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O, die Rose Granada's erblühte voll Pracht,
Und sie lachte der Freier bei Tag und bei Nacht,
Bis da kam von Marokko der Mohr Ala Dscheer,
Und er schwang in den Lüften die Roßschweif' am Speer,
Und er sagte: »Erhör mich! Ich stürmte herbei,
Daß die Rose Granada's zu eigen mir sei.«
Im Bügel von Krieg und von Liebe er sang,
Die Stimme wie Locken der Houris erklang;
Von Lieb' und von Krieg zur Guitarre erscholl
Sein Lied, und girrte so süß und so toll,
Und er sang: »Blick' hernieder! Nur dein ist der Sieg!
O Rose Granada's, Lieb' bändigt den Krieg!«
Sie lachte ihn an, wie sie nimmer gelacht,
Und die Freier nicht hatten der Stolzen mehr Acht;
Doch sie sahn von dem Speer, in die Erde gerannt.
An den er sein schäumendes Berberroß band,
Die Roßschweife wallen mit lustigem Spiel,
Denn die Rose Granada's ins Liebesnetz fiel.
Die Freier, sie murrten bei Tag und bei Nacht:
»Unsre Rose wird stehlen der Löwe der Schlacht,«
Bis der Mohr Ala Dscheer eines Morgens zum Haus,
Die Roßschweife schüttelnd mit Hohn, trat heraus:
»O, helft eurer Dame, bevor es zu spät,
Denn die Rose Granada's verwelkt und vergeht!
Sie ist eine von Hunderten, die ich verließ –
Wer schwingt für die Dame als Rächer den Spieß?«
Er zuckte die Brauen, er lachte voll Hohn,
Und die Roßschweife tanzten gen Süden davon.
Doch die Freier, sie seufzten straßauf und straßab:
»Ach, die Rose Granada's hinwelkte ins Grab!«
*
Ein lustiges Mägdelein lebte im Thal –
Hol über, Fährmann, hol über! –
Ihr Haar war so licht, wie der goldene Strahl
Der Sonne erblinkt auf dem Bächlein im Thal,
Ihr Mündchen, das lachte noch lieber.
Heran ritt ein Reuter in Königes Sold –
Hol über, Fährmann, hol über! –
Er gab ihr viel Silber, er gab ihr viel Gold,
Sie blickte ihn an, und sie lächelte hold
Von der Schwelle zu ihm hinüber.
»O, was gäbst du wohl für die Unschuld dein?« –
Hol über, Fährmann, hol über! –
»Mein Gold und mein Silber wollt' all ich Euch weihn,
Euch doppelte Lust, mir doppelte Pein,
Wär' die böse Erinnrung vorüber!«
*
Ich ruh' im hellen Sonnenlicht,
Das goldig meine Stirn umflicht
Und liebend küßt mein Angesicht;
Doch ach, die Welt ist schaurig.
Der Frühling sendet Blüthenduft
Empor aus Thal und Felsenschluft;
Mich weht es an wie Hauch der Gruft –
Mein Herz ist trüb und traurig.
Der Gießbach schüttelt, weiß von Schaum,
Der Wellenlocken Silberflaum,
Und murmelt, wie in süßem Traum;
Doch ach, sein Lied klingt schaurig.
In Lüften schmettert der Pirol,
Und Musik rauscht im Winde wohl;
Mir schallt's wie Klage, dumpf und hohl –
Mein Herz ist trüb und traurig.
Die Sterne blinken im Azur,
Die Nacht durchflirrt das Mondlicht nur,
Kein Schatten auf der weiten Flur;
Und doch, das Bild ist schaurig.
Hohn ist für mich der Sonnenschein,
Es stiert der Mond so düster drein;
Ob's Tag, ob Nacht, kann gleich mir sein –
Mein Herz ist trüb und traurig.
Ich weiß, die Welt dünkt Manchem schön,
Es klingt die Luft ihm von Getön,
Und herrlich sind ihm Thal und Höhn;
Doch mir ist Alles schaurig.
Ich weiß, die Schuld ist mein, daß sich
Des Stumpfsinns Nacht ins Herz mir schlich;
O, daß der Tod erlöste mich! –
Mein Herz ist trüb und traurig.
*