Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Zur Friedensfeier.

18. Juni 1871.

            Flammt auf von allen Spitzen,
Ihr Feuer deutscher Lust,
Und weckt mit euren Blitzen
Ein Danklied jeder Brust!
Das grause Spiel der Waffen
Mit Gott ist's abgetan,
Und, die das Schwert geschaffen,
Die Palmenzeit bricht an.
    Preis dem Herrn, dem starken Retter,
    Der nach wunderbarem Rat
    Aus dem Staub uns hob im Wetter
    Und uns heut im Säuseln naht!

Nun ward in eins geschmiedet,
Was eitel Stückwerk war,
Nun liegt das Reich umfriedet
Vor Arglist und Gefahr.
Vom Alpenglühn zum Meere,
Vom Haff zur Mosel weht
Das Banner deutscher Ehre
In junger Majestät.
    Preis dem Herrn, dem starken Retter,
    Der nach wunderbarem Rat
    Aus dem Staub uns hob im Wetter
    Und uns heut im Säuseln naht!

Wie braust von Stamm zu Stamme
Ein Leben reich und stolz,
Seit der Begeistrung Flamme,
Was starr sich mied, verschmolz,
Seit am vereinten Werke
Des Südens Flügelkraft,
Des Nordens klare Stärke
Wetteifernd ringt und schafft!
    Preis dem Herrn, dem starken Retter,
    Der nach wunderbarem Rat
    Aus dem Staub uns hob im Wetter
    Und uns heut im Säuseln naht!

Der in der Feuerwolke
Voran uns zog im Krieg,
Nun send' er unsrem Volke
Die Kraft zum letzten Sieg,
Die Kraft, auch aus den Herzen
Der Lüge finstre Saat,
Das Welschtum auszumerzen
In Glauben, Wort und Tat.
    Preis dem Herrn, dem starken Retter,
    Der nach wunderbarem Rat
    Aus dem Staub uns hob im Wetter
    Und uns heut im Säuseln naht!

Zieh ein zu allen Toren,
Du starker, deutscher Geist,
Der, aus dem Licht geboren,
Den Pfad ins Licht uns weist,
Und gründ' in unsrer Mitte,
Wehrhaft und fromm zugleich,
In Freiheit, Zucht und Sitte
Dein tausendjährig Reich!
    Preis dem Herrn, dem starken Retter,
    Der nach wunderbarem Rat
    Aus dem Staub uns hob im Wetter
    Und uns heut im Säuseln naht!

 


 


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