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Wie Eppele zwei Wucherer fing und mit ihnen ein Schinkenstechen veranstaltete

Vier Monate saß nun Eppele schier angenagelt auf Drameysl und lebte ganz seiner jungen Frau Kunigunde, die den Segen der Ehe schon in sich lebendig spürte. Gleich nach der Hochzeit hatte der Gailinger sein Weib auf einen Umritt durch Franken mitgenommen, ihm seine Schlösser gezeigt und den Hörigen die neue Herrin vorgestellt. Dann waren sie nach Drameysl heimgekehrt und hatten einen Winter voll Frieden und jungen Eheglücks gemeinsam hinter sich gebracht. Nun aber litt es Eppele nicht länger mehr in dieser untätigen Stille, und Kunigunde gab ihm auch den Paß, als sie merkte, daß keine Bitten und Tränen den unstäten Mann zu halten vermochten. Bat dafür jedoch Eppele, bei allem Treiben nie ihrer und des jungen Lebens zu vergessen, das in ihr heranwuchs, und entließ Eppele mit einem tiefen Seufzer.

Zu Mariä Lichtmeß 1334 verweilte Eppele im Gewande eines ehrsamen Meisters der Messerschmiede-Zunft wieder einmal bei dem Nürnberger Freunde Hans Pfauentritt, der für diesen Abend auch seine vertrauten Freunde geladen hatte. In lebhafter Rede saßen die Handwerksmeister beisammen und beklagten ihr altes Leid, den immer ärger anwachsenden Hochmut der ratsfähigen Häuser, die das ehrsame Handwerk nicht in den Rat aufsteigen ließen und die Geschicke der ruhmvollen Stadt Nürnberg herrisch allein bestimmten. Der Blechschmied Rex erwähnte dabei auch den Namen eines reichen Wucherers, der über einen Juden hinaus das Handwerkervolk presse, für geliehenes Geld himmelschreiende Zinsen nehme und den ehrbaren Meister so tief in sein goldenes Netz verstricke, daß er ihm zuletzt in voller Ruhe die Gurgel zudrücken und ihn von Haus und Werkstatt jagen könne. Wäre demnach schon ein gutes und christliches Werk, diesen Wucherer Espach aufzuheben und an seinem Beutel so kräftig zu fassen, daß er auch einmal erführe, wieso Geben seliger ist denn Nehmen. Eppele sagte den Freunden sogleich seine Bereitschaft zu und bat, ihm unverweilt Kundschaft zu machen, wenn dieser Espach bei Geschäften in die Drameysler Nähe käme. Diese Kundschaft traf bei Eppele vierzehn Tage nach seiner Heimkehr aus Drameysl ein und lautete, daß Espach in nächster Zeit eine Fahrt über Forchheim und Muggendorf nach der Plassenburg plane, um dort für den Burggrafen von Nürnberg mit dem Grafen von Orlamünde in Geldsachen zu verhandeln. Eppele legte sich ohne Verzug mit seinen Dreizehn auf die Lauer und fing am vierten Tage auch den Espach samt zwei Dienern hinter Muggendorf ab. Der Wucherer Espach war ein großer starker Mann von bald drei Zentnern Fleisch und schnaufte erbost durch die faustdicke Knollennase, als er Eppele vorgeführt wurde, dem er sogleich die Rache seiner beiden Auftraggeber, des Grafen von Orlamünde und des Burggrafen von Nürnberg, androhte, wenn er ihn nicht auf der Stelle freilassen und mit sicherem Geleit auf die Plassenburg schaffen wolle. Statt aller Antwort hieß Eppele den gewaltig pustenden Wucherer ausziehen und peinlich genau durchsuchen, bei welchem Geschäft denn auch 2000 Goldgulden aus dem Unterfutter der prächtigen Schaube an den Tag gefördert wurden. Diesen Fund erklärte der Gailinger für beschlagnahmt und achtete gar nicht weiter der Einwände Espachs, er hätte diese 2000 Goldgulden unter Bürgschaft des Burggrafen von Nürnberg dem Herrn von Orlamünde abzuliefern. Währenddem kam auf der Straße der Konz Sipphan aus Leutzdorf daher, ein reicher, auf eigenem unbeschwertem Gute sitzender Freibauer, den die ganze Gegend als einen richtigen Filz und Geizhals und überdies noch als hochfahrenden, das ärmere Landvolk drückenden Gesellen kannte. Schon war Eppeles Plan gefaßt, dem der schäbige Freibauer gerade recht in die Quere lief. Zwei Knechte hielten den zu Tode erschrockenen Konz fest und nahmen ihm das hohe Reff vom Rücken, worin unter anderen Dingen zwei prächtige Schinken lagen, die Konz auf dem Markte zu Ebermannstadt günstig hätte verkaufen wollen.

Die beiden Wucherer wurden vor den Gailinger gebracht, der ihnen feierlich eröffnete, sie müßten hier auf dieser Lichtung und zwar sofort ein Turnier ausfechten, das zugleich als Gottes- und Kampfgericht Geltung hätte. Wer dem andern den Schinken vom Helm steche, sei Sieger und damit vom Himmel als der größere Wucherer offenbart. Espach sparrte sich gewaltig gegen dieses Ansinnen und Ronz Sipphan tat sogar einen Fußfall vor Eppele, um vielleicht dadurch dem Turnier zu entgehen. Doch der Gailinger blieb unerbittlich, winkte seine Knechte heran und ließ zwei passende Helme aussuchen. Als Helmzier wurde jedem ein feister Schinken aufgebunden. Alsdann setzte Peter den Espach auf sein Pferd, Pankraz den 8Feibauern auf das seinige, jeder der zwei Wucherer bekam einen Spieß in die Faust gedrückt und wurde je an ein Ende der bereits abgesteckten Turnierbahn gestellt.

Die Drameysler Knechte kugelten sich vor Lachen, als auf ein Zeichen nun Espach und der Freibauer gegeneinander ritten, die Spieße zitternd vorgestreckt und die Augen zugedrückt, so daß sie wohl mächtige Löcher in die Luft stießen, sich aber auch beim fünften Anlauf noch um Armeslänge verfehlten. Bis im siebenten Gang der Freibauer einen sicher gar nicht gewollten Stoß tat, den Schinken seines Gegners durch und durch bohrte und ihn zusamt dem Helm auf seinem Spieß davontrug, worauf Eppele den Freibauern zum Sieger und folglich nach des Himmels untrüglicher Äußerung für den größeren Wucherer erklärte, der noch eines besonderen Lohnes würdig sei.

Bei der nahen Baumfurter Mühle wurde der Wucherer Espach zum Schluß bis auf die Haut entkleidet, von dem Knechte Michel an das Mühlrad gebunden und ein dutzendmal durch die kalte Wiesent laufen gelassen, während Pankraz die nackte Kehrseite des Freibauern mit einem frischgeschnittenen Haselstecken bearbeitete. Konz hielt die Hände auf den brennenden Hosenboden und jagte den Weg nach Leutzdorf hinauf ohne Schinken zwar, doch dafür um fünfundzwanzig saftige Hiebe reicher. Der Wucherer Espach aber saß vier volle Wochen im tiefsten verließ von Drameysl und fiel ziemlich vom Frisch, bis endlich die geforderte Schatzung von Nürnberg eintraf.


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