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1846.
I. | |
Deutschland, die Witib, saß im Trauerkleide Und ihre Stimme war von Stöhnen heiser, Da man sie schied von ihrem Herrn und Kaiser, Dem sie verschworen war mit teurem Eide. Doch ist ein Tröster kommen ihrem Leide; O Kaisererbe, Geist voll Kraft und Milde, Der Däne wagt's, ein deutsch Geschlecht zu schänden; |
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II. |
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Deutschland, bist du so tief vom Schlaf gebunden, Daß diese fremden Zwerge sich getrauen, Mit frechem Beil in deinen Leib zu hauen, Als könntest du nicht spüren Streich und Wunden? Ist deine Ehre so dahingeschwunden Erwach und steig empor in Zornes Lohen! Da werden, die nach deinem Raub gelüstet, |
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III. |
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Es ist ein Ruf ins Niederland gekommen Vom Gau her, wo der Eider Fluten münden, Der jede deutsche Seele muß entzünden, Und wär sie nie bis heut in Zorn erglommen. Vom Niederlande hat's der Harz vernommen, Die Alpen sandten sie nach Ost und Norden Nun wissen's schon die Kinder weit im Lande, |
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IV. |
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Das Elsaß, rot im Schmuck der Purpurtraube, Den Blutrubin in unsres Reichs Geschmeide, Ausbrach der Frank' ihn mit des Schwertes Schneide, Daß er in seines Königs Kron' ihn schraube. Doch da er's tat, lag unser Volk im Staube Und dennoch grollen wir mit unsern Vätern, Wie sollten wir nun, die wir stark uns halten, |
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V. |
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Der alte Münster spricht im Glockenklange: Mich hieß die deutsche Kunst in bessern Tagen Mit meinen Gipfeln in die Sterne ragen, Doch steh' ich längst betrübt in welschem Zwange. Jetzt, wo ich schaue nach der Zeiten Gange, Gelingt's ihm: weh, so will im Staub ich trauern, Doch glückt's ihm nicht, so soll's mir sein ein Zeichen: |
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VI. |
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Nun sei versiegelt jeder kleine Hader, Verstummt jedwede Klage, die wir sangen, Da unser aller Feind sich unterfangen, Aus unsrer Burg zu brechen eine Quader. Wem deutsches Blut noch füllt die Herzensader, Einmütig gilt's das Banner hoch zu tragen, Wenn dann am Meer das Siegsmal aufgerichtet, |
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VII. |
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Vom Holger-Dänen klingt mir's in den Sinnen Und von Morgand, der Königin der Feien, Die stete Jugend ihm ließ angedeihen, Ihn in des Meers Kristallpalast zu minnen. Er aber floh mit schnellem Schiff von hinnen, Die alte Sage will dein Bild dir zeigen, Wohlauf denn, Holger, auf zum Brautgelage, |
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VIII. |
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O Muttersprache, reichste aller Zungen, Wie Lenzwind schmeichelnd, stark wie Wetterdröhnen, In deren dreimal benedeiten Tönen Zuerst erfrischt das Wort des Herrn erklungen, Mit eh'rnen Banden hältst du uns umschlungen, Nun aber wollen dir die Weltgestalter Wohl mag dich, Mutter, fassen drob ein Staunen, |
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IX. |
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Mich will's bedünken fast gleich einem Schwanke, Daß dieses Inselreich, das kleine schwache, Aufbäumend wie ein zorn'ger Meeresdrache, Sich wider uns erhebt zu grimmem Zanke. Denn eines Streichs nur braucht's, so liegt zum Danke Doch wär' es so, und spie' aus seinen Kreisen Auf dann, mein Volk, die Herzen hoch, die Speere! |
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X. |
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O hätt' ich Drachenzähne statt der Lieder, Daß, sät' ich sie auf diese dürre Küste, Draus ein Geschlecht von Kriegern wachsen müßte, Im Waffentanz zu rühren Eisenglieder. Sie alle sollten Deutschlands Heerschild wieder Nun hab' ich Worte nur, allein wie Saaten Doch soll draus aufgehn nicht ein Zorngeflacker, |
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XI. |
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Es sprach der Herr zu uns in Krieges Lohen: Seid einig, und wir waren's eine Stunde, Doch lachten wir des Worts aus seinem Munde, Da am Gewölk der Glutschein kaum entflohen. Nun läßt er wieder seine Stimme drohen, Denn also spricht er: Habet ihr danieden Seid eins, sonst muß ich euch gleich spröden Erzen |
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XII. |
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Es sitzt die Zeit am großen Webestuhle, Im Teppich der Geschicht' ein Bild zu weben; Schon seh' ich hin und her die Fäden streben, Der Rieseneinschlag rauscht, es dröhnt die Spule. Noch kannst du wählen, Deutschland, ob zur Buhle Sprich aus – doch gilt kein Zaudern jetzt noch Zagen – Sprich, oder willst in grollendem Gerichte |