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LII. Heinrich Schluntz an Magister Ortuin Gratius.

Freundschaft und Dienstbereitwilligkeit Eurer Herrlichkeit immer zum voraus, und was ich für Eure Herrlichkeit tun kann hier, und überall, und an allen ehrbaren Orten. Verehrungswürdiger Herr Magister, ich sende Eurer Herrlichkeit hier ein merkwürdiges und sehr nutzbares Buch. Nach meinem Dafürhalten ist dieses Buch höchst kunstgerecht verfaßt, enthält gar meisterhafte Sätze und heißt »Rationale divinorum«. Ich habe es hier gekauft, als ich auf dem Markte war, und gesagt: »Dieses Buch ist für Magister Ortuin; Gott sei gelobt, daß ich es gefunden habe; ich will es ihm schicken, da er mir unlängst auch das Buch von Johannes Pfefferkorn geschickt hat, welches den Titel führt »Verteidigung Johannes Pfefferkorns gegen die Verleumdungen etc.«, welches dieser Mann ausdrücklich als Verteidigungsmittel des heiligen katholischen Glaubens gegen Johannes Reuchlin und dessen Anhänger verfaßt und ihnen wacker heimgegeigt hat«. Ihr könntet übrigens sagen: »Warum schickt der mir dieses Buch? glaubt er, ich bitte nicht selbst Bücher genug?« Ich antworte: »Nicht deshalb tue ich es; und wenn Ihr glaubt, ich hätte Euch deswegen dieses Buch geschickt, so tut Ihr mir Unrecht, denn ich habe es in guter Meinung getan. Auch dürft Ihr nicht glauben, daß es aus Geringschätzung geschah, weil Ihr wenige Bücher hättet; weiß ich ja doch, daß Ihr eine Menge Bücher habt. Ich habe ja, als ich zu Köln in Eurer Stube war, wohl gesehen, daß Ihr viele Bücher in großem und kleinem Format habt: die einen waren in Holzdeckel gebunden, andere in Pergament, wieder andere waren ganz mit rotem, grünem und schwarzem Leder überzogen, andere nur zur Hälfte. Ihr saßet da und hattet einen Kehrwisch in der Hand, um den Staub davon abzukehren. Da sagte ich: »Magister Ortuin, Ihr habt, bei Gott, viele schöne Bücher und haltet sie sehr in Ehren!« Darauf erwidertet Ihr mir, ich solle daraus erkennen lernen, ob einer gelehrt sei, oder nicht, denn, wer die Bücher in Ehren halte, der halte auch die Wissenschaften in Ehren, und im Gegenteil, wer die Bücher nicht in Ehren halte, der halte auch die Wissenschaften nicht in Ehren. Und diesen Grundsatz habe ich fest in meinem Herzen bewahrt und werde ihn bewahren in alle Ewigkeit, Amen.

Gegeben zu Naumburg.


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