Edgar Wallace
Die Bande des Schreckens
Edgar Wallace

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3

Eine Woche später lenkte Shelton seinen Wagen dicht vor Colchester auf einen Seitenweg und brachte ihn zum Stehen. Aus einer Schublade unter dem Sitz nahm er einen Koffer heraus, der einen Anzug, Schere, Rasiermesser und Creme enthielt, und kurze Zeit darauf hatte er sich vollkommen verwandelt. Er sah jetzt aus wie ein ehrbarer älterer Herr. Nachdem er einen Blick nach rechts und links geworfen hatte, ging er zur nächsten Haltestelle der Straßenbahn und fuhr von dort zum Zentrum der Stadt.

Es schlug zehn Uhr, als er den großen Kassenraum der Eastern Counties Bank betrat. Er legte ein Bankbuch und ein ausgefülltes Formular auf den Schaltertisch. Der Beamte prüfte beides sorgfältig und ging dann damit in das Büro des Direktors. Als er zurückkam, lächelte er respektvoll, als ob er sich für seine schlimmen Befürchtungen entschuldigen müßte.

»Siebentausendsechshundert«, sagte er liebenswürdig. »Wie wollen Sie das Geld haben, Colonel Weatherby?«

»In Hundertpfundnoten.«

Gleich darauf zählte der Kassierer ein Paket Banknoten mit außerordentlicher Geschwindigkeit ab und notierte dann die Nummern der Scheine in sein Buch . . .

»Danke schön.« Shelton wandte sich ab und steckte das Päckchen in seine Brusttasche.

Außer ihm befanden sich noch zwei andere Herren im Kassenraum, und ein dritter kam gerade durch die Drehtür herein. Der eine sah etwas müde aus und lehnte sich an den Schalter. Shelton würdigte ihn keines Blickes, wohl aber schaute er sich den anderen genau an, der vor dem Ausgang stand und ihn anlächelte.

»Guten Morgen, Shelton.«

Der Wetter Long! Höchste Gefahr! Shelton blieb stehen und schob trotzig das Kinn vor.

»Wollen Sie mit mir sprechen? Ich heiße allerdings nicht Shelton.«

Arnold Long nahm den Hut ab und fuhr mit der Hand durch sein dichtes, schwarzes Haar.

»Ja, ich wollte mit Ihnen sprechen.«

Im nächsten Augenblick sprang Shelton auf ihn zu.

Eine Sekunde später wälzten sich drei Männer auf dem Boden. Shelton gelang es, wieder auf die Füße zu kommen. Der Polizist war eifrig bei dem Handgemenge, stand aber dem Wetter immer im Wege. Plötzlich mischte sich auch noch der müde Herr ein, der vorher am Schalter gelehnt hatte.

»Hier! Verdammt . . .«

Ein betäubender Knall ertönte, und der Polizist stürzte blutend auf die Marmorfliesen nieder.

»Geben Sie die Pistole her, oder ich schieße sofort!«

Shelton wandte den Kopf. Der Bankbeamte mit der Brille hatte mit einem schweren Armeerevolver auf ihn angelegt. Der Mann hatte den Krieg auch mitgemacht, in dem selbst Bankbeamte mit Brillen lernten, kaltblütig andere Menschen über den Haufen zu schießen.

Long legte Shelton Handschellen an. Zwei Polizisten in Uniform kamen in den Schalterraum, während der Bankbeamte bereits an das Hospital telephonierte.

»Ich verhafte Sie wegen Betrugs«, sagte Arnold und schaute dann ernst auf den Toten, der in einer großen Blutlache lag. »Ich dachte, Sie trügen niemals eine Pistole bei sich?«

Shelton erwiderte nichts, und der Wetter wandte sich an den fremden Herrn, der sich am Handgemenge beteiligt hatte.

»Ich danke Ihnen . . . ich bin Ihnen wirklich sehr verpflichtet.« Plötzlich leuchteten seine Augen auf. »Ach, Sie sind ja Mr. Crayley.«

Der Mann sah totenbleich aus.

»Beinahe hätte er mich selbst getroffen«, sagte er heiser. »Nun, ich habe mein Bestes getan. Sagen Sie es nur, wenn ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein kann. Ist er tot?«

»Ja.« Der Wetter starrte düster auf den Polizisten. »Ich wünschte, das hätten Sie nicht getan, Shelton. Aber diesen Mord können wir wenigstens leichter beweisen als die anderen, die Sie begangen haben. Wir wollen ihn schnell zur Polizeistation bringen, bevor ein zu großer Auflauf entsteht. Zeigen Sie mir, bitte, den Nebenausgang«, wandte er sich an den Bankbeamten.


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