Ernst Moritz Arndt
Gedichte
Ernst Moritz Arndt

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Das Gespräch.

1803.

    Ich sprach zum Morgenrot: was glänzest du
Mit hellem Rosenlicht?
Ich sprach zur Jungfrau schön: was kränzest du
Dein junges Angesicht?
Morgenrot, du einst erbleichen mußt;
Jungfrau schön, du einst verwelken mußt;
Drum schmücket euch nicht.

Ich schmücke mich, so sprach das Morgenrot,
Mit hellem Rosenlicht;
Ob mir dereinst ein bleiches Schicksal droht,
Das frag' und weiß ich nicht:
Der dem Mond, den Sternen gab den Schein,
Auch gefärbt hat rot die Wangen mein;
Drum traure ich nicht.

Ich kränze mich, so sprach die Jungfrau schön,
Weil noch mein Frühling blüht;
Sollt' ich darum in stetem Trauren gehn,
Daß einst die Jugend flieht?
Der beschirmt und hält der Vöglein Nest,
Der die Blumen blühn und welken läßt,
Dem traut mein Gemüt.

 


 


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