Ernst Moritz Arndt
Gedichte
Ernst Moritz Arndt

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Frühlingslied an die Frömmler.

1843.

    Schmält mir nicht die alten Heiden,
Denn ein Heide bin ich auch,
Wann ich's Blümlein schau der Heiden,
Wann ich's Vöglein hör' im Strauch.

Weg mit euren dunkeln Listen
Weg mit eurer trüben Kunst!
Denn dem freien, frohen Christen
Werden solche Schmerzen Dunst.

Ihr, die uns das Licht verdüstert,
Schreckt die Freude blaß und bleich,
Wißt, was unter Rosen flüstert
Hat auch Weg zum Himmelreich,

Blumen gab der Herr der Imme,
Liebesklang der Nachtigall
Und dem Menschen eine Stimme
Tiefer Brust für Freudenschall.

Bleibe Gott und Gottes Ehre
In der ewigen Natur!
Sophoklesse und Homere
Sangen seines Geistes nur.

Schmält nur Goethen nicht und Schiller,
Ihr, des engen Eifers heiß,
Alle eure Jammertriller
Geb' ich gern für solche preis.

Denn mein Heiland und Befreier
Fuhr hinab ins Sündenland,
Der die höchste Sternenleier
Hat für Lust und Leid gespannt.

Der mit ersten Morgenröten
Sang der Welten Urgesang,
Gönnet auch den Erdenflöten
Ihren kurzen Freudenklang.

Denn besiegt hat er die Lüste
Und den Lüstensatan nur,
Damit jeder fröhlich wüßte,
Gottes Klänge klingt Natur;

Denn gebracht hat hellre Lieder
Darum er dem Erdengraun,
Daß die Menschenangesichter
Heller sollten um sich schaun.

Ha! die Frühlingsbäume stäuben
Duft'gen Blütenschnee umher,
Mich beleben, mich beleiben
Will ich voll im Wonnemeer.

Alles Heitre blüh' und Schöne!
Spiele, süßer Sonnenstrahl!
Vöglein, singe deine Töne!
Bächlein, klinge hell zu Thal!

 


 


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