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Die 5. Armee. Von Longwy zu den Argonnen.

I. Longwy.

Zum Kriegführen gehört erstens Glück, zweitens Glück und drittens nochmals Glück, doch man muß es zu erfassen verstehen. Es traf sich glücklich für die Franzosen, daß den Stoß von Langles Kol. und 2. K., die sich zwischen der 4. und 5. A. eindrängen sollten, und Ruffeys 4. K. vorerst nur 6. schlesisches und 5. Posener Korps auffingen; es schien möglich, daß Ruffeys 5. und 6. K. aufs weiter rückwärts anmarschierende 13. Württemberger K. fallen konnten. Dagegen fügte sich glücklich für die Deutschen, daß der Vormarsch des Gegners auf St. Vincent-Virton unvorsichtig erfolgte. Gegenhieb parierte den zugedachten Schlag derart, daß der Kronprinz umgekehrt seine Harste zwischen die Staffellücken des ungleichmäßigen feindlichen Angriffs einpreßte. Und da wir die fragwürdige Leistung der 4. deutschen A. vor Augen stellten, so sei gleich hier vorausgeschickt: welch leuchtendes Beispiel gab der Kronprinz, der nach viel härteren Kämpfen und örtlichen Mißlichkeiten und bei peinlicher Irrung seiner Linken dennoch sein Nachdrängen nie aussetzte und so schon am 1. den Argonneneingang erreichte! – Seine 6. Kav. D. Schmettow kundete schon früh weit südwärts aus bis Pillon-Manginnes westlich Spiucourt, wo es am 10. und später zu verlustreichem Gefecht kam. Deutscherseits totgeschwiegen, mag es ungünstig ausgefallen sein, was bei so weitem Vorprallen einer isolierten Truppe nicht Wunder nähme. Doch französische Ausschmückung ist nicht danach, Glauben zu erwecken. Selbst über das Datum wird man nicht einig. Am 12. und 13. seien die abgesessenen 21. badischen Dragoner »vernichtet«, 5. Fußjäger, 7. und 8. Dragoner in Panik verfallen, 1000 (!) Gefangene und eine Batterie den Siegern überlassend? Welche Aufschneiderei! 7. und 8. Dragoner waren überhaupt nicht da, 21. Dragoner litten gar nicht, die wohl gemeinten 20. Dragoner ganz unerheblich. Die Hirschberger Jäger melden allerdings in zwei Listen 7 Offiziere 207 Jäger als verloren, wovon sich aber nur die erste Liste auf dies Gefecht beziehen kann. Joffre erboste sich über unwahre deutsche Meldung, ein französisches Regiment sei bei Briey vernichtet worden. Warum erfand er denn selber? So war man quitt. Bald lohnte es sich nicht mehr, kleine Gefechte zu erfinden! Der tragische Ernst machte solchen Scherzen ein Ende. Französischerseits wird nicht etwa 6. Kav. Brig. Commercy, eine besonders ausgebildete Grenztruppe, hier genannt, sondern zwei Brigaden des K. Gérard und 130. Inf. des 4. K., also riesige Übermacht, vor der man notgedrungen das Feld räumte. Übrigens schwärmten noch andere deutsche Schwadronen aus, wie einige Verlustlisten lehren, so die Württemberger Ulanen des Herzog Urach, 1. Ul., 1. Königsjäger z. Pf. des Posener K., 11. J. z. Pf. Tarnowitz des schlesischen und bestimmt 12. J. und 14. Ul. des Metzer. An Verwogenheit fehlte es den deutschen Reitern nicht, doch lüfteten sie nicht den Schleier des feindlichen Aufmarsches, so daß die am 16. ziemlich versammelte 5. A. bis 21. Zeit vertrödelte, um keinen Luftstoß ins Leere zu machen. Gegen das kleine Felsnest Longwy spielten schon Mörser und Haubitzen, 121. Würt. berannten das Bergfort Martin. Im unübersichtlichen Wald- und Berggebiet versagte die französische Aufklärung vollends. Dem östlich Longwy vorrückenden 6. K. Chalons meldeten die 19. Ch. à Ch. nichts davon, daß das 16. Metzer K. Mudra bereits im Südosten auf Landres marschierte. Von ihm, mit besonders schwerer Artillerie (8. Fuß, 14. Mörserregiment) ausgestattet, versprach sich der Kronprinz sozusagen Breschewirkung auf Ruffeys rechter Flanke. Westlich davon näherte sich 5. K. Bronchin mit 46. Inf. Langwy, wo man den Belagerer donnern hörte; westlicher gestaffelt ging 4. K. Boelle auf Virton, 14. Hussards ritten voraus, fanden aber am 21. Virton von II/123. besetzt, offenbar mit einer Batterie 65. Art., deren Anfangsliste 2 Offiz. 6 Mann verwundet verzeichnet, das Bataillon 105 Mann. Die franz. 7. Kav. D. war vor ihm ausgewichen, jetzt ging es selber vor dem Auftreten solcher Massen nach kurzem Scharmützel rückwärts. Auch Schmettows Geschwader machten überall die Front frei, um den jetzt gleichfalls herandrängenden deutschen Angriffssäulen Platz zu machen. Beide Parteien tappten im Ungewissen, von wo der feindliche Stoß kommen werde; so entstand eine Begegnungsschlacht. Da Keiner so rasches Entgegenkommen in Betracht zog, widerlegt sich die Doppelsage, die Franzosen hätten vorbereitete Stellungen eingenommen oder umgekehrt die Deutschen vereint gelauert, um über den Feind plötzlich herzufallen. 6. R. K. Goßler, 5. R. K. Gündell und 16. K. Mudra berührten mit ihren Spitzen noch kaum die Kampfzone; rasches Vorbrechen Ruffeys hätte 5. und 13. K. allein gefunden bei seinem Vorsatz, den Kronprinzen von Longwy wegzudrücken. Langles ihm angeschlossene Rechte stieß aufs 6. K. Pritzelwitz, das am 21. noch mit der hessischen Vorhut bei Neufchâteau in Verbindung stand. Offenbar gibt man sich einer irrigen Vorstellung hin, als ob am 22. die Kronprinzenschlacht plötzlich und unvermittelt begonnen habe. Vielmehr belehren frühe Anfangsverlustlisten, daß Vorpostenkompagnien der 13. Posener Brigade und 5. Art. sich mit feindlichen Spitzen berührten; 5. Pioniere schanzten bei Ethe nördlich Virton. Schon am 20. hatte die 12. schles. D. bei St. Vincent Patrouillen, die 11. D. hatte III/38., II/10. und 6. Art. vorgeschoben, die hier 3 Kanoniere verlor. (Verlustausweis für all diese Scharmützel rund 120.) Offenbar stutzten 2. und 4. franz. K., geneckt und aufgehalten, und verloren so einen ganzen Tag, während auch Ruffeys rechte Flügelstaffel sich zu langsam vorbewegte, statt rasch den Belagerungsring zu sprengen, wo die Linke der Württemberger noch ungedeckt offenlag. Sarrails 6. K, griff zu weit nach Osten aus, beunruhigt durch die 5. Jäger Schmettows bei Audun; Bronchin tastete anfangs zaghaft vor und wartete so lange, bis sich das R. K. Goßler in seine rechte Flanke warf. Auch im Westen klappte nichts; das Kolonialkorps begegnete schon vor Rossignol der 12. D., dortige Gewehrschüsse wirkten wie ein Signal, das von West nach 0st die weite Linie entlang eine Entscheidungsschlacht ins Leben rief. Von Stund an suchten die sich vorher auf den Leib gerückten Feinde sich gegenseitig in die ursprüngliche Aufmarschlinie zurückzudrücken, die jeder bereits überschritt. Die französische Reiterei benahm sich ungeschickt, die deutsche 3. K. D. schob sich gewandt als Lückenfüllung zwischen Schlesier und Posener ein. Bei Arlon, 13 km östlich Tintigny, aufgerückt, hatte die 12. D. einen viel kürzeren Marsch als die 3. Kol. D. Raffanel, die 40 km marschieren sollte, um den Semoy bei Brevanne zu überschreiten und den Saum der Neufchâteauer Waldung zu berühren, von wo links von ihr die 2. Kol. D. schon geschlagen vor den Hessen abflutete. Statt dah sieben franz. Divisionen (Sarrail folgte ein Reservekorps in Richtung Landres) bloß aufs 13. K. bei Langwy stürzten, zauderten sie so lange, bis die 6 Divisionen der entfernter stehenden deutschen Linken eingriffen. Sechs andere franz. Divisionen aber erlitten durch vier deutsche solche Niederlage, dah man ohnehin nicht den Stoß auf Langwy hätte durchführen können. Der französische Plan war durch des Kronprinzen umsichtige Benutzung der dargebotenen Chancen von vornherein zum Scheitern verurteilt. 1. Kol. Brig. nebst 2. Art. Rgt. stieß im Rossignolwald zunächst nur auf I/157. als Vorhut der 12. D., das natürlich vor sechsfacher Übermacht wich und zugleich den Major nebst zwei Hauptleuten verlor. Bald aber gerieten im Walddunkel und Nebelflor alle Kompagnien der Brieger Musketiere an die bunten Turkos heran; 57. oberschl. Art. machte Luft, indem sie teils in Waldlichtungen auffuhr, teils draußen am Waldhügel Terms das 63. Oppeln-Ratibor unterstützte, wo 4. Kol. Brig. (14. und 22. Rgt.) seitwärts zu entlasten suchte. Der Kommandierende General Lefebvre wollte auch 7. und 9. Kol. heranholen, die sich aber nicht blicken ließen, vielleicht weil sie den Weg verloren und Anschluß verpaßten. Nur 3. Kol. mischte sich erfolglos ins Waldgefecht ein. Als dort auch Teile der 62er mitwirkten, erging es der 2. Kol. Brig. schlimm. Die schlesische Artillerie wirkte vernichtend. Umsonst liefen Turkoschwärme die weit vorausgeeilte 6. Batterie an; eine Geschützgruppe westlich der Neufchâteau-Chaussee schoß die Brevannebrücke entzwei, so daß die abgeschnittene Brigade den reißenden Semoy im Rücken hatte. Die Schwarzen hielten todesmutig aus. Divisionär Raffanel, der persönlich das Waldgefecht leitete, Brigadegeneral Rodony, Oberst Gallois des 1. Rgts. sanken nacheinander tödlich verwundet. Major Rey zerbrach das Banner und übergab Band und Ehrenkreuz einer Krankenträgerin zum Verbergen, fiel dann selber schwerverwundet in Gefangenschaft mit dem schwachen Rest der Brigade. Nur Wenige durchschwammen den Sermoy. Bei 2. Art. waren alle Stücke demontiert, alle Pferde getötet, die Hälfte der Bemannung niedergestreckt, dabei ein Enkel Renans, der als Reserveoffizier ein besonderes Vorbild gab. Aus der Waldsenke vorbrechend, warfen die Schlesier den Feind aus Baumdickicht und Feld ins überfüllte Rossignol hinein. Das Dorf gab 2600 Gefangene, 40 Geschütze und 200 Protzen her. (Die zwei »gefangenen« Generäle waren freilich »sterbende«.) Nachts suchte man die Trümmer des Kolonialkorps zusammen. Die 12. D. war vieler voranstürmender Führer beraubt, erkaufte aber den großen Erfolg billig mit 363 Toten (33 Offizieren), 939 Verwundeten, wovon 700 aufs 157. entfielen. Hanotaux erfindet den mageren Trost, die Schlesier hätten hier allein 5000 verloren, d. h. er verwechselt diese Division mit dem ganzen Korps, dessen 11. D. bedeutend mehr verlor. Gerade, als obige Siegeszeichen eingebracht, gewann auch letztere um 5 Uhr nachm. die Oberhand nach langem erbittertem Kampf gegen Korps Gérard, das nach Abgabe der Brig. Mangin (siehe früher) immer noch vier Brigaden zählte. Die Vorderbrigade Cordonier wurde in Virton beinahe umzingelt, einer anderen Gegenstoß zerschellte, ihr General fiel. Umsonst suchte man zwischen beiden schlesischen Divisionen einzubrechen, die berühmten 11er Königsgrenadiere ließen sich nicht umfassen; verirrte Durchbruchstrupps wurden abgefangen. Die 51er hielten sich bei Tintigny gegen das gleichnumerierte französische Regiment westlich Virton, wo 42. franz. Art. gleichfalls der 42. Schweidnitzer Art. gegenüber stand. Nachdem man fortwährend das Übergewicht der französischen leichten Artillerie ausprahlte, erwies sich auch hier die deutsche weit überlegen. Die 6. Art. deckte den linken Flügel der Gérardschen Batterien derart zu, daß sie 36 Geschütze in Trümmer schoß. Ostwärts bei Bellefontaine wollte man die 38er Glatzer Füsiliere überrennen und die 10. Grenadiere, nachdem sie den Bellefontainewald stürmisch nahmen, mit Umfassung bedrohten, wo eine 10 km lange Lücke zum Posener K. klaffte. Kurz entschlossen füllten die 6. Jäger Oels der 3. Kav. D. die Lücke, die Umgehung abwendend. III/10. litt erheblich, doch verlor dessen 10. Komp. nur 75, während vergleicherweise am Westflügel die 12. Komp. der 11er allein 3 Offiz. 100 Gemeine liegen ließ. Gérards Tirailleure drangen wiederholt an die Schweidnitzer Batterien heran, die sehr nahe vorn in den Schützenlinien feuerten. Doch verloren sie nur 60 Kanoniere. (57. bei Rossignol 90), 6. Art. 53 Mann. Selbstkritik steht manchmal den Franzosen so schlecht an wie vorlautes Absprechen über den Gegner; man rügt ungerecht, Gérards Artillerie sei schlecht gehandhabt worden. Trotz ihrer furchtbaren Heimsuchung durch die deutschen Feuerschlünde unterhielt sie gerade am linken Flügel ein mörderisches Feuer gegen die 21. Brig, die zuletzt stürmisch vordrang. Die amtliche Angabe, die 11. D. habe 110 Offiz. und fast 3000 Mann verloren (vergleiche das viel geringere Mannschaftsverhältnis bei 12. D. auf 72 Offiz.), scheint alle Offizierstellvertreter und Vizefeldwebel und überhaupt spätere Einbuße mitzurechnen. Bis 27. verlor die 21. Brig. etwa 1800, 22. etwa 1650, wovon auf heute schwerlich mehr als 2800 entfallen. Die Oelser Jäger verloren im Monat 94, hier sicher nur 40. Inkl. Art. dürften die Schlesier alles in allem hier 4300 verloren haben, welchen schmerzlichen Opfern aber gegenüber steht, daß das Kol. K. schrecklich mitgenommen und Gérard schwer erschüttert war. Was sagt die Erklärung des Artilleriegenerals Bon, daß nach der Schlacht durchschnittlich jede Kompagnie noch 200 Köpfe zählte? Da ein französisches Bataillon oft mehr als 1000 Gewehre zählte, die Chasseurbataillone bis zu 1700, so wäre dies ein Abgang von mindestens 4500, wobei wir bleiben wollen, obschon schwerer Artillerieverlust dabei ungerechnet. Das Kolonialkorps kann inkl. Gefangener nicht unter 6000 verloren haben. Dazu der riesige Materialschaden.

Teile Gérards sollen sich auch gegen die 18. Brigade der 9. D. Below gewandt haben, die einen Seitenstoß auffing, welchen die 8. D. Lartigue des K. Boelle gegen die Schlesier richten wollte. Hier waltet aber sicher höfische Zurechtmachung, weil Prinz Oskar die 7. Liegnitzer Königsgrenadiere führte. Deshalb häuft man vor deren Front die Toten von neun französischen Regimentern! Gérard erübrigte wohl höchstens ein Regiment dorthin, und der Angriff war überhaupt so wenig durchgreifend, daß die Hälfte Belows fast gar nicht ins Feuer kam. Die Liegnitzer schlugen am brennenden Gehöft Bellevue in rasch aufgeworfenen Schützengräben drei heftige Angriffe bis zur Nacht ab. III/154., sich im Nebelflor vormittags durch Absingen patriotischer Lieder ankündigend, öffnete den Weg Nobelmont-Virton. Virton selbst betrat damals kein deutscher Fuß; nach bekannter Gepflogenheit wollen es die Franzosen »zurückerobert« haben, um doch irgendeinen Erfolg vorzuzaubern. Vielmehr vermochte Lartigues 15. Brig. sich nicht aus dem überfüllten Städtchen zu entwickeln. 19. Görlitz und 58. Fraustadt verloren zusammen nur 9 Offiz. 275 Mann, die 18. Brig. angeblich 48 Offiz., wovon wir nur 18 der Grenadiere in den Verlustlisten entdecken, und 700 Mann. Dagegen beklagten 5. Art. Sagan und 41. Glogau ungewöhnliche Opfer: 240. Aus welchem Grunde, wird nicht ersichtlich. Wahrscheinlich wirkten sie teilweise am rechten Flügel der 10. D. mit, die einen viel ernsteren Kampf bestand. In ihr Schlachtfeld reichten auch Teile Lartigues hinüber, wie diesen im Wirtengebiet zersplitterte Gruppen Gérards ablösten; sein 127. als linkes Flügelregiment vermischte sich mit Gérards 19. Rgt. Auch diese Division litt im ganzen bedeutend, am meisten am rechten Flügel nach Ethe zu: 20-25 Offiziere pro Regiment, was bei fünf Regimentern einem Mannschaftsverlust von mindestens 3000 entsprechen dürfte. Gegen Ethe rückte 7. D. Tertinian vor, in dichtem Nebel keine Fühlung mit dem rechts vorwärts gestaffelten K. Branchin fassend. 14. Hussards fanden Ethe schon von Pionieren und Lissaer 50ern besetzt; 56. Art. Lissa fuhr auf und arbeitete verderblich. Lartigue löste gerade seine mürbe Vorhut durchs 130. Rgt. ab, als es nebst der noch in Marschkolonne verbliebenen Divisionsartillerie im Virtonwald in bösen Feuerüberfall geriet. Das 130. Regt. wich, sein Oberst fiel. Das nachfolgende 124. klemmte sich im brennenden Virton ein, den Oberst Raymond tötete eine Kanonenkugel auf der Schwelle des Rathauses, die Soldaten mühten sich, aus den einstürzenden Gassen herauszukommen. Damals scheint auch Below gegen Lartigues Linke vorgestoßen zu sein, das 124. mußte durch Seitenstoß des 117. gerettet werden, alle seine drei Bataillonschefs wurden getötet. General Kosch ließ nun die 6. Grenadiere zum Sturm auf den Belmontwald antreten, sie nahmen ihn, wobei ihr Oberst den Soldatentod fand. Beim 46. niederschlesischen blieb das Gefecht stationär. Aus diesen Belegen ergibt sich, daß Lartigue nur mit drei Regimentern gegen Below focht, Gérard mit einem, daß also die phantastischen Berichte über die dortige französische Übermacht nur zu höfischer Liebedienerei für Prinz Oskar erfunden scheinen, dessen Grenadiere sich zwar sehr wacker, doch nicht hervorhebungswert schlugen. Boelles 31. Art. hielt sich übrigens gut bei Lartigue und mag der übergroße Verlust der Belowschen Artillerie diesmal wirklich vom berühmten 7,5-cm-Kaliber herstammen. Inzwischen wandte sich Tertinians 115. auf die Ethechaussee, es wankte, sein Kommandeur fiel. Die Lissaer in Ethe gerieten jedoch im Frühnebel schon unter Franktireurfeuer, was blutige Rache wachrief. Erst als 20. Art. Posen ihre Stimmen erhob, schritt das Gefecht vorwärts im angrenzenden Holz, aus dem die Chaussee herausmündet. Hier nisteten niederschlesische 47er sich ein, die auffallend wenig litten, während die Lissaer reihenweise sanken. Ihre 1., 6. und 8. Komp. ließen 3 Hauptleute, 8 Leutnants auf der Strecke. Doch Tertinian erging es noch schlechter als Lartigue. 103. deckte umsonst nach Belmont die Westflanke, 104. an Schloß Gerimont südlich der Bahnlinie sah zwei seiner vier Bataillone beinahe abgeschnitten, am Lafontwald in Auflösung zersprengt. Ein Todesritt der Hussards half nichts, ihr Oberst fiel, ein Major in Gefangenschaft, man sammelte nur Reste. Zwei Batterien, die südöstlich auffahren wollten, zertrümmerte die Posener Artillerie sofort, mußte sich aber oft auf kurze Entfernung feindlicher Schützen erwehren. Zwölf Batterien Boelles westlich Ethe machten nur unfruchtbares Getöse, mußten aufprotzen und das Weite suchen. Noch hielt freilich General Felinau mit drei Bataillonen tapfer Ethe, in das die Lissaer erneut eindrangen, doch 13. Brig. wagte nicht durch den Jungwald zum Entsatz vorzugehen, denn die Posener Artillerie hielt das ganze rückwärtige Gelände bis La Tour unter Sperrfeuer. Als der brave Tertinian persönlich die Reserve vorholte, sank die Hälfte seines Stabes. Noch deckte 101. die linke Flanke, wo Lartigue wich, doch niederschlesische Schützen schlichen durchs Lorgesholz gegen den »Thurm« heran. Schwerverwundet leitete der Chef der Posener Korpsartillerie den Granatsegen, der überall Entsetzen verbreitete, doch blieb dies am Westflügel nicht ungerächt, wo der Lissaer Artillerie ein Major, ein Hauptmann, ein Leutnant, ein Oberarzt bluteten. Gegen Abend erwuchs neue Gefahr, als die linke Hälfte des Nachbarkorps Bronchin vom Kampfplatz weggefegt. Denn hier stießen Württemberger bei Blaid querdurch in Boelles rechte Weiche, ein Bataillon vom 102. geradezu vernichtend. Boelle verausgabte sein Korps bis zur letzten Kompagnie, er wich in Unordnung, längs der Straße Gomery-Ethe lagen viele zerbrochene Lafetten, fast die ganze Bespannung vieler Batterien wälzte sich im Blute. Da sieht man, was man auf deutschen Pessimismus und französischen Optimismus über besondere Wirkung der 7,5 cm zu geben hat: überall triumphierten die deutschen Haubitzen, abends verstummten Boelles Batterien ganz. Dieser rühmte sich, das Feld behauptet zu haben, das war ja gar nicht sein Zweck, sondern Offensive und diese brach völlig zusammen. Div. Kosch gewann auch merklicher Boden als die 9. und 11. D. und wir bemerken ausdrücklich, daß die deutsche amtliche Darstellung über Erfolg bei Ethe viel zurückhaltender lautet als die eigene französische nach offiziellen Quellen. Hanotaux' krauses Gefabel, das Posener Korps sei wegen Verlust und Demoralisierung aus dem Feuer gezogen worden, entspringt wieder mal dem angerufenen Zeugnis eines Tagebuchs von 46. Reserve, das gar nicht dort focht und den Kampf bei Montois meint. Vernichtung »ganzer Regimenter« bezieht sich auf ein dortiges Regiment und bedeutet auch so eine Ausgeburt erfinderischen Kleinmuts. Die deutschen Verluste waren hoch, ohne Zweifel, doch sehr ungleichmäßig, besonders bei Kosch, wo 47. blutwenig, 46. und 6. wenig verloren, dagegen 50. allein 30 Offiziere, 730 Mann, die Artillerie 143, so wie bei Below nur 7. Gren. 550 einbüßten. Das Posener Korps litt vielmehr im ganzen auffallend wenig: rund 2700 (383 Art.). Tertinian verlor 124 Inf.-Off., inkl. Art. und Husaren sicher 3500, Boelle also 6500, dazu sehr viel zertrümmerte und unbrauchbar gewordene Geschütze. Acht deutsche Brigaden, von denen 10 Bataillone nicht ernstlich fochten, zerschlugen also vierzehn französische mit einem Verlustverhältnis von 7000 (rund 600 Artillerie) zu 17 000 und das ist niedrig bemessen, da der gewiß übergroße französische Artillerieverlust nirgends von uns entsprechend abgeschätzt. 100 Geschütze gingen verloren, genommen oder demontiert. Die Franzosen fochten mit großer Tapferkeit, so schlug sich Felinau bei Nacht durch, in die nahen Gehölze entwischend. Doch die taktische Überlegenheit der deutschen Infanterie trat ebenso überall hervor wie die der Artillerie. Unter der »schrecklichen Kanonade« brannten zwölf Dörfer im Umkreis bis ins Kampffeld der Württemberger, wo das Städtchen Barancy aufflammte. Vielfach beteiligten sich die törichten Einwohner am Kampfe, wofür gerechte Vergeltung nicht ausblieb. Man nennt dies französischerseits Terrorisieren der harmlosen Bevölkerung! Die Schreckensszenen in Ethe entsprechen der steigenden Erbitterung. Wir schließen nicht aus, daß die polnischen Bestandteile dabei Grausamkeiten begingen. Doch die Franzosen respektierten ja nicht mal das Rote Kreuz, eine ganze Sanitätskompagnie ging so bei Sedan zugrunde.

Rascher wickelte sich Bronchins Niederwerfung ab. Wohl floß hier Blut in Strömen, die Schwaben büßten ihren Kampfzorn, die immer den Stier bei den Hörnern packten, doch der Erfolg war da. Zur Orientierung sei vorausgeschickt, daß die 10. franz. D. den Chiers in der Flanke hatte, 9. D. rechts davon auf Bel Arbre zustrebte, wo die 52. Würt. Brig. eine Außenverschanzung des Zernierungsgürtels besetzte. Auf Moussy losgelassen, konnte die 10. D. ihr Geschütz an steil ansteigendem Waldhang nicht in Stellung bringen, während ihr aus dem Montiswald ein Feuerstrom entgegenschlug. Trotz so ungünstiger Bedingungen verursachte das französische Gewehrfeuer den wütend draufgehenden Schwaben, die nicht zu halten waren, bitteren Verlust. Mit prächtigem Ungestüm warf die 54. Brig. Moser den Feind zugleich mit 53. Brig. aus Moussy und zugleich mit 51. Brig. Stuttgart aus Barancy. Das franz. 75. R. wich zuerst, 46. hielt sich etwas länger, dann kamen auch 54. und 131. ins Gleiten. Um 10 Uhr begonnen, gedieh der Württemberger Sturm schon mittags zu Siegesreife. Die 29., 65. und 13. Art. spannten in schönster Ordnung einen Halbkreis und donnerten den Feind nieder. Man mußte aber eine längere Erschöpfungspause einlegen und wurde mit Schrecken gewahr, wie Bronchins 9. D. sich auf der ungedeckten Ostflanke einnistete und gleichzeitig seine linke Flügelgruppe vor Longuyon die dort als Verbindungsfüllung bestimmte Ulanenbrigade lästig beschoß. Sie saß ab und bediente sich des Karabiners. Den 19. Ul. wurde ihr Oberstleutnant getötet, den 20. ihr Kommandeur. Dies war der einzige Punkt, wo Franzosen sich in Zwischenräume deutscher Korps eindrängten, während man ihnen sonst überall deutsche Sturmkeile in die Flankenrippen trieb. Erneuter Ansturm am Wald St. Paneré riß aus dieser Beklemmung, Bronchin zog abends ab und III/125. brachte eine überraschte Batterie als Trophäe jubelnd heim. Inzwischen fand die 9. franz. D. bei Bel Arbre heldenhaften Widerstand der 52. Brig. Teichmann, die freilich ihr Blut reichlich vergoß. Beim Bataillon Mergentheim der Heilbronner Füsiliere fielen fast alle Offiziere, 1. und 3. Komp. des 121. verloren allein 6 Offiziere, 180 Mann. Die franz. Artillerie fand auch hier keinen Platz zum Auffahren, verblieb teilweise unabgeprotzt in der Talsenke, das Fußvolk stieß auf Drahtverhaue und gut ausgehobene Schützengräben beim Kirchhof Romain. Plötzlich sah sich Bronchin gefesselt, da 6. R. K. ihm in die Flanke fiel. Dort hielt zunächst 39. Reg. mit Sarrail Fühlung und zog erst zuletzt ab, 67. vor Romain machte sich aus dem Staube. Abzug auf Longuyon mag traurig ausgesehen haben, ein Leutnant schrieb: »Ich habe geweint.« Gleichwohl müssen, nachdem sein Angriff zu Wasser oder richtiger zu Blut wurde, Bronchins Verteidigungslinien stark gewesen sein, durch geschickte Verwendung von Mitrailleusen tat er besonders der Stuttgarter Brig. viel Abbruch und schnitt insofern gut ab, als seine rechte Flügelbrigade auch noch mit Goßlers Schlesiern zu tun hatte. General Malone schreibt, sein 46. habe nur 3 Offiziere 300 Mann verloren, was beweist, daß unsere Rechnungsart von 25 Mann pro französischen Offizier allzu bescheiden den Verlust veranschlagt. Vielleicht hat Malone nur zu recht: »Der Feind hatte größeren Verlust«, doch Württemberger Listen ohne Datum lassen uns im Stich, nach deren chronologischer Reihenfolge das Korps wohl kaum am 22. den Hauptverlust hatte. III/122. verlor im Monat 670, I/121. nur 11, 270, III/123. allein 500. Auch bei 21 Offizieren, 570 Mann des 120. Ulm verlor am meisten das III. Batl. Dies Regt. in Stärke von 73 Offizieren 3100 Mann verlor indessen heut nur 3 Offiz. 18 Mann tot, auch III/127., das bei Barancy den Kampf entschied, nur wenig. Bei der Unbestimmtheit der Daten wissen wir nichts bestimmtes, doch dürfte die 27. D. nur 1000, dagegen Teichmann allein 1700 verloren haben, die Stuttgarter Brig. gar 2000. Die 26. D. Herzog v. Urach hatte also den weitaus größten Tagesverlust. Mit Artillerie (nur 163 im Monat) und Ulanen (153) also Korpsverlust etwa 5000. Heiliger Eifer vaterländischer Begeisterung erhöhte hier übermäßig die Opfer. Indessen läßt sich kaum glauben, daß Bronchin, unter Versagen seiner Artillerie, so viel weniger verlor. Der Schwaben flottes Auftreten, womit sie ihren Waffengang im Weltkrieg ruhmvoll eröffneten, erinnerte daran, daß sie zur Staufenzeit des Reiches Sturmfahne trugen und später des Schwäbischen Landknechts gefürchtetes Panier erhoben. Doch die Heilbronner hätten nicht am Schönen Baum wie ein Fels in der Brandung stehen können, wenn nicht gleichzeitig schlichte schlesische Reservemänner die Woge abgelenkt und abgedämmt hätten.

Der Heldenkampf des R. K. Goßler ist um so höher zu bewerten, als es vielfach überlegene Gegner auf sich abzog und seine geringe Artillerie gegen übermächtige feindliche nicht aufkommen konnte. Dieser wurden nicht wie anderswo Bemannung, Bespannung und Geschütze zerschmettert, sondern sie trug selber den Tod in die Reihen der 11. und 12. R. D. Indem erstere gegen Bronchin Front nach Westen nahm, mußte sie gleichzeitig gegen Sarrails linke Staffel einschwenken, 12. D. Chalons, weiter östlich vorn 84. Brig. und andere Teile der später so berühmt gewordenen 42. D. im Anmarsch. Diese Mustertruppen von Garderang (das drei Divisionen zählende Chalonskorps galt für die Elite der Armee) fanden aber in den ober- und niederschlesischen Wehrmännern ebenbürtige Gegner voll rührender Pflichttreue. Auch Goßlers Führung muß man volles Lob spenden. Die dem 10. und 11. Res. Reg. beigegebene Aktivbrigade Götzen warf sogleich bei Maxy und Cutry die rechte Flügelbrigade Bronchins vor sich her, III/22. Inf. Neiße griff sogar Luzy nördlich des Chiersflusses an, während südlich davon Brig. Gallwitz den Lauromontwald von Schützen der 12. D. säuberte. Bronchins 89. Reg., nach Osten einschwenkend, und 23. Chalonsbrigade verwickelten aber bald besonders 156. Inf. in so heißes Feuergefecht, daß es sich verschoß und nur Opfermut einiger Fahrer Patronen in die Schützenlinie brachte. Sein Füsilierbataillon verlor den Major, 7 Offiz. und 550 Mann, III/22. litt ähnlich. Brig. Gallwitz behauptete den Südsaum des Waldes gegen die 23. und 84. franz. Brig. unter Beihilfe der weit vorgefahrenen 6. Batterie 11. R. A. Beim 11. R. sanken zwei Bataillons- und zwei Kompagnieführer. Zuletzt glückte der Gegenstoß vom 10. R. Striegau bei Caure-Farme und der Feind wagte dort nichts mehr zu unternehmen. Kaum minder blutig ging es weiter südöstlich bei 12. R. D. her. Die Gleiwitzer Brigade hielt Gehölze und Schluchten bei Doncourt. Französische Auffassung, als habe man dort in verschanzter Stellung den Feind erwartet, irrt sehr, Goßler verfuhr von Anfang an offensiv und stieß, kaum bis Doncourt vordringend, dort sogleich auf Teile der 42. D. Seine Gruppen flossen ineinander über, denn wir finden nach den Listen III/51. und I/22. R. neben II/23. R., II/III/22. R. neben II/III/38. R., die sich zur 11. R. hinübertasteten. In so zusammenhängender Schlachtlinie verteidigte man Dorf und Bach Baslieu. Da sah man sich auf der linken Flanke nach Norden über Joppecourt bedroht, so daß man abends das Biwak auf Höhengebüsche südlich Laix, zurücknehmen mußte. Dieser Umgehung durch 42. D. begegnete noch rechtzeitig 10. Posener R. D. auf Goßlers Hilferuf, sie brachte sogleich ihr Geschütz vor. Die braven Schlesier bluteten sehr, doch die amtliche Schrift rechnet wohl wieder aus Versehen den Verlust am 24. mit. Das Korps verlor nach den Listen im ganzen Monat 5000, wir halten für ausgeschlossen, daß es am 22. schon »123 Offiz. 4000 Mann verlor«. (Wir rechnen immer nur wirkliche Offiziere ohne Vizefeldwebel und Fähnriche.) Am meisten litten 156. Inf., 11. und 12. R., im ganzen dürfte Goßler 3200 verloren haben. Seine Haltung macht ihm viel Ehre. Indem er sich des Chiersüberganges bei Grandeville bemächtigte, breitete er sich auf beiden Ufern aus und schob einen Keil zwischen Bronchin und Sarrail. Hiermit brachte er die 24. Chalonsbrigade in gefährliche Lage. Sie sah sich am Nordufer abgeschnitten von den anderen Truppen Sarrails im Flußtal. Mit Mühe entwischte sie bei Nacht.

Die zu Goßlers Entlastung einspringenden Vorderteile der 10. R. D., I/155. Inf. Ostrowo und I/III/46. R. drängten die Rechte der 42. D. zurück ohne wesentliche Opfer (etwa 425, sonstiger Verlust von 155. trat wohl erst später ein). Dagegen entstand große Schlächterei, als 37. Inf. und 37. R. die Hauptstellung Sarrails bei Monthois anfielen. Die Krotoschiner Füsiliere rieben sich hier frontal auf, im Sinne ihres hochseligen Regimentsinhabers Steinmetz. Der Angriff muß kopflos geleitet sein. Oberst, Oberstleutnant, die meisten Offiziere bluteten, nach verzweifelter Gegenwehr verdrängten die Füsiliere den Feind auf Boismont. Zur Wegnahme von Monthois trugen auch Teile der 9. R. D. bei, ihr 7. R. besetzte kampflos Bazailles (Verlust nur 19 Mann), geriet aber hernach in scharfen Kampf bei Boismont, wo wildes Ringen bis in die Nacht dauerte. Alle Dörfer brannten lichterloh, beleuchteten Trümmerhaufen und Leichenhügel. Der Abend wurde blutiger für 7. und dann 6. R. Muskau, dessen II. Batl. sich aber dem äußersten linken Flügel anschloß. Hier führte Oberst Prinz Reuß sein 19. R. Sprottau über Fillieres westwärts, vereint mit 67ern der Brigade Estorf, Vorhut des Metzer Korps. Die Sprottauer verloren nur 160, 10. R. A. nur 55, das sieht wahrlich nicht nach großem Durchschnittsverlust aus, auch 37. R. litt wenig, 6. und 7. R. können den Umständen nach nur die Hälfte ihres Monatsverlustes am 22. gehabt haben. Die 37. Inf. bildet hier gerade so eine Ausnahme wie je ein Regiment bei anderen Divisionen (157. bei 12., 10. bei 11., 7. bei 9. und 50. bei 10.), nur daß seine Einbuße ungewöhnlich und die größte das Tages war, angeblich 41 Offiz. 1400 Mann; wir entnehmen den Listen freilich 37 wirkliche Offiz., doch nur 1100 Mann. Die 7. und 8. Komp. verloren 5 Offiz. 180 Mann, III. Bat. 440, das sind nicht größere Einzeleinbußen, als wir sie bei anderen Bataillonen trafen. Gündells Gesamtverlust schätzen wir nur auf 2800.

Die französische Darstellung liefert eine Kette von Unstimmigkeiten bezüglich Verteilung des K. Sarrail. Während Goßlers Linke leicht zurückwich, blieb eine französische Brigade vor Doncourt »in höchst kritischer Lage«, man wich dort beiderseits voreinander. Sie soll zur 40. D. gehört haben, diese stand aber östlich bis Fillieres. Keinesfalls kann diese Brigade bis 7 Uhr abends nordöstlich des Crusuebaches geblieben sein, als 12. und 42. D. schon südlicher abzogen. Sie entkam nach Arrancy, allerdings ließ Sarrail sein 132. isoliert vor Doncourt. Es wurde dort aufgerieben, als Sarrail am 23. früh seine ganze Stellung räumte. Seine Batterien schossen »mit vorzüglicher Wirkung«, protzten aber schon um 3 Uhr auf und fuhren abends weit rückwärts in neue Stellung bei Arrancy. Man will schon 22-cm-Haubitzen bemerkt haben, doch die 8. Fußart. des Metzer Korps traf erst am 23. ein. Hanotaux hält dies für ein Elitekorps und daher für dramatisch effektvoll, es dem Chalonskorps gegenüberzustellen, legt aber viel zu viel Gewicht auf dessen Mitwirkung, über die man ohnehin sehr verschiedener Meinung sein kann. Es hat, wie die ganze Lage ergibt, nur mit der 40. D., vielleicht nur derem rechten Flügel, der über Mercy le Haut angerückt war, und Teilen der 54. und 67. R. D. Händel bekommen, welch letztere sich anscheinend verspäteten. Man schreibt Mudra einen Großkampf zu, den er schon deshalb nie durchfocht, weil sein Korps im August weniger litt als irgendein anderes. Die amtliche Longwyschrift sagt einmal richtig: »Die eigenen Verluste waren gering«, dann wieder: »Die 34. D. hatte schwer gelitten.« Das Gegenteil ist wahr, richtig gelesen überzeugen die Verlustlisten, wie gering sein klar abzulesender Verlust bis 27. war. Auch war es schon ziemlich spät am Tage, als Brig. Estorff bei Fillieres anlangte. Jene auf Joppecourt vorgegangene Kolonne Sarrails kehrte eiligst um und überließ beinahe eine Batterie den 16. Pionieren. Noch später durchschritt Brig. Wischkau Audun, das die Vorhut der 54. R. D. vorschnell räumte. Hier schickte Mudras 33. D. Reitzenstein ihr 144. vor, doch nur eine Vorpostenkompagnie gelangte dorthin. Um 7 Uhr abends setzten sich die Vorderteile der 34. D. Heinemann auf Mercy le Haut in Marsch, das von I/III/145. Estorffs und I/173. Wischkaus dreiseitig erstürmt wurde. Der Widerstand war gering, ein tapferer Gegenstoß von Reservechasseurs auf Wischkaus I/30. diente nur zur Deckung des Abzugs. Großartige Beschießung durch Metzer Artillerie erfinden französische Berichte, nur I. Abt. 69. Feldart. rasselte südlich Fillieres heran. Um 8 Uhr war alles vorüber, das geringe Tagewerk Mudras getan. Die 33. D. figurierte nur mit zu weiter Umgehung auf Circourt, der sich Sarrail leicht entzog. Früher glaubte er, für seine Flanke nichts befürchten zu müssen. Die überrumpelnde fast kampflose Umklammerung seines Ostflügels bewog ihn, auf offensive Zurückdrängung der 9. R. D. zu verzichten, was ihm dienlicher gewesen wäre. Der später so bekanntgewordene Befehlshaber des Reservekorps, Maunoury, ließ heute jede Spannkraft vermissen, seine 36 Bataillone duckten sich, wo nur deutsche Helmspitzen und Mützen auftauchten, und duckten sich schon in Nachhutposten unter. Man merkt aus allem, daß nur wenige Bataillone des Chalonskorps, das sein Ansehen aufrechterhielt, gegen Mudra fochten. Man drückte sich deutscherseits glücklich aus, daß man den Feind aus seiner Stellung »herausmarschierte«, doch dies Marschieren von Vorhuten hätte wenig gefruchtet, wenn Maunoury mehr Festigkeit bewies. Des Kronprinzen Operationsbefehl erfolgte rechtzeitig, Mudras Ausführung aber nicht. Erschien sein ganzes Korps nachmittags bei Landres, so war Katastrophe für Sarrail unvermeidlich, besonders bei konzentrischer Wirkung der Metzer schweren Artillerie. Obschon das Reservekorps sich bis Domprix am Othein zurücknötigen ließ und auch die 7. K. D. Gislain östlich Landres gegen Schmettow spottschlecht versagte, verzögerte 33. D. mit unnützer Besorgnis matt ihren Umgehungsmarsch, was freilich wiederum zeigt, daß auch sie nur eine Vorhut zur Stelle hatte. Sie und die Artillerie verloren anscheinend Null, Estorff 477, Wischkau 530 (nur I/173. litt ansehnlich). Mit diesen 1100 kostete also dem Kronprinzen der Sieg rund 19 000. (Außerdem noch 140 von 6., 20. und 29. Pioniere vor Longwy.) Bronchin verlor schwerlich unter 4500, ein Mitkämpfer Sarrails schreibt: »Tausende unserer Infanteristen sind tot«, jede der drei Chalonsdivisionen verlor 20–23 %, die 40. war »hartgeprüft« und rettete sich spät abends und bei Nacht. Auch südlich Mercy lagen reihenweise Tote des Reservekorps, das aber zumeist Versprengte verlor. So dürfte der französische Gesamtverlust schwerlich unter 30 000 betragen haben. Wir übertreiben keinesfalls, laut Hanotaux war z. B. die Hälfte des Kolonialkorps »fast ganz vernichtet«. Der große deutsche Offiziersverlust wurde vom französischen noch weit übertroffen, manche Division verlor mehr Offiziere als ein deutsches Korps, drei Generäle und viele Obersten hatten sich töten lassen, um die erste Feuerprobe einzuweihen.

Daß trotzdem das Ergebnis keine Entscheidung brachte, zeigt auch die Haltung der Geschlagenen. Während diese sich bei Charleroi sich eiligst loslösten, schien sich Ruffey des ihm versetzten Schlages nicht bewußt, stellte sich zu neuem Strauß. Selbst das hartgeprüfte Kolonialkorps überließ erst am 23. Rossignol nach wildem Straßenkampf dem Sieger. Das erneute Fortmachen Sarrails zeigt, wie unbefriedigend das Eingreifen Mudras blieb, der wahrscheinlich noch später eintraf, als wir annahmen. Denn hätte er am Spätnachmittag das Gebiet südlich Fillieres innegehabt, so konnte Sarrails Rechte nicht einer Abkneifung entgehen. Gerade wovon der Kronprinz sich am meisten versprach, Flügelumfassung versagte wie so oft im Weltkrieg, während im Zentrum entscheidender Vorteil errungen wurde. Die Lage beim 4. und 5. K. war derartig, daß Ruffey schon gleich hätte den Rückzug antreten sollen. Durch Joffres Befehl dafür sei dies ein strategisches Manöver geworden? Ein magerer Trost, der wahre Befehl ging vom Kronprinzen aus, der einen taktischen Zwang auferlegte. Es gehören französische Augen dazu, nicht einzusehen, daß nur sofortiger Rückzug zur Maas übrig blieb, auf gleicher Luftlinie mit Langle. Hoffte man, die Maas behaupten zu können? Mangelnder Überblick, denn früher oder später mußte Langles Stellung durch Hausen unterhöhlt und damit auch die Maasstrecke der Verdunarmee unhaltbar werden. Freilich rechnete Ruffey damit, daß Joffre für seine Verdunflanke sorgte, indem er mit Maunourys geschlagenen vier neue Reservedivisionen im Dreieck Briey-Conflans-Etain als »Lothringer Armee« zusammenschloß, dazu 72. R. D. als Verdungarnison. Drei blieben am Nordufer der Maas in den Côtes Lorraines verschanzten Uferhügeln, die anderen sammelte Maunoury an der Orne vor Verdun. Angesichts solcher Kraftanhäufung muß man sich geradezu blindstellen, um von deutscher Übermacht auch hier mal wieder zu fabeln. Der Kronprinz zählte 145 Bataillone. (Der unvollständig formierten 9. R. D. fehlte ein Regiment, das nur durch 5. R. Jäger ersetzt wurde.) Wir berücksichtigen nicht mal, daß manche französischen Regimenter vier Bataillone zählten, während nur selten zu den deutschen ein Ersatzbataillon stieß, doch auch so hatten die von Rossignol bis Fillieres aufmarschierten 13 franz. Divisionen (abzüglich 1 Brig. Gérards bei Ejperet) rund 210 Bataillone inkl. Chasseurs, R. D. à 18 Bat.

Am 23. verbot gegenseitige Erschöpfung Fortsetzung der Schlacht. Ruffeys Selbstvertrauen kümmerte sich aber so wenig um Mudra, daß er für 24. Gegenangriff von Sarrail und Boelle anordnete. Hier schlüpft das Eingeständnis unter, daß auf K. Bronchin nicht mehr zu zählen sei. Man vergleiche damit den hochfahrenden und hochtrabenden Optimismus seines Brigadegenerals Malone über Abschmettern der Württemberger! Beim K. Gérard haperte es so mit der Moral, daß es in der Nacht zum 24. in Auflösung verfiel. Gérard lieferte ein Nachhutgefecht mit seiner 7. Brigade und verduftete unter Schutz von 8., 9. Ch. und 120. Inf. bei Orval nach Montmédy, von wo er so siegeslustig ausrückte. In den Waldungen auseinander gekommen, verließen diese entmutigten Truppen ohne Befehl die Schlachtlinie, faßten sich auch nicht im Festungslager und defilierten dort traurig an Chanzys Statue vorüber, um sich am 23. bei Stenay hinter die Maas zu verstecken. Die Kolonialen verließen dagegen nur gezwungen das Sornoyufer, Brigade Vollbrecht warf sie von den Butteshöhen in den Merlinvauxwald hinunter, wobei Oberst Zoller der 63er an der Spitze fiel. Am 24. bewahrten die Schwarzen ihre Stellung bei Walfory, denn die Schlesier gingen vorerst zur Ruhe über, unsichtiges Wetter verhinderte jede Bewegung. Boelle der Schwergeprüfte konnte natürlich Ruffeys Angriffswunsch nicht erfüllen, verteidigte sich aber noch drei Tage lang in Aufnahmestellung Failly-Marville, das Posener Korps setzte keinen rechten Willen in den Angriff. Die Württemberger zogen mit wehenden Fahnen zur Chiers und erstiegen das Südufer, wo Brand von Montigny unter zusammengefaßter Kanonade den Abzug Bronchins auf Longuyon begrüßte; doch bluteten hier 2 Offiz. 85 Mann der 13. Ulmer Pioniere, der Übergang machte also zu schaffen. Goßler lagerte todmüde im Talkessel des Cousnebachs, Gündell rastete ganz, Mudra marschierte kampflos auf Spincourt. Das 46. R. gab Gündell zur Zernierung Longwys ab, von wo Fabeck die 52. Brig. an sich zog. Ein eingetroffenes Mörserregiment stellte sich zur Beschießung Montmedys zur Verfügung, wozu es aber nicht kommen sollte. Joffre stellte anheim, auf diese Lagerfestung zurückzufallen, Ruffey wollte nicht, in unbegreiflicher Vertrauung der Lage. Aus beiden sich kreuzenden Absichten – denn die französische Linke wich ja wirklich auf Montmedy, die Rechte aber dachte noch nicht daran – ergab sich neue Reibung. Ein französischer Augenzeuge meint, die Deutschen hätten ihren »gestrigen Sieg« schlecht benutzt, sie bedurften aber der Erholung und der Gegner schien sich nicht besiegt zu bekennen. Unglaublicherweise mußte die unglückliche Div. Tertinian noch zweimal Angriffe machen, »war also sehr erschöpft, ihr Elan erlahmte bald«. In Ethe spielten sich angeblich Greuelszenen zur Züchtigung der Einwohner ab. Möglich, daß gewisse mit Polen durchsetzte Elemente die deutsche Gutmütigkeit verleugneten. Doch schnell fertig ist der Franzmann mit dem Wort und schneidet dem Gegner das Wort ab, so daß man den mit so üppiger Phantasie gesegneten Galliern aufs Wort glauben soll.

Sarrail richtete das hochgelegene Arrancy als Bollwerk ein, spickte es mit Rimalhohaubitzen des 18. schweren Artillerieregiments und anvertraute es 106. Inf., 25. Ch. und 25. Feldart. Der oberste Armeeartilleriekommandant, General Herr, brachte bei Constantine Farm nach Osten eine mächtige Geschützfront zusammen, die alle Zugänge beherrschte, und unterhielt dort ein zweitägiges Donnerkonzert, in das im Westen 4. schwere Art. einstimmte. Vor Longuyon stellte sich Bronchins Artillerie auf. So erwartete man zuversichtlich die Deutschen, ohne zu bedenken, daß die drei Korps der linken Staffel sich schon allseits rückwärts bewegten. Am 24. floß bei den Schlesiern kein Blut, doch viel Schweiß. Wegeverstopfung im düsteren Waldschatten, wo Turkoschützen hinhuschten, verlangsamte das Vorwärts, man begab sich bei Sonnenuntergang zur Ruhe. Verlust beider Tage summierte sich nur auf 350 63er und 15 Kanoniere der 57. Art., die 12. D. schob sich immer westlich, um der 4. A. die Hand zu reichen. Boelles Abzug geschah unter Verlust, weil die Posener Artillerie die Schlucht südlich Marville unter Sperrfeuer hielt und sogar Flugzeug Bomben abwarf. Das auf einem Hügel gelegene Gartendorf Marville konnte aber erst am 25. genommen werden. Die 7., 8. und 12. Komp. der 6. Grenadiere verloren dort allein 4 Offiziere. Angeblich kam D. Below nicht mehr mit dem Feind in Berührung, wir widersprechen, denn auch gegen Lartigue wurde gekämpft, dessen 16. Brig. wohl kaum »grundlos« aus der Front wich. 19. Görlitz hatte hier neuen Verlust (160) und überzähliger Verlust der 18. Brig. (200) gehört hierher, dazu 100 der 41. Art., wovon vielleicht ein Teil auf 22. entfiel. Heißer machte es den Württembergern im engpaßartigen tiefliegenden Longuyonabschnitt, wo der Feind auf altbekanntem Artillerieschießplatz jeden Schuß nach markierten Zielen abmessen durfte. Während die Stuttgarter Brigade seitwärts auf Höhen sich eingrub, richtete sich auch R. Brig. Gallwitz hierher. Ihren Durchzug verstrickten draußen der Feind, drinnen die wütenden Einwohner in des Teufels Küche. Die franz. 10. D. hielt lange den Stadteingang am Nordufer des Chiers, Brig. Malone griff morgens energisch an, ohne jedoch die Stuttgarter brechen zu können. Schon seit 8 Uhr früh schoß 11. R. A. über den einstürzenden Ort hinüber in den Feind, der aber erst um 6 Uhr abends abbaute. Er mußte es nur deshalb, weil die Deutschen weiter südlich bei Arrancy siegten. Aus der Sackgasse von Longuyon riß Brig. Götzen die Schwesterbrigade heraus, während jenseits des Chiers Brig. Moser die Brig. Malone abdrückte. Das an sie angelehnte 67. gab nach, das 46. mitreißend. Die 9. D. bei St. Laurant flüchtete am 25. früh über den Othein, deutsche Maschinengewehre mähten 31. und 89. in Masse nieder. Die 10. D. focht noch lange standhaft, »doch litt sie sehr, die Leute fielen wie die Fliegen«. Indessen wurden den Stuttgartern, bei unvorsichtigem Nachstoßen in der Kugelfalle Longuyon mit Feuer übergossen, neue Opfer auferlegt, bis endlich 65. Art. den Feind verscheuchte. Ihr Oberst v. Sontag war gefallen. Verblümt wird eingestanden, daß die deutschen Haubitzen »auf das 5. K. außergewöhnlichen moralischen Eindruck machten«, zu deutsch: es wich in offener Feldflucht und sammelte sich erst am 25. abends bei Damvillers südlich Stenay, an die Maas gedrückt. Die Württemberger, deren Pioniere auch diesmal 5 Offiz. 33 Mann verloren, büßten bis 26. etwa 1400 ein, 11. R. D. vielleicht 600. Sechs gesammelte Beuthen-Tarnowitzer Kompagnien vom 156. schlossen sich noch spät abends dem Sturm der 12. R. D. Lüttwitz auf Arrancy an, wo 23. und 38. R. aus Norden, 22. und 51. R. aus Osten eindrangen, ebenso die erst jetzt angelangten 6. R. Jäger, während seitwärts Gündells Artillerie das Dorf faßte. Sarrails 12. D. ließ Arrancy fahren, Verfolgungsfeuer füllte den westlichen Hohlweg mit Leichen. Früherer Seitenstoß der 29. Ch. machte etwas Luft, doch fiel der Otheinübergang bei St. Laurant schon in deutsche Hände. Trotz der feindlichen Massenbatterie gelang die Wegnahme von Arrancy mit sehr geringem Verlust, 6. R. J. verlor nur 100, 38. R. nur 210, R. D. Lüttwitz litt nicht mehr als die Schwesterdivision bei Longuyon. Goßlers tapfere Reservemänner waren die Helden des Tages. Gleichzeitig floh die Linke der 42. D. über die blutgerötete Pillon-Chaussee, vorher glatt wie eine Diele, jetzt zerfahren von Geschützrädern, zertreten von durchbrennenden Bespannungen. Hier hielt indessen Gündell seine 10. R. D. meist im Rückhalt, griff mit 9. an, bei der er sich selbst befand, in möglichstem Anschluß an Mudra. Sarrail unternahm Gegenstöße, auf ein Bataillon Sprottauer östlich Rouvrois fiel ein Waffenstoß. Unter persönlicher Führung des Divisionärs Goretzky-Cornitz hielten aber 5. R. Jäger Schulter an Schulter mit den Musketieren den Andrang auf. Während sich Prinz Reuß behauptete, brachen die Liegnitzer 7. und Muskauer 6. R. Gernadiere aus Boismont vor, ins Deffoyholz ein, wo in jedem Wipfel Baumschützen hockten und herabschossen. Auch 155. drang jetzt im Westen neben Goßler vor, es beklagte manchen wackern Streiter. Sarrails Artillerie donnerte mit großer Gewalt, doch obschon sie Schlagkraft bewahrte, verließ 42. D. die Bahnlinie und Chaussee Longuyon-Spincourt. Der Kampf war freilich blutig genug, Goretzky verlor allein 1400 (760 von 19. und 5. R. J.), Gündell im ganzen wohl 2000 (bei 155. fielen im August 6 Hauptleute). Dagegen entbrannte die Schlacht am äußersten Ostflügel keineswegs so, als könnte Mudra im ersten Anprall den umfaßten Feind über den Haufen werfen, was im Vergleich zu anderen Korpsleistungen zu erwarten gewesen wäre. Bezeichnenderweise trat man erst um 1 Uhr zum Angriff an, eine unverantwortliche Verzögerung, die aber erneut beweist, daß Mudra erst dann vereint aufschloß. Sarrail fiel wiederholt heftig aus, besonders um die 33. D. loszuwerden. Indessen gab dort 67. R. D. anscheinend Fersengeld, nur 54. wird noch erwähnt, jedenfalls hatte Mudra auch heut leichtes Spiel. Fast kampflos überschritt 33. D. den Othein, doch erst im Abenddunkel; Verlust läßt sich aus den Listen nicht bemerken, auch nicht bei 33. Art., 144. und 130. verloren bei Heraucourt vielleicht 100 Mann. Dagegen machte 34. D. wenig Fortschritt, 69. Art. festigte die 67er am Bois Revaudel gegen einen Ansturm, in dessen Verlauf I/145. dem 20. Ch. das Gehöft Wicourt entriß. Bei Nachteintritt wurde zwar die Stellung Nouillon-Pont vor Spincourt gebrochen, doch nur durch Fortschritte Goretzkys, dessen Artillerie auch einen kühnen Seitenstoß auf Brig. Estorff glatt abwies. Mudra kann heut höchstens 800 verloren haben, größtenteils standen ihm nur die schlechten Truppen Maunourys gegenüber, sein Erfolg war aber gering. Somit deutsche Gesamteinbuße am 24. etwa 6200, der Gegner verlor sicher das Doppelte.

Mittlerweile bereitete sich am Ostflügel, den ein Unstern verfolgte, ein peinliches Ereignis vor, durch das der Kronprinz dort zwei volle Tage verlor. Um Anlehnung an Verdun zu sichern, warf Joffre jetzt auch R. K. Durand (65., 72. und 75. R. D.) von Haut de Meuse heran, während K. Lamaze (55. und 56. D.) bei Etain aufmarschierte. Dies blieb der deutschen 33. R. D. Metz unbemerkt, die am 24. dorthin anrückte. Die O. H. L. hatte diese Südflanke beachtet, und noch 5 L. W. Brig. beigefügt, von welchen 3 als Div. Franke sogleich den Vormarsch begleiteten, 2 andere am 25. folgten. Nur 7 L. W. Batterien dabei, während 33. R. D. wenigstens 4 Abtl. Ers. Art. und 2. R. F. Art. bei sich führte nebst 7 Maschinengew. Abt. Das Ganze unterm Gouverneur von Metz als Korps Oven. Diesen 46 Bat. hatte Maunoury, der den Oberbefehl in Etain übernahm, mindestens 70 mit beträchtlicher Artillerie entgegenzusetzen. Nichtsdestoweniger ließ sich der Anfang glücklich an. Die L. W. kreuzte sich zwar nachmittags mit 6. Kav. D., zur Deckung der äußersten rechten Flanke bestimmt, die man unsicher spürte. Trotz solcher Verzögerung setzte die brave L. W. in sengender Hitze eifrig ihren Marsch fort und überrannte Maunourys linke Flanke. Thüringer, Württemberger, Bayern bahnten sich durch verdrahtete Sumpfwiesen und Waldgestrüpp den Weg zum Otheinufer, spät abends das brennende Eton mit dem Bajonett reinfegend. Die Württemberger, deren 124. L. W. nur mit 7 Kompagnien focht, eroberten fünf Geschütze, bei 27. Thüringer L. W. fiel der Oberst. Nach 12 km Sonnenmarsch eine schöne Leistung. Man machte »1000 Gefangene«, was alles das bayr. Kriegsarchiv den 6. und 7. bayr. L. W. zuschanzen möchte, die am allerwenigsten verloren. Solches historisches Übervorteilen der Waffenbrüder ist unpassend. Über Gondrecourt wollte man der 33. D. bei Gouraincourt die Hand reichen. Südlich davon gingen 67., 130. R. und R. Ers. Reg. Metz (4 Bat.) auf Etain vor, wo Maunoury nicht mehr viel Kräfte hatte, da seine 56. D. weiter östlich sich neben 72. und 75. D. vorschob, welche General Pol Durand im Ornetal mit Front nach Norden vereinte. Was von erbittertem Kampf der 66. Metzer Reservebrig. erzählt wird, widerlegt sich durch den geringen Verlust. Der franz. Bericht erwähnt nur 130. Regt., außerdem 4. bayrische L. W., die gar nicht da war; Verwechslung mit 4. bayr. Inf. südlich Rouvres. Die 8. bayr. Brig. Riedel, Garnison von Metz, schwenkte dort teilweise auch südwestlich ein, nur ihr 8. Inf. blieb mit Front nach Süden an der Orne, wo sich ihr 5. Jäger der Kav. Schmettow anreihten, deren Reiterschützen die Uferwaldung gegenüber Warcq beobachteten. Man trat dort abends in lebhaftes Schützengefecht ein, ohne daß Durands das Südufer bewachende Übermacht sich angriffsweise rührte. Vor Etain muhten 111., 112., 125. Brig. die Farmen Rose und Sebastopol und das brennende Rouvres verlassen. Daß die L. W. bei Eton »die aus Verdun verstärkte 67. D.«, nämlich die Festungsbesatzung selber, in die Flucht schlug, stimmt schwerlich. Maunoury hatte nie »7 Div.«; denn 54. und 67. waren von Mudra zersprengt, und nicht alle Truppen Durands fochten. Dessen über die Orne gesetzten Haufen wurden von Riedel bei Arecourt aufgehalten, wobei abgesessene Reiter Schmettows Munition brachten. So stand am 25. früh alles vortrefflich; es schien angängig, Sarrail von Verdun abzudrängen.

Es war hohe Zeit, daß Ruffey eine passende Rückzugsstraße wählte. Zu beiden Seiten von Longwy weggestoßen und im Südosten eingeklemmt, besaß er immerhin noch verteidigungsfähige Flußlinien. Ging über den Chiers der Sturm hinweg, so mußte man wieder die Otheinfront mit Kernpunkt Spincourt berennen und dann tat sich eine neue Sperre an der Maas auf, deren dort geringe Breite (25 m) freilich raschen Bau von Übergangsstegen erlaubte, auch nach Sprengung der großen Steinbrücke von Stenay, deren Ufer aber doch mit Zeitverlust bezwungen werden mußten. Würde es glücken, den durchaus geschlagenen und erschütterten Feind noch am Ostufer einzuholen? Sein Staffelvormarsch, ungenau ausgeführt, knickte bald ein, ohne Longwy zu erreichen und die Einschließung zu beeinträchtigen, doch es geht nicht an, das Ringen in zwei Hälften zu spalten, als ob nach 24. eine Erschöpfungspause eingetreten wäre. Der Kronprinz drang ohne Unterbrechung vor, um den noch mehr erschöpften Gegner nicht Atem schöpfen zu lassen. Er wollte ihm nicht gestatten, sich hinter der Maas zu ordnen. Nur unliebsames Unvorhergesehenes am Ostflügel brachte das Nachstoßen zeitweilig zum Stehen, sonst aber drängte man Tag für Tag den Feind an die Flußschranke rückwärts. Ein Blick auf die Karte lehrt, daß der Kronprinz von Longwy bis Dun eine weitere Bahn durchquerte und raschere Arbeit vollführte als irgendein anderes Heer im August, wenn man bedenkt, daß Chiers, Semoy, Othein und Loisonbach überschritten werden mußten und die Franzosen sich grimmiger schlugen als an der Sambre oder in Lothringen. Man beachte, daß der Kronprinz unter sehr ungünstigen Umständen doch noch die mittlere Maasstrecke rechtzeitiger eroberte als die 4. A. und sogar im Süden die Argonnen betrat, als Herzog Albrecht noch weit im Norden gefesselt blieb. Und dies alles, trotzdem der Kronprinz durch bedenkliche Mißlichkeiten zwei Tage lang gelähmt wurde.


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