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Edmund Clarence Stedman.

Rosmarin.

Einst vor Jahren durch Feld und Wald,
Hell beglänzt vom Sonnenschein,
Wandert' ich mit ihr, die bald
Weib mir sollte sein.

Vöglein sangen, und Lieb' begann
Einzuhüllen Buch und Hag;
Süß in Eins zusammen rann
Unsrer Herzen Schlag.

Blauer der Himmel, als je zuvor –
Lust war's da, zu lieben dich!
Ach, von Allen Liebe schwor
Keiner dir, wie ich!

Frisch der Wind, und von dir zu mir
Wob sich fest ein goldnes Band;
Stillbeseligt tauschten wir
Liebespfand um Pfand.

Wie's geschehen, ich weiß es nicht,
Doch die schwarze Stunde kam,
Da uns Leben, Lieb' und Licht
Wild ein Dämon nahm.

Hart und schnöde sprach jeder Mund
Bittres Wort voll Spott und Hohn;
Stolz zerbrach den heil'gen Bund –
Glück und Frieden flohn.


Sieben Jahre sind nun dahin;
Und ich litt – doch Schmerz und Noth
Endlich niederzwang mein Sinn,
Ich zertrat, was todt.

Fern dort über dem Hügelstreif
Lebst jetzt du, die ich verlor.
Hat geknickt der Winterreif
Deiner Liljen Flor?

Einer Andern vermählt bin ich; –
Du bliebst kalt und starr wie Erz,
Keiner von dem Schwarm, um dich
Knieend, las dein Herz.

Ich nur kannte den süßen Sang
Seiner Töne, voll und rein!
Seine schönste Musik klang
In mein Ohr allein!

Weinend grüßen wir uns im Traum,
Nicht mehr trennt uns See, noch Land: –
Noch nach sieben Jahren durch Zeit und Raum
Hält uns Lieb' gebannt!

Aber Jener, die sorglos mir
Ruht im Arme, still und rein:
Mag mein Doppelleben ihr
Stets verschwiegen sein!

Ob der Schemen von meiner Brust
Mit dem Morgen auch entflieht,
Füllt mir seltsam wilde Lust
Tags oft das Gemüth.

Jetzt sogar, wo das Sonnenlicht
Niederglänzt auf Flur und Hain,
Denk' ich: O, wie hätt' ich nicht
Glücklich können sein!

 

*

 


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