Sagen aus Schleswig-Holstein
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Geisterbanner auf Satrupholm

Der Herr von Zago auf Satrupholm war ein gewalttätiger Unhold, grausam gegen seine Dienstboten wie gegen seine Frau. Als er starb, fand sein unseliger Geist keine Ruhe im Jenseits. Gleich nach seinem Tode ging ein unheimliches Poltern und Rumoren im Schlosse an. Das Gespenst tobte in allen Räumen umher, schlug und quälte die Schlafenden und schreckte die zitternden Bewohner des Schlosses allabendlich, kaum daß sich die Dämmerung niedergesenkt hatte. Schließlich berief man einen berühmten Prediger aus Adelbye bei Flensburg, dem es früher schon mehrere Male geglückt war, Geister zu bannen. Er versprach auch auf Schloß Satrupholm Ruhe zu schaffen.

Gegen zwölf Uhr nachts begab sich der Geisterbanner mit der Bibel unter dem Arm in das Zimmer, wo sich der Spuk immer zuerst zeigte. Als die Uhr zwölf geschlagen hatte, ließ sich sofort ein schallendes Gelächter vernehmen, und der Geist trat in den Raum. Der Prediger öffnete die Bibel und las die Seiten laut vor, die sonst von Erfolg gewesen waren. Aber der Geist schritt auf ihn zu und schlug ihm das Buch aus der Hand. Der Geistliche mußte froh sein, noch mit heiler Haut davonzukommen. Das spukhafte Wesen im Schloß trieb es darnach doppelt so arg. Man war nahe daran, das Gebäude ganz zu verlassen, als sich noch eben zur rechten Zeit Hilfe ein, stellte.

Eines Abends kam ein Student der Theologie im Wirtshaus von Satrup an und bat um Nachtquartier. Nach einigen Ausflüchten gewährte der Wirt dem Studenten seine Bitte. Unter den übrigen Gästen kam bald die Rede auf den Spuk, und einer erzählte alles genau, was bisher geschehen war.

Der Student hatte aufmerksam zugehört. Er erbot sich sogleich, den Spuk zu bannen. Man führte ihn in das gleiche Zimmer, in dem der Prediger vor kurzem seinen Versuch gemacht hatte. Bald erschien der Geist. Der Student, die Bibel in der Hand, erteilte ihm erst eine lange Strafpredigt und stellte ihm alle seine Schandtaten vor. Darauf erwiderte der Geist, wer sich zum Strafprediger erhöht, müsse selbst rein sein; er, der Student, habe einmal beim Bäcker Semmeln gekauft, sei aber, ohne bezahlt zu haben, davongegangen. Der Student griff sogleich in die Tasche und warf dem Geist den schuldigen Groschen zu; darauf mußte dieser schweigen. Nun hielt der junge Mann das Heilige Buch hin und forderte das Gespenst auf, ihm die Bibel aus der Hand zu schlagen; aber der Geist war nicht imstande, dies zu tun, und mußte sich für überwunden erklären; nur eine Bitte brachte er noch vor, nämlich unter der Zugbrücke wohnen zu dürfen. Doch diese Bitte fand kein Gehör; denn der Geist hätte hier sicherlich die Vorübergehenden ständig belästigt, und das wollte der Geisterbanner vermeiden. Es wurde also eine große, hohle Buche nördlich vom Schloß als Verbannungsort ausersehen. Der Kutscher war schon bereit, Geist und Geisterbanner dorthin zu fahren, als dieser den! Wagenlenker vorerst noch befahl, das Hinterrad abzuziehen und in den Wagen zu: werfen. In vollem Galopp gings dann zum hohlen Baum, und der Geist mußte bis dahin die Achse. an welcher das Rad fehlte, tragen. Am Ziel angelangt, trieb der Student das Gespenst, schnell in den Baum hineinzufahren. Seit der Zeit war Ruhe im Schloß.

Viele Jahre später wollte ein neuer Besitzer alles Widerratens ungeachtet, den gefährlichen Baum fällen lassen. Aber die Knechte kamen bald wieder zurück und meldeten, daß keine ihrer Äxte in den steinharten Baum dringe. Da erbot sich der Schmied in Ausacker, die Beile zu schärfen. Es gelang nun, den Baum zu fällen; aber kaum stürzte er, als eine ungeheure Schar von Uhus und Eulen herbeigeflogen kam und mit entsetzlichem Geschrei und Gekrächze lange die Luft erfüllte.

Im Schloß aber hat sich der Spuk nie mehr gezeigt, man weiß auch nicht, wohin der Geist aus dem gefällten Baum entwichen ist.

 


 


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