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Am guten Alten In Treuen halten, Am kräft'gen Neuen Sich stärken und freuen, Wird niemand gereuen. |
Tu du redlich nur das Deine, Tu's in Schweigen und Vertrau'n; Rüste Balken, haue Steine! Gott, der Herr, wird bau'n. |
Du sollst nach frommer Sitte Die Hände betend ineinander legen, Die Hand andächt'ger Bitte In die des Danks für den empfangnen Segen. |
Religion und Theologie Sind grundverschiedene Dinge, Eine künstliche Leiter zum Himmel die, Jene die angeborne Schwinge. |
Wohl mit jedem Bekenntnis verträgt ein frommes Gemüt sich, Aber das fromme Gemüt hängt vom Bekenntnis nicht ab. |
Wollt ihr in der Kirche Schoß Wieder die Zerstreuten sammeln, Macht die Pforten breit und groß, Statt sie selber zu verrammeln! |
Studiere nur und raste nie, Du kommst nicht weit mit deinen Schlüssen; Das ist das Ende der Philosophie, Zu wissen, daß wir glauben müssen. |
Leicht ist's, mit starken Konsequenzen Als neuer Philosoph zu glänzen; Doch ist's ein schwerer Unterwinden, Die rechten Voraussetzungen zu finden. |
Willst du den Unsinn überwinden, Lern' ein Symbol der Wahrheit finden; Die Welt wird nie das Abgeschmackte Ausgeben für das bloß Abstrakte. |
Das Größeste ist das Alphabet, Denn alle Weisheit steckt darin, Aber nur der erkennt den Sinn, Der's recht zusammenzusetzen versteht. |
So steckt Musik in Flut und Stein, In Feu'r und Luft und allen Dingen; Aber willst du vernehmen das Klingen, Mußt du eben ein Dichter sein. |
Die schöne Form macht kein Gedicht, Der schöne Gedanke tut's auch noch nicht; Es kommt drauf an, daß Leib und Seele Zur guten Stunde sich vermähle. |
Fließend Wasser ist der Gedanke, Aber durch die Kunst gebannt In der Form gediegne Schranke Wird er blitzender Demant. |
Wenn das Glück, die leichte Dirne, Launisch dir den Rücken kehrt, Hebe doppelt kühn die Stirne, Gürte doppelt fest das Schwert. Rasch verwelkt ein Kranz aus Zweigen, |
Wenn du des Daseins Kranz zu erwerben, Wenn du dich selbst zu vollenden begehrst, Leb', als müßtest du morgen sterben, Streb', als ob du unsterblich wärst. |
Beklage dich nicht auf deinem Pfad, Daß dir's an Raum zum Handeln fehle; Ein jeder Klang aus voller Seele Ist eine wirkungsvolle Tat. |
»Wie soll ich mich im großen Schwalle Zur Geltung bringen, sag' mir's an!« Mach' eins nur trefflicher als alle, Nur eins, was so kein andrer kann. |
Was du gründlich verstehst, das mache, Was du gründlich erfuhrst, das sprich! Bist du Meister im eignen Fache, Schmäht kein Schweigen im fremden dich. Das Reden von allem magst du gönnen Denen, die selbst nichts machen können. |
Um keinen Preis gestehe du Der Mittelmäßigkeit was zu. Hast du dich erst mit ihr vertragen, So wird dir's bald bei ihr behagen, Bis du zuletzt, du weißt nicht wie, Geworden bist so flach wie sie. |
Das ist's, was mich am Freund zumeist verdrießt, Wenn er nach Spatzen mit Kartätschen schießt. |
Es winkt ein Schloß, so stolz, so schön, Im Abendrot von steilen Höhn. Du ringst hinauf von Stein zu Stein – Doch ist der Gipfel dann erklommen, So will dir kaum die Fernsicht frommen, Du blickst nach Lager, Speis' und Wein. Aber das Klimmen, das Suchen, das Streben, Das war deine Freude, das war dein Leben. |
Lehr' nur die Jungen weisheitsvoll, Wirst ihnen keinen Irrtum sparen; Was ihnen gründlich helfen soll, Das müssen sie eben selbst erfahren. |
Gönnt nur der jungen Brust ihr Wogen Von Leid in Lust, von Lust in Pein! Tränen der Lieb' und froher Hoffnung Schein, Das gibt des Lebens schönsten Regenbogen. |
Nur nicht dies und das verlangen Sollst du, wenn die Stunde kommt; Was sie bringt, das lern' empfangen, Und sie bringt gewiß, was frommt. |
Die Welt ist reich und wohlberaten, Nur zäume nicht das Pferd am Schwanz, Wolle die Nachtigall nicht braten, Und nicht singen lehren die Gans. |
's ist eben manchen Leuten eigen, Daß ihnen Schlichtes nicht gerät; Sie müssen immer ins Fenster steigen, Auch wenn die Haustür offen steht. |
Wohl ist es schwer zu tragen stumm, Wenn andre Übles von dir denken; Doch schwerer noch, die Liebe kränken, Und nicht sagen dürfen, warum. |
Liebe, die von Herzen liebt, Ist am reichsten, wenn sie gibt; Liebe, die von Opfern spricht, Ist schon rechte Liebe nicht. |
Eifersucht macht scharfsichtig und blind, Sieht wie ein Schütz' und trifft wie ein Kind. |
Gilt's Frauen zur Vernunft zu bringen, So laß den allgemeinen Ton; Wie klug sie reden von den Dingen, Sie meinen stets nur die Person. |
Nur sachte, kritisches Geschlecht! Es dünkt dein Spruch uns sehr erläßlich; Du urteilst über Schön und Häßlich, Und weißt nicht mehr, was Gut und Schlecht. |
Hältst du Natur getreu im Augenmerk, Frommt jeder tüchtige Meister dir; Doch klammerst du dich bloß an Menschenwerk, Wird alles, was du schaffst, Manier. |
Wenn sie dich schmähten und wenn sie dich schalten, Widersprich nicht mit hitzigem Blut; Schweig' und schaffe, was schön und gut, So wirst du zuletzt doch recht behalten. |
Das ist klarste Kritik von der Welt, Wenn neben das, was ihm mißfällt, Einer was Eigenes, Besseres stellt. |
Wie reich du dich in Lob ergehst, Das wird des Künstlers Mut nicht stärken; Nein, tadle gern an seinen Werken, Doch zeig ihm, daß du ihn verstehst. |
Ja donnert Gott, Ja singt der Dichter, Stell' etwas hin und laß sie schrein! Der Teufel nur, der Splitterrichter, Der selbst nichts schafft, sagt ewig: Nein. |
Mit deinen Augen schaust du, was da ist; Die Dinge sind dir, wie du selber bist; Drum willst du andres als Verwirrung sehn, Lern heiter blicken und dich selbst verstehe. |
Ein gut Gedicht ist wie ein schöner Traum, Es zieht dich in sich und du merkst es kaum; Es trägt dich mühlos fort durch Raum und Zeit, Du schaust und trinkst im Schaun Vergessenheit, Und gleich als hättest du im Schlaf geruht, Steigst du erfrischt aus seiner klaren Flut. |
Je größer deine Flügel, So mehr halt dich im Zügel! Unkraut auf gutem Acker Gedeiht erst doppelt wacker. |
Schreibe mit unbedachtem Stift Kein leichtes Wort an die leere Wand! Daß keinen Reim dir eine Geisterhand Darunterschreibe, der ins Herz dich trifft. |
Wann im Haus und auf den Gassen Stets am heftigsten du zankst? – Wenn du selbst im Innern schwankst Und du willst's nicht merken lassen. |
Höchstes Glück ist kurzes Blitzen, Fühl's und sprich: auf Wiederkehr! Ließ' es dauernd sich besitzen, Wär' es höchstes Glück nicht mehr. |
Wider den Schmerz dich zu vermauern, Ist so verkehrt wie maßlos Trauern; Du sollst von ihm dich mahnen lassen, In dir dein Höchstes doppelt fest zu fassen. |
Wenn dir die Freude zu trinken beut, Tu einen herzhaften Zug für heut; Willst du den Krug bis zum Grunde genießen, Wird dir die Hefe dazwischenfließen. |
Freude schweift in die Welt hinaus, Bricht jede Frucht und kostet jeden Wein; Riefe dich nicht das Leid nach Haus, Du kehrtest nimmer bei dir selber ein. |
Wie sollen die Freuden dir wiederkommen, Wenn du sie ruchlos aufgenommen! So manche trat zu dir ins Haus Und ging als Sünde wieder heraus. |
Das magst du selbst am Kleinsten spüren: Wo die Schuld gegangen hinaus, Immer durch dieselbigen Türen Tritt die Buße zu dir ins Haus. |
Wer dem Genuß nachjagt, der schmiedet sich selber die Fessel. Freiheit findest du nur, wenn du entsagen gelernt. |
Im Handeln ist die Masse groß, Bei rüst'gem Weg, bei Schlag und Stoß; Doch soll euch kräftig Heil ersprießen: Laßt einen urteln und beschließen. |
Tadle mir einzelnes nicht an großen Naturen! Der Fittich, Der im Schreiten sie hemmt, trägt sie zu himmlischem Flug. |
Stets zweischneidig ist große Kraft; Willst du sie fesseln deswegen? Lieber was sie dir Übles schafft Nimm in den Kauf zum Segen. |
Freiheit ist wie ein starker Wein; Dem Manne wird sie stets gedeihn; Aber ihr zecht und schreit wie Knaben, Ihr werdet morgen Kopfweh haben. |
So ist es, war's und wird es sein: Gebt Freiheit! rufen die Partein, Mit was für Farben sie sich schmücken; Das heißt: Gebt uns das Reich allein, Daß wir die andern unterdrücken! So ist es, war's und wird es sein. |
Soll dir frommen ein Schlag, das merke, Führ' ihn gleich mit entscheidender Stärke! Nur nichts Halbes, wo dir bewußt, Daß du das Ganze vertreten mußt! |
Dein Ja sei Ja, dein Nein sei Nein Und scharf das Schwert an deiner Lende; Die beste Staatskunst bleibt's am Ende Doch, tapfer und gerecht zu sein. |
Wir hatten's herrlich weit gebracht Und alles fertig gesprochen; Doch da's nun galt, da hatte sacht Die Zunge den Arm uns zerbrochen. |
Leere Drohung – übler Brauch, Wird des Feindes Hohn nur schärfen; Kannst du keine Blitze werfen, Freund, so laß das Donnern auch! |
Die Zeit ist wie ein Bild von Mosaik, Zu nah beschaut, verwirrt es nur den Blick; Willst du des Ganzen Art und Sinn verstehn, So mußt du's, Freund, aus rechter Ferne sehn. |
Das ist leichtes Geschäft, in Verwandtem das Feindliche sondern, Weisheit aber vernimmt tieferen Frieden im Streit. |
Der kleine Geist, fand er in Gott die Ruh, Schließt vor der Welt sich ängstlich bangend zu; Der große strebt, gestählt an Kraft und Sinnen, Die Welt für Gott erobernd zu gewinnen. |
Dem Aste gleich, darauf der Vogel schlummert, ist Erlernte Weisheit dir ein Halt bei stiller Frist; Doch in der Zeit des Sturms zerbricht gar leicht der Ast; Weh dir, wenn du alsdann nicht selber Flügel hast! |
Wenn die Blüten abgestreift, Ist nicht gleich die Frucht gereift An dem Baum im Garten. Zwischen der Empfindung Zeit Und der Zeit, wo Tat gedeiht, Liegt ein banges Warten. |
Kein tüchtig Mühn, das seinen Lohn Zuletzt nicht reichlich in sich hätte! Wie mancher grub nach Wasser schon Und fand einen Schatz an selber Stätte! |
Mohn und Zyanen im Korn, ihr scheltet sie wucherndes Unkraut, Aber blühten sie nicht, fehlte der Ernte der Kranz. |
Proben gibt es zwei, darinnen Sich der Mann bewähren muß: Bei der Arbeit recht Beginnen, Beim Genießen rechter Schluß. |
Sorgen sind meist von der Nesseln Art, Sie brennen, rührst du sie zu zart; Fasse sie nur an herzhaft, So ist der Griff nicht schmerzhaft. |
Schwer ist oft das Tun fürwahr, Aber schwerer ist das Lassen; Dort gilt's einmal sich zu fassen, Hier gefaßt sein immerdar. |
Was ich wünschte vor manchem Jahr, Hat das Leben mir nicht beschert, Aber es hat mich dafür gelehrt, Daß mein Wunsch ein törichter war. |
Wie Herbstodem den Wald, so entlaubt dein Leben das Alter Wohl dir, leuchtet dafür klarer der Himmel herein. |
Halte fest am frommen Sinne, Der des Grenzsteins nie vergaß! Alles Heil liegt mitteninne, Und das Höchste bleibt das Maß. Glücklich, wem die Tage fließen Wechselnd zwischen Freud' und Leid, Zwischen Schaffen und Genießen, Zwischen Welt und Einsamkeit. |
Vor Leiden nur kann Gott dich wahren, Unmut magst du dir selber sparen. |
Ist's nicht schier um zu verzweifeln, Wenn ich sehn muß, wie sie's treiben, Die da singen, die da schreiben In dem weiland Dichterwald! Und du läßt es dir gefallen, Deutsches Volk, und nimmst von allen, Was sie bringen, heiß und kalt: Statt des Wahren nur das Reizende, Statt des Schönen nur das Beizende, Statt des Tiefen Mißgestalt. |
Welch ein Schweifen, welch ein Irren! Alle Grenzen wild verwirren, Unsre Zeit nimmt's für Genie. Tonkunst will Gedanken klingen, Dichtkunst eitel Farben bringen, Malerei malt Poesie. |
Macht der Zeit verworrnes Stammeln, Macht ihr wüster Rausch dir Pein, Kehr', o Seele, dich zu sammeln, Kehre bei dir selber ein. Schon ein heilig ernster Wille Zieht den Gott in deinen Kreis; Bist du fromm und bist du stille, So vernimmst du sein Geheiß. Mag dir dann der Markt nicht lauschen, |