Friedrich de la Motte Fouqué
Die Saga von dem Gunlaugur genannt Drachenzunge und Rafn dem Skalden
Friedrich de la Motte Fouqué

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Dreyzehntes Kapitel.

Auch die nächstfolgenden Jahre flossen ohne sonderliche Störung für Thorsteins Haushalt hin, abgerechnet, was das tägliche Leben nun einmahl ganz unvermeidlich von solcher Art mit sich bringt.

Man fing schon an, die warnenden Träume gänzlich zu vergessen, vorzüglich, da man etwas unendlich Anmuthigeres in der Wirklichkeit zu schauen hatte, denn Schön-Helga war nach und nach zu einer wunderherrlichen und sehr edelsittigen Jungfrau herangeblüht. Man rühmte sie als das schönste Mägdlein der Insel. Wie einst um die sagenberühmte Aslauga, des Helden Ragnar Lodbrog Königinn, wallte auch um Helga ihr Hauptgelock, wenn sie es entfesselt fliegen ließ, klarfunkelnd, dem geläuterten Golde gleich, als ein reicher, die ganze Bildung dicht einhüllender Mantel her. Und ihre blauen 89 Augen leuchteten rein und mild, wie der ungetrübte Morgenhimmel, und ein süßer Zauber des Wohlwollens und der geistvollen Fröhlichkeit lag über allen ihren sanften Zügen, durchscheinend aus der eben so milden als kraftbegabten Seele.

Ungestörtere Freude hat bis dahin wohl Niemand an einem Kinde genossen, als Thorstein und Frau Jofridur an Schön-Helga.

Nicht ganz so störungsfrey ging es mit der Vaterfreude für Illugi den Schwarzen ab, von dem wir schon früher sprechen hörten, wie auch von seinen in der Kindheit bereits herrlich leuchtenden jüngsten Söhnen: Hermundur und Gunlaugur.

Die Wege der Menschen verzweigen sich oft wunderbar; am öftesten, wo viele der kühn und edelgesinnten Leute mitsammen auf einem Eilande wohnen, meist immer zusammengehalten durch das rings umfluthende Meer.

So mag es dem Erzähler dieser Sagen vergönnt seyn, hier wieder von den Begebenheiten eines anderen Stammes zu berichten. Frühe genug werden sich einander die Zweige umfassen. – 90

 


 


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