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XXXIX. Konrad Strildriol grüßt den Magister Ortuin Gratius.

Meine Ehrerbietung und liebevolle Dienstwilligkeit gegen Ew. Tugendsamkeit zuvor, ehrwürdiger Magister! Ich habe Euch oft schon mitgeteilt, daß ich nicht gern hier bin; ich glaube, der Teufel hat mich hierher getragen. Ich kann nicht dableiben, denn es gibt hier keine guten Gesellschaften, wie in Deutschland, die Menschen sind nicht so gesellig und nehmen es einem übel, wenn man des Tags einmal betrunken ist, und heißen einen dann ein Schwein. Auch habe ich nichts zum Hernehmen, denn die Huren verlangen viel Geld und sind doch nicht schön, und ich sage Euch in Wahrheit, die Frauenspersonen in Italien sind so vertrakt als möglich, obgleich sie die schönsten Kleider von Seide und Sammet haben. Denn, wenn sie nur ein bischen alt sind, haben sie krumme Rücken und gehen daher, als wollten sie ihre Notdurft verrichten; auch essen sie Knoblauch, stinken sehr und sind schwarz, auch sind sie nicht so weiß, wie in Deutschland. Ebenso sind sie im Gesicht blaß, wie der Tod, und wenn einige eine rote Farbe haben, so ist es gewiß, daß sie sich diese Farbe mit Schminke gemacht haben. Darum gefallen mir die Weiber hier nicht. Auch sagt man, es sei hier nicht gut, im Sommer herzunehmen. Auf das sage ich: »Also will ich zurück, wo das Hernehmen immer gut ist«. Auch denke ich oft daran, wie wir zu Deventer Liebschaften hatten, ich und Ihr, und jenem adeligen Bursianer Hohn liefen, der Eure Geliebte ebenfalls liebte; allein sie hätte ihm aufs Maul geschissen. Nun aber habe ich gehört, Ihr bedientet Euch anstandshalber der Frau des Johannes Pfefferkorn, weil das im geheimen geschehen kann und sie, sozusagen, eine anständige Person ist. Und das ist gut, wenn einer etwas für sich allein und im geheimen hat. Auch hat mir einer gesagt, Johannes Pfefferkorn habe einmal Streit mit Euch gehabt und gesagt: »Herr Ortuin, ich wollte, Ihr äßet aus Eurer Schüssel, und ließet mich aus der meinigen essen;« Ihr hättet es aber lange nicht verstanden, weil dieser Mann gar fein ist und immer in Rätseln und Sprichwörtern redet; aber ein Freund von Euch habe – wie ich von anderen gehört habe – Euch jene verblümten Worte folgendermaßen ausgelegt: »Ich wollte, Ihr äßet aus Eurer Schüssel«, »Ihr gebrauchet Eure Frau«, und: »ließet mich aus meiner Schüssel essen«, heiße: »berühret meine Frau nicht, sondern überließet das Berühren derselben mir«. Ich ersuchte hier einen Poeten, dieses Sprichwort in den Sprichwörtern des Erasmus aufzusuchen. Dieser entgegnete mir,er könne es nicht finden. Da sagte ich zu ihm: »Also ist jener Schriftsteller nicht vollständig, sondern mangelhaft.« Als ich aber das von Johannes Pfefferkorn gehört hatte, sagte ich: »Er ist doch gar zu mißgünstig, wenn er es so macht, denn es gibt ein Sprichwort: Unter Freunden ist alles gemeinschaftlich«. Zwar behaupten einige, hinsichtlich der Frauen müsse man eine Ausnahme machen; gleichwohl sollte er Euch nicht böse sein, da Ihr keine Frau habt, und man denen, welche nichts haben, mitteilen muß. Auch habe ich gehört, Ihr nehmet die Magd des Buchdruckers Quentel her, sodaß sie ein Kind bekam; das hättet Ihr nicht tun sollen, nämlich neue Löcher bohren; ich bleibe immer bei den alten, welche keine Kinder bekommen. Hier aber habe ich weder alte noch neue, ich will nach Deutschland zurück, wie ich hoffe. Lebet so lang gesund, bis eine Lerche hundert Talente wiegt!

Gegeben zu Rom.


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