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Wie er den Teufel im Trog gefunden, Springinsfeld aber schöne Pferd erwischt
Meines Jupiters konnte ich nicht loswerden, denn der Kommandant begehrte ihn nicht, weil nichts an ihm zu rupfen war, sondern sagte, er wollte mir ihn schenken; also bekam ich einen eigenen Narrn und durfte keinen kaufen, wiewohl ich das Jahr zuvor selbst für einen mich hatte gebrauchen lassen müssen. So wunderlich ist das Glück, und so veränderlich ist die Zeit! Kurz zuvor tribulierten mich die Läus, und jetzt habe ich den Flöhe-Gott in meiner Gewalt; vor einem halben Jahr dienete ich einem schlechten Dragoner für einen Jungen; nunmehro aber vermochte ich zween Knecht, die mich Herr hießen; es war noch kein Jahr vergangen, daß mir die Buben nachliefen, mich zur Hur zu machen, jetzt wars an dem, daß die Mägdlein selbst aus Liebe sich gegen mich vernarrten: Also wurde ich beizeiten gewahr, daß nichts Beständigers in der Welt ist, als die Unbeständigkeit selbsten. Dahero mußte ich sorgen, wenn das Glück einmal seine Mucken gegen mich auslasse, daß es mir meine jetzige Wohlfahrt gewaltig eintränken würde.
Damals zog der Graf von der Wahl, als Obrister Gubernator des Westfälischen Kreises, aus allen Garnisonen einige Völker zusammen, eine Cavalcada durchs Stift Münster gegen die Vecht, Meppen, Lingen und der Orten zu tun, vornehmlich aber zwo Kompagnien hessische Reuter im Stift Paderborn auszuheben, welche zwo Meilen von Paderborn lagen und den Unserigen daselbsten viel Dampfs antaten; ich wurde unter unsern Dragonern mitkommandiert, und als sich einige Truppen zu Hamm gesammelt, gingen wir schnell fort und berenneten bemeldter Reuter Quartier, welches ein schlechtverwahrtes Städtlein war, bis die Unserigen hernachkamen. Sie unterstunden durchzugehen, wir jagten sie aber wieder zurück in ihr Nest, es wurde ihnen angeboten, sie ohne Pferd und Gewehr, jedoch mit dem was der Gürtel beschließe, passieren zu lassen; aber sie wollten sich nicht dazu verstehen, sondern mit ihren Karbinern wie Musketierer wehren: also kams dazu, daß ich noch dieselbe Nacht probieren mußte, was ich für Glück in Stürmen hätte, weil die Dragoner vornan gingen, da gelang es mir so wohl, daß ich samt dem Springinsfeld gleichsam mit den ersten ganz ohnbeschädigt in das Städtlein kam, wir leerten die Gassen bald, weil niedergemacht wurde, was sich im Gewehr befand, und sich die Bürger nicht hatten wehren wollen, also ging es mit uns in die Häuser, Springinsfeld sagte: wir müßten ein Haus vornehmen, vor welchem ein großer Haufen Mist läge, denn in denselben pflegten die reichsten Kauze zu sitzen, denen man gemeiniglich die Offizier einlogierte; darauf griffen wir ein solches an, in welchem Springinsfeld den Stall, ich aber das Haus zu visitieren vornahm, mit dieser Abred, daß jeder dasjenige was er bekam, mit dem andern parten sollte; also zündet' jeder seinen Wachsstock an, ich rufte nach dem Vater im Haus, kriegte aber kein Antwort, weil sich jedermann versteckt hatte, geriet indessen in eine Kammer, fand aber nichts als ein leer Bett darinnen und einen beschlossenen Trog, den hämmert ich auf in Hoffnung etwas Kostbares zu finden, aber da ich den Deckel auftat, richtet' sich ein kohlschwarzes Ding gegen mich auf, welches ich für den Luzifer selbst ansah: ich kann schwören, daß ich mein Lebtag nie so erschrocken bin als eben damals, da ich diesen schwarzen Teufel so unversehens erblickte: »Daß dich dieser und jener erschlag!« sagte ich gleichwohl in solchem Schrecken und zuckte mein Äxtlein, damit ich den Trog aufgemacht, und hatte doch das Herz nicht, ihm solches in Kopf zu hauen; er aber kniete nieder, hub die Händ auf, und sagte: »Min leve Heer, ich bitte ju doer Gott, schinkt mi min Levent!« Da hörte ich erst, daß es kein Teufel war, weil er von Gott redet' und um sein Leben bat; sagte demnach, er sollte sich aus dem Trog geheien, das tat er und ging mit mir so nackend, wie ihn Gott erschaffen hatte. Ich schnitt ein Stück von meinem Wachs und gabs ihm mir zu leuchten, das tat er gehorsamlich und führet' mich in ein Stüblein, da ich den Hausvater fand, der samt seinem Gesind dies lustige Spektakel ansah und mit Zittern um Gnad bat! Diese erhielt er leicht, weil wir den Bürgern ohnedas nichts tun durften und er mir des Rittmeisters Bagage, darunter ein ziemlich wohlgespickt verschlossen Felleisen war, einhändigte, mit Bericht, daß der Rittmeister und seine Leut, bis auf einen Knecht und gegenwärtigen Mohren, sich zu wehren auf ihre Posten gangen wären; indessen hatte der Springinsfeld besagten Knecht auch mit sechs gesattelten schönen Pferden im Stall erwischt, die stellten wir ins Haus, verriegelten solches und ließen den Mohren sich anziehen, den Wirt aber auftragen, was er für seinen Rittmeister zurichten müssen. Als aber die Tor geöffnet, die Posten besetzt und unser General-Feldzeugmeister Herr Graf von der Wahl eingelassen wurde, nahm er sein Logiment in eben demselben Haus darin wir uns befanden, darum mußten wir bei finsterer Nacht wieder ein ander Quartier suchen. Das fanden wir bei unsern Kameraden, die auch mit Sturm ins Städtlein kommen waren, bei denselbigen ließen wir uns wohl sein und brachten den übrigen Teil der Nacht mit Fressen und Saufen zu, nachdem ich und Springinsfeld miteinander unsere Beuten geteilt hatten; ich bekam für mein Teil den Mohren und die zwei besten Pferd, darunter ein spanisches war, auf welchem ein Soldat sich gegen seinen Gegenteil durfte sehen lassen, mit dem ich nachgehends nicht wenig prangte, aus dem Felleisen aber kriegte ich unterschiedliche köstliche Ring und in einer güldenen Kapsel mit Rubinen besetzt des Prinzen von Oranien Conterfait, weit ich dem Springinsfeld das übrige alles ließ, kam also, wenn ich alles halber hinweg hätte schenken wollen, mit Pferden und allem über die zweihundert Dukaten, für den Mohren aber, der mich am allersaursten ankommen war, wurde mir vom General-Feldzeugmeister, als welchem ich ihn präsentierte, nicht mehr als zwei Dutzend Taler verehrt. Von dannen gingen wir schnell an die Ems, richteten aber wenig aus, und weil sichs eben traf, daß wir auch gegen Recklinghausen zu kamen, nahm ich Erlaubnis, mit Springinsfeld meinem Pfaffen zuzusprechen, dem ich hiebevor den Speck gestohlen hatte, mit demselben machte ich mich lustig und erzählte ihm, daß mir der Mohr den Schrecken, den er und seine Köchin neulich empfunden, wieder eingetränkt hätte, verehrte ihm auch eine schöne schlagende Halsuhr zum freundlichen Valete, so ich aus des Rittmeisters Felleisen bekommen hatte, pflegte also aller Orten diejenigen zu Freunden zu machen, so sonsten Ursach gehabt hätten, mich zu hassen.