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XXII

Toni saß still und gedankenverloren in eine Polsterecke des eleganten Wagens geschmiegt, der in lebhaftem Tempo durch die hell erleuchteten Geschäftsstraßen der Stadt fuhr. Vor dem französischen Konsulat hielt er mit kurzem Ruck. Ein Diener in Phantasieuniform nahm die Ankommenden in Empfang und geleitete sie zur Diele, wo die Garderoben eingerichtet waren.

Monsieur Poncelle empfing seine Gäste auf der obersten Stufe der Freitreppe. Der livrierte Diener las die Namen der Heraufsteigenden von der Karte ab, die ihm beim Aussteigen übergeben worden war.

»Miß Valler – Mr. Holzer – ich heiße Sie herzlich in meinem Hause willkommen. Die Herren Häberlin haben mir viel Interessantes über Sie berichtet –«

»Miß Valler« – Madame Poncelle schloß Toni gerührt in ihre Arme – »wie freue ich mich, Sie endlich bei mir zu sehen! Darf ich Sie gleich ein wenig bekannt machen? Dies ist Miß Edith Knox – und dies hier sind die Damen Suzannah und Ruth Scheffe … Sie haben die Namen gewiß schon …«

»Fleischextrakt en gros«, lächelte Suzannah, das ältere der beiden Mädel, und reichte Toni mit festem Druck die Hand. »Kommen Sie, Miß Valler, ich führe Sie sachverständig in die Gesellschaft ein. Sie werden sich hoffentlich wohl fühlen bei uns. Wir sind nicht so gebildet wie ihr in Europa, wissen Sie, aber lustig und immer guter Dinge …«

Toni entschwebte im Kreise junger Mädchen, und Korbin blieb einsam an einer Säule stehen und beobachtete die ankommenden Gäste mit kritischem Blick. Die Häberlins waren noch nicht da. Aber dicht hinter ihm stand ein Herr, dessen Gesichtszüge ihm bekannt vorkämen. Seine athletische Gestalt, die eher zu einem Boxer als zu einem Diplomaten zu gehören schien, drohte die Nähte des enganliegenden Gesellschaftsanzuges zu sprengen, wenn er auch nur die leiseste Bewegung machte. Korbin fühlte, daß der Blick dieses Mannes auf ihm ruhte. Er wendete sich um und sah ihn an.

»Schätze, wir kennen uns«, sagte der Athlet. »Habe ich die Ehre mit Mr. Holzer?«

»Das ist mein Name. Darf ich fragen …?«

»Chaconter« – er sprach den Namen englisch aus und verbeugte sich dazu ein wenig linkisch – »trafen uns wohl gelegentlich am Strand – in Gesellschaft der Häberlins. Werden ja heute abend auch hier sein. Tüchtige Leute. Wissen Sie vielleicht, was sie vorhaben?«

Korbin war aufs höchste erstaunt.

»Was sollen sie vorhaben?« fragte er zurückhaltend.

Der Massige lachte.

»Ich dachte nur so – hielt dafür, Sie seien auch so 'ne Art Figur in ihrem Spiele. Nun, wir werden ja sehen, was sich ereignet. Bin ›abseits‹ heute. Sozusagen nur der Wachhund für sechs Millionen Dollar Schmuck, der in diesen Räumen ausgestellt wird. Eine lächerliche Leidenschaft der Frauen, sich den Leichnam mit Steinen zu behängen, die ein Vermögen kosten. Aber man lebt davon, und gar nicht einmal schlecht.«

»Sie sind Detektiv?«

»Wenn Sie so sagen wollen. Privatangestellter in Mr. Robin Hoods Investigation Office. Herauszukriegen habe ich nichts. Aber wir haben in Frisco allerhand erlebt, und Monsieur Poncelle will sich der Gefahr nicht aussetzen, am nächsten Tage der Mittelpunkt einer Sensation zu sein – wenigstens nicht einer Sensation dieser Art. Sie kennen doch gewiß die Geschichte von Bob und William Deggers, die einer Gesellschaft bei den Cornills den gesamten Schmuck abkassierten? Nicht? Vor vier Jahren war das, kurz vor dem großen Brande. Einer kam herein mit zwei Revolvern in den Händen und mit zweien im Gürtel, der andere mit der Kneifzange und einer großen Aktentasche. Das Ganze dauerte fünf Minuten, und sie hatten für drei Millionen Gold, Steine und Perlen im Sack.«

»Und man hat sie erwischt?« fragte Korbin, lebhaft interessiert.

»Natürlich hat man sie gefangen – beim Verkauf. Sie wollten das Geschäft durchaus ohne Hehler machen, und daran ist es gescheitert. Waren eben zu teure Stücke dabei.«

Chaconter, der Wachhund des französischen Konsuls, erwies sich als ein netter Gesellschafter, der alle Anwesenden genau kannte, und über jeden eine treffende Bemerkung zu machen wußte. Als die Häberlins auftauchten, holte er sie sogleich heran und machte sie mit den Örtlichkeiten vertraut, wie er sich ausdrückte.

»Wir stürzen uns bald aufs kalte Büfett«, sagte er mit listigem Augenzwinkern. »Um neun Uhr beginnt das sogenannte Kammerkonzert. Eine höchst klassische Angelegenheit mit Beethoven, Streichquartett, glaube ich, einem Klaviertiger mit Liszt, Chopin und was weiß ich, einem Flötisten, der ein Wundertier auf seinem Querholze sein soll – man macht hier sozusagen in alteuropäischer Kultur. Bitte sehr – ohne mich. Aber ich finde, Musik macht hungrig, und das weiß Monsieur Poncelle natürlich auch. Er hat vorgesorgt – es ist alles da!«

Kurz nach acht sammelte sich die Gesellschaft im Musiksalon, und – Mr. Chaconter hatte dies alles ziemlich richtig vorausgesehen – langweilte sich erheblich bei einem klassischen Streichquartett, erwachte unter Liszts wogenden Passagen, lächelte verträumt zu Chopins einschmeichelnden Weisen, erheiterte sich zuletzt am Flötenkonzert eines alten Meisters – und der richtige Hunger war endlich da. Die Herren strömten ans Büfett, wo geschäftige Hände bereit waren, Gläser und Teller zu füllen. Die Damen ließen sich von den Herren versorgen, und Korbin eilte, Toni einen Hummer und ein Glas Schaumwein zu bringen.

»Nun, wie langweilen Sie sich?« fragte er leise.

»Ich langweile mich gar nicht. Die Mädel um mich herum haben zwar das Pulver nicht gerade erfunden, aber sie sind natürlich und offenherzig. Jede will mich durchaus zu sich aufs Land einladen. Offenbar bin ich in diesem Kreise eine Art Wundertier. Man spricht fortgesetzt von meinem ›Schicksal‹ und kommt sich dabei außerordentlich feinfühlig vor. Was haben Sie erlebt?«

»Bis jetzt sehr wenig. Die Häberlins sind merkwürdig schweigsam.«

»Und was schließen Sie daraus?«

»Gar nichts. Übrigens – der Mann, an dem Sie vorbeigeschossen haben, ist wirklich Georg Häberlin. Er erzählte es mir eben zwischen einem belegten Brot und einem Schluck Whisky. Wir hätten also jetzt eine Art ›Geständnis‹. Aber ich fürchte – und hoffe – es werden Ereignisse eintreten, die es gegenstandslos machen.«

Toni war von dieser Mitteilung ganz aufgeregt.

»Dann ist also Georg Häberlin auch bestimmt der Mann auf Mr. Hoods dritter Aufnahme. Was für ein Anblick mag ihn damals so erregt haben? Suchen Sie das aus ihm herauszubekommen.«

»Ich weiß es schon: Er sah in diesem Augenblicke in der Menge den Mörder, der am Ufer stand und der Abfahrt der ›Washington‹ zuschaute …« – –

An der Eingangstür der Empfangshalle entstand eine kleine Bewegung.

»Ich bin doch hier nicht richtig …« sagte ein Mann in Straßenkleidung, der von zwei Livrierten durch die Flügeltür geschoben wurde.

»Aber natürlich sind Sie hier richtig!« rief Monsieur Poncelle lebhaft aus einer Gruppe von Männern heraus, mit denen er eben noch eifrig über Aktienkurse debattiert hatte. »Kommen Sie nur hierher, Mr. Henne, es ist alles vorbereitet, um das Geschäft abzuschließen. Ich habe eine kleine Gesellschaft, und Sie sind mir ein lieber Gast. Zur Erledigung des Geschäftlichen ziehen wir uns nachher ein paar Minuten zurück.«

Korbin drehte sich überrascht nach der Türe um, als der Name seines Freundes ertönte. Er erkannte ihn sofort. Dem ersten Impuls folgend, wollte er ihm entgegenlaufen, dann aber …

»Bleiben Sie mal ruhig hier, Mr. Holzer«, sagte Georg Häberlin leise zu ihm, der plötzlich neben ihm stand. »Betrachten Sie sich als Zuschauer. Wenn Sie am Ende des Dramas noch als Schauspieler auftreten wollen, habe ich nichts dagegen. Aber vorläufig – überlassen Sie das Weitere uns und Poncelle.«

Der Konsul führte Franz Henne, der unschlüssig stehengeblieben war, mit liebenswürdig einladender Handbewegung in die Mitte der Gruppe, mit der er sich eben noch so angeregt unterhalten hatte, und dazu sprach er lebhaft auf ihn ein:

»Es geht hier ganz zwanglos zu, Mr. Henne – Sie sind mir auch ohne dieses feierliche Schwarz ein lieber, ein gerngesehener Gast – habe Sie nicht ohne bestimmte Absicht gerade heute zum Abschluß unserer Verhandlungen hierher gebeten – möchte Sie mit einigen Herren bekannt machen. Fünfzigtausend, sagten Sie? Natürlich, wer wird handeln wollen angesichts solcher Informationen! Ich mache die Sache ohne Anfrage in Washington. Meine Mittel erlauben mir eine solche kleine Sonderausgabe – Gott sei Dank! Darf ich bekannt machen – Mr. Henne – die Gebrüder …«

»Häberlin!« sagte Franz Henne, und dazu starrte er Richard und Georg an wie eine Geistererscheinung.

Die kleine Szene hatte immer mehr Neugierige angelockt. Schließlich war die ganze Gesellschaft um Franz Henne und Monsieur Poncelle und die beiden Häberlins versammelt. Monsieur Poncelle wußte, was er seinen Gästen schuldig war: eine Sensation! Und die sollten sie haben.

Hinter Franz Henne stand Mr. Chaconter. Die Nähte seines eleganten Smokings saßen beängstigend prall auf Schultern und Ärmeln. Im Hintergrund zückte ein Jüngling vom ›Frisco Call‹ seinen Stenogrammblock.

»Machen wir zuerst mal rasch das Geschäftliche ab, Mr. Henne«, bemerkte der Konsul mit liebengwürdig einladender Geste auf einen Stuhl, in den Franz Henne von Chaconters Hand mit sanfter Gewalt gedrückt wurde. »Die Damen und Herren, die Sie hier sehen, sind in jeder Beziehung vertrauenswürdige Bürger und Bürgerinnen der Staaten. Wir können offen vor ihnen reden. Sie verkaufen also die Sprengpläne der Schweizer Tunnel an die französische Regierung? Ich sagte, daß ich kaufe. Natürlich muß ich die Gewißheit haben, daß Ihre – äh – Informationen der Schweizer Regierung nicht bekannt geworden sind. Eine Abänderung der Sprengpläne würde das Objekt Ihres Verkaufes verhängnisvoll entwerten.«

»Ich kann Sie über diesen Punkt zuverlässig beraten, Herr Konsul«, sagte Richard Häberlin, einen Schritt vortretend. »Meine Regierung hat wenige Tage nach der Entnahme der Pläne aus dem Geheimschrank feststellen können, daß Lichtpausen gemacht wurden, und sie hat sofort entsprechend gehandelt. Es war ein leichtes, die Zuleitungskabel zu den Dynamitkammern zu verlegen. Wie ich Ihnen schon gestern mitteilte, sind die Informationen dieses Spions völlig wertlos!«

Henne blickte Richard Häberlin haßerfüllt an.

»Sie lügen, Mr. Häberlin«, sagte er verbissen. »Ich kenne die Lage der Zuleitungskabel genau. Es ist völlig unmöglich, sie im Handumdrehen zu verlegen – und überhaupt – ich zweifle an der Wahrheit Ihrer Angaben. Niemand konnte feststellen, daß die Pläne kopiert worden waren!«

»Reden Sie kein Blech, Henne!« unterbrach ihn Georg Häberlin grob. »Wenn wir hier eine Erklärung über die Sprengpläne abgeben, um Monsieur Poncelle vor einer lächerlichen Geldausgabe zu bewahren, so ist an ihrer Wahrheit kein Zweifel möglich. Im übrigen – behalten Sie Platz, Mr. Henne. Der Stuhl ist vorläufig noch nicht elektrisch geladen. Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen.«

Franz Henne blickte hilflos um sich. Hinter ihm stand ein Mann, der jede seiner Bewegungen mit aufmerksamem Blicke verfolgte. Um ihn war eine Mauer neugieriger, sensationslüsterner Menschen, die immer näher zu rücken schien. Die Augen Georg Häberlins waren durchdringend auf ihn gerichtet. Eine sonderbare Kraft ging von ihnen aus, die ihn auf den von Mr. Chaconter bewachten Stuhl zwang.

»Ich glaube fast, die Geschichte wird diese ehrenwerte Gesellschaft interessieren. Hören Sie also, Ladies and Gentlemen! Dieser Herr, den Sie als letzten Gast unseres Freundes Poncelle hier eintreten sahen, Franz Henne, ist ein Elsässer von Geburt. Er arbeitete als Vorarbeiter bei der Instandhaltung des Gotthardtunnels, und ich muß schon sagen, er war ein zuverlässiger und tüchtiger Arbeiter. Seine Aufgabe bestand darin, die Sprengkammern dauernd unter Aufsicht zu halten. Ich muß Ihnen wohl erklären, was es damit auf sich hat.«

Die Mauer um die kleine Gruppe wurde immer dichter. Franz Henne starrte den Schweizer feindselig an, aber er wagte nicht, sich zu erheben. Es war, als lähme eine unheimliche, unsichtbare Kraft seine Entschlußfähigkeit.

»Die Schweiz«, so fuhr Georg Häberlin fort, »hat die Sprengung ihrer großen Tunnelverbindungen zwischen dem Norden und dem Süden vorbereitet zum Schutze ihrer Unabhängigkeit. Diese Tatsache ist allgemein bekannt; sie ist nie ein Geheimnis gewesen und sollte keines sein. Im Gegenteil. Im Falle eines europäischen Krieges sollte jede Großmacht wissen, daß diese für alle Teile Europas unentbehrlichen Verbindungen sofort zerstört werden würden, wenn ein Angriff auf die Schweizer Grenze, erfolgen sollte.«

Der Konsul tat sehr erstaunt.

»Aber in diesem Falle, verehrter Mr. Henne, ist ja das von Ihnen angebotene Material wirklich – – freilich, Sie konnten davon nichts wissen …«

Franz Henne schwieg noch immer verstockt.

»Sie gestatten, daß ich den Bericht meines Bruders fortsetze«, sagte Richard Häberlin, neben Poncelle tretend, und in diesem Augenblicke sprang allen Anwesenden die verblüffende Ähnlichkeit der beiden gewaltsam in die Augen. Sie wirkte beinahe gespenstisch. Selbst Franz Henne, der doch die beiden als die leitenden Ingenieure der Tunnelbauinspektion seit langem kannte, war tiefer denn je betroffen durch diese völlige Gleichheit der Gestalt, die durch den konventionellen Gesellschaftsanzug noch betont wurde.

»Wir entdeckten den Diebstahl – man darf wohl so sagen, obwohl ja eigentlich materiell nichts entwendet wurde – bereits wenige Stunden nach seiner Ausführung. Der Verdacht richtete sich sofort gegen den wahren Täter, aber es schien nicht ratsam, ihn diesen Verdacht fühlen zu lassen. Er hatte die Pläne natürlich längst an einem sicheren Orte untergebracht, und uns mußte daran liegen, Schaden zu verhüten. Eine Woche später war Franz Henne flüchtig, nachdem er eine kleine Unterschlagung von Lohngeldern begangen hatte.

Warum, so fragten wir uns, machte er diese lächerliche Unterschlagung? Nun, sein Gedankengang war durchsichtig genug. Er wollte sein Arbeitsverhältnis so rasch wie nur irgend möglich lösen und zugleich den Verdacht in bezug auf die Pläne – sofern wir überhaupt einen hatten – von sich wälzen. Mit einem Worte, er versuchte, seiner Flucht ein plausibles Motiv zu geben.«

Franz Henne lächelte verkrampft.

»Wenn Sie meinen, die Staaten liefern einer solchen Bagatelle wegen aus, dann sind Sie sehr im Irrtum, Mr. Häberlin. Sie werden mich nicht daran hindern, dieses Haus als freier Mann zu verlassen. Was Sie einen Diebstahl zu nennen belieben, die Lichtpause der Sprengpläne nämlich – warum soll ich das nicht zugeben? – ist nach den Gesetzen dieses Landes nicht strafbar. Sie wissen, ich bin nicht Schweizer Bürger – würde mich also sofort unter den Schutz meines Konsuls stellen. Und was die Wertlosigkeit dieser Pläne betrifft – ich hoffe, Monsieur Poncelle unter vier Augen innerhalb weniger Minuten vom Gegenteil überzeugen zu können … Die Tatsache, daß Sie die Zündkabel verlegten, ändert nichts an der Anlage der Sprengkammern, die bereits beim Bau der beiden Tunnel in die Kehren eingebaut wurden –«

»– und eben deshalb mußten wir handeln! Vielleicht kann ich Ihnen in diesem Augenblicke sogar etwas Neues verraten. Die Pläne, die Sie Monsieur Poncelle anbieten, sind nämlich gar nicht die Lichtpausen unserer Sprengpläne. Sie besaßen die Unvorsichtigkeit, nach Ihrer Ankunft in den Staaten die Pläne ziemlich sorglos in Ihrem Schreibtisch aufzubewahren. Eigentlich hätten Sie sich denken können, daß ein moderner Staat sich in einer so wichtigen Angelegenheit nicht von einem ungetreuen Manne in Ungelegenheiten bringen läßt. Wenn es notwendig gewesen wäre, hätten wir auch andere Mittel angewendet, Sie unschädlich zu machen. Sie waren aber wohl der Meinung, daß Ihr Diebstahl nicht entdeckt worden sei, und Monsieur Poncelle hat vielleicht sogar recht, wenn er Ihrem Angebot den guten Glauben zubilligt. Wir ließen die von Ihnen hergestellten Lichtpausen auswechseln und legten Ihnen Blätter in den Schreibtisch, die sich äußerlich kaum von denen unterschieden, die Sie selbst hergestellt hatten, in denen aber für die Sprengkammern andere Höhenziffern angegeben sind. Durch dieses einfache Mittel war jede aktive Gefahr zunächst einmal beseitigt. Die etwa achtundsiebzig Höhenziffern, die auf dem Plane stehen, konnten Sie unmöglich im Kopfe haben. Ich selber käme in einige Verlegenheit, wenn ich sie aus dem Gedächtnis einsetzen müßte. Ihre Pläne sind also in bezug auf die Lage der Sprengkammern völlig irreführend und für jeden Sabotageversuch unbrauchbar. Daß Sie sich täuschen ließen, ist nicht weiter verwunderlich. Es gehört eben schon eine recht genaue Kenntnis der Bergverhältnisse dazu, die Änderungen festzuhalten. Ich glaube, auch ein Gespräch unter vier Augen wird Monsieur Poncelle nun nicht mehr dazu bewegen können, fünfzigtausend Dollar für eine wertlose Lichtpause zum Fenster hinauszuwerfen. – Aber hören Sie weiter, meine Damen und Herren; jetzt wird die Sache erst richtig spannend.«

Er trat zurück, und sein Ebenbild, Georg Häberlin, ergriff das Wort zur Fortsetzung des Berichtes. Ein Murmeln des Staunens ging durch die Gesellschaft, die der Entwicklung der Angelegenheit bisher ziemlich verständnislos gegenübergestanden hatte. Man spürte plötzlich die Sensation, das Einmalige, Außerordentliche des Vorganges. »Ein Spion überführt in Monsieur Poncelles Abendgesellschaft!« würde morgen als Schlagzeile im »Frisco Call« stehen. Und nun wurde von diesem einen Häberlin verkündigt, daß ›das Spannende‹ noch bevorstand. Die lebendige Mauer um Franz Henne schloß sich dichter auf, als Georg Häberlin mit ruhiger Stimme zu sprechen begann:

»Mr. Henne wendete sich nach den Staaten. Wir ließen ihn überwachen, um seine Spur nicht zu verlieren. In welcher Weise wir die aktive Gefahr für unser Land beseitigten, hat mein Bruder ja schon erzählt. Im Sommer vorigen Jahres folgten, wir ihm. Eigentlich hatten wir kein besonderes Interesse mehr an seiner Person. Die Botschaften aller europäischen Staaten waren von uns auf diplomatischem Wege vor dem Ankauf der wertlosen Pläne gewarnt worden, die nun noch im Besitze des Diebes waren. Wir erließen diese Warnung, um auch die passive Gefahr zu beseitigen – um im Falle eines europäischen Krieges nicht durch völlig nutzlose Maßnahmen einer fremden Macht gezwungen zu werden, unsere technischen Wunderwerke – und als solche sind die beiden größten Tunnelbauten der Welt unbedingt anzusprechen – selbst sprengen zu müssen. Aber Mr. Henne kam unsern Absichten in einer gerade unbegreiflichen Weise entgegen. Er ging nämlich genau dorthin, wohin uns der eigene Weg führte – nach Alaska!«

Franz Henne machte eine Bewegung, die Mr. Chaconter mißverstand. Die Pranke des Detektivs legte sich gewichtig auf des Dasitzenden Schulter.

»Nur keine vorzeitige Unruhe, Mr. Henne«, flüsterte er ihm so laut zu, daß alle Umstehenden es hören konnten, »Sie kommen noch früh genug hier weg!«

Georg Häberlin nahm den Faden seiner Erzählung wieder auf:

»Wir landeten am 12. August in Valdez. Ich ging den Cooper-River hoch, um einen Freund in den Bergen aufzusuchen, mit dem ich über den Verkauf eines Claims im Auftrage der ›Cerdova-Miners-Company‹ verhandeln wollte: zu Mr. Valler – zu demselben Mr. Valler, der von Franz Henne ermordet wurde!«

Die Wirkung dieser Worte auf die Umstehenden war einfach ungeheuer. Als würden gebundene Kräfte frei, so drängte sich die Menschenmauer nach vorn und innen, um dem Manne näher zu kommen, der in der Abendgesellschaft des französischen Konsuls offenbar seiner Tat überführt und verhaftet werden sollte. Eine beleibte Dame brach in schrilles Lachen aus und schrie unbeherrscht: »Ein Mörder – unter uns!« – Eine rauhe Stimme rief im Kommandoton: »Mr. Chaconter! Tun Sie Ihre Pflicht!« – »Welche Sensation! – Monsieur Poncelle, der Hexenmeister von Frisco!« – Ausrufe, Sätze, Meinungen schwirrten durcheinander wie aufgescheuchte Spatzen. Der Jüngling vom »Frisco Call« ließ seinen Stift übers Papier rasen, ohne aufzublicken. Das gab Schlagzeilen für sein Blatt! Und einen Bericht würde er machen mit Pfeffer und Salz.

Der einzige, der völlig ruhig blieb, war merkwürdigerweise Franz Henne. Er lehnte sich bequem in seinen Stuhl zurück und sagte halblaut:

»Das müssen Sie beweisen, Mr. Häberlin!«

»Ich werde es beweisen, seien Sie ganz ohne Sorge, Mr. Henne! Anfang November also kehrte ich mit Mr. Valler nach der Flußgabelung zurück, in deren Nähe er mit seiner Familie wohnte. Wir waren uns über den Verkauf seiner Schürfrechte und über einen gerechten Schlüssel für den Preis so ziemlich einig geworden. Meine Aufgabe bestand lediglich noch darin, die Gesteinsproben, die wir gemeinsam entnommen hatten, genau auf ihren Goldgehalt zu untersuchen, da die Abfindungssumme aus dem Ergebnis dieser Prüfung errechnet werden sollte. Die Einladung Vallers, einige Tage bei ihm zu bleiben, schlug ich aus. Wer weiß – es wäre vielleicht manches anders gekommen, wenn ich sie angenommen hätte.

Ich ritt also den Fluß abwärts, um mich in Cerdova mit meinem Bruder zu treffen, der auf der Ostseite des Mount Blackburn gearbeitet hatte – ebenfalls im Auftrage der C.M.C.

In der Abenddämmerung dieses Tages beobachtete ich zwei Männer, die ohne alle Ausrüstung auf ihren Mulis das Tal hochritten – und ich erkannte durch mein Glas rechtzeitig den einen von ihnen als unsern Mr. Henne!«

»Idiot!« murmelte Franz – aber dann preßte er schweigend die Lippen zusammen und senkte den Kopf.

»Es konnte mir in diesem Augenblicke gar nichts daran liegen, von Mr. Henne erkannt zu werden; ich ließ die beiden also an mir vorbei und folgte ihnen dann in gemessener Entfernung. Sie schienen in der Gegend zu Hause zu sein, denn sie ritten über die weglosen Hänge, ohne auch nur einmal die Richtung ihres Marsches zu überprüfen. Die Frage, was Mr. Henne in dieser ungewöhnlichen Jahreszeit in den Bergen zu suchen hatte, war für mich denn doch plötzlich von einiger Bedeutung. In der kommenden Nacht zeltete ich eine kurze Wegstrecke von den beiden entfernt in einer der kleinen Höhlen, an denen das Plateau so reich ist. Der Lagerplatz der Männer, die sich so sicher in dieser unwirtlichen Gegend bewegten – es war, wie ich später gelegentlich feststellte, ebenfalls eine Höhle am Abhang des Flusses – lag keine tausend Meter von Mr. Vallers Blockhaus entfernt.

Um Mitternacht trieb mich eine innere Unruhe vom Lager auf. Oder war es die schneidende Kälte, die mich aufscheuchte? Genug, ich trat ins Freie und erblickte einen lodernden Feuerschein, der rotglühend den Sternhimmel überflackerte. Er kam vom Vallerschen Hause.

Eine böse Ahnung trieb mich vorwärts.

Als ich in die Nähe der Brandstätte gelangte, sah ich zwei Männer im Schatten eines Schuppens stehen. Sie waren beide von den Flammen hell beleuchtet. Einer von ihnen war Mr. Henne!«

Mr. Chaconter sagte nur:

»Machen Sie sich fertig, Mr. Henne. Ich habe einen Haftbefehl für Sie in der Tasche.«

»Lassen Sie ihn stecken und hören Sie sich an, was dieser famose Mr. Häberlin weiter zu berichten hat; die Sache fängt an, mich zu interessieren«, bemerkte Franz Henne mit steinerner Ruhe.

»Die Verhaftung hat ja wohl keine Eile. Sie sehen doch, daß ich auch ohne Handschellen die Mauer neugieriger Menschen nicht durchbrechen kann!«

Georg Häberlin fuhr fort:

»Ich war ohne Waffe. Wer weiß, was ich in meiner ersten Bestürzung und Wut getan hätte. So zwang ich mich zur Ruhe. Ich lag dicht hinter den beiden und hörte sie leise und erregt miteinander sprechen. Verstehen konnte ich zunächst nichts; aber ich hatte den Eindruck, daß Mr. Henne seinem Spießgesellen über irgend etwas heftige Vorwürfe machte, der stumm in die Flammen starrte. Eines seiner Worte aber prägte sich tief in mein Gedächtnis ein. Er sagte nämlich mit erhobener Stimme und in befehlendem Tone: ›Am längsten Tag – hier!‹ Ich weiß eigentlich selber nicht, warum dieser Satz von mir sogleich in seiner besonderen Bedeutung aufgefaßt und verstanden wurde. Ich deutete ihn richtig, wie sich später herausstellte.«

»Und warum sind Sie nicht spornstreichs nach Cerdova geritten und haben Anzeige gemacht?« warf Franz Henne bissig dazwischen.

»Auch das will ich zu erklären versuchen – obwohl eine gemeinverständliche Erklärung dafür nicht ganz leicht ist. Ich kehrte in meine Höhle zurück, als die beiden sich getrennt hatten. Der Fremde holte sein Muli und ritt das Tal aufwärts der Paßhöhe zu. Mr. Henne dagegen war plötzlich verschwunden; ich konnte keine Spur mehr von ihm entdecken.

Am nächsten Morgen kehrte ich zur Brandstätte zurück, die einsam und verlassen dalag. Von der Frau des Nachbars, eines gewissen Mac'Phenor, erfuhr ich, daß die Vallers ermordet worden seien und daß ihr Mann mit Vallers ältester Tochter nach Cerdova geritten sei. Sie erzählte mir unter Tränen, daß Miß Valler den einen der beiden Mörder an der Sprache als einen Norweger ausgemacht habe – und mit einem Male wußte ich, um wen allein es sich handeln konnte. Mr. Valler hatte in den Tagen der ersten Goldfunde mit einem Norweger namens Marcus Lie am Yukon prospected, und dieser Mann war im vergangenen Herbst wieder in der Gegend der Flußgabelung aufgetaucht und hatte versucht, Mr. Valler zum Untersuchen von Gesteinsproben aus dem Mount Blackburn-Gebiet zu veranlassen. Er hatte Wind davon bekommen, daß sein alter Partner dort gewisse Feststellungen gemacht hatte. Mr. Valler hatte abgelehnt. Er schilderte mir Lie als einen haltlosen Trunkenbold und ließ durchblicken, daß der Norweger vor keiner Tat zurückschrecken werde, wenn es sich um Gold handle. Lie wußte um Vallers Eintragungen im Gebiet der Westseite des Mount Blackburn – wußte auch, daß Valler immer Goldproben und kleinere Goldmengen im Hause hielt. ›Ich will froh sein, wenn ich mit den Meinen dieses unwirtliche Land verlassen kann‹, sagte Valler beim Abschied zu mir. Seine Ahnung hat ihn nicht getrogen – er wurde das Opfer der Geldgier dieses Mannes und seines Komplicen Henne!«

»Und warum erstatteten Sie nicht sofort Anzeige? He?«

Mr. Häberlin machte eine unwillige Bewegung mit der Hand.

»Warten Sie ab, was sich weiterhin ereignete. Zwei Tage später traf ich in der Nähe von Jim Krackers Blockhaus, drei kleine Tagereisen von Cerdova entfernt, meinen Bruder Richard, der mir entgegengeritten war, und erzählte ihm, was ich erlebt hatte. Er blickte mich überrascht an. ›Weißt du auch, warum ich dir bis hierher entgegenkomme?‹ fragte er mich. ›Mr. Henne, den wir aus den Augen verloren hatten und den du jetzt an der Flußgabelung mit dem Norweger Marcus Lie getroffen haben willst, ist vor drei Tagen von Valdez aus mit fünf Leuten einer Tragtierkolonne auf die sogenannte Eseltour nach dem Yukon aufgebrochen!‹

Ich schwieg betroffen. Sollte ich mich derart in der Person geirrt haben?

›Im übrigen‹, so fuhr mein Bruder fort, ›ändert sich durch Mr. Vallers Tod unsere Verhandlungslage ganz außerordentlich. Wenn es sich bestätigt, daß eine Tochter von ihm am Leben geblieben ist, wird sie zur Erbin seines immerhin nicht unbeträchtlichen Vermögens und seiner Rechte am Abbau im Mount Blackburn-Gebiet, um die wir verhandeln. Mr. Valler hat ein Testament in Cerdova hinterlegt. Wir müssen abwarten, was es enthält, und werden deshalb die Aufklärung des Mordes zunächst einmal der Distriktspolizei allein überlassen. Wir tun genug, wenn wir den Sheriff wissen lassen, was du beobachtet hast. Die Sache geht uns verzweifelt wenig an, und wenn du selber nach Cerdova kommst, wirst du vielleicht gar noch verdächtigt, der Mörder zu sein. Ich rate dir, bleibe hier bei Jim Kracker und mache so schnell wie möglich deine Gutachten über die Gesteinsproben vom Mount Blackburn, während ich nach Cerdova zurückgehe und festzustellen versuche, was des armen Mr. Valler Testament enthält. Wenn ich dem Sheriff mit deinen Angaben dienen kann, soll's geschehen. Aber ich fürchte sehr, der Norweger wird für lange Zeit verschwinden, und Mr. Henne – ich weiß nicht, was ich davon denken soll … der Mann, der von Valdez aus nach Klondyke ging, ist wirklich und wahrhaftig unser Franz Henne, darauf kannst du dich unbedingt verlassen!‹

So also ging es zu, daß ich zunächst keine offizielle Anzeige gegen die beiden erstattete. Aber ich beschloß, das Wort vom ›längsten Tag‹ im Gedächtnis zu behalten. Am einundzwanzigsten Juni des kommenden Jahres war damit zu rechnen, die beiden Mörder wieder beisammen zu finden.«

Franz Henne lächelte boshaft.

»Großartig!« murmelte er. »Jetzt haben sie mich also beide gesehen, der eine beim Mord, der andere auf der Eseltour – und die Bulldogge, die hinter meinem Stuhle steht, wird schon ein wenig irre an seinem Haftbefehl. Na, nur weiter. Ich bin jedenfalls gespannt wie ein Trommelfell!«

Richard Häberlin setzte den Bericht seines Bruders fort:

»O'Shennan, der Distriktssheriff von Cerdova, erhielt von mir einen ausführlichen Bericht über meines Bruders Erlebnis in den Bergen. Er stellte einwandfrei fest, daß sich mein Bruder geirrt haben mußte, da Franz Henne bereits auf der Eseltour gewesen war, als der Mord an den Vallers geschah, was von vielen Zeugen bestätigt werden konnte. Von Marcus Lie war nirgends eine Spur zu entdecken. O'Shennan erließ absichtlich keinen Haftbefehl gegen ihn, um ihn nicht für alle Zeiten unsichtbar zu machen. Der Bemerkung vom Treffen ›am längsten Tag‹ legte er merkwürdigerweise gar kein Gewicht bei. Heute kenne ich die Gründe für sein damals für mich unbegreifliches Verhalten – und billige sie. Er hoffte wohl, die Sache werde – nun, Mr. Hood wird ihm das Nötige dazu mitgeteilt haben.

Als Franz Henne mit Mr. Holzer im folgenden Frühjahr von Cerdova aus in die Berge ging, folgten wir den beiden abermals unauffällig. Zweimal durchsuchten wir ihr Lager in der kleinen Hoffnung, eine Spur zu finden für eine Erklärung dieses seltsamen Zuges in eine Gegend, die eigentlich von Prospectors gemieden wurde. Wir betrachteten diesen Frühsommer als eine Erholung von der anstrengenden Arbeit, die wir den Winter über geleistet hatten. Unsere Verhandlungen mit dem Rechtsvertreter Mr. Vallers waren inzwischen so weit vorgeschritten, daß wir nur noch die Eröffnung des Testaments abzuwarten brauchten, um mit Miß Valler zum Abschluß zu kommen. Etwas Besonderes ereignete sich auf dieser Reise nicht. Mr. Henne kehrte überraschend am 13. Juni um, während Mr. Holzer in den Bergen blieb. Ich folgte dem Heimkehrenden nach Cerdova, während mein Bruder Georg in den Bergen blieb, um abzuwarten, was sich ›am längsten Tag‹ an der Brandstätte ereignen würde. Ich ließ ihn nur ungern allein ziehen. Aber er beruhigte mich lachend mit der Bemerkung, daß er ein kleines Abenteuer auch einmal ohne mich zu bestehen gedenke.«

Die Spannung der Gesellschaft war aufs höchste gestiegen, als Georg Häberlin abermals das Wort ergriff, um den Bericht zu Ende zu führen:

»Ich lag in der Nacht vom zwanzigsten zum einundzwanzigsten Juni in der Nähe des Vallerschen Hauses und sah den Norweger Marcus Lie das Tal herabkommen, ein Zelt aufschlagen und ein Feuer anzünden. Er wurde kurz vor Mitternacht am Feuer erschossen!«

»Wer schoß?« schrie eine flackernde Stimme aus der Mauer der erregten Zuhörer.

»Mr. Henne!«

»Aber er war doch in Cerdova!«

»Er besitzt einen Zwillingsbruder, der ihm so ähnlich ist, wie ich meinem Bruder Richard ähnlich bin!«

Franz Henne sprang bleich von seinem Sitze auf.

»Hören Sie auf mit diesem lächerlichen Gewäsch! Am Ende soll ich mein eigener Bruder sein und in dieser Eigenschaft einen Mord begangen haben!«

Georg schien durch diesen leidenschaftlichen Ausbruch nicht im mindesten berührt.

»Lassen Sie's gut sein, Mr. Henne. Der Mann, der im August dieses Jahres auf der Brandstätte grub, war Ihr Bruder. Sein Wissen um das angeblich noch unter dem Hause liegende Gold hatte er von Ihnen bezogen. Im übrigen habe ich Sie beide in einer Stunde gesehen. Als die ›Washington‹ ihre Trossen in Cerdova loswarf, standen Sie mit Mr. Holzer auf der Mole – und keine fünfzig Meter von Ihnen entfernt entdeckte ich das Gesicht Ihres Bruders in der Menge.«

»Guntram war – in Cerdova – damals?« murmelte Franz Henne leise; und laut fügte er hinzu: »Sie halten also die Anklage wegen Mordes gegen mich aufrecht?«

»Solange Sie nicht nachweisen können, daß der auf den Namen Franz Henne lautende Paß, den Ihr Bruder an der Brandstätte bei sich führte, ein gefälschter Paß war, halte ich die Anklage gegen Sie aufrecht!«


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