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Wenn je den Haß mein heilig Lied erweichte,
Dran Erd und Himmel mitschrieb, daß die Bürde
Seit Jahren mir zur Magerkeit gereichte,
Und ich zum schönen Pferche kehren würde,
Wo ich als Lamm schlief, eh man mich verbannte,
Die Wölfe hassend, die ein Feind der Hürde:
Verändert Haar und Stimme, heim sich wandte
Der Dichter dann, den Lorbeer zu empfangen
An jenem Taufquell, wo man Christ mich nannte,
Weil dort ich einst zum Glauben eingegangen,
Der uns mit Gott vermählt und dessenwegen
Sankt Peters Flammen dann mein Haupt umschlangen. –
Nun trat ein Licht uns aus der Schar entgegen,
Draus vorhin
der kam, den zuerst von allen
Christus des Stellvertreteramts ließ pflegen.
Und meine Herrin sprach voll Wohlgefallen
Zu mir: »Sieh, sieh! Das ist des Freiherrn Leben,
Um den sie drunten nach Galizien wallen.«
Ganz so, alsob der Täuberich sich neben
Die Taube setzt und beide mit Umkreisen
Und Gurren ihrer Neigung Kunde geben,
So sah ich dort einander Huld erweisen
Die Fürsten, die zwei großen ruhmreich-frommen,
Die Nahrung preisend, die sie droben speisen.
Doch als ihr Festgruß an sein Ziel gekommen,
Hielt schweigend vor mir an das Paar im Schweben,
So feurig, daß die Sehkraft mirs benommen.
Lächelnd sprach Beatrice: »Ruhmreich Leben,
Das unsers Tempels Überfluß gekrönet
Und in beredten Worten kundgegeben,
Gieb, daß die Hoffnung diesen Höhen tönet.
Du weißt, du ließest sovielmal sie schauen,
Als Jesus vor den Dreien sich verschönet.« –
»Erheb das Haupt und habe nur Vertrauen;
Denn reifen muß in unsern Lichtgloriolen,
Was hierheraufkommt aus des Todes Auen.«
Als so das zweite Licht mir Trost empfohlen,
Sich meine Augen zu den Bergen fanden,
Vor deren Wucht sie sanken erst verstohlen.
»Weil unsers Kaisers Huld dir zugestanden,
Daß du vorm Tode schon Verkehr darfst pflegen
Hier im geheimsten Hof mit seinen Granden,
Sodaß, trat dessen Wahrheit dir entgegen,
Die Hoffnung, die von je euch drunten blühte,
In dir und andern stärkt der Liebe Segen,
Sag, was sie ist, wie sie dir im Gemüte
Entsproßte, und woher sie dir gekommen?«
So schloß das zweite Licht, das glanzumsprühte.
Da ward mir von der Führerin, der frommen,
Die hohen Flugs mein Schwingenpaar geleitet,
Die Antwort aus dem Munde schon genommen.
»
Mehr hofft kein Sohn der Kirche, die da streitet,
Als er, wie dieser Sonne Schrift bewähret,
Die ihren Glanz auf unsere Heerschar breitet.
Drum ward er in Ägypten frei erkläret,
Damit Jerusalem ihm sollte tagen,
Noch eh des Krieges Dienstzeit ihm verjähret.
Die andern beiden Punkte deiner Fragen –
Nicht um zu wissen, nein, drunten zu lehren,
Wie sehr dir diese Tugend schafft Behagen –
Erlaß ich ihm, weil sie ihn nicht beschweren
Noch auch zum Prahlen bei der Antwort reizen.
Nun mag ihm Gottes Gnade Rat bescheren.«
Wie der Scholar vorm Lehrer ohne Spreizen
Gern zeigt die Ernte aus der Weisheit Garten,
Um nicht mit seiner Tüchtigkeit zu geizen,
Sprach ich: »Hoffnung ist sicheres Erwarten
Zukünftigen Heils, aus Gnaden uns entsprungen
Von Gott und dem Verdienst, drin wir verharrten.
Von Sternen viel hat mich dies Licht durchdrungen.
Doch machte mir zuerst das Herz entbrennen,
Was Höchsten Lenkers höchster Sänger gesungen.
›Dein hoffen die, so deinen Namen kennen!‹
Das wars, wie ich sein Gotteslied erfasse.
Wer meines Glaubens weiß es nicht zu nennen?
Du hast benetzet mich mit seinem Nasse
Im Briefe dann, sodaß ich voll vom Segen
Auf andre euern Regen rieseln lasse.«
Indem ich sprach, sah ich sichs lebhaft regen
Im Licht, alsob im Wetterleuchtgesprühe
Sich Blitze zuckend durch die Nacht bewegen.
Dann klangs: »Die Liebe, drin ich heut noch glühe
Für jene Tugend, die zum Palmenzweige
Mich führte bis ich schied vom Feld der Mühe,
Heißt mich, daß dein Gefühl für sie noch steige,
Dich weiter fragen. Doch nun solls mich freuen,
Sprächst du, welch Endziel dir die Hoffnung zeige.«
Und ich: »Die alten Schriften und die neuen
Weisen solch Ziel (und so versteh ichs eben)
Den Seelen, die mit Gott verknüpft in Treuen.
Auch spricht Jesajas: jeder wird gegeben
Dereinst ein Doppelkleid in ihrem Lande.
Und dies ihr Land ist dieses süße Leben.
Dein Bruder wird noch klarer dem Verstande,
Läßt er sein Licht auf diesen Vorgang fallen,
Wo er vom Schneeweiß spricht der Lichtgewande.«
Und gleich, als noch die Worte im Verhallen,
Scholl es: »
Sperent in te!« vom höchsten Kranz,
Und Antwort rief es aus den Reigen allen.
Dann wuchs ein Licht bei ihnen so im Glanz,
Daß, wenn dem Krebse dies Kristall zueigen,
So würd ein Wintermond zum Tage ganz.
Und wie sich froh erhebt und in den Reigen
Ein Mägdlein tritt, zu Ehren und zum Frommen
Der Braut, und nicht um Eitelkeit zu zeigen,
So sah ich den erhöhten Lichtglanz kommen
Zu jenen Zwein, wirbelnd in ihrem Gleise
Gemäß der Liebe, drinnen sie entglommen.
Dort schloß er sich dem Lied an und dem Kreise.
Doch Beatrice ohne sich zu regen
Sah stumm auf sie in bräutlichholder Weise.
»Der ists, der unserm Pelikan gelegen
An seiner Brust. Der ists, den man ernannte
Vom Kreuz hernieder, großen Amts zu pflegen.«
So meine Herrin. Und ihr Antlitz wandte
Zuvor nicht fester hin sich zu den beiden,
Als jetzt, indem ihr Wort mir dies bekannte.
Wie man bei Sonnenfinsternis entscheiden
Zu können glaubt, wann sie beginnt am Rande,
Wo unser Sehen muß beim Sehen leiden,
So ging es mir beim letzten Funkelbrande,
Bis ich vernahm: »Was blendest mit Beschwerde
Du dich, zu schaun, was nie hier kam zustande?
Es ist mein Körper auf der Erde Erde
Solang bis unsere Anzahl nach Gefallen
Vom ewigen Ratsbeschluß vollzählig werde.
Es durften zu den seligen Klosterhallen
Im Doppelkleid nur
die zwei Lichter steigen.
Und melde dies auf eurer Erde allen.«
Bei diesem Wort stand still der Funkelreigen.
Und auch der Sang, drin ineinandergriffen
Holdseliger Hauche drei, erstarb in Schweigen,
Alsob wir Ruder bei des Führers Pfiffen,
Die erst das Wasser schlugen, rastend schauen,
Hemmt Wagnis oder Müh das Weiterschiffen.
Ach, wie durchfuhr den Geist mir jähes Grauen,
Als ich nach Beatricen wollte sehen
Und sah sie nicht, obgleich ich in den Auen
Der seligen Welt und bei ihr durfte stehen.