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Er überreichte dem jugendlichen Kaiser sein Kreditiv. Dieser trug preußische Uniform und tat ihm die hohe Ehre an, ihm allein ohne Anwesenheit des Ministers des Äußern eine Unterredung zu gewähren, eine nach Hofbrauch ungewöhnliche Auszeichnung. Er entfaltete die ganze Schlichtheit und Einfachheit eines wahrhaft großen Herrn und zugleich jene würdevolle Offenheit, die Vertrauen erweckt. »Das Handschreiben Ihres Souveräns, meines teuersten Freundes, hat mich überzeugt, daß alle Zwistigkeiten unserer Staaten auf Mißverständnis beruhen. Ich vernahm mit Genugtuung, daß Euer Exzellenz damals, als wir leider in hartem Widerspruch standen und mein Minister Schwarzenberg in der Tat etwas schroff wurde, zur Beilegung der beklagenswerten Spannung beitrugen.«
»Ich bin wie jeder Deutsche dem durchlauchtigsten Erzhaus Österreich sehr ergeben. Der Wille meines Herrn des Königs geht dahin, diese Ergebenheit durch Taten zu beweisen.«
»Ich zweifle nicht daran. Was an mir ist, soll geschehen, daß volle Harmonie herrscht. Die beiden deutschen Monarchen sind aufeinander angewiesen zum Heil Deutschlands und zum Gedeihen unserer Völker, das uns beiden am Herzen liegt.« Es wurden noch viele Worte über dies unverfängliche Thema gewechselt, das zu nichts verpflichtete, dann vorsichtig die schwebenden Fragen angeschnitten: »Meine Minister sind etwas geteilten Sinnes über die Zweckmäßigkeit der uns gebotenen Vorschlage. Wird's denn nit anders gehn, mehr nach der Richtung, die wir einschlugen?«
»Ich fürchte, nein, Majestät. Indessen wird gegenseitiges Entgegenkommen schon einen Ausweg finden und jeder Schärfe der Differenz vorbeugen.«
»Da schauen's, ganz meine Meinung. Nur keine Differenzen! Wir müssen zusammenhalten für Deutschlands Ehre, da das Ausland uns bedrohen könnte«, bekräftigt der junge Monarch lebhaft und sprach feurig von Verteidigung alter Zucht und Sitte gegen westliche Neuerung. Als er ihn entließ, hatte Otto den wohltuenden Eindruck, daß Franz Josef eine schnelle Auffassung und dabei ein ruhig abwägendes Urteil besitze. Doch konnte er sich nicht verkneifen, an Nanne zu schreiben, der hohe Herr könne sehr gewinnend sein, wenn er wolle, doch ob er immer wolle, sei eine andere Frage. Der feierlichen Audienz folgte die Hoftafel und dieser ein Ausflug ins Gebirge, wo ein Volksfest bunte Landschaftsstaffage hervorzauberte und brausendes Eljen mit sehr demokratischer Ungeniertheit den König von Ungarn empfing. Das Volk kletterte auf die Bäume und besah sich so die Hofgesellschaft. Waldhörner tuteten, Reigengesang umjubelte den jungen gewinnenden Herrscher. Nach dem Abendrot gab es einen andern Operneffekt: Fackelzug durch den Wald.
»Exzellenz gestatten, Fürst Windischgrätz, Adjutant Seiner Majestät«, stellte sich ihm ein junger Offizier vor, bei ihm gleichsam zur Dienstleistung befohlen wie bei einem gekrönten Haupte. »Fürst Liechtenstein«, nannte sich sein Tischnachbar, ein eleganter Reitergeneral. Da hatte er also den höchsten Adel der Habsburger Monarchie beieinander.
»Gelt, Exzellenz, hier ist's fesch?« freute sich der junge Windischgrätz. »Sine Hungaria non est vita, et si vita, non est ita.« Hier hat's Leben doppelten Wert. Möchten Ex'llenz mal das Land sehen, die richtigen Haiducken?«
»Herr Bruder, du solltest« (in der österreichischen Armee duzt sich alles) »die Exzellenz an deinen Herrn Bruder in Alberti-Irsa rekommandieren«, fiel Liechtenstein ein.
»Du nimmst mir das Wort aus dem Munde. Der liegt dort in Quartier mit sei'm Ulanenregiment. 's ihst am Rande der großen Pußta zwischen Donau und Theiß, da ihst's fesch und romantisch. Wissen's, mein Bruder hat in Mariage eine Nichte Ihres gnädigsten Königs, eine Prinzessin von Mecklenburg.«
»Ich werde nicht verfehlen, meine Aufwartung zu machen.«
»Der wird a Freud hab'n und meine Frau Schwägerin dazu.« Mit unendlicher Liebenswürdigkeit plauderten die beiden Kavaliere weiter drauflos und wickelten den verdammten steifen Preußen (Ketzer alle miteinand und Feinde der allerheiligsten Jungfrau) mit ihrer berückenden Herzlichkeit ein. »Ja, in Preußen da sein's halt hochgelehrt, da kommen wir net mit, aber Natur, sag' ich Ihna, Exzellenz, merveilleuse! Die Ungrischen sind unsre besten Leut in dr' Armee.«
»Plausch net so fad!« berichtigte Liechtenstein. »Unsre Bem sind auch net a Wurzen. Reg'ment Ehrbach mit sei'm Grenadiermarsch von Wagram und all die andern Böhmaken sind brave Ludersch. Ich hab' Brünner Dragoner kommandiert, superbe!«
»Auch net schlecht, c'est vrai. Doch die von Ungarn haben einen Elan! Serr ein guter Menschenschlag für Soldaten. Die Regimenter Jordis und Giulay bei Aspern und die bei Neusiedl-Wagram und die Ungarndivision Bianchi bei Leipzig und die Liechtensteinhusaren,« er verbeugte sich vor Liechtenstein, »und die Liechtensteinkürassiere, das waren unsere feinsten Reiterregimenter.«
»Heut heißt unser bestes ungrisches aber Preußenhusaren,« verbeugte sich der Reitergeneral verbindlich, »und ihr Kommandeur Baron Edelsheim ist aus dem Reich.« (Merkwürdig, daß die Österreicher immer Deutschland schon in alter Zeit als »das Reich« und die sogenannten deutschen Brüder »aus dem Reich« nannten. Sie gehörten doch angeblich selber mit dazu, doch bezeichneten damit selbst den Unterschied zwischen Österreichern und wirklichen Deutschen). »Mein Vater, der Feldmarschall, hielt viel auf die Madjaren.«
Bismarck verbeugte sich seinerseits achtungsvoll: »Euer Durchlaucht in Gott ruhender Herr Vater war ein echter deutscher Mann, der dem Korsen einen gründlichen Korb gab, als er ihm ein Rheinbundsherzogtum anbot. Dieser große Held war eine Zierde Österreichs, Deutsch-Österreichs, wie der wunderbare Erzherzog Karl.«
Beide Militärs grüßten, doch lächelte Liechtenstein fein: »Seine Kaiserliche Hoheit der Generalissimus war sogar für manchen guten Österreicher zu ... deutsch und entschieden zu ... liberal. Seinen durchlauchtigsten Bruder Erzherzog Johann hatten Sie ja draußen im Reich. Beide hohen Herrn fielen unter Fürst Metternichs Regime ein wenig in Ungnade. Man nennt sie nicht gern bei Hofe.« Das sollte ein höflicher Wink sein.
»Wir sahen ja, wohin das führt«, schnarrte der junge Windischgrätz. »Mein Papa mußte unsere braven Wiener Mores lehren ... und die Ungarn.« Oder sie ihn, dachte Otto, wenigstens anfangs und nachher kam die russische Hilfe, »heut ist das alles vergeben und vergessen. Moriamur pro rege nostro! heißt es heut in allen treuen Madjarenherzen.« Ob das so stimmt? Wer Haß sät, erntet meist eine Drachensaat.
»Nur auf Rußland bleiben sie bitter erbost«, fügte Liechtenstein hinzu. Ganz gut, vielleicht wird das mal ein politischer Faktor.
Als Otto nach der Ofener Burg zurückkehrte, sah er einen ungarischen Grenadier mit Bärenmütze, weißem Kollet und blauen Schnürhosen auf der Terrasse über der Donau als Schildwache stehen. Sein langes Bajonett ragte von unten herauf über den Fensterrand, so daß es den Kerzenschein im Schlafzimmer spiegelnd zurückwarf. Den Fußboden aber betüpfelten viel schwarze Flecke im Getäfel, die wie Tintenklexe aussahen: Brandflecken von Granatsplittern, wo sich hier General Henzi im rauchenden Schutt bis zum letzten Mann wehrte. Nicht drei Jahre ist's her, und das war nur der Anfang des ungarischen Befreiungskriegs – pst, der Rebellion – und heut schon alles begraben? Wer's glaubt! Und wer darf Österreich einen deutschen Staat nennen, wo ein halbwildes Volk aus Asiens Steppen den Ton angibt oder wenigstens die erste Geige spielen möchte! Österreich im deutschen Bund ist geradeso Anomalie, als ob Frankreich, weil es den Elsaß, und Rußland, weil es die baltischen Deutschen hat, einen Fuß in Deutschland hätten. Soll man die Niederwerfung Ungarns als einen Germanensieg Deutsch-Österreichs feiern? Das wäre Unsinn, sintemal es slawische Truppen waren, Tschechen und Kroaten, die hier reinen Tisch machten. Nun, man muß praktisch denken. Noch ist Österreich eine große Militärmacht, »teufelmäßig stark«, wie Napoleon sagte. Radetzky hat's in Italien bewiesen. Italien! Da schmort eine Olla Potrida im Topf, schärfer gewürzt als ungarischer Gulasch. Man hat den Pott zugeschüttet, doch neue Dämpfe steigen auf, das Feuer brennt lichterloh und die Speise wird auf den Tisch kommen, serviert von einem französischen Koch. Abwarten! Nichts wird so heiß gegessen, als es gekocht wird. Nur uns nicht von Österreich ins Schlepptau nehmen lassen! Allein sind wir nicht stark genug, mit ihm unseren Span auszufechten. Doch vielleicht bröckelt durch fremde Stöße etwas von der Macht ab, bis wir fertig sind.
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In Irsa gab man ihm einen Trupp galizischer Ulanen als Eskorte mit, als Schutz gegen die romantischen Räuberbanden, die Petyaren, meist aus Kleinadel der Pußtadörfer entsprungen. Sie trabten mit gespanntem Karabiner neben dem rumpelnden Leiterwagen, den ein Bauer mit weißen Türkenhosen und gespornten Kanonenstiefeln kutschierte. So ging's nach Keskemet über tellerflache endlose Grasebene. An einem Ziehbrunnen unter kahlen Pappeln brüllte ein Büffelschwarm die Galoppierenden an, Hasen stoben dahin, Wildgänse und Wildenten flogen kreischend auf, Zieselhamster huschten vorbei. Die Hitze schälte die Haut vom krebsroten Gesicht, die Heuschicht im Wagen dünstete davon aus mit betäubend süßem Geruch. In Szolnok liefen Madjaren, Slowaken, Walachen bunt durcheinander, die Weiber in den grellsten Farben. Otto musterte das Bild mit Maleraugen und klagte, daß er nicht zeichnen könne, ein Lessingscher Raffael ohne Arme, und hörte den grellen Dissonanzen von Pußtaliedern mit Musikerohren zu. Dagegen nahm sein deutscher Geschmack Anstoß an den kropfartigen Busen, die sozusagen schon unter dem Kinn beginnen, und an einem Risotto mit Krebsschwänzen, der in gelbem Fett und rotem Spaniolenpfeffer schwamm. Auf Paprika-Hähndl und Stürlfisch folgten rohe Maiskolben als Nachtisch. Tokayer Ausbruch war zwar nicht zu verachten, doch die wahren Leckerbissen blieben ihm versagt. Denn wer in Ungarn nicht Ferkel am Spieß gebraten im Tannenwald und gewisse Teile des Ziegenbocks und dazu Roten aus Bocksbeutel genossen hat, der hat die wahre Räuberromantik nie erlebt, den feisten Schafskäse nicht zu vergessen. Und die gehofften Räuber hielten sich versteckt in des Waldes tiefsten Gründen, obschon sie gestern achtzig Reisende ausplünderten. Die Ulanen waren ihnen unsympathisch. Ach, selbst in Ungarn ist das Heldenzeitalter vorüber.
»Hat Schwob sich mal satt gefressen«, meinte ein alter Pächter wohlwollend. »Bei ihm zu Haus' lauter Hungerleider.« Und mehrere spuckten aus: »Nemet!« (deutscher Hund!) Dagegen grüßte ein behäbiger Bauer durchs Fenster hinein: »Grüß Gott! Gott gesegn's!« und stellte sich als Banater Schwabe vor. Auf Ottos Erkundigung, wie es den zahllosen Deutschen im Banat und in den Siebenbürger Sachsengebieten ginge, hieß es: »Danke der Nachfrag'. 's geht uns allen guet, sehr. Aber seit der Revolutschon sind die Ungarn wüscht und woll'n uns unsre Muttersprache aus dem Mund nehmen, wenn sie könnten. Das sagen's nur draußen im Reich, wir sein gute Dütsche.« Ob sich da nicht eine Brücke schlagen ließe zwischen uns und diesem urwüchsigen, starken Madjarenvolk, das einen Kossuth und Görgey, einen Deak und Szecheny hervorbrachte? Ein Nationaldichter, ein gewisser Petöfi, fiel als Honvedmajor auf deutsch-ungarischer Erde bei Schäßburg im Sachsenland gegen die Russen. Es wäre aussichtsreich, mit Ungarn in Wechselverkehr zu treten. Seltsame fernliegende Gedanken flogen ihm durch den Sinn. Die Russen waren seine lieben Freunde und Kossuth ein scheußlicher Revolutionär, aber –! Wer weiß, was noch werden kann!
Die Aussicht auf die Ofener Waldgebirge von der Zitadelle war gewiß sehr schön, doch die Aussicht auf baldigste Heimkehr noch schöner. Allerdings hatte man ihn mit Liebenswürdigkeiten überschüttet und ihm auch den Eindruck geben wollen, als ob die höchsten Militärkreise ganz für Preußen eingenommen seien, besonders die nächste Umgebung des Kaisers. Feldmarschall Fürst Windischgrätz überfiel ihn förmlich in einer Gesellschaft mit stürmischen Ausbrüchen seiner prussophilen Begeisterung. Er ließ ihn den ganzen Abend nicht los und redete ununterbrochen auf ihn ein, daß er uneingeschränkte Wertschätzung für alles Preußische als Leitstern wähle. »Ihre Armee ist ein Muster von Königstreue und Disziplin, Ihre Beamten haben nur ein Ideal: travailler pour le roi de Prusse – aber nicht, hehe, im Sinne des französischen Sprichworts. Schauen's, für alle Gutgesinnten gibt's nur eine Richtschnur: Freundschaft, innigste, zwischen uns Zentralmächten. Da ist der Cujon Bonaparte in Paris,« er sah sich stolz um, als wolle er sagen: mir kann keiner was verbieten, kein Spitzel kommt mir nahe, »der spinnt Unheil. Doch das teure Preußen wird uns stärken im heiligen Krieg wider welsche Demokratie und bonapartische Räuberei.« Vertraulich fuhr er fort: »Ich will mich nicht in Ihr Vertrauen drängen, doch die Frag' ist wohl erlaubt: Hatten Sie hier Erfolg? Man weiß halt doch, warum sich's handelt, die Zollunion.«
»Könnt's nicht sagen, Durchlaucht, Herr v. Bach besteht wie Shylock auf seinem Schein, d. h. was er dafür hält. Denn tatsächlich liegt keinerlei rechtlicher Anspruch vor, unsere eigene preußische Anschauung der Dinge zu durchkreuzen.«
»Der verfluchte Rotüvier mit seiner Judenclique! Die wollen gut kaiserlicher sein als Seine k. k. apostolische Majestät selber und sind natürlich bessere Österreicher als unsereins. Ich bin für Zusammenschluß mit Preußen um jeden Preis. Ist also Ihre Mission gescheitert?«
»Ich fürchte so. Doch ist ja nicht aller Tage Abend.«
Der Kaiser zog ihn in eine Fensternische und flüsterte ihm zu: »Ich habe mein Ministerium beauftragt, den unziemlichen Angriffen gegen Preußen in unserer Presse ein Ende zu machen. Ich setze voraus, daß Seine Majestät von Preußen das gleichtun werden, denn der Ton Ihrer Presse läßt auch zu wünschen übrig.«
»Alleruntertänigsten Dank! Das wird heilsame Folgen haben.«
»Auch für die Zollfrage, mein lieber Herr v. Bismarck? Ich gestehe, daß wir wohl bei dem Programm verbleiben werden, das wir früher aufstellten. Gehen's, geben's a bissel nach!«
»Darin bedaure ich Euer Majestät nicht dienen zu können. Die besonderen Tarife des Kaiserstaats verlangen besondere Behandlung, nicht konform mit den sonstigen deutschen Verhältnissen.« Die Stirn des Herrschers umwölkte sich ein wenig. Mit fürstlichem Takt lenkte er sogleich auf ein anderes Thema ein und erkundigte sich angelegentlich nach Preußens Heerverfassung. Otto stand Rede, der Kaiser horchte aufmerksam und gespannt.
»Es wird Ihnen bekannt sein, daß Ihre Heerreform in den Befreiungskriegen eigentlich von uns ausging, nach dem Vorbild jener Wehrkraft, welche die Weisheit des hochseligen Kaiser Franz schuf.« Das heißt: welche Erzherzog Karl und die Grafen Stadion gegen den Willen des verknöcherten Absolutisten schufen, dem die Landwehr ebenso ein Greuel war wie der Tiroler Aufstand, der ohne rechtmäßige Obrigkeit auf eigene Hand das Volk bewaffnete. »Bei veränderten Zeitläuften müßten natürlich diese etwas demokratischen Grundsätze fallen. Das System der Reservemannschaften und der Landwehr ersetzten wir durch erhöhtes Kontingent der gewöhnlichen Rekrutierung. Reüssiert denn bei Ihnen immer noch die Landwehrgattung? In der greulichen Revolution soll sie sich sehr schlecht benommen haben.«
»Zum Teil, ja. Man wird natürlich gut tun,« er wollte unvorsichtig von Reform der Landwehr reden, wie der Prinz von Preußen es vorhatte, verschluckte aber eiligst diese »Information« und fuhr fort: »sich nicht allzusehr darauf zu verlassen.«
» C'est ça. Das scheint mir eine Schwäche Ihrer Wehrmacht. Immerhin bleibt Preußen militärisch sehr stark. Wir haben ein Interesse daran, dies zu beachten, weil wir in auswärtigen Fragen doch wohl zusammenstehen müssen.« Der Monarch sah den Vertreter Preußens vielsagend an. Aha! dachte dieser. Komplikationen im Osten am Balkan oder Wirren in Italien. Bis zur Märzrevolution ließ uns Österreich in Deutschland ziemlich freie Hand, wenn wir ihm nur in europäischen Fragen Gefolgschaft leisteten. Seither wollte es uns auch in Deutschland zum Lehensträger degradieren. Das wird jetzt anders, der frühere Zustand tritt ein. Um so mehr wollen wir festbleiben im schwebenden kommerziellen Punkt. Um sich zu decken, telegraphierte er in Chiffre nach Berlin, ob er irgendwelche Konzessionen machen solle bei der letzten entscheidenden Unterredung mit Buol. Knapp rechtzeitig traf die inhaltsschwere Antwort ein: »Nein!«
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