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Festlich und prachtvoll schmückte sich die stolze Königstadt Toledo an dem Tage, da das junge Brautpaar seinen Einzug hielt. Von Narbonne aus hatte es, auf dem Seeweg Barcelona anfahrend, dann den Ebro zu Berg Tortosa und von dort, auf der alten Legionenstraße die Berge überschreitend, den Tajo und die Residenz erreicht. Die Römer hatten all' ihre Haustüren – Balkone und Fenster nach der Straße zu gab es noch nicht – mit den Blumen des Sommertages geschmückt und gar oft mit Teppichen in den merowingischen Farben: die alte blaue Gotenfahne sah man selten.
Der Abend des Einzugstages kam heran: die lauten Feste waren vorüber, die vielen hundert Gäste hatten das Palatium verlassen. Die Königsfamilie mit wenigen vertrautesten Freunden blieb noch beisammen in jenem kleinen Dämmertrunk-Gemach. Da sprach die Königin – sie hatte die Eiseskälte der Enkelin, die sich ihr nach Kräften fern hielt, den ganzen Tag über scharf vermerkt: – »Und nun, Ingundis. Du hast zu bestimmen: wann soll die Taufe, wann die Trauung sein?«
Da fiel Isidor, der weise und herzensgute Archipresbyter, ein: »Verzeiht, Frau Königin, ein wohlgemeintes Wort. Es wird uns, – den Katholischen – besonders schwer, bei dem Übertritt die Taufe zu erneuen. Das sieht aus, als gelte unsere Taufe nicht. Ich bitte, verzichtet auf die nochmalige Taufe.«
Grollend wollte die Königin ablehnen: allein Rekared kam ihr zuvor. Seit er, heimgekehrt, die Geliebte spurlos verschwunden gefunden, hatte ihn tiefes Weh verdüstert: er lebte nur noch der Pflicht, das hieß für ihn: dem Reich: aber diesem so eifrig, eifriger als je zuvor. »Gewähre das, Vater,« bat er. »Abt Gregor, der weise, in Rom hat es erbeten. Und« – fügte er flüsternd bei – »es erleichtert ja den Übertritt.« – »Es sei, mein kluger Sohn,« sprach Leovigild. »Was liegt dem Reich an einer Taufe oder zweien! – Aber die Vermählung! Auf wann, liebe Tochter, setzest du sie fest?« – Da erhob sich Ingundis von ihrem Sitz ihm gegenüber: noch einen Blick warf sie auf Hermenigild, der das Haupt senkte und, leise zitternd, sitzen blieb: dann trat sie hart vor den König, hob das schöne Haupt und sprach mit fester Stimme: »Herr König, wir sind bereits vermählt.«
Da sprangen alle auf von ihren Sitzen: ein Gewoge von Stimmen, von Rufen erschallte durcheinander: aber alles, auch Godiswinthas Zornruf übertönte Leovigilds dröhnendes Wort: »Vermählt? Wo . . . Wann?« – »In Narbonne. Vor zwei Wochen.« – »Durch wen getraut?« – Nun erhob sich Hermenigild: er war bleich, aber nun hatte er sich gefaßt: »Oheim Leander.« – »Katholisch getraut!« gellte die Königin, – »Das ist nichtig,« sprach der König, »du bist Arianer.« – »Gewesen!« entgegnete Ingundis. »Der Metropolitan hat ihn aufgenommen in unsere heilige Kirche.« – »Mein Sohn! Sag' nein!« – Ruhig trat Hermenigild vor. »So ist's. Ich mußte.« – »So? Nun sollst du sehen, was ich muß, Garding, ergreife den Verräter. In den Römerturm mit ihm! Königin, dir übergeb' ich die Verführerin. Du stehst dafür, daß sie ihn nicht sieht.« – »Ich stehe dafür,« erwiderte Godiswintha und ergriff sie mit harter Gewalt am Arm: sie ließ es ohne Widerstand geschehen.
»Ah, dieser Leander, der Betrüger,« rief der König. – »Er hat nicht betrogen,« erwiderte Ingundis. »Was steht in dem Vertrag? ›Auch des Glaubens Einheit soll uns verbinden‹: wohlan: sie verbindet uns.« – »Der Hohn! Der Hohn! Ein echter Priesterstreich!« Da stürmte Gardila ins Gemach: »Nun freue dich, altes Schwert Leovigilds! Du bekommst wieder zu tun. Auf, Herr König! Drei Boten trafen soeben zusammen vor den Toren deines Palastes von Nord, von Süd, von West. Der Suevenkönig Miro brach aus seinen Bergen und hat den Duero überschritten: eine Flotte der Byzantiner ist den Bätis zu Berg gesegelt nach Sevilla und hat, von Leander empfangen, viele Tausende gelandet: die Römer in Merida, Cordoba, Carmona, Astigi haben sich empört und die Basken ziehen in hellen Haufen auf Saragossa.«
»Weiter nichts?« lachte der alte Held grimmig. »Nun, sie haben's gut vorbereitet, unsere Feinde. Das klappt ja trefflich! Alles auf einen Schlag! Auf einen Tag! Nun wartet! Der alte Gott lebt noch und der alte Leovigild auch. – Verlaßt mich jetzt alle. Ich muß mir ein paar Sachen überlegen. Es ist spät. Morgen bei Sonnenaufgang, Rekared, versammelst du auf dem Platz vor dem Palatium alle Gotenkrieger zu Toledo!«