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XX. Magister Marquard Fotzenhut an Magister Ortuin Gratius.

Gruß nebst freundlichster Dienstbereitwilligkeit, verehrungswürdiger Herr Magister! Wasmaßen Ihr mir schreibet, daß ich Euch Nachricht über unsern Magister Jakob von Hoogstraten geben soll, so wisset denn, daß ihm die Juristen stark auf den Leib gehen, allein, wie ich gehört habe, wird sie noch der Teufel holen, denn viele Kardinäle sind für Euch, und namentlich der Kardinal vom h. Kreuz, welcher Papst werden soll, wann dieser Papst stirbt; auch habe ich ihn sagen gehört: »Ich will jenen angesehenen Theologen Jakob van Hoogstraten gegen Reuchlin verteidigen, und sollten auch alle Juristen in der ganzen Welt zu ihm halten«, wie er auch getan hat, als er es einmal mit Lehrsätzen gegen Peter von Ravenna zu tun hatte, welche in hohem Grade ketzerisch waren. Auch müßt Ihr für gewiß annehmen, Herr Ortuin, daß dieser Kardinal noch alle Juristen in die Enge treiben wird, weil er gegen die Theologen gut gesinnt ist. Auch steht er gut mit dem König von Frankreich und der Pariser Universität, Der alte König von Frankreich wollte ihn zum Papst machen. Auch sonst geht es gut mit Eurer Sache. Dazu gab unser Magister Jakob vor acht Tagen einem Referendar eines gewissen Kardinals, den ich nicht nennen will, ein flottes Geschenk, damit dieser sich, was er gut versteht, bei dem Hochwürdigsten für ihn verwenden möge. Es ging hier das Gerücht, der Bischof von Köln sei gestorben und der Graf von Neuenaar zum neuen Bischof erwählt worden. Wenn das wahr ist, so möchte ich sagen, die Kölner Domherren seien große Narren, weil ein Poet und ein Bischof schon an und für sich zwei Widersprüche sind. Auch wäre es nicht gut für die Sache des Glaubens, weil dieser Graf ein großer Gönner von Johannes Reuchlin ist. Wie mir einer bei Hofe gesagt hat, so hat er ihm, als er von Köln nach Rom ging, ein Schreiben mitgegeben, das er dem Johannes Reuchlin gebracht hat; auch habe ich von andern gehört, er pflege vertrauten Umgang mit vielen Poeten und modernen Theologen, wie z. B. mit Erasmus von Rotterdam. Als ich in Würzburg war, befand sich daselbst ein Poet, namens Ullrich Hutten, der beständig lacht und die Theologen und Magister der Künste kujoniert. Er sagte in einem Gasthause bei Tische zu einem ändern Adeligen, er habe an jenem Tage einen Brief an diesen Grafen geschrieben. Hierauf erwiderte jener Adelige: »Was habt Ihr doch geschrieben, wenn Ihr so einander schreibet?« Er antwortete, er habe ihm geschrieben, er solle in dem Glaubensstreite großen Eifer betätigen, und für Reuchlin gegen die Theologen arbeiten, damit sie den »Augenspiegel« nicht verbrennen; auch habe er ihm den Johannes Reuchlin sehr empfohlen und gesagt, er liebe den Johannes Reuchlin wie seinen Vater. Ich aber schwieg, damit er nicht merke, daß ich Euch günstig bin. Und darum sage ich Euch, es ist nicht gut, daß er Bischof werde. Indes hoffe ich, es sei nicht wahr. Schreiber mir daher, wie es sich in Wahrheit verhält, und gehabt Euch wohl von der Fußsohle bis zum Scheitel, wie Jesaias sagt.

Gegeben in der Stadt Rom.


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