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Leichten Herzens zog Eugenius in die Fremde; auch sein Gepäck wog nicht schwer, und nur ein Diener begleitete ihn. Das Reisegeld des Prinzen war karg bemessen. In gar zu viele Teile hatte das väterliche Erbe geteilt werden müssen, und die Mutter verstand nie zu sparen. Aber Eugenius blieb bescheiden, die militärische Tugend der Genügsamkeit ließ ihn ein üppiges Leben verachten. Jeglicher Prunk war seinem innersten Wesen zuwider, selbst als Feldmarschall des Deutschen Reiches trug er mit Vorliebe das braune Kapuzinerröckchen, mit dem wir ihn auf alten Kriegsbildern so oft abgebildet sehen. Und bescheiden gestaltete sich sein Auszug aus Paris. Kurz war der Abschied, der Weg aber weit. Endlich durfte er seinen Bruder Julius umarmen, der vor ihm schon aus dem savoyischen in österreichischen Kriegsdienst getreten war und in Wien ein Reiterregiment führte.
Julius und Eugen hatten immer treu zueinandergehalten. Die Kindertage der beiden waren verdüstert durch die ungerechtfertigte Verfolgung des Vaters, die Kummertränen der Mutter. So verband die Abneigung gegen Frankreich die Brüder, und Prinz Julius sorgte nun dafür, daß der jüngere am deutschen Kaiserhofe eine gute Aufnahme fand. Dort konnte man kriegslustige Leute brauchen, und Kaiser Leopold war nicht kleinlich genug, um an einer aufgestülpten Nase und einer kurzen Oberlippe Anstoß zu nehmen. Das hatte den oberflächlichen Ludwig bei dem Bittsteller so verstimmt und gegen ihn eingenommen. Aber in Wien bekam er nicht zu hören: das Gesicht ist mir fatal. Leopold I. war ein leutseliger Herr. Ein guter Empfang wurde dem Prinzen zuteil, und als einer von der Generalität auf die kleine Gestalt Eugens hinwies, lächelte der Monarch: »Dann soll er sich auf ein Pferd setzen, das macht größer.« – So wurde Eugenius im Reiterregiment seines Bruders kaiserlicher Volontär, also ein zur Ausbildung dienender Freiwilliger ohne Sold.
Nun hatte Eugen von Savoyen das Ziel seiner Sehnsucht erreicht und trotz seiner großen Jugend so viel wie ein Offizierspatent in der Tasche. Bald sollte der Prinz auch beweisen, daß er eine wackere Klinge zu führen wisse. Einstweilen begafften die gemütlichen Wiener den künftigen Kriegshelden, und es blieb nicht unbekannt, daß das Savoyer Prinzlein aus Paris durchgebrannt war, um keine Kutte tragen zu müssen. Den braunen Mantel, den Eugen über dem Waffenrock trug, hatte der Wiener Volkswitz mit der vormaligen Bestimmung des Prinzen in Zusammenhang gebracht, und wo Eugen erschien, rief man: »Sieh da, der kleine Kapuziner!« Die Spaßmacher ahnten nicht, wie schnell sich der »kleine Kapuziner« Respekt verschaffen würde.
Von französischen Mordbrennern verwüstet, lagen noch die Dörfer und Städte der deutschen Pfalz in rauchenden Trümmerhaufen, und auf den Schanzen Straßburgs wehte die Fahne des Länderräubers Ludwig. Dem Herzog von Lothringen, Karl V., hatte dieser hochmütige Mann übel mitgespielt, und jetzt wollte es der Zufall, daß unter den Oberbefehl des Lothringers unser Eugenius kam, dem es zu Frankreich nicht besser ergangen war. Herzog Karl stand an der Spitze des deutschen Reichsheeres und war ein vielerfahrener Meister der Kriegskunst; das sicherte dem Prinzen die beste Schule. Ein Herzenswunsch des Kaisers war's, Straßburg von den Franzosen zu säubern, doch der Erbfeind im Westen brauchte nicht zu zittern, in der Wiener Hofburg hatte man andre, näherliegende Sorgen. Es war die Angst vor den raublustigen Türken, die von Osten her die Erblande des Hauses Habsburg bedrohten. Pest war eine türkische Festung, der Halbmond hatte die Hälfte Ungarns im Besitz, und der zwanzigjährige Waffenstillstand ging seinem Ende entgegen.
Zu Wien hatte man vergessen, daß die sicherste Bürgschaft des Friedens ein schlagfertiges Heer ist. Nun rüstete das Reich in schreckerfüllter Hast, denn furchtbar nahe war das Gespenst einer neuen Türkenbelagerung. Es ist eine untilgbare Schmach für Ludwig, die »allerchristlichste Majestät«, daß er die heidnischen Türken herbeirief, nur um Deutschland einen Streich zu spielen. Auch dem Grafen Tököly, diesem kühnen Empörer gegen die kaiserliche Herrschaft in Ungarn, ließ er einen guten Erfolg wünschen. Lag doch dem vierzehnten Ludwig viel daran, das deutsche Heer vom Rheinstrom fernzuhalten, um das durch elenden Verrat erworbene Straßburg nicht wieder herausgeben zu müssen. Darum schloß Frankreich ein geheimes Bündnis mit den Türken, und auch die ungarischen Rebellen sollten behilflich sein, Deutschland zu verderben.
Graf Tököly träumte von einer Königskrone. Das ganze Land hatte sein unruhiger Geist mit fortgerissen, so daß die Madjaren sich weigerten, den kaiserlichen Beamten die Steuern zu zahlen. Bald loderte ein wilder Aufstand gegen Habsburgs Szepter. Die verfallenen Festungen in Ungarn, nur schwach besetzt, vermochten den Empörern kaum die Stirn zu bieten. Der Haß gegen die Deutschen und Österreicher wurde genährt durch französisches Geld. Um die Gefahr noch zu steigern, rüstete ein gewaltiges Türkenheer auf Anruf der Rebellen wider Leopold. Die Osmanen hatten die Niederlage bei St. Gotthard nicht vergessen, auch hofften sie, ganz Ungarn unter den Halbmond zu zwingen, und wenn's glückte, ihre Herrschaft sogar über einen Teil der deutschen Länder auszudehnen. Ehe man sich's zu Wien versah, flammte die Kriegsfackel auf.
Das Heer der Janitscharen, verstärkt durch die Spießgesellen Tökölys und allerhand abenteuerliches Gesindel, kam unaufhaltsam die Donau heraufgezogen. Den Weg dieser mordlustigen Horden säumten die Ruinen verbrannter Dörfer, und namenloses Elend, Hungersnot und Pest kamen über die verheerten Landschaften. Groß war der Jammer; schon dehnte der freche Feind seine Streifzüge bis nach Mähren aus, erschlug Kinder und Greise und schleppte Jungfrauen und Jünglinge in schmachvolle Gefangenschaft. Damals wurden Tausende von Österreichern auf den Sklavenmärkten zu Adrianopel verkauft. Und immer näher wälzte sich die Gefahr gegen Wien. Die Armee des Kaisers zählte kaum 35 000 Mann, die Türken aber verfügten über 200 000 Waffenträger. So unvorbereitet fand der Sultan den kaiserlichen Hof.
Der Stellvertreter des Propheten auf Erden hatte seinen Großwesir Kara Mustafa mit der Führung des türkischen Heeres betraut. Er selbst ging nach Belgrad und gab Befehl, auf den Stephansturm zu Wien an Stelle des Kreuzes den Halbmond zu setzen. Das Deutsche Reich fühlte die Gefahr beim Herannahen der Osmanen, auf allen Straßen strömten die Hilfsvölker und kampfesmutige Freiwillige dem Kriegsschauplatz entgegen. An der Raab war der Sammelpunkt; dort hätte man den Feind gern aufgehalten, um den Wienern Zeit zu gönnen, ihre vernachlässigten Wälle und Verschanzungen auszubessern. Der Versuch mißlang; Kara Mustafa merkte die Absichten des Herzogs Karl von Lothringen und ging geradeaus gegen die Leitha vor. So kam der Lothringer in Gefahr, von Wien abgeschnitten zu werden, und mußte schleunigst aus Ungarn zurück.
Bei Petronell stieß die türkische Vorhut mit den Kaiserlichen zusammen. Das war am 7. Juli 1683, und auch unser Prinz Eugenius war mit dabei. Hier erprobte er zum erstenmal seine kriegerische Unerschrockenheit, indem er dem rasenden Ansturm der türkischen Reiterei tapfer standhielt. Der Zwanzigjährige hatte die blutige Prüfung bestanden und sich die Sporen verdient. An der Seite seines Bruders ritt er in den Feind hinein, daß die struppigen Pferdchen der Janitscharen erschrocken zur Seite sprangen. Wo das Getümmel am wildesten tobte, da war der kleine Kapuziner zu sehen; diesen Spitznamen wagte ihm aber nun niemand mehr zu geben, denn er hatte sich die Achtung aller erzwungen.
Der 7. Juli war ein Ehrentag für Eugenius, doch auch ein Tag der Trauer zugleich. Er hatte ein Opfer gefordert, das schwerste, das Prinz Eugen bringen konnte; denn Ludwig Julius, sein Bruder und Berater, fiel in der Schlacht vom Pferde. Schwer verwundet zog man den Verunglückten unter dem Streitroß hervor und brachte ihn in hoffnungslosem Zustand nach Wien. Eugen zitterte um das Leben des geliebten Bruders, der zugleich auch sein einziger Freund in diesem fremden Lande war. Ihm hatte er vertraut, war nach Österreich gekommen und diente mit unter seinen Dragonern. Und nun bekam das schöne Regiment ein andrer Oberst. Markgraf Ludwig von Baden hieß der Mann, dem von jetzt ab Eugen zu gehorchen hatte. Unserm Prinzen blieb wenig Zeit, sich dem Kummer hinzugeben: das Kriegshandwerk duldet keine Kopfhänger.
Auf der weiten Ebene hoch über der Donau hatte das heftige Reitergefecht getobt; der Zusammenstoß bei Petronell war vorüber, hier mußten die Türken zurückweichen. Aber andern Orts ließen sie sich nicht aufhalten; wie ein Heuschreckenschwarm den Himmel verdunkelt und zu einer Plage wird, so setzte die türkische Hochflut die ganze deutsche Christenheit in Schrecken. Mit unheimlicher Schnelligkeit näherte sie sich Wien, schon stand sie vor den Toren der Reichshauptstadt. Fiel die Residenz des deutschen Kaisers in die Hände der Ungläubigen, dann war ganz Deutschland offen für diese Asiaten, und eine namenlose Drangsal drohte der zivilisierten Welt. Langsam wichen die Kaiserlichen zurück, und da half es wenig, daß der Herzog von Lothringen die Nachhut der Osmanen im Treffen bei Preßburg schlug. Auch Eugenius war mit dabei und hat brav gefochten, als die Dragoner des Markgrafen von Baden gegen die Krummsäbel zur Attacke ritten.
Markgraf Ludwig hatte schnell von dem jungen Savoyer eine gute Meinung gewonnen. Er vertraute ihm gern einen Zug seiner Dragoner an, und Eugenius vertrieb die Janitscharen aus den Vorstädten Wiens, wo sie sich eingenistet hatten. Später brannten die Bürger selbst ihre Vorstädte nieder, damit sich das Raubgesindel darin nicht mehr festsetzen könne. Da hatte der Prinz das Nachsehen und mußte seine Ungeduld nach neuen Waffentaten zügeln, denn die unendlich schwächere Armee der Österreicher mußte deutschen und polnischen Zuzug abwarten, um der türkischen Übermacht wenigstens einigermaßen gewachsen zu sein. Neun Wochen lang sah der Lothringer Herzog untätig der heldenmütigen Verteidigung Wiens zu, und Eugenius war auch unter den müßigen Zuschauern, ohne den bedrängten Bürgern helfen zu können. Würde Wien fallen, ehe das Reichsheer stark genug war, einen erfolgreichen Entsatz zu wagen? Diese bange Frage bewegte alle Herzen.
Just an demselben Tage, da Eugen von Savoyen bei Petronell die Waffenprobe rühmlich bestanden hatte, verließ der kaiserliche Hof die Hauptstadt und reiste nach Linz. Das war das Zeichen zu einer allgemeinen Flucht aus Wien gewesen. Innerhalb achtundvierzig Stunden flüchteten mehr als 50 000 Bürger aus ihrer Vaterstadt; dafür drängte sich das entsetzte Landvolk hinter die schützenden Tore. Auf Ochsengespannen brachten die Bauern ihre ärmliche Habe mit, magere Gäule schleppten Weiber und Kinder Wien zu, und alle Straßen waren meilenweit von verzweifelten Menschen bedeckt. Ein großes Vertrauen hatte niemand zu der Verteidigungskraft Wiens, die Leute liefen wirr durcheinander, wie die Ameisen, deren Hügel von Zerstörung bedroht ist.
Der Mangel an Zuversicht war nicht ganz begründet, denn Kaiser Leopold hatte die innere Stadt neu befestigt, und gewaltige Wälle mit nicht weniger als elf Bastionen ragten trotzig aus tiefen Gräben empor. Das war ein mächtiger Festungsgürtel, aber vorerst war nur ein Häuflein von tausend Mann da, und es fehlten die Kanonen, um die Werke zu verteidigen. Die guten Wiener waren nahe daran, den Kopf zu verlieren, bis der Herzog von Lothringen den rettenden Einfall bekam, seine ganze glänzende Reiterei durch die Straßen der Stadt galoppieren zu lassen. Das war ein stattliches Schauspiel, und die zehntausend Pferde des Lothringers flößten den Bürgern wieder einigen Mut ein.
Noch hoffnungsvoller wurden die Wiener, als Graf Rüdiger von Starhemberg das Kommando übernahm und die Zurüstungen mit aller Macht betrieb. Neue Schanzen wurden aufgeworfen und alles Holz zu Palisaden verwendet. Wer eine Waffe tragen konnte, griff danach, selbst schulpflichtige Jungen meldeten sich, um als Trommler und Pulverträger ihr Scherflein zur Verteidigung beizutragen. Die Studenten bildeten ein eignes Regiment, die Bürger stellten acht stattliche Kompagnien. Am 12. Juli rückten endlich 14 000 Mann Fußvolk und neun Schwadronen Kürassiere durch die Stadttore ein. Da wußte Wien, daß 22 000 wackere Männer zu seiner Verteidigung bereitstanden, und die Herzen pochten nicht mehr so angsterfüllt. Zweihundert Geschütze bestückten jetzt die Festungswälle, jeder Graben war gut durch Palisaden gedeckt, das Pulver hielt man trocken und wohlverwahrt in den Kasematten. So erwartete die Hauptstadt den furchtbaren Feind, der langsam, aber stetig herangerückt kam.
Schon war des Nachts der Himmel blutrot vom Schein lodernder Dörfer, und in den Vorstädten tauchte ein Trupp bärtiger Madjaren auf, um blitzschnell wieder zu verschwinden. Ungesäumt gab Starhemberg den Befehl, die weitgestreckten Häuserreihen der Vorstädte in Brand zu stecken; die Tore wurden geschlossen, und über Wien lag das dumpfe Schweigen der Erwartung. In der Nacht auf den 14. Juli wich der Feuerschein nicht aus dem Osten, es war, als wollte die Sonne schon um Mitternacht aufgehen. Als der Morgen graute, sah man bei der »Spinnerin am Kreuz« die ersten türkischen Reiter, und in unübersehbarer Weite lagerte sich das fremdartige Heer. Die ganze Donauebene war bedeckt von den Zelten der Osmanen und Ungarn.
In einem unermeßlichen Halbkreis hatte sich der Feind niedergelassen, und Hunderte seiner Proviantschiffe schaukelten auf dem Strom. Inmitten des Lagers hatte der Großwesir sein herrliches, seidengesticktes Prunkzelt aufgeschlagen; von Wien aus war es leicht zu erkennen an dem riesigen Straußfedernbusch, der auf der Spitze des Gezeltes wehte. Rechts von Kara Mustafa, der von seiner Garde umgeben war, bezogen kleinasiatische und ägyptische Krieger das Lager, links nahm der Statthalter von Mesopotamien mit seinen Truppen Platz, und ihm schloß sich der Pascha von Damaskus an. Hinter den Ägyptern hatte sich das Fußvolk der ungarischen Türkei und des Balkans mit den Moldauern, Walachen und Bulgaren festgesetzt und war von den Paschas zu Erlau und Großwardein und dem Bei von Albanien befehligt. Auch Graf Tökölys madjarische Reiterei war da und vertrug sich gut mit der türkischen Kavallerie, den ungezügelten Tataren. Aber ganz einzuschließen vermochten die Osmanen Wien nicht, das wehrte ihnen im Norden die Donau, und das ließen auch die Soldaten des Lothringers nicht zu.
Herzog Karl hatte sich mit seiner Armee im Marchfeld verschanzt; er war viel zu schwach, die Türkenbelagerung zu verhindern und jetzt schon, ehe ihn die sehnlichst erwarteten Verstärkungen erreichten, einen Angriff zu wagen. Aber mit Starhemberg in Wien blieb der Herzog in steter Verbindung, und oft bekam er Briefe aus der eingeschlossenen Stadt. Da war ein Pole, Koltschitzky mit Namen, der jahrelang unter den Türken gelebt hatte, ihre Sprache redete und ihre Sitten kannte. Dieser wackere Mann setzte todesmutig über den Strom, schlug sich durch die Vorposten und war den Kaiserlichen ein opferfreudiger Kundschafter. So erfuhr der Herzog Karl, wie es in Wien zuging, und Graf Starhemberg wußte um die Pläne des Lothringers.
Unterdessen brummten die Mörser der Türken, Kartaunen und Schlangen spien Feuer und Eisen gegen die Mauern Wiens. Das war ein Höllenlärm, der Tag und Nacht nicht verstummen wollte und den Bürgern wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts in den Ohren gellte. Da grub sich manche Kugel aus schwerem Geschütz geschleudert tief in die Verschanzungen der Donaustadt, aber noch hielten die Wälle stand und trotzten sogar den grauenhaften Wirkungen der Pulverminen. So war der Monat Juli in banger Erwartung vergangen, ohne daß es den Osmanen gelungen wäre, auch nur einen einzigen Schritt näher heranzukommen; nicht einen Fußbreit Erde hatten sie von der Stadt erobert, so ungeduldig sie auch gegen die Pforten Wiens pochten. Nun sammelten sie sich zu entscheidenden Stößen und sandten ihre wildesten Kräfte gegen die Westseite der Stadt, die ihnen am wenigsten gesichert schien.
Vor der Burgbastei ging es am gefährlichsten zu; dort gelang es den Türken, der Gegenwehr zum Trotz, ihre Laufgräben vorzuschieben. Eine Flattermine zerriß den Wall, und schon liefen die Feinde Sturm. Viele Wochen bereits währte das erbitterte Ringen, jetzt erst hatte der Feind einen wirklichen Erfolg. Die Bürger mußten das zerschmetterte Vorwerk räumen, und ungesäumt besetzten die Türken die eroberte Stellung und bestückten sie mit Bombenmörsern. Das war am 3. September. Die beiden nächsten Tage tobten die Osmanen in erneuten Stürmen gegen die Burgbastei; mit blutigen Köpfen wurden sie heimgeschickt. Am 6. und 7. September erging es den Ungläubigen nicht besser. Der alte Starhemberg wehrte sich wacker, und die Wiener Bürger und Studenten verrichteten wahre Wunder an Heldenmut. Der wütende Feind schlug sich die Stirn wund an den Fäusten der Belagerten. Aber es waren weite Breschen in die Mauern geschossen; entsetzlich klafften die Lücken der Löwelbastei, die der Burgbastei benachbart war, und am 8. September glückte es den Türken, sich am Hauptwall festzubeißen. Das war böse, das Schlimmste mußte geschehen, sobald die beiden hinter jenen Basteien errichteten kleineren Werke in die Hände des Feindes gerieten.
Mit fieberhafter Hast arbeitete alt und jung an dieser arg bedrohten Stelle. Dicht hinter der letzten Schranke begannen schon die Straßen der Stadt. Ihre Mündungen wurden mit Balken verrammelt, aus den Fenstern riß man die Eisengitter und nützte sie zu Befestigungszwecken. Nicht nur auf die Barrikaden pflanzte man Geschütze, selbst aus den Fenstern der Hofburg starrten drohend die Kanonenrohre. All diese Vorbereitungen konnten die wehrhaften Bürger nicht über die schreckhafte Gefahr täuschen, und die Not wuchs immer mehr. In der Stadt war die Pest ausgebrochen, Tausende starben an der ansteckenden Seuche, und der Hunger grinste bleich und hohlwangig. Mit Gold wog man die elendsten Lebensmittel auf, trockenes Brot war rar geworden wie ein seltener Leckerbissen. Dazu gesellte sich ein großer Mangel an Munition, verschossen war das Pulver und die Geschütze vom vielen Feuern verdorben.
Langsam erschlafften die Kräfte der Verteidiger, eine lähmende Müdigkeit bemächtigte sich ihrer, und schon ließ mancher den Mut sinken. Doch Rüdiger von Starhemberg ließ keine Verzweiflung aufkommen in den Reihen der Mannschaften; er lehrte sie ausharren und hob das schwindende Vertrauen durch sein musterhaftes Vorbild. Selbst an einer Wunde leidend, zeigt er heldenhafte Standhaftigkeit, die alle zur Nachahmung mit fortreißt. An den gefährlichsten Punkten ist der Graf zu sehen, dreimal des Tags besichtigt er die Truppen, und auch des Nachts noch macht er regelmäßig einmal die Runde.
Im Dienst übt Starhemberg die strengste Manneszucht, aber im Verkehr gewinnt er die Herzen durch herablassende Güte. Den verletzten Arm in einer Binde, scheint er keine körperlichen Schmerzen zu kennen und harrt, ohne mit der Wimper zu zucken, im dichtesten Kugelregen aus. Immer wieder erklimmt er die steilen Stufen des Stephanturms, um die Bewegungen des Feindes zu beobachten. Der Kommandant Wiens hatte im Bürgermeister Liebenberg einen trefflichen Gehilfen, doch war es diesem ausgezeichneten Manne nicht vergönnt, die Erlösung aus der Türkennot zu erleben. Dagegen sah Leopold von Kollonitsch, ein gebürtiger Ungar und Bischof zu Wiener-Neustadt, die Stunde der Befreiung. Die bangen Tage der Bedrängnis hatte er als treuer Pfleger der Kranken und Verwundeten genützt und war so den Wienern ein Wohltäter geworden.
Täglich steigt die Not, noch immer steht der Lothringer müßig im Marchfeld und erwartet mit Ungeduld die Hilfstruppen. Wie oft mag Graf Starhemberg vom Stephansturm herab voll Sehnsucht nach dem Entsatzheer in die Ferne geschaut haben?
Ein Falke späht vom Felsennest so weit, so weit ins Land;
er späht nach Ost, er späht nach West, hinab, hinauf den Strand.
Der Falke ist Graf Starhemberg, hoch auf dem Stephansturm;
doch Türken nur und Türken nur sieht nahen er zum Sturm.
Da ruft er zorn- und kummervoll: Die Not, die klag' ich Gott,
daß man mich so verlassen hat, dem argen Türk' zum Spott!
Nun pflanz' ich auf dem Stephansturm die heil'ge Kreuzesfahn';
ihr Sinken klag' den Christen all, daß wir dem Falle nah'n.
Und stürzt die Fahn' vom Stephansturm, dann stehe Gott uns bei,
dann decke sie als Leichentuch den Starhemberger frei!
Der Sultan rief dem Starhemberg: Bei Allah! Hör' mein Wort.
Ich werf' die Fahn' vom Stephansturm und pflanz' den Halbmond dort!
Ich mache Wien zur Türkenstadt, Sankt Stephan zur Moschee;
ich reiß die Maid aus Mutterarm und bring dem Bruder Weh!
Der Sultan und der Starhemberg, die sprechen fürder nicht;
denn mit dem ehrnen Feuermund das Feldgeschütz nun spricht.
Jetzt ist, o Wien, dein bester Schild des Starhembergers Brust;
wie trifft so gut sein scharfes Schwert, wie schwingt er es mit Lust!
Und neben ihm steht Kollonitsch, ein Bischof, gotterfüllt,
des milde Hand die Schmerzen all der wunden Helden stillt.
Die Fahne auf dem Stephansturm wohl sechzig Tage stand,
es hielt sie fest der Starhemberg mit seiner treuen Hand.
Die Fahne auf dem Stephansturm, die fängt zu wanken an,
was hilft, ach Gott, ein Ehrenmann, wenn hundert Feinde nah'n!
Die Fahne auf dem Stephansturm, die wankt, die sinkt, die bricht;
nun helf uns Gott, ruft Starhemberg, denn länger halt' ich's nicht!
Der Türke ruft in stolzer Lust: Allah! der Sieg ist dein!
Gefallen ist die Kaiserstadt, das Kaisertum ist mein! –
Von Hörner- und Trompetenschall tönt plötzlich da ein Klang:
Heil Kollonitsch! Heil Starhemberg! So ruft ein Schlachtgesang.
Es tönt so froh, es tönt so hell, als ging's zum Tanz und Wein,
da ist die deutsche Ritterschar von Elbe, Main und Rhein.
Es tönt so stark und tönt so tief, als zög der Sturm herbei:
Von Östreich ist's die Heldenkraft, von Bayern ist's der Leu.
Es tönt wie wilde Meeresflut, die hoch sich hebt am Strand;
Sobiesky ist's, der Polenfürst, ein Held, gar wohl bekannt!
Der Türke rauft im Grimm sein Haar, von Rachedurst entbrannt,
Und mordet die Gefang'nen all mit kalter Mörderhand.
Nun eilt, ihr Helden, eilt herbei zum Kampf, so hart und heiß;
zu retten heut' die Christenheit, das ist des Kampfes Preis!
(Guido Görres.)
Und sie kamen, von heiligem Mut beseelt brachen sie auf den Feind herein wie ein furchtbares Gewitter. Schon in der Nacht, die dem 5. September folgte, erfuhren die Bürger, daß die Rettung nahe sei. Vom Wiener Walde her waren Raketen aufgestiegen und meldeten das Heranrücken des Entsatzheeres. Die Feuerzeichen waren allsogleich auf dem Stephansturm erwidert worden. Das merkten auch die Türken und verdoppelten ihre Anstrengungen, die trotzige Kaiserstadt endlich niederzuringen. Leidenschaftlich rannten die Janitscharen und ihre Helfershelfer gegen die zerschossenen Festungsmauern an. Sie wollten ein Ende erzwingen, konnten aber nicht mehr daran zweifeln, daß den Belagerten von außen her eine mächtige Hilfe sicher war. Schon meldeten dem Großwesir die türkischen Spione die in Eilmärschen heranrückende christliche Armee.
Mit Jubel sahen die Wiener von ihren Wällen herab am 9. September feindliche Reiterei den bewaldeten Anhöhen zueilen. Es galt, dem anziehenden Heer die Zugänge ins Tal zu versperren. Das war ein nutzloser Versuch, denn ein Herzog von Lothringen ließ sich nicht aufhalten. Im silbernen Brustharnisch, mit der schwarzgelben Feldbinde um die Hüften, ritt er, umgeben von seinem Stabe, den Reichstruppen voran. Da sprang ein kotbespritzter Mann aus dem Buschwerk und reichte dem Generalissimus einen Zettel. Der Lothringer las: »Keine Zeit mehr verlieren, lieber gnädiger Herr! Ja keine Zeit verlieren!« Das war ein dringender Notschrei, und er kam vom Grafen Starhemberg aus Wien.
Am 11. September ist ganz Wien auf den Beinen. Vom Kahlenberge her hört man Geschützdonner, die Bürger können die Augen nicht wenden von jener Höhe: eine rote Fahne mit einem weißen Kreuz im Felde flattert dort. Erleichtert atmet alles auf, wie von einem Alpdruck befreit; fremde Leute küssen und umarmen einander auf der Gasse, reife Männer weinen. Nun muß diese grausame Heimsuchung, diese schier unerträgliche Pein schnell vorübergehen, nun muß endlich Wien frei werden! Es dunkelt bereits, und noch immer blicken die Wiener nach Westen hin, wo auf den Bergen die Wachtfeuer emporflackern und in unzähligen feurigen Punkten gleich Glühwürmchen von den Berghängen funkeln.
An einem der Lagerfeuer dort oben sitzt wohl auch unser Prinz Eugen im Kreise der andern Dragoneroffiziere und kann den nächsten Morgen kaum erwarten. In dieser Nacht geht in der Kaiserstadt niemand zur Ruhe, und als vor Sonnenaufgang vom Hermannskogel her bunte Leuchtkugeln den Himmel erhellen, da weiß man zu Wien, daß das Entsatzheer sich rüstet, in die Ebene zu steigen. Nun wird ein blutiger Tanz beginnen, ein Tanz auf Leben und Tod. Schon laden die Kriegshörner zum Waffenspiel ein, dumpf dröhnen die Pauken, und gewaltige Türkenmassen stürmen dem Kahlenberg zu.
Karl V. von Lothringen hatte lange warten müssen, bis die Kolonnen der deutschen Hilfsvölker zu seinem Heere gestoßen waren. Schließlich erschien auch der sehnsüchtig erwartete Polenkönig Johann Sobiesky. Gegen den Willen seiner Ratgeber entschloß er sich zum Beistand, und alle Ränke des französischen Botschafters am polnischen Hofe hatten versagt. Die Erinnerungen an die eignen Triumphe über die Türken waren stärker in ihm als der Deutschenhaß seiner Höflinge. Nun ritt Sobiesky an der Spitze der berühmten Panzerreiter Wien zu.
Die vereinigten Streiter fanden an den Türken einen todesmutigen Gegner. Der Großwesir Kara Mustafa hatte seine Macht geteilt. Am Kahlenberge kämpften dichte Massen der Osmanen gegen das Entsatzheer, und ebenso gewaltige türkische Kriegshaufen wandten sich der Stadt zu. Weithin über die Ebene gellte der wilde Allahruf der Mohammedaner. Furchtbar stießen die Gegner aufeinander; das Würgen und Morden wollte kein Ende nehmen. Zehn Stunden währte die glorreiche Befreiungsschlacht, hart mußte um den Sieg gerungen werden, doch der 12. September zerschmetterte für immer die kriegerische Übermacht der Osmanen.
Prinz Eugen war mit seinen Dragonern unter den ersten, die sich durch dichtgedrängte Türkenscharen bis zum Stadttor durchhieben, um dann die zerrissenen Linien des Feindes in wilder Flucht auseinanderzutreiben. Kurfürst Johann Georg von Sachsen, dessen rote Leibgardeschwadronen ebenfalls immer voran waren, verjagte den Halbmond aus seinen festesten Stellungen. Die polnische Reiterei, in Kettenhemden und Flügelhelmen, brachte die Tataren zum Wanken. Auch die Bayern hatten tapferen Anteil an diesem Riesenringen, und die brandenburgischen Grenadiere stellten auch ihren Mann. Noch vor Sonnenuntergang war das verschanzte Türkenlager erobert; General Flemming steckte die erste Fahne auf die Schanzen der Osmanen. Das ist ein Ruhm, der für immer den Sachsen gebührt. Doch alle Befreier haben sich ihren guten Teil an der harten Arbeit wohl verdient, und nicht zuletzt unser Prinz Eugenius, der im Dragonerregiment des Grafen Ludwig von Baden wie ein Löwe focht.
Die Kaiserstadt lag wie ausgestorben. Männer und Frauen hatten die Häuser verlassen und drängten sich auf den Wällen; gespannt folgte alles dem furchtbaren Gemetzel da draußen. Lange wogte die Schlacht, und die Batterien brüllten dazu. Jetzt stürzten die geschlagenen Türken mit der Wut der Verzweiflung gegen die Schanzen Wiens. Vom Entsatzheer zersprengt, wollten sie sich in der Stadt einnisten und wagten einen letzten verwegenen Sturm. Die Frauen auf den Wällen sanken betend in die Knie, die Männer liefen dem bedrohten Schottentore zu. Markgraf Ludwig von Baden hatte scharfen Blicks die Gefahr erfaßt. Seine Dragoner mit dem Prinzen Eugen an der Spitze rasten herbei, und wie der Blitz saßen sie dem Feinde im Rücken; nach rechts und links teilten die Reiter Hiebe aus. Jetzt wurden die Türken auch in der Flanke gepackt. Drei Bataillone Württemberger Fußvolk brachten sie zum Wanken, und das Schottentor war gesäubert.
Wien jubelte auf. Weit öffneten sich die Tore, und bei dem Geschmetter der Trompeten, dem Rasseln der Trommeln führte Starhemberg die Besatzung zum Ausfall. So kamen die Türken zwischen zwei Mühlsteine, da gab es keinen Halt mehr für den Feind. In kopfloser Angst rannte er der Donau zu, gehetzt und in den Staub getreten von den Verfolgern. –
Wien war gerettet! Als die Dämmerung niedersank, zogen die ersten Regimenter in die befreite Stadt ein. Die bestaubten Reiter umtoste das Jauchzen der Bürgerschaft; da empfing auch unser Eugenius zum erstenmal den beglückenden Dank des Volkes. Er hatte sich ihn wohl verdient. Heldenhaft räumte seine Klinge unter den Osmanen auf; so klein er war an Gestalt, so mächtig hatte er dreinzuschlagen gewußt und war ein leuchtendes Vorbild allen Dragonern gewesen.
Am nächsten Tage schon strömte die Bevölkerung Wiens schaulustig dem eroberten Türkenlager zu. Eine ungeheure Beute bewachten dort die Sieger, viel gab es für die braven Bürger zu gaffen und zu staunen. Hundertundsechzig Kanonen, vierzig Mörser, zweihundert Wagen mit Pulver, viertausend Kisten mit bleiernen Kugeln, achtzehntausend erzene und zweitausend eiserne Handgranaten und zahllose Gefangene waren in die Hände der Sieger gefallen. Das Zelt Kara Mustafas allein war eine Million wert, ungeachtet des Gepäcks und der sonstigen Kostbarkeiten in den Zelten der andern Paschas und den fünfzehntausend übrigen Lagerzelten. Fünftausend Kamele, zehntausend Ochsen und ebensoviel Schafe und Ziegen hatten die Türken bei ihrer eiligen Flucht zurücklassen müssen. Den ausgehungerten Wienern lief beim Anblick dieser wohlgemästeten Tiere das Wasser im Munde zusammen, und sie sollten auch nicht zu kurz kommen. Denn gewaltig sanken die Fleischpreise, und mit den Mehlvorräten des Türkenlagers konnte eine große Stadt schon ein Jährchen haushalten.
Im Lager der Janitscharen wunderte man sich über die schier endlosen Vorräte einer kleinen Bohnenart, die in Hunderten von Säcken unter einem mächtigen Gezelt sorgfältig verwahrt waren. Niemand wußte damit etwas anzufangen, und schon wollten die Soldaten diesen Berg von Säcken in Brand stecken, als sich der Pole Koltschitzky die rätselhaften Bohnen zum Geschenk erbat. Von Peter Koltschitzky haben wir schon gehört, es ist der nämliche Mann, der während der Belagerung dreimal die Donau durchschwommen hatte, um der bedrängten Stadt treffliche Späherdienste zu leisten.
Jahrelang hatte der Pole im Orient ein abenteuerliches Leben geführt, und daher wußte er auch, daß die kleinen gelbgrünen Bohnen nichts Geringeres waren als der würzige Mokka, den die Türken leidenschaftlich lieben. Darum rettete ihn Koltschitzky vor der Vernichtung, und gern überließ man dem Polen den Kaffee. Auch ein Haus nahe dem berühmten »Stock-im-Eisen« (wo die Handwerksburschen bei ihrem Einzug in Wien einen Nagel einzuschlagen pflegten) schenkte die Stadt dem findigen Menschen zum Dank für seine Verdienste. Bald darauf sah man Koltschitzky in gelbseidenen Pumphosen und roten Schnabelschuhen, das Haupt bedeckt mit einem mächtigen Turban, in der »blauen Flasche« als ersten Kaffeesieder walten. So bekam Deutschland sein frühestes Kaffeehaus.
Dem Polenkönig fiel die grüne Fahne des Propheten Mohammed in die Hände. Johann Sobiesky hat sie dem Papste verehrt, und das mag die Türken arg verdrossen haben; aber mehr noch schmerzte sie gewiß der Verlust der Kriegskasse. Fünfzehn Millionen Mark in geprägten Goldstücken bargen die erbeuteten Eisentruhen, und dem Kaiser kam dieser Schatz wohl zustatten. Einen großen Teil des Geldes ließ der Monarch an die Hilfstruppen verteilen.
Leopold I. war nach Wien geeilt, um die Retter seiner Residenz zu umarmen. Es gab Orden und Auszeichnungen für die Fürsten und Offiziere, und dem tapferen Starhemberg verlieh der Kaiser den Stephansturm in das Wappen.
Auch Eugenius von Savoyen erhielt den verdienten Lohn. So glänzend hatte sich der junge Prinz geschlagen, so mutig hervorgetan, daß noch vor Ablauf des Jahres der Kaiser ihn zum Obersten und Inhaber des Dragonerregiments Kufstein ernannte. Das sind die Savoyendragoner Österreichs, und sie führen bis auf den heutigen Tag den Namen des Helden. Eugenius war glücklich; er nahm sich vor, des kaiserlichen Vertrauens immer würdig zu bleiben, mit dem Herzblut für Österreichs Ehre einzustehen und stets rechtschaffen seine Pflicht zu tun. Nur ein bitterer Tropfen war in dem Freudenkelch: der Schmerz um den geliebten Bruder Julius. Der hatte den herrlichen Sieg nicht mehr mitfeiern dürfen. In Wien war der Unglückliche seinen schweren Verletzungen erlegen.