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IV.

Verknüpfen wir die Ententeangaben mit unparteilicher Betrachtung vom deutschen Standpunkt, so machen wir darauf aufmerksam, daß nach den V. L. das Oberkommando der 4. A. seit 3. Nov. in Poel Kapelle, das Stabsquartier der 54. R. D. in Mildenhoek lag, deren Ankunft erst Ende Oktober ihre vorausstreifende Kavallerie ebendort ankündigte. Diese Standorte deuten an, daß man die Front schon für hinreichend gesichert hielt. Dies war sie nicht und die Hauptquartiere mußten später sicher zurückverlegt werden. Wahrlich, diese Schlacht ist zu bedeutend, als das wir uns mit Allgemeinheiten begnügen dürfen, man muß sehr ins Einzelne gehen, um das richtige Maß zu finden. Für die Gruppe Deimling liegen die Verhältnisse klar genug, daß man die lange Strecke der Meninchaussee von Gheluve bis über Herethagewald Ende November inne hatte, der Feind im Westwinkel des Chausseedreiecks Menin–Roulers–Ypern bei Zillebeke–Hooge zusammengedrückt war. So lange aber Zonnebeke, Schnittpunkt der Landwege nach Langemark, sich hielt, konnte man am Polygonwalde nichts durchsetzen und auch der Gardeerfolg nördlich der Meninchaussee änderte vorerst nichts daran. Daher messen wir an sich dem heroischen Angriff von 238., 239., 246., 247. R., 25. R. J. große Bedeutung bei, doch er war eben voreilig und deshalb verfehlt, weil beim damaligen Stand der Dinge die großen Opfer umsonst verschwendet wurden. Der unübertrefflichen Tapferkeit der Milizregimenter widerstanden die Verbündeten vermöge ihrer vorzüglich ausgebauten Stellung und vorerst überlegenen Artilleriewirkung mit anerkennenswerter Entschlossenheit. Während dessen hofften sie erneut bei Broodseinde-Morslede durchzubrechen, an der Ecke, wo die Ost- in die Südfront überlief. Morslede liegt noch viel östlicher als Broodseinde und daß sie ihren Keil zwischen Paschendaele lange wieder so einzwängen konnten, war bedenklich. Man stelle sich die gegenseitige Schlachtlinie als vielfach gebrochene Zickzackkurve vor. Die Franzosen gaben zu, ihr 9. R. sei schon am 3. geworfen, am 7. ihr 66. Rgt. bei Paschendaele aufgerieben worden. Auch darin haftet kein Zweifel, daß sie am 12. Broodseinde wieder verloren, und behaupten sie, es am 13. zurückerobert zu haben, leugnen aber nicht, daß in späteren Tagen die ganze Linie Poel-Broodseinde erneut und diesmal dauernd in unserem Besitz blieb. So umschrieb die verbündete Front von Gr. Zillebeke einen Bogen bis Dickebusch mit östlichen Vorsprung St. Eloi und lief dann ganz südlich hinab, paralell zur deutschen Front. Auf der anderen Seite buchtete sie sich von Zonnebeke bis Langemark aus, wo die deutsche Linie sich bei Poel am Schnittpunkt der Landwege nach Lichterfelde und Dixmuide etwas zurückbog, und teilte sich von dort in dem Winkel zwischen Poel und Bixschoote. Daher an beiden Zentrum-Brennpunkten die gegenseitige Gefahr, die einerseits deutsche Abwehr drohenden Einbruchs erforderte, andererseits den Feind unter konzentrische Umklammerung bei Langemark setzte und jeden seiner Vorstöße dort doppelt verlustreich machte, während auch sein Zurückfluten bis 10. aus der gewonnenen Offensivlinie rückwärts nach Reutel–Herethagewald durch Druck von Südost her in Flankenfeuer geriet. Der erste Anprall richtete sich offenbar ganz nach Broodseinde, weshalb Beselers 35. R. nach Paschendaele abging und von dort wohl einigermaßen flankierend wirkte. Dann benahm Vorgehen der Garde und 54. R. D. jede Möglichkeit, den Durchbruch fortzusetzen, und zwang zu schleunigen Abzug, um nicht umwickelt zu werden. Das wäre eingetreten, wenn nicht die Garde so sehr verspätet erschien. Nunmehr verlegte Foch seinen Angriff gegen Poel. Daher Abmarsch verschiedener deutscher Teile nach Poel, wo jeder Zuwachs willkommen war. Trotz so rechtzeitiger Verschiebung scheint man dort bis Monatsende verschiedentlich dem Ansturm des frischen französischen Korps (2. oder 20.) nachgegeben zu haben. Angriff und Gegenangriff mußten aber hier beiderseits behutsam ausgeführt werden, um sich nicht wechselseitigen Kreuzfeuer auszusetzen. So starr sich Foch in Langemark festsetzte, so war es doch stets von Kerselaere her bedroht und im Westen durch jedes Vordringen der Gruppe Kleist. Dort drang man im Dezember bis Pilkem südwestlich Langemark vor, dagegen konnte St. Julien südöstlich nicht genommen werden, so lange Zonnebeke nicht fiel. Kann sich der Timesbericht, daß die Deutschen »nur weniger 100 Yards« vor den Langemarksschanzen vom Boden aufsprangen und die überrumpelten Briten dort Mann gegen Mann kämpften, auf Beselers Novemberangriff beziehen? Allem Anschein nach kämpfen nur Franzosen dort oder sollte Haigh seine 2. D. so weit von sich entfernt haben und wie ist dann angeblicher Rückzug auf Bixschoote zu verstehen? Wahrscheinlich wirft man hier frühere und spätere Vorfälle durcheinander.

Die Nordgruppe, Front nach Süden, hatte vor sich Steenstrate westlich Langemark, südwestlich dem Kanal und Bahnstrecke Dixmuide–Everdinghe. Die erste Feindeslinie wurde erobert doch südlich Boesinghe fand Foch gute Aufnahmestellung am Schnittpunkt der Bahn Lichtervelde–Ypern, dort den Kanal überschreitend. Nach langem Hin und Her behauptete er ein Wäldchen am Kanal, von wo er Bixschoote unter Feuer hielt, und trieb Kleist seitwärts über Korteker zurück, die V. L. geben dieser Angabe recht. Zwar hatte 46. R. D. bessere Aussichten westlich Langemark im Anschluß an 6. und 211. R., doch das Ende war augenscheinlich auch hier Zurückweichen aus dem tiefen Einbruch bei Het Sas südlich Steenstrate. Mitry nahm Aufstellung beim Gasthaus Korteker, 42. D. am Wirtshaus Knocke, Steenstrate blieb ihnen unangetastet, nachdem sie anfangs in Richtung Nordschoote aufs Westufer getrieben. Daß nach berühmten Muster zur Schlacht, »für die man nie stark genug sein kann«, im Süden auch einige Sachsen die Ypernzone betraten, hob nicht auf, daß zwischen Meninchaussee und Merkem 150 Bataillone sich in unnützen Angriffen erschöpften. Diese Ziffer trägt ihre Kritik in sich selbst. Daß die Deutschen sich einen wirklichen Sieg zuschieben, war Irreführung, daß die Verbündeten es taten, eine Unverschämtheit. »An der Marne wurden die Deutschen Truppen 1. Linie geschlagen, bei Ypern die der 2. Linie«, wahrscheinlich waren es also Truppen 20. Linie, die im Sommer 1918 den Kemmel erstürmten! Ein Kommentar ist überflüßig.

Frenchs amtlicher Bericht leidet an Unklarheiten. Er vermeidet anzugeben, wieviel englische Verstärkungen er an sich zog. Seine Division »Spezialreserve« fügte sich bei Haigh ein und dürfte im Herethagewald gefochten haben. London Scotch Rifles und die sogenannten Post Office Rifles sollen sich ausgezeichnet haben. Sein 3. K. stieß längs der Bahnstrecke Bailleuil–Hatzebrock gegen Höhen nördlich Armentières erfolglos vor. Sachsen und Marrwitz unterbanden jedes Umklaftern der Linie Messines–Wytschaete. Woraus ersichtlich, daß keinesfalls der Hauptteil 3. K. zur eigentlichen Ypernschlacht gerechnet werden darf. Erst in der Nacht zum 1. wogten französische Marschsäulen (16. K.) auf Ypern heran, wo mehrere indische Brigaden sich schußfertig machten. So stießen die Deutschen auf eine gesicherte Front, wo sie am 31. hätten alles vor sich niederrennen können. »Südlich der Meninchaussee kam es nicht zum Angriff«, während der Zwartelenwald schon vom Kampflärm wiederhallte? Solch unnötige Ableugnung macht mißtrauisch gegen alles Weitere. »Die Garde griff nahe der Straße an.« Nonnebusch liegt aber nicht nahe der Straße. »Südöstlich gab es nur Kanonade«, das wird sowohl den Elsässern als den Südfranzosen ebenso schmeichelhaft wie überraschend sein, die einander auf Tod und Leben bekämpften. Doch über solche Foreigners, ob Freund oder Feind, schaut der britische Löwe gleichgültig weg! Sir Thomas Copper war mit dem schäbigen Rest seiner vernichteten Division hinter der Front zur Ruhe übergegangen, und wo keine Briten sichtbar wurden, da passiert überhaupt nichts! Laut French geschahen alle gefährlichen deutschen Angriffe »nördlich von uns«, d. h. gegen die Franzosen, im Gegenteil hatten diese einige Erfolge, während Haigh auf Hooge zurückgeworfen wurde. Lieber verweilt sein Gedächtnis beim bayrischen Herandrängen auf St. Eloi, weil dort Franzosen den wichtigen Posten fahren ließen. Die Garde »avancierte stellenweise diagonal zu unserer Aufstellung«, daher in der Flanke beschossen, also mit Schwenkung nach Norden. Er gesteht ehrlich, daß sie »sich in unseren Schützengräben behauptete «, d. h. bei Nonnebosch, also kann dies nicht das Gehölz »hinter unseren Verschanzungen« sein, von wo sie zuletzt vertrieben wurde. Französischer Bericht plaudert aus, daß es damals eine »Affäre von Hügel 60« bei Zwartelen und eine »von Schloß Hooge« gab. Also näherte sich offenbar die Garde hier schon durchs Bellewarder Holz. Besichtigung der Karte bringt bald heraus, was es war, wie wir bereits andeuteten. Warum keine Vervollständigung des Durchbruchs durch bereitgestellte Reserven? Um Antwort wird gebeten. Unsere Glosse richtet sich dagegen, daß French so tut, als ob die Meninchaussee straks nach Osten liefe, sie läuft schräg nach Südosten, »südlich« von ihr kann man Zankvorde und allenfalls Gheluvelf nennen, die Verbündeten hatten zuletzt nur noch Stellungen westlich der Chaussee.

Übrigens behauptet French, daß am 12. zum erstenmale deutscherseits erstickende Gase angewendet seien. Natürlich schweigt deutscher Bericht davon, es muß aber doch mal gesagt werden, daß dies wohl stimmen mag. Gewöhnlich wird es nur für die spätere Frühjahrsschlacht bei Ypern im Norden zugestanden, laut unserer Nachforschung probierte man es aber zuerst bei Deimling, wo der betreffende Geheimrat-Erfinder mit Militärbehörden in Konflikt geriet, weil er Vergasung der ganzen Front für richtig hielt, nicht bloß an Einzelpunkten, was Unzuträglichkeiten mit sich brachte. Ob mit oder ohne Übelstände, jedenfalls wurden die Alliierten bald gelehrige Schüler ihrer bösen Lehrmeister und priesen ihre eigenen Gifte marktschreierisch an. Pfui wie schön! Turpin-Gas wurde begeistert angemeldet. Aber daß die deutschen Untaten sich als viel tauglicher erwiesen, da lag der Hase im Pfeffer ihrer Gemeinheit! Lydittbomben verbreiteten ja auch pestilenzialischen Gestank, möglichenfalls entstand hierdurch der Irrtum, die Briten seien mit Stinkbomben glorreich vorangegangen. Das stimmt nicht, dagegen fand man überall, wo Tommy in verlassenen Gräben unachtsam Munition verschleuderte, Dumdumgeschosse. Da hat Keiner dem Anderen etwas vorzuwerfen.

Wenn French unwahr übertreibt, am 12. sei das verlorene Terrain zurückerobert worden, so vertuscht der H. B. nicht minder die Wahrheit, daß feindliche Gegenstöße oft in unsere Linien eindrangen. Anfangs wurde unser Angriff empfindlich abgeschüttelt und ein so nahes Heranbringen an Ypern, wie man es vorzaubert, trat auch später nicht ein. Aus manchem Dezember-Standort schließen wir, daß die Fortschritte nicht dauernd behauptet wurden. Wenn French die Schlacht am 19. in voller Stärke wieder aufleben läßt, so widerspricht dies zwar deutschen Bericht, ist aber dennoch wahr. Die V. L. zeigen erst jetzt Hauptverlust der am meisten leidenden Regimenter, außerdem kommt Angriff der Hannoverschen Div. Hoffmann hinzu, selbst im Norden war der Schlußakt bei Steenstrate mit am blutigsten. Nur im Zentrum ermattete die Schlacht aus reiner Erschöpfung, ohne daß sie aber in Sappenarbeit so einschlief, wie G. St. Schr. behauptet. Man bemerke die auffällige Verstrickung, daß die Verbündeten im Norden noch das Ostufer des Kanals beherrschten, während die Deutschen im Süden schon weit westlich des Westufers standen. Dort hätte sie Ende Oktober das Glück begünstigt, doch wer sich verspätet, kommt nie zuerst. Was man der Minute ausgeschlagen, bringt keine Ewigkeit zurück.

Das Churchillmärchen von riesiger deutscher Übermacht war Nationalgut, Made in England! Das machten die Franzosen nicht mit. Sie rechnen zwar das ganze 13. und Gardekorps und Teile 5. K., die nicht da waren, doch wissen dafür nichts von den zahlreichen Hannoveranern usw., lassen auch ehrlich 5 französische Linienkorps kämpfen. Außerdem 42. D. die nach französischer Angabe Anfang November in Dixmuiden lag und erst dann zum Ypernkanal abrückte. Die Franzosen legen natürlich Gewicht darauf, daß Kleist und seine Verstärkungen dort zuletzt stillhalten mußten. Es wäre sicher besser gewesen, sich dort defensiv zu verhalten. Der geringe Verlust der bei Merkem zusammenschließenden Pommern und Brandenburger zeigt, wie leicht man die Kanalränder am Ostufer festhielt. Statt dessen schickte man immer mehr Truppen dort hin, um am Westufer durchzustoßen, was taktisch so wenig Sinn mehr hatte, da sich auf diesem Flügel jede Umfassung durch die Uberschwemmungswüste verbot. Gegen die französische Darstellung läßt sich hier nichts erinnern, nur daß die Nordecke für Kleist gesichert blieb und Merkem schwerlich ja auch nur vorübergehend in französische Hände fiel. Auch die sonstige Schilderung der Vorgänge macht den Eindruck der Richtigkeit.

Schon taktisch unentschiedene Schlachten galten einem so gewaltigen Gegner gegenüber als Siege, man quittiert dankend für dies Kompliment. Und doch wollen die Franzosen den englischen »Sieg« bei Talavera oder Albuera nicht gelten lassen, obschon sie dort keinen Zoll breit Boden gewannen und nach allen abgeschlagenen Angriffen den Rückzug antraten, was den Siegel aufs Ganze drückt. Die Deutschen aber dachten hier nicht nur nicht an Rückzug, sondern blieben in bedrohlicher Nähe dicht vor den feindlichen Stellungen, da sie sich als Sieger fühlten. Nun, ein Sieg in eigentlichem Sinne war es nicht, das schien blos so nach den amtlichen Meldungen, die Absicht vernichtender Einkreisung hatte sich nicht erfüllt, ein Teil der errungenen Vorteile ging wieder verloren. Aber umgekehrt fordert die läppische französisch-englische Prahlerei, die ein Triumpflied anstimmte, zur trockenen Abfertigung heraus, da selbstredend der Ausgang mehr einen deutschen als einen gegnerischen Erfolg bedeutete. Im gewöhnlichen Sinne hat man gesiegt, wenn man den Feind auch nur einen Teil seiner Stellung entreißt. Die Gegner leugnen garnicht, daß Dixmuiden, Merkem, Bixschoote, Broodseinde und zuletzt auch St. Eloi in sicherem deutschen Besitz blieben. »Mais ils ne depassèrent ces points.« Auch das ist zweideutiger Unsinn, denn »sie überschritten« Tage lang diese Punkte, sie kamen bis Steenstrate, sonst hätte man nicht zeitweilig bis Het Sas weichen müssen, sie kamen mal über Zonnebeke bis Hooge, sie hatten vielleicht auch mal teilweise Langemark und meist Paschendaele inne, und wenn sie von diesen Punkten wieder zurück mußten, so wußte jeder: sie kommen wieder! Solange Bixschoote zehn Kilometer südlich von Dixmuiden und Poel in deutschen Händen, war die Stellung Langemark gefährdet; solange Broodseinde, dann auch die Stellung Paschendaele–Becelaere; solange Eloi, Kl. Zillebeke, Zandvorde, dann auch die ganze Linie Dickebusch–Hooge, selbst wenn wir Hollebecke zeitweilig aufgeben mußten, was keineswegs feststeht. Dies war unstreitig ein »Sieg« im taktischen Sinne. Ferner pflegt man bei abgeschlagenen Angriffen natürlich ein Gewicht darauf zu legen, daß der Angreifer weit mehr durch Verluste geschwächt wurde als der Verteidiger. Das war einst so, wie die Briten behaupten, bei Talavera, Albuera, Busacco, Sauroren, Waterloo, obschon das alte Vorurteil, der Angreifer müsse immer mehr verlieren als der Verteidiger, sich selbst bei diesen gescheiterten und schlecht geleiteten Frontalangriffen nicht im vorausgesetzten Maße bewahrheitete. Bei den eigentümlichen Verhältnissen des heutigen Stellungskrieges bedingt aber jeder Rückzug aus verlorenen Stellungen erst recht große Verluste, da der eingeschossene Gegner systematisch das ganze rückwärtige Gelände bestreut, und jedes konzentrische Heranrücken führt eine vernichtende Kannonade herbei, wenigstens in verschärfter »moralischer« Nervenwirkung. Alle Phantasie über deutsche Verluste, wobei Ausnahmefälle bei einzelnen Regimentern ungeniert als Gesamtmaßstab genommen und z. B. »Vernichtung der preußischen Garde« glatt erfunden wurde, hielt die eigene Erkenntnis nicht auf. Ein Blick auf ihre schrecklich gelichteten Reihen belehrte die Verbündeten, wer den schwersten Schlag empfangen habe. Als die Wahrheit über die Verluste durchsickerte, befiel England ein lähmendes Entsetzen. Da machten die Franzosen reinen Tisch, sie gestanden anfangs überhaupt keinen großen Verlust zu, strichen übrigens in ihren Berichten nur sich selbst heraus und schwiegen von den Engländern, während die englischen Berichte nach gewohnter englischer Sitte nur von obenherab und gelegentlich naserümpfend die Bundesgenossen erwähnten. Sie hatten natürlich alles allein getan. In Wahrheit hatten die Franzosen den einzigen wesentlichen Erfolg: im Norden, das Zurückwerfen der Deutschen vom Westufer. Am Schluß der Schlacht hatten Mitry und der rechte Flügel des 32. K. sich Bixschoote wieder genähert. Ein frisches Franzosenkorps ersetzte das abgekämpfte 9. Im Zentrum mußte das 1. engl. Korps vom 16. französischen abgelöst werden, weil es ganz zerrüttet war. Dies soll jedoch erst nach einem heftigen Angriff der Deutschen am 19. geschehen sein, was zu deutscher Meldung nicht stimmt. Tatsächlich wurde »die 3. Division Haighs aus ihrer Front hinausgeworfen«, »die 2. zog sich westwärts auf Bixschoote (?) zurück«, die erste scheint noch am Polygonwald gestanden zu haben. Als »dritte« ist hierbei wohl die »Spezialreserve« zu verstehen, die sicher Divisionsstärke hatte. Foch hatte auch noch die 9. fr. Kavalleriedivision auf die rechte Flanke geschickt, so gefährdet erachtete er jetzt endlich die Linie südlich von Ypern. Zu großen Kavalleriegefechten wie im Oktober scheint es aber auch dort nicht gekommen zu sein.

Noch manches bedarf der Aufklärung. Denn wie stimmt es zu den sonstigen Lokalangaben, wenn ein englischer Fachbericht ausdrücklich hervorhebt, daß man am Dorfe Dickebusch auf sechzig Meter mit Handgranaten und Maschinengewehren feuerte, die Franzosen aber schließlich sich behaupteten trotz erstaunlicher Tapferkeit der Deutschen? Ist dies wahr, und wir haben keinen Grund zu zweifeln, so ist das französische 22. Korps völlig geworfen und bis Dickebusch verfolgt worden, das unmittelbar südwestlich vor Ypern liegt. Die tapferen Pfälzer (offenbar 17er) werden den glücklichen Angriff abgebrochen haben, weil man sie ohne Unterstützung ließ. Hier war also die Pforte geöffnet, doch man trat nicht ein. So gewinnen die seltsamen Einzelberichte – in deutschen amtlichen Meldungen steht kein Wort davon – über zweimaliges Eindringen von Deutschem in Ypern etwas mehr an Wahrscheinlichkeit.


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