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Die Küche, in der unsere Nahrung zubereitet wird, ist gewissermaßen die engere Werkstatt der Hausfrau. Sie ist es heute nicht mehr, wie in altvorderen Zeiten ausschließlich und da die Frau der Gegenwart einen erweiterten Wirkungskreis, umfassendere Pflichten, als bloß zu kochen und zu backen hat, muß sie so eingerichtet sein, daß die Arbeit erleichtert und der hierzu nötige Zeitaufwand auf einen Bruchteil herabgemindert wird. Die moderne Küche sieht ganz anders aus, als die unserer Großmütter und Urgroßmütter. Die sieghafte Technik ist auch in unseren Küchenbereich eingezogen und wenn es immer noch rückständige, unpraktische Küchen genug gibt, so sind nicht, wie fälschlich behauptet wird, die »teuren Anschaffungskosten« schuld, sondern auch hier die konservative Gesinnung unserer Frauen, die nicht den fortschrittlichen Geist haben, mit dem Altgewohnten zu brechen und wenn es noch so mühselig ist.
Durch unrationelle, unzeitgemäße Kochvorrichtungen der einzelnen Haushaltungen gehen unserer Volkswirtschaft ungeheure Summen verloren, allein schon durch die mittelalterliche Feuerungsmethode des Kohlenherdes, dessen fortwährende Überwachung, das Nachheizen und Behüten der Speisen vor dem Anbrennen, dieser Versklavung der Frau.
Jede Stunde, die die Hausfrau oder Köchin vergeudet, macht, wenn man sie durchschnittlich nur mit 50 Pfg. bewertet, was in den meisten Fällen viel zu gering angenommen ist, für die etwa 10 Millionen Kochenden im Reich zwei Milliarden Goldmark im Jahr. Die geschädigte Gesundheit, geschwächte Nervenkraft und das verschwendete Brennmaterial gar nicht gerechnet. Aber weil es viele hundert Jahre so geschah, muß es so weiter geschehen: dies ist die Logik der Unbelehrbaren.
Ich kenne kleine Arbeiterfrauen, die selbst in der heißesten Sommersglut täglich den Kohlenherd heizen und dabei hochroten Angesichts schwitzen, obwohl vom Hausbesitzer aus der Gasherd daneben steht, die immer noch behaupten, das Gas sei teurer als die Kohlenheizung, obwohl man ihnen klipp und klar beweisen kann, daß die Gasheizung um zwei Drittel weniger kostet, als die Kohlenheizung, ganz abgesehen von der tadellosen Sauberkeit, der Regulierbarkeit und steten Bereitschaft des Gasherdes, den schmutzigen Händen und Töpfen und Geschirrtüchern, dem Staub, Ruß und Rauch, sowie allen anderen Widerwärtigkeiten und Mühseligkeiten des Kohlenherdes.
Die moderne fortschrittliche Frau bricht mit allem Rückständigen und macht sich die Errungenschaften der Technik auch im Haushalt zunutze.
Wie schmutzig sieht eine Küche aus, in der der rußige, staubende Kohlenherd brennt, wie blitzsauber hingegen eine solche, in der Gas und Elektrizität herrschen!
Der alte Kohlenherd ist nicht mehr zeitgemäß.
Als Wärmespender während der kalten Jahreszeit ist er vom modernen Grudeherd abgelöst worden. Man hat durch diese von Walter Rieschel in Leipzig-Liebertwolkwitz gebauten Grudeherde nicht nur jederzeit eine durch Dauerbrand erwärmte Küche, sondern auch Tag und Nacht im Wasserschiff so viel heißes Wasser, um ein Kinderbad, Sitz- oder Fußbad bereiten, oder Kinderwäsche waschen zu können. Die Speisen werden darin ohne Anbrennen gleichmäßig gar, ihre Nährwerte bleiben voll erhalten und man kann ganz besonders schön darin backen. Die Annehmlichkeit, eine ständig zur Verfügung stehende Wärmequelle im Hause zu haben, macht den Grudeherd, zumal seine Heizkosten etwa ein Drittel derjenigen des Kohlenherdes betragen, in einem kinderreichen Haushalt nahezu unentbehrlich. Die patentgeschützte Wellsiebfeuerung ermöglicht eine sehr rasche Hitzesteigerung.
Das Ideal der fortschrittlich gesinnten Hausfrau ist die elektrische Küche. Diese wird irrtümlicherweise in weiten Kreisen noch als Luxuseinrichtung betrachtet. Die Schuld daran liegt zum Teil an den tatsächlich zu hohen Strompreisen, zum Teil aber auch an der stark verbreiteten Ansicht, daß der elektrische Strom zu Kochzwecken zu teuer sei. –
Eine Anzahl von Elektrizitätswerken und Überlandzentralen geben sich alle Mühe, durch entsprechende Stromtarife der elektrischen Küche allgemeinen Eingang zu verschaffen. In Wirklichkeit kann die Elektrizität bei richtiger Anwendung auch in manchen Gegenden mit Gas, Holz oder Kohle in ernstlichen Wettbewerb treten.
Elektrische Kochapparate sollen nur in bester Qualität gekauft werden, denn bei diesen Apparaten spielt der Wirkungsgrad eine große Rolle. Direkt beheizte Apparate, wie Kochgefäße, Bratpfannen, Tee- und Wasserkocher bekannter Firmen haben einen Wirkungsgrad von 80-90 %; ein Mehrpreis von einigen Mark beim Einkauf macht sich deshalb in ganz kurzer Zeit durch das wirtschaftliche Arbeiten eines guten Apparates von selbst bezahlt, – während ein billiger und schlecht konstruierter Kochapparat unbekannter Herkunft, einen großen Prozentsatz Strom unnütz verschwendet und deshalb nicht nur schlecht, sondern auch teuer ist.
Gute elektrische Kochapparate, wie beispielsweise diejenigen der Elektra-Lindau, G.m.b.H. in Lindau i. B., die alle erdenklichen elektrischen Heiz- und Kochgeräte vom Teekessel und Bügeleisen bis zum elektrischen Koch- und Backherd und Heißwasserspeicher-Apparat herstellt, arbeiten mit einem Nutzeffekt bis zu 90 %, gewöhnliche Kohlenherde bis zu etwa 15 % und Gasherde mit 40-70 %, im Durchschnitt aber nicht über 50 %.
Um jedoch mit Gas in Wettbewerb treten zu können, sollte bei einem Gaspreis von RM. 0,22 für den cbm die Kilowattstunde Strom nicht über RM. 0,08-0,10 zu stehen kommen. –
Nun wird aber der größte Teil von Wärmeenergie in der Küche zur Erzeugung von heißem Wasser gebraucht. Dieses heiße Wasser sollte überall dort, wo billiger Nachtstrom größtenteils unter RM. 0,08 für die Kilowattstunde zur Verfügung steht, durch elektrische Heißwasserspeicher hergestellt werden. Diese Apparate halten das mit dem billigen Strom in der Nacht erwärmte Wasser den ganzen Tag heiß, so daß für die Küche und Bad usw. jederzeit heißes Wasser für alle Zwecke zur Verfügung steht und deshalb zur Herstellung einzelner Gerichte auch noch mit einem Tagesstrompreis von 12 und mehr Pfennige per Kilowattstunde wirtschaftlich gekocht werden kann. –
Bei höheren Strompreisen eignet sich die Elektrizität vor allem noch zur Bereitung des Frühstückes, heißer Getränke usw., so kostet z. B. bei einem Strompreis von 16 Pfg. das Kochen von 1 Liter Wasser 1,8-2 Pfg., bei 30 Pfg. Strompreis 3-3½ Pfg. Hieraus geht hervor, daß das elektrische Kochen bei günstigen Strompreisen immer noch wirtschaftlich ist. –
In eine moderne Küche gehört auch eine Kochkiste und ein Sterilisierapparat, ohne die wir heute nicht mehr gut auskommen können.
Wenn wir auch die Kochkiste, seit wir erkannt haben, daß durch die lange Kochdauer in derselben die Vitamine und Ergänzungsstoffe vernichtet werden, nicht mehr zur Zubereitung von Gemüsen verwenden, so bleibt sie doch zu jeder Jahreszeit ebenso praktisch als unentbehrlich zur Ersparung von Brennstoffen. Gas und Strom, besonders im Sommer, wo es gilt die Küchenwärme auf das Geringste herabzumindern.
Unter der großen Zahl von Systemen und Apparaten des Entkeimungsverfahrens erscheint mir heute der Bade-Duplex-Apparat von H. Bade in Hildesheim am empfehlenswertesten, da er den großen Vorteil besitzt, daß man mit einer ganz geringen Menge Wasser im Dampf entkeimen kann und nicht immer einen ganzen Topf voll Wasser zum Kochen bringen muß, was eine bedeutende Ersparnis an Zeit und Gas bedeutet, denn man sterilisiert der Billigkeit, Regulierbarkeit und Bequemlichkeit halber heute nur mehr auf Gas.
Die Fortschritte der Technik haben auch der Hausfrau vielfache Erleichterung gebracht und dem Alexanderwerk A. von der Nahmer in Remscheid kommt das Verdienst zu, auf diesem Gebiete bahnbrechend gewirkt zu haben. Da sind als notwendigste Haushaltmaschinen die Alexanderwerk-Reibmaschine und die Alexanderwerk-Hackmaschine, die die Hausfrau heute nicht mehr entbehren kann. Reibt die erstere Brot, Zwieback, Mandeln, Schokolade, Käse, Rettich, Möhren, mit einem Wort nahezu alles, so hackt die letztere Fleisch, Gemüse, Rüben, Pilze, Zwiebeln, Äpfel, kurz alles Erdenkliche mit Hilfe auswechselbarer Lochscheiben in verschiedener Feinheit.
Zum Auspressen aller Arten Beerenfrüchte, Tomaten, Spinat, Möhren zur Rohkost dient die Alexanderwerk-Frucht- und Saftpresse, während größere Mengen Schnittbohnen durch die Alexanderwerk-Bohnenschneidemaschine bewältigt werden.
Für Haushaltungen, in denen man Schrotbrot aus selbstgemahlenem Getreide herstellt, ist die Alexanderwerk-Schrotmühle unentbehrlich.
In keiner Familie sollte aber eine Alexanderwerk-Brotschneidemaschine fehlen.
War es bisher in kleineren Haushaltungen noch wenig üblich, selbst Gefrorenes zu bereiten, so ermöglichen die Alexanderwerk-Eismaschinen dies von einem Liter angefangen in tadellosester Weise, einfach und mühelos.
Den Gipfelpunkt der Annehmlichkeit, besonders für größere Haushaltungen, bilden die elektrisch betriebenen Alexanderwerk-Küchenmaschinen.
Wer Gelegenheit hat, einen tieferen Einblick in größere Küchenbetriebe zu tun, weiß, wieviel mühselige Arbeit bei der Verarbeitung der Nahrungsmittel zu leisten ist, sei es Hacken, Schneiden, Reiben oder Mahlen, Pressen, Schlagen usw. Stunden um Stunden muß gleichförmige, ermüdende Arbeit getan werden, wenn nicht Maschinen zur Hilfe herangezogen werden können.
Die Hausfrau wird mit Freuden die Möglichkeit begrüßen, die Küchenarbeit zu vereinfachen und rationell zu gestalten. Besonders wichtig ist, daß sie mit Hilfe der elektrischen Maschinen Kraft und Zeit für wichtigere Aufgaben verwenden kann.
Die elektrisch angetriebenen Küchenmaschinen erleichtern die Tätigkeit des Küchenpersonals und erhöhen seine Leistung, weil sie die in der Küche vorkommenden groben Arbeiten in bedeutend kürzerer Zeit und ohne körperliche Anstrengung des Bedienungspersonals erledigen. Dabei wird das Gut sowohl sauberer als auch gleichmäßiger verarbeitet.
Die Lösung der technischen Fragen erfolgte in der denkbar einfachsten und praktischsten Weise. Zunächst gehört ein kleiner Elektromotor zu der Einrichtung. Dieser ist mit einer Schnur mit Stecker zum Anschluß an die Lichtleitung versehen. Sobald der Stecker in den Kontakt an der Wand eingeführt wird, läuft der Motor und selbstredend auch die Küchenmaschine.
Damit ist das Vollkommenste erreicht, was unsere Hausfrauen zu ihrer Entlastung nur wünschen können.
Sehr zu empfehlen ist die Anschaffung einer Teig-Rühr- und Knetmaschine und einer Passiermaschine; geradezu unentbehrlich aber ist die Messerputz-maschine mit Patentbürsten, wie sie die Firma Ritter & Sohn in München-Pasing hergestellt. Das Wesentliche dieser Maschine besteht darin, daß sie die Messer mit Bürsten putzt, denen geölter Schmirgel zugeführt wird. Dies hat gegenüber Maschinen mit Leder und Gummi den Vorzug, daß das Zerschneiden der Putzscheiben ausgeschlossen ist.
Einen wesentlichen Bestandteil einer modernen, hygienischen Kücheneinrichtung bilden die Geschirre. Die große Bedeutung, die ihre gute und gefahrlose Beschaffenheit für die Gesundheit der Menschen und für die Schmackhaftigkeit der Speisen hat, macht ihre Auswahl wichtig.
Über das früher in wohlhabenden Kreisen beliebte Kupfer- und Messinggeschirr ist nur mehr wenig zu sagen, da die meisten Hausfrauen es dem Vaterlande geopfert haben. Es nahm seinen Ehrenplatz in der Küche ganz unberechtigt ein, denn sein Gebrauch ist mit gesundheitlichen Gefahren verbunden, weil nicht nur das Kupfer leicht Grünspan ansetzt, sondern die innere Verzinnung oftmals Blei enthält.
Allen Anforderungen, die man an ein gesundheitlich einwandfreies Geschirr stellen kann, entspricht am meisten das Emaillegeschirr; es ist leicht zu reinigen, die Speisen kochen darin rasch und behalten ihren natürlichen Geschmack. Bei sorgfältiger Behandlung kann ein gutes Emaillegeschirr viele Jahre lang gebraucht werden. Das bekannteste und gediegenste ist das der Firma Gebrüder Baumann, Amberg i. d. Oberpfalz, mit eingebrannter Löwen-Schutzmarke, das sogenannte Löwenemail. Es enthält keine schädlichen Beimischungen; dieses Email springt beim Kochen nicht ab und ist von höchster Säurebeständigkeit. Die stärksten Fruchtsäfte können laut Prüfung des vereidigten Universitätschemikers in München in diesem Geschirr gekocht und aufbewahrt werden.
Von großer Schönheit und hygienischen Vorzügen ist auch das Aluminiumgeschirr. Es hält sich beim Kochen jeglicher Speisen durchaus neutral, wird von Säuren nicht angegriffen und schädliche chemische Verbindungen, wie Rost, Grünspan u. dergl. kommen dabei nicht vor, auch die Geschmacksreinheit und die Farbe der Früchte und Gemüse werden darin voll erhalten. Die Speisen kochen darin rasch. Man muß freilich darauf bedacht sein, reines Aluminiumgeschirr bester Qualität zu erhalten, wie es vorzüglich die Metallwerke Polte, Magdeburg herstellen. Dieses Erzeugnis zeichnet sich durch besondere Festigkeit aus. Bei der Reinigung von Aluminium ist die Verwendung von Soda unbedingt zu vermeiden, da es sonst grau und trüb wird.
Ein geradezu ideales Koch-, Brat- und Backgeschirr ist das feuerfeste Luzifer-Porzellan der Porzellanfabrik Weiden, Gebr. Bauscher, Weiden in Bayern. Diese Luzifergeschirre, die aus einer erstklassigen Porzellanmasse hergestellt und bei sehr hoher Temperatur gebrannt werden, sind nicht mit Töpfer- und Steingutgeschirr zu verwechseln und sind von größter Feuerfestigkeit. Sie vereinigen in ihren anmutigen, geschmackvollen Formen Koch- und Tafelgeschirr in glücklicher Weise, da die fertigen Gerichte darin unmittelbar zu Tisch gebracht werden können, so daß sie sich viel länger warm halten. Dadurch ist das leicht zerbrechliche, veraltete Tongeschirr überflüssig geworden.
Zu den entzückendsten Erfindungen der neueren Zeit auf küchentechnischem Gebiete gehört das von der Delvag-Handelsgesellschaft-Berlin hergestellte » Küchenwunder«, ein kleiner Apparat, der es ermöglicht, auf offener Gasflamme mit 2 Pfg. Gas die schönsten gleichmäßig braunen Kuchen, Torten und Aufläufe zu backen. Dieses wirkliche Küchenwunder, das seinen Namen vollauf verdient, hat in kurzer Zeit einen Siegeszug durch die ganze Welt vollführt.