Adalbert Stifter
Der Nachsommer
Adalbert Stifter

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Ich sah wirklich, daß sie das lichte graue Kleid mit den feinen tiefroten Streifen nicht mehr an habe, sondern ein einfacheres, kürzeres, mattbraunes trage. Jenes Kleid wäre freilich zu einem Morgenspaziergange nicht tauglich gewesen, weil es in reichen Falten fast bis auf den Fußboden nieder ging. Sie hatte jetzt einen leichten Strohhut auf dem Haupte, welchen sie immer bei ihren Wanderungen durch die Felder trug. Ich fragte sie, ob sie glaube, daß noch so viel Zeit vor dem Frühmahle sei, daß sie über die Felderanhöhe hinaus und wieder in das Schloß zurückkommen könne.

»Wohl ist noch so viel Zeit«, erwiderte sie, »ich wäre ja sonst nicht fortgegangen, weil ich eine Störung in der Hausordnung nicht verursachen möchte.«

»Dann erlaubt ihr wohl, daß ich euch begleite?« sagte ich.

»Es wird mir sehr lieb sein«, antwortete sie.

Ich begab mich an ihre Seite, und wir wandelten den Weg, den ich gekommen war, zurück.

Ich hätte ihr sehr gerne meinen Arm angeboten; aber ich hatte nicht den Mut dazu.

Wir gingen langsam auf dem feinen Sandwege dahin, an einem Baumstamme nach dem andern vorüber, und die Schatten, welche die Bäume auf den Weg warfen, und die Lichter, welche die Sonne dazwischen legte, wichen hinter uns zurück. Anfangs sprachen wir gar nicht, dann aber sagte Natalie: »Und habt ihr die Nacht in Ruhe und Wohlsein zugebracht?«

»Ich habe sehr wenig Schlaf gefunden; aber ich habe es nicht unangenehm empfunden«, entgegnete ich, »die Fenster meiner Wohnung, welche mir eure Mutter so freundlich hatte einrichten lassen, gehen in das Freie, ein großer Teil des Sternenhimmels sah zu mir herein. Ich habe sehr lange die Sterne betrachtet. Am Morgen stand ich frühe auf, und da ich glaubte, daß ich niemand in dem Schlosse mehr stören würde, ging ich in das Freie, um die milde Luft zu genießen.«

»Es ist ein eigenes erquickendes Labsal, die reine Luft des heiteren Sommers zu atmen«, erwiderte sie.

»Es ist die erhebendste Nahrung, die uns der Himmel gegeben hat«, antwortete ich. »Das weiß ich, wenn ich auf einem hohen Berge stehe und die Luft in ihrer Weite wie ein unausmeßbares Meer um mich herum ist. Aber nicht bloß die Luft des Sommers ist erquickend, auch die des Winters ist es, jede ist es, welche rein ist und in welcher sich nicht Teile finden, die unserm Wesen widerstreben.«

»Ich gehe oft mit der Mutter an stillen Wintertagen gerade diesen Weg, auf dem wir jetzt wandeln. Er ist wohl und breit ausgefahren, weil die Bewohner von Erltal und die der umliegenden Häuser im Winter von ihrem tief gelegenen Fahrwege eine kleine Abbeugung über die Felder machen und dann unseren Spazierweg seiner ganzen Länge nach befahren. Da ist es oft recht schön, wenn die Zweige der Bäume voll von Kristallen hängen oder wenn sie bereift sind und ein feines Gitterwerk über ihren Stämmen und Ästen tragen.

Oft ist es sogar, als wenn sich der Reif in der Luft befände und sie mit ihm erfüllt wäre. Ein feiner Duft schwebt in ihr, daß man die nächsten Dinge nur wie in einen Rauch gehüllt sehen kann. Ein anderes Mal ist der Himmel wieder so klar, daß man alles deutlich erblickt. Er spannt sich dunkelblau über die Gefilde, die in der Sonne glänzen, und wenn wir auf die Höhe der Felder kommen, können wir von ihr den ganzen Zug der Gebirge sehen. Im Winter ist die Landschaft sehr still, weil die Menschen sich in ihren Häusern halten, so viel sie können, weil die Singvögel Abschied genommen haben, weil das Wild in die tieferen Wälder zurück gegangen ist, und weil selbst ein Gespann nicht den tönenden Hufschlag und das Rollen der Räder hören läßt, sondern nur der einfache Klang der Pferdeglocke, die man hier hat, anzeigt, daß irgend wo jemand durch die Stille des Winters fährt. Wir gehen auf der klaren Bahn dahin, die Mutter leitet die Gespräche auf verschiedene Dinge, und das Ziel unserer Wanderung ist gewöhnlich die Stelle, wo der Weg in das Tal hinabzugehen anfängt. In der Stadt habt ihr die schönen Winterspaziergänge nicht, welche uns das Land gewährt.«

»Nein, Natalie, die haben wir nicht. Wir haben von der dem Winter als Winter eigentümlichen Wesenheit nichts als die Kälte; denn der Schnee wird auch aus der Stadt fortgeschafft«, erwiderte ich, »und nicht bloß im Winter, auch im Sommer hat die Stadt nichts, was sich nur entfernt mit der Freiheit und Weite des offenen Landes vergleichen ließe. Eine erweiterte Pflege der Kunst und der Wissenschaft, eine erhöhte Geselligkeit und die Regierung des menschlichen Geschlechts sind in der Stadt, und diese Dinge begreifen auch das, was man in der Stadt sucht. Einen Teil von Wissenschaft und Kunst aber kann man wohl auch auf dem Lande hegen, und ob größere Zweige der allgemeinen Leitung der Menschen auch auf das Land gelegt werden könnten, als jetzt geschieht, weiß ich nicht, da ich hierin zu wenig Kenntnisse habe. Ich trage schon lange den Gedanken in mir, einmal auch im Winter in das Hochgebirge zu gehen und dort eine Zeit zuzubringen, um Erfahrungen zu sammeln. Es ist seltsam und reizt zur Nachahmung, was uns die Bücher melden, die von Leuten verfaßt wurden, welche im Winter hochgelegene Gegenden besucht oder gar die Spitzen bedeutender Berge erstiegen haben.«

»Wenn es für Leben und Gesundheit keine Gefahr hat, solltet ihr es tun«, antwortete sie. »Es ist wohl ein Vorrecht der Männer, das Größere wagen und erfahren zu können. Wenn wir zuweilen im Winter in großen Städten gewesen sind und dort das Leben der verschiedenen Menschen gesehen haben, dann sind wir gerne in den Sternenhof zurückgegangen. Wir haben hier in manchen größeren Zeiträumen alle Jahreszeiten genossen und haben jeden Wechsel derselben im Freien kennen gelernt. Wir sind mit Freunden verbunden, deren Umgang uns veredelt, erhebt, und zu denen wir kleine Reisen machen. Wir haben einige Ergebnisse der Kunst und in einem gewissen Maße auch der Wissenschaft, so weit es sich für Frauen ziemt, in unsere Einsamkeit gezogen.«

»Der Sternenhof ist ein edler und ein würdevoller Sitz«, entgegnete ich, »er hat sich ein schönes Teil des Menschlichen gesammelt und muß nicht das Widerwärtige desselben hinnehmen. Aber es mußten auch viele Umstände zusammentreffen, damit es so werden konnte, wie es ward.«

»Das sagt die Mutter auch«, erwiderte sie, »und sie sagt, sie müsse der Vorsehung sehr danken, daß sie ihre Bestrebungen so unterstützt und geleitet habe, weil wohl sonst das Wenigste zu Stande gekommen wäre.«

Wir hatten in der Zeit dieses Gespräches nach und nach die höchste Stelle des Weges erreicht. Vor uns ging es wieder abwärts. Wir blieben eine Weile stehen.

»Sagt mir doch«, begann Natalie wieder, »wo liegt denn das Kargrat, in welchem ihr euch in diesem Teile des Sommers aufgehalten habt? Man muß es ja von hier aus sehen können.«

»Freilich kann man es sehen«, antwortete ich, »es liegt fast im äußersten Westen des Teiles der Kette, der von hier aus sichtbar ist. Wenn ihr von jenen Schneefeldern, die rechts von der sanftblauen Kuppe, welche gerade über der Grenzeiche eures Weizenfeldes sichtbar ist, liegen, und die fast wie zwei gleiche, mit der Spitze nach aufwärts gerichtete Dreiecke aussehen, wieder nach rechts geht, so werdet ihr lichte, fast wagrecht gehende Stellen in dem graulichen Dämmer des Gebirges sehen, das sind die Eisfelder des Kargrats.«

»Ich sehe sie sehr deutlich«, erwiderte sie, »ich sehe auch die Spitzen, die über das Eis empor ragen. Und auf diesem Eise seid ihr gewesen?«

»An seinen Grenzen, die es in allen Richtungen umgeben«, antwortete ich, »und auf ihm selber.«

»Da müßt ihr ja auch deutlich hieher gesehen haben«, sagte sie.

»Die Berggestaltungen des Kargrates, die wir hier sehen«, erwiderte ich, »sind so groß, daß wir seine Teile wohl von hier aus unterscheiden können; aber die Abteilungen der hiesigen Gegend sind so klein, daß ihre Gliederungen von dort aus nicht erblickt werden können. Das Land liegt wie eine mit Duft überschwebte einfache Fläche unten. Mit dem Fernrohre konnte ich mir einzelne bekannte Stellen suchen, und ich habe mir die Bildungen der Hügel und Wälder des Sternenhofes gesucht.«

»Ach nennt mir doch einige von den Spitzen, die wir von hier aus sehen können«, sagte sie.

»Das ist die Kargratspitze, die ihr über dem Eise als höchste seht«, erwiderte ich, »und rechts ist die Glommspitze und dann der Ethern und das Krummhorn. Links sind nur zwei, der Aschkogel und die Sente.«

»Ich sehe sie«, sagte sie, »ich sehe sie.«

»Und dann sind noch geringere Erhöhungen«, fuhr ich fort, »die sich gegen die weiteren Berghänge senken, die keinen Namen haben und die man hier nicht sieht.«

Da wir noch eine Weile gestanden waren, die Berge betrachtet und gesprochen hatten, wendeten wir uns um und wandelten dem Schlosse zu.

»Es ist doch sonderbar«, sagte Natalie, »daß diese Berge keinen weißen Marmor hervorbringen, da sie doch so viel verschiedenfarbigen haben.«

»Da tut ihr unseren Bergen ein kleines Unrecht«, antwortete ich, »sie haben schon Lager von weißem Marmor, aus denen man bereits Stücke zu mannigfaltigen Zwecken bricht, und gewiß werden sie in ihren Verzweigungen noch Stellen bergen, wo vielleicht der feinste und ungetrübteste weiße Marmor ist.«

»Ich würde es lieben, mir Dinge aus solchem Marmor machen zu lassen«, sagte sie.

»Das könnt ihr ja tun«, erwiderte ich, »kein Stoff ist geeigneter dazu.«

»Ich könnte aber nach meinen Kräften nur kleine Gegenstände anfertigen lassen, Verzierungen und dergleichen«, sagte sie, »wenn ich die rechten Stücke bekommen könnte, und wenn meine Freunde mir mit ihrem Rate beiständen.«

»Ihr könnt sie bekommen«, antwortete ich, »und ich selber könnte euch hierin helfen, wenn ihr es wünscht.«

»Es wird mir sehr lieb sein«, erwiderte sie, »unser Freund hat edle Werke aus farbigem Marmor in seinem Hause ausführen lassen, und ihr habt ja auch schöne Dinge aus solchem für eure Eltern veranlaßt.«

»Ja, und ich suche noch immer schöne Stücke Marmor zu erwerben, um sie gelegentlich zu künftigen Werken zu verwenden«, antwortete ich.

»Meine Vorliebe für den weißen Marmor habe ich wohl aus den reichen, schönen und großartigen Dingen gezogen«, entgegnete sie, »die ich in Italien aus ihm ausgeführt gesehen habe. Besonders wird mir Florenz und Rom unvergeßlich sein. Das sind Dinge, die unsere höchste Bewunderung erregen, und doch, habe ich immer gedacht, ist es menschlicher Sinn und menschlicher Geist, der sie entworfen und ausgeführt hat. Euch werden auch Gegenstände bei eurem Aufenthalte im Freien erschienen sein, die das Gemüt mächtig in Anspruch nehmen.«

»Die Kunstgebilde leiten die Augen auf sich, und mit Recht«, antwortete ich, »sie erfüllen mit Bewunderung und Liebe. Die natürlichen Dinge sind das Werk einer anderen Hand, und wenn sie auf dem rechten Wege betrachtet werden, regen sie auch das höchste Erstaunen an.«

»So habe ich wohl immer gefühlt«, sagte sie.

»Ich habe auf meinem Lebenswege durch viele Jahre Werke der Schöpfung betrachtet«, erwiderte ich, »und dann auch, so weit es mir möglich war, Werke der Kunst kennen gelernt, und beide entzückten meine Seele.«

Mit diesen Gesprächen waren wir allmählich dem Schlosse näher gekommen und waren jetzt bei dem Pförtchen.

An demselben blieb Natalie stehen und sagte die Worte: »Ich habe gestern sehr lange mit der Mutter gesprochen, sie hat von ihrer Seite eine Einwendung gegen unseren Bund nicht zu machen.«

Ihre feinen Züge überzog ein sanftes Rot, als sie diese Worte zu mir sprach. Sie wollte nun sogleich durch das Pförtchen hinein gehen, ich hielt sie aber zurück und sagte: »Fräulein, ich hielte es nicht für Recht, wenn ich euch etwas verhehlte. Ich habe euch heute schon einmal gesehen, ehe wir zusammentrafen. Als ich am Morgen über den Gang hinter euren Zimmern ins Freie gehen wollte, standen die Türen in einen Vorsaal und in ein Zimmer offen, und ich sah euch in diesem letztern an einem mit einem altertümlichen Teppiche behängten Tischchen, die Hand auf ein Buch gestützt, stehen.«

»Ich dachte an mein neues Schicksal«, sagte sie.

»Ich wußte es, ich wußte es«, antwortete ich, »und mögen die himmlischen Mächte es so günstig gestalten, als es der Wille derer ist, die euch wohlwollen.«

Ich reichte ihr beide Hände, sie faßte sie, und wir drückten uns dieselben.

Darauf ging sie in das Pförtchen ein und über die Treppe empor.

Ich wartete noch ein wenig.

Da sie oben war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, stieg ich auch die Treppe empor.

 

Das ganze Wesen Nataliens schien mir an diesem Morgen glänzender, als es die ganze Zeit her gewesen war, und ich ging mit einem tief, tief geschwellten Herzen in mein Zimmer.

Dort kleidete ich mich insoweit um, als es nötig war, die Spuren des Morgenspazierganges zu beseitigen und anständig zu erscheinen, dann ging ich, da die Stunde des Frühmahles schon heran nahte, in das Speisezimmer.

Ich war in demselben allein. Der Tisch war schon gedeckt und Alles zum Morgenmahle in Bereitschaft gesetzt. Nachdem ich eine Weile gewartet hatte, kam Mathilde mit Natalie zugleich in das Zimmer. Natalie hatte sich umgekleidet, sie hatte jetzt ein festlicheres Kleid an als sie beim Morgenspaziergange getragen hatte, weil sie gleich Mathilden bei Tische einen Gast durch ein besseres Kleid ehrte. Mit der gewöhnlichen Ruhe und Heiterkeit, aber mit einer fast noch größeren Freundlichkeit als sonst begrüßte mich Mathilde und wies mir meinen Platz an. Wir setzten uns. Wir waren nun bei dem Frühmahle, wie wir es die mehreren Tage her gewohnt waren. Dieselben Gegenstände befanden sich auf dem Tische und derselbe Vorgang wurde befolgt wie immer. Obgleich nur ein Dienstmädchen ab und zu ging und wir in den Zwischenzeiten allein waren, indem Mathilde nach ihrer Gepflogenheit manche Handlungen, die bei einem solchen Frühmahle nötig sind, an dem Tische selbst verrichtete, so wurde doch über unsere besonderen Angelegenheiten auch jetzt nicht gesprochen. Gewöhnliche Dinge, wie sie sich an gewöhnlichen Tagen darbieten, bildeten den Inhalt der Gespräche. Teils Kunst, teils die schönen Tage der Jahreszeit, die eben war, und teils ein Abschnitt des Aufenthaltes während der Rosenzeit im Asperhofe wurden abgehandelt. Dann standen wir auf und trennten uns.

Und so wurde auch am ganzen Tage von dem Verhältnisse, in welches ich zu Natalien getreten war, nichts gesprochen.

Wir fanden uns noch im Laufe des Vormittags im Garten zusammen. Mathilde zeigte mir einige Veränderungen, welche sie vorgenommen hatte. Mehrere zu sehr in geraden Linien gezogene geschorne Hecken, die sich noch in einem abgelegenen Teile des Gartens befunden hatten, waren beseitigt worden und hatten einer leichteren und gefälligeren Anlage Platz gemacht. Blumenbeete waren gezogen worden und mehrere Pflanzen, welche man erst kennen gelernt hatte, welche mein Gastfreund sehr liebte und unter denen sich außerordentlich schöne befanden, waren in eine Gruppe gestellt worden. Mathilde nannte ihre Namen, Natalie hörte aufmerksam zu. Am Nachmittage wurde ein Spaziergang gemacht. Zuerst besuchten wir die Arbeiter, welche mit der Hinwegschaffung der Tünche von der Steinbekleidung des Hauses beschäftigt waren, und sahen eine Zeit hindurch zu. Mathilde tat mehrere Fragen und ließ sich in Erörterungen über Dinge ein, die diese Angelegenheit betrafen. Dann gingen wir in einem großen Bogen längs des Rückens der Anhöhen herum, die zu einem Teile das Tal beherrschen, in dem das Schloß liegt. Wir kamen an dem Saume eines Wäldchens vorüber, von dem man das Schloß, den Garten und die Wirtschaftsgebäude sehen konnte, und gingen endlich durch den nördlichen Arm desselben Spazierweges in das Schloß zurück, in dessen südlichem Teile ich heute Morgens mit Natalien gewandelt war.

Gegen Abend kam der Wagen mit den Wanderern an.

Mein Gastfreund stieg zuerst heraus, dann folgten fast gleichzeitig die übrigen, jüngeren Männer. Ich wurde von allen gegrüßt und von allen getadelt, daß ich so spät gekommen sei. Man begab sich in das gemeinschaftliche Gesellschaftszimmer und besprach sich dort eine Weile, ehe man sich in die Gemächer verfügen wollte, die für einen jeden bestimmt waren.

Mein Gastfreund fragte mich, wo ich mich heuer aufgehalten und welche Teile des Gebirges ich durchstreift habe. Ich antwortete ihm, daß ich ihm schon im Allgemeinen gesagt habe, daß ich an den Simmigletscher gehen werde, daß ich aber meinen besonderen Wohnort im Kargrat aufgeschlagen habe, in dem mit dem Gebirgsstocke gleichnamigen kleinen Dörflein. Von da aus habe ich meine Streifereien gemacht. Ich nannte ihm die einzelnen Richtungen, weil er besonders in der Gegend der Simmen sehr bekannt war. Eustach sprach über die schönen Naturbilder, die in jenen Gestaltungen vorkommen. Roland sagte, ich möchte doch auch einmal die Klamkirche, in der sie gewesen seien, besuchen; die Zeichnungen werde mir Eustach schon zeigen, damit ich einen vorläufigen Überblick davon zu erlangen vermöge. Gustav grüßte mich einfach mit seiner Liebe und Freundschaft, wie er es immer getan hatte. Auf die gelegentliche Frage meines Gastfreundes, ob ich nun lange in der Gesellschaft meiner Freunde zu bleiben gesonnen sei, antwortete ich, daß mich eine wichtige Angelegenheit vielleicht schon in sehr kurzer Zeit fortführen könnte.


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