrichten.«
»Du wirst dir's Geblüte erfroren haben.«
»Eim Bette?«
»Nu nee, eim Bette nich. Das weßte alls nich, daß de den Arm verleicht vier Tage un vier Nächte hast haußen liegenlassen?« »Ach, dort war alles möglich.«
Dann schritten sie über die Schwelle.
Marie ging bis in die Mitte der Stube, und als sie sich rund umsah, begann sie zu wanken. Wenn Kathe sie nicht aufgefangen hätte, wäre sie zu Boden gefallen. Matt lehnte das Weib den Kopf an die Schulter des Mädchens. In dieser Stellung verharrte sie lange, während ihre Augen groß und verstört niederblickten. Ängstlich hob Kathe ihr endlich das Haupt und sah einen irren Ausdruck im Gesicht.
»Was hat's nu mit dr?« fragte sie dabei.
Statt aller Antwort trat Marie einen Schritt zurück und riß Kathe mit sich.
»Siehch!« stotterte sie und wies mit bebendem Arm in die Luft.
»Was hat's nu?« fragte das Mädchen abermals voll Schrecken, weil sie durchaus nichts sehen konnte.
Marie richtete sich gewaltsam auf, ging an den Tisch, blieb lange unentschlossen sitzen und blickte dann Kathe unter Kopfschütteln an.
»Nee, nee«, hauchte sie, »kümmer dich nich. De Kranken regiert eben de Schwäche. Mach du och, ich erhul mich schon.«
Um sie nicht noch mehr aufzuregen, schwieg das Mädchen und ging bekümmert ihrem Tagewerk nach.
Marie verfolgte all ihr Tun mit den Augen. Es kam ihr ganz unbegreiflich, ganz zwecklos vor, was sie da erblickte, und sie sagte enttäuscht zu sich: »Das is das Leben, das is also...«
Als aber Kathe den schreienden Knaben auf den Arm nahm, konnte das Weib die Augen nicht offenhalten. Die rauhen Laute des Unholds taten ihr so weh, daß sie zu zittern begann und mit abgewandtem Gesicht in das Schlafzimmer flüchtete, wo sie den Kopf tief in die Kissen wühlte.
Doch mit der ganzen Kraft ihrer versinkenden Seele hielt sie an dem Entschluß fest, das letzte zu wagen, und nach einigen Tagen war sie imstande, das Kind zu halten. Mit leerem Gesicht arbeitete sie, ging leise umher wie ein Wesen ohne Seele, ohne Liebe, ohne Hoffnung, tot, aber geschäftig wie eine Maschine. Sie hatte gemerkt, daß ihre versonnenen Reden Kathe beunruhigten. Darum beherrschte sie sich und sprach selten und nur Alltägliches.
Nachdem sich auch Joseph überzeugt hatte, daß der Geisteszustand seiner Schwägerin zu keinen Sorgen mehr Veranlassung biete, erreichte sie es endlich, daß man ihr die Führung des Haushaltes ganz überließ.
»Bloß Wasser werdet ihr mir schicken müssen. Alle zwee Tage een Faß voll is genung.«
»Ja, ja, Mariela«, dies war die herzliche Einwilligung Josephs, »un so bale wie's geht kommste zu uns nuf, ganz, mit Sack und Pack.«
Dabei streichelte seine große Arbeitshand unbeholfen über ihre welke Wange.
»Ach du lieber Kerle, ich mach' kee Kalender nich mehr. Ich dank euch für alls, was ihr an mir getan habt. Zum Wiedergeben bin ich zu schwach; ich kann bloß danken. Un nu lebt gesund; für mich is Alleensein 's allerbeste.«
Käthe schluchzte am Halse ihrer Schwägerin, und selbst dem Burschen standen die stillen Augen voll Wasser. Das Weib war nur etwas bleicher geworden. Ihre Lippen zuckten. Aber weinen konnte sie nicht. Denn der Born ihrer Seele war versiegt.
»Geht, geht! Liebes Mädla, bis glücklich!« Sie fuhr Käthe zärtlich über den roten Scheitel. Dann drängte sie beide sanft zur Tür hinaus.