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Paris, den 22. März.
Das Frühlingswetter will doch noch nicht Bestand haben. Ein regnerischer Tag, grau der Himmel, trüber die immer trübe Seine; alle Steine auf den Straßen zum Hinfallen schmuzig. Man flüchtet sich in die Passagen, ins Palais-Royal. Die Passagen, die Lesekabinette sind Oerter, wo man sich Rendezvous gibt. Man ißt im Boeuf à la Mode, im grand Vatel, im Restaurant anglais, Very, Vefour, den Rocher de Cancale spart man sich noch auf, wenn ein schöner Tag, eine heitere Stimmung kommt.
Meine ersten Studien sind der Oertlichkeit gewidmet. Ich habe mir den Plan von Paris gekauft, abgedruckt auf einem Taschentuch. So unregelmäßig Paris gebaut ist, so hat es doch gewisse topographische Punkte, von denen aus man sich wenigstens über die Arrondissements, über die Brücken, die bedeutenden Gebäude und Hauptplätze zurecht findet. Großartig ist der Anblick der Stadt vom Pont-Neuf. An beiden Seiten der Seine dehnt sich die ungeheuere Stadt mit ihren Quais, ihren Palästen, ihren Kirchen. Im Gewühl der engen Straßen wird man fortgedrängt. Die Lastträger, die Ausrufer, Alles umschwirrt, umwirrt uns. Mit Mühe erreichen wir die Punkte, die wir suchen. Neugierig bleiben wir an den Läden stehen, an den Straßenecken, an die sie die ungeheuern bunten Plakate heften, an hundert Erscheinungen, die von unsern deutschen Gewohnheiten abweichen.
Auf dem Boulevards streifen die Flaneurs. Tausende von Fremden zeigen sich zum ersten Mal, wie sie sich in dem neuen pariser Costüme ausnehmen. Frauen, die uns verwirren würden, wenn sie so hübsch, wie elegant wären, treten auf uns zu: »Pardon, vous êtes Monsieur Albert?« Der künstliche Irrthum zerrinnt in eine ironische Verlegenheit, die nur uns, nicht die sich doppelt irrende Dame irre macht. Dort rechts von Notre-Dame de Lorette, links hier von den bains chinois erzählt man uns mehr, als sich beim Nachforschen bestätigen möchte. Die Phantasie erfindet über Paris mehr, als die Stadt in Wirklichkeit darbietet. Ermüdet von den Wanderungen, ermüdet von diesem Prüfen, Aufnehmen, Beobachten, fühlt' man, wie überspät doch in Paris gegessen wird, und tritt drüben ins Café Foy ein, um den Charivari zu lesen, Chocolade à la crême zu trinken. Die dame du Comptoir zeichnet mit wichtiger Miene den gezahlten Frank in ihr Hauptbuch ein. Wüßte man nicht, daß diese Frauen in gewissem Sinn eine doppelte Buchhaltung führen, man würde die Mode der dames du comptoir lächerlich finden.
Ich sahe an meinem zweiten Theaterabend die Dejazet, und der erste Anblick, der erste Ton den sie sprach, der erste Gruß ihres Genies im Palais-Royal-Theater entlockte mir, während Alles lachte, Thränen. Ich weiß nicht, alles Große und Schöne macht mich weinen. Ich kenne keine andere Bewunderung, als eine mit feuchten Augen. Jedes große Wort, das irgendwo gesprochen wurde, jede That, die göttlicher ist, als die menschliche Kraft, rührt mich. Ich kann meine Wehmuth nicht zurückhalten, daß das Große so einzeln steht, daß das Erhabene nicht von dieser Welt ist. Und wenn ich gezweifelt habe, wenn ich mistraue und ich mich plötzlich getäuscht sehe – auch die Rachel hätte mich so erschüttern können, wenn ich meine Erwartung bestätigt gefunden hätte. Die Dejazet übertraf aber meine Erwartung.
Sie spielte in einem kleinen Schubladenstück, la fille de Dominique. Sie ist die Tochter eines verstorbenen königlichen Schauspielers zur Zeit Molière's. Sie kommt nach Paris, um sich unter die Truppe aufnehmen zu lassen, der ihr Vater angehörte. Sie soll Proben ihres Talents ablegen und hat es schon gethan, ehe man es vermuthete. Sie war beim Schauspieler Baron gewesen und hatte sich als Bäuerin, als phantastische Dame, als junger Tambour von der königlichen Garde präsentirt. In allen diesen Rollen sehen wir sie. Sie tritt in ländlicher Tracht mit ihrem Tragbündel auf. Das erste Wort, das sie spricht, ihr erster Schritt, ließ mich die große Wahrheit ihres Spiels erkennen. Es ist keine Königin, keine Fee, keine Dame eines Scribe'schen Lustspiels, es ist die junge Bäuerin, die angehende Grisette, die Heldin des Vaudevilles. Alles an ihr neckisch, lieblich, wahr. Dabei die sichersten Bewegungen und trotz ihrer rauhen Altstimme, trotz ihres Organs, in dem viel wilde Nächte, viel Champagnerräusche zu schlummern scheinen, doch ein Vortrag des Couplets, der rein in der Intonation, geschmackvoll in der Behandlung des Gesanges und nicht selten erschütternd in seiner Wirkung ist. Ich kann die ganze Entfaltung dieses eigenthümlichen Spieles hier nicht entwickeln. Alles, was sie gab, war Variation des lieblieblichsten: Je danse, je chante, je danse!
Und diese Erscheinung nahmen, fand ich, die Franzosen schon ziemlich leicht hin. Sie stießen sich, man sah es wohl, schon an den 45 Jahren dieser Schauspielerin. Arme Dejazet! 45 Jahre! Ein Glück, daß sie wenigstens noch lieben kann. Noch hat sie Leidenschaft und die Leidenschaft wird sie jung erhalten. Die Dejazet ist nicht schön und war es nie. Sie würde vielleicht weniger genial sein, wenn sie schöner wäre. Auch weil sie geistreich ist, kann sie nicht schön sein. Man behauptet, sie wäre reich an guten Einfällen. Man hat eine Sammlung ihrer Calembourgs unter dem Titel: Perroquet de Mademoiselle Dejazet herausgegeben. Wenn man sie in dem Dessert des gestrigen Theaterabends sahe, möchte man glauben, daß diese Autorschaft keine erfundene ist. Das Stück: un scandale, wurde fast ganz aus dem Stegreif gespielt. Die Dejazet erschien darin auf der Gallerie des ersten Logenranges, als Madame Fromageac, plauderte vertraut mit ihrem Begleiter, machte sich über das Publicum lustig, sprach ins Parterre hinein und erzählte ihre Lebensgeschichte als Madame Fromageac. Es fehlte hier natürlich nicht an den ärgsten Zweideutigkeiten, die sie indessen alle mit einem sich immer gleichbleibenden Anstand vortrug. Mes péres et méres étaient, fing sie an, unterbrach sich aber und fragte einen der Schauspieler auf der Bühne, ob es französisch wäre zu sagen: mes péres? – Sie bekam die witzige Antwort, daß »mes péres« leider nur zu französisch wäre. Mitten im lustigsten Zuge ihrer Lebensgeschichte erscheint im dritten Range ihr Mann und stellt sie von dort zur Rede, wie sie mit einem Liebhaber ins Theater gehen könne. Das drolligste Intermezzo beginnt. Mann und Frau zanken sich und werfen sich einander die Nichterfüllung ihrer ehelichen Verbindlichkeiten vor. Um dem Publicum einen Beweis von der Dummheit ihres Mannes zu geben, erzählte sie, sie esse gerne junge Hühner und wäre mit Herrn Fromageac, ihrem Gatten, gegangen, um sich welche zu kaufen. Der Geflügelhändler hätte für das Stück 1½ Frcs. gefordert: für alle sechs aber, die er hatte, sechs Franken. Was thut mein Geizhals von Gatte? Er handelt und handelt, nimmt erst eins und dann noch eins und schließt endlich den Kauf so ab, daß er vier nimmt, das Stück zu l½ Frcs., macht sechs Franken, statt daß er dafür hätte alle sechs haben können!
Von den übrigen Mitspielenden läßt sich nicht viel Bedeutendes sagen. Ravez hat eine gute, passive Komik. Im Allgemeinen mach' ich vielerlei Entdeckungen über die Bildung der französischen Schauspieler. Zum Besten der deutschen theil' ich sie später mit.
Wenn man in den Lesekabinetten die Unzahl von Zeitungen sieht, die man in Deutschland kaum dem Namen nach kennt, Zeitungen, die nicht aus der Nothwendigkeit eines politischen Dranges, sondern nur aus Geldspeculation entstehen, wenn man diese Gleichgültigkeit der Masse, die Interesselosigkeit der Verhandlungen in den gesetzgebenden Körpern zusammennimmt, so möchte man die gesammte politische Debatte Frankreichs, die ganze sociale Polemik, die uns im Auslande so beschäftigt, für eine Erfindung der Journale halten. Und doch, unter dem Einerlei der Alltäglichkeit sind alle diese Parteien, alle diese Gährungen und Leidenschaften da. Viertausend Arbeiter, die mitten in diesem so geregelt scheinenden Leben und Treiben täglich frühe auf dem Grêve-Platze stehen und noch nicht wissen, wovon sie den Tag leben sollen, wenn sie keine Beschäftigung finden, zehntausend, die unsicher über den morgenden Tag, zwanzigtausend, die unsicher sind über die nächste Woche – das ist der Krankheitsstoff, der sich täglich von der äußern Haut dieser Stadt, von den Barrieren und den Faubourgs auf die innern Theile des gesellschaftlichen Körpers werfen kann, auf den Bund der Macht mit dem Reichthum, auf die Würden und das Besitzthum. Es ist wahr, immer schwächer wird jene politische Opposition, die nur aus Leidenschaft, wie bei den Legitimisten, nur aus Princip und Ehrgeiz, wie bei dem größten Theil der parlamentarischen Opposition, gegen die nun seit zwölf Jahren bestehende Ordnung der Dinge geführt wird: immer stärker aber dafür die Opposition des Bedürfnisses und der Widerspruch der arbeitenden gegen die genießenden Klassen. Hier in Frankreich, wo noch kein Steffens gewagt hat zu sagen, daß den Armen ihre Arbeit Genuß, und den Reichen ihr Genuß Arbeit wäre, hier fängt durch die grellste Hervorstellung dieses Gesichtspunktes die politische Polemik an, sich immer mehr zu vereinfachen. Der Communismus ist nicht blos das Glaubensbekenntniß einiger verworrenen Handwerker, sondern die wissenschaftliche Theorie einiger Denker geworden, die inmitten zwischen den Debats und dem National einen neuen methodischen Widerspruch begründen, der einen erstaunlichen Zulauf findet. Es ist dies die Partei, aus deren Schoße die Königsmörder kommen, die Partei, welcher zu Liebe George Sand ihren Frack mit der Blouse, die revue des deux mondes mit der revue indépendante vertauscht hat, dieselbe Partei, welche die Gedichte der Handwerker über die Gedichte Lamartine's und Victor Hugo's setzt und kürzlich erklärt hat, ein Gassenkehrer in Paris, der seine Gedichte soeben herausgegeben hat, wäre der größte jetzt lebende Dichter in Frankreich.
Die Noth der Zeiten drängt. Die Bedürfnisse des Volkes müssen uns heilig sein. Ehre den Geistern, die ihre Gedanken einer so edlen Sache, der Wohlfahrt des Volkes widmen, die für ihre Betrachtungen, Vertheidigungen und Vorschläge den üblichen Undank der Masse, dem Golde, den Belohnungen und Bestechungen der Reichen vorziehen! Aber der Weg, den die neue communistische Philosophie Frankreichs einschlägt, ist nicht der rechte. Er führt vom Ziele ab, er verdirbt die Wissenschaft und bessert nicht die Glückseligkeit. Er schleudert uns in den Materialismus des vorigen Jahrhunderts zurück und überliefert uns entweder der Revolution oder dem Aberglauben. Denn von diesem Materialismus zum Aberglauben ist nur ein Schritt. Wie Lamennais vom Katholicismus ausging und zum Communismus kam, so wird Pierre Leroux vom Communismus ausgehen und zum Katholicismus zurückkehren.
Frankreich hat jetzt die Sucht, neue Philosophien und neue Gesellschaften zu bauen. Die ersten sind geistlos, wie können die zweiten richtig sein? Geistlos ist dies Schematisiren der Stände, der Beschäftigungen, der Arbeiten und des Lohnes, das die Communisten von St. Simon und Fourier geerbt haben. Man soll die Gesellschaft nicht deshalb so hinnehmen, wie sie ist, weil die Geschichte sie so gebildet hat, sondern weil man nicht die Fähigkeit hat, auf dem Papier eine abstrakte Gesellschaftsbildung aus Nichts hervorzurufen. Alle unsere faktischen Verhältnisse, unsere Wünsche und Bedürfnisse drängen über eure Paragraphen hinaus, ihr zeichnet die Arbeit hin, wo die Menge schon Genuß will, ihr macht Unterscheidungen, die sich von selbst aufheben, ihr theilt und ordnet und wißt nicht, daß die Masse nach Einheit, alle Unterschiede nach Aufhebung streben! Ihr reißt die ganze gegenwärtige Gesellschaft ein, um diese Gesellschaft glücklich zu machen. Ihr wollt der Geschichte eine schöne Zukunft geben, ohne daß ihr die nachwirkende Kraft der Vergangenheit ersticken könnt!
Ich ziehe die Opposition im alten Sinne vor. Ich ziehe es vor, den Staat, wie er jetzt ist, nicht für einen Rechnungsfehler zu halten, den man nicht tilgen kann, wenn man nicht ganz auf den ersten Ansatz, auf das Einmaleins und die vier Spezies der Gesellschaft zurückgeht, sondern ich halte ihn für einen erkrankten Organismus, der sich heilen läßt, ohne ihn darum zu zerstören. Die moderne Gesellschaft in ihrer ungleichen Vertheilung der Güter, in ihren Lasten auf die Arbeitenden, in allen den Ungerechtigkeiten, die die oft künstliche Zusammensetzung unserer Verhältnisse mit sich bringt, ist ein vegetativer Organismus, dessen Wurzeln zwar hie und da von der schützenden Erde entblößt sind, die aber noch tief genug in den Schoß der Geschichte greifen, um ihm noch auf lange Zeiten Wachsthum und kräftige Entfaltung zu sichern. Die wahre Philosophie und die politische Opposition, die soeben bei uns in Deutschland einen so erhabenen Bund mit der Philosophie geschlossen hat, beide sind berufen, diesen Organismus zu überwachen. Wuchernde Auswüchse – fort mit ihnen! Erstorbene Aeste – weggesägt! Grünes junges Laub, was an den Zweigen ansetzt – geschont, gepflegt! Die sociale Philosophie unsrer Tage darf nie den historischen Boden verlieren, nie unsere objektiven Bedürfnisse, unsere faktischen Nothwendigkeiten absichtlich vergessen wollen. Man überwache die Entwickelung des modernen Staates, sorge aus reinem, edlem, rechtem Herzen für das Reine, Edle und Rechte, man verbessere die Gesellschaft, indem man sie ermuthigt, an ihren göttlichen, ihr inwohnenden Geist zu glauben, nicht indem man sie lehrt, sich für verworfen zu halten und sich neu zu begründen – aus Nichts!
Ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich habe diese moderne, socialistische Philosophie Frankreichs einen veredelten Materialismus genannt. Ich nenne sie einen Materialismus, der sich auf Genußsucht begründet, und leite diese aus dem französischen Charakter her. Alles jammert jetzt in Frankreich über die Last der Arbeit. Niemand will arbeiten, weil es Menschen gibt, die genießen. Ja, sie wollen arbeiten, aber nur zehn Jahre, sie wollen in zehn Jahren so viel erwerben, daß sie dreißig Jahre lang von ihren Renten leben können. Arbeit, Renten. Um diese Begriffe dreht sich in Frankreich Alles. Man ist so erfaßt von der Genußsucht, so erschöpft vom Verlangen nach sinnlichen Anregungen, daß man das Proletariat in Renten umzaubern und die Mittelstraße, die einzig das Proletariat zu Renten bringen kann, die Arbeit, überspringen möchte. Alles träumt hier von plötzlichem Glück, Alles will mit einem Schlage haben, woran man in friedlichen und fleißigen Zeiten die ganze Kraft seines Lebens setzte. Die Erfindungen der Dichter sind voll von plötzlicher Umgestaltung häuslicher Existenzen, Alles schwärmt von Marquisinnen, Prinzessinnen, von den Wundern der Tausend und einen Nacht. Es ist ein Opiumrausch, der das ganze Volk ergriffen hat. Die Industrie hat hierin noch mehr verdorben, als die Poesie. Die Industrie hat den Aktienschwindel erzeugt, die Exploitationen aller möglichen Dinge, die man zu künstlichen Bedürfnissen machen wollte, und die Manie für Dividenden. Alle diese Neuerungen entsprechen dem Charakter der Franzosen. Wer weiß nicht, daß ein Franzose glücklich ist, es dahin zu bringen, endlich mit einer kleinen Rente sich zur Ruhe zu setzen? Und wäre die Rente noch so klein, wären es nur jährlich 1000 Franks: er hungert, er darbt sich die Bedürfnisse vom Munde weg, er ist mit 1000 Franks vorm Hungertode gesichert, braucht nicht zu arbeiten, zieht nach Paris – und flanirt.
Als Europa noch nicht gesittet war, machten es um zu Renten zu kommen die Franzosen anders. Sie gingen in den Krieg. Sie plünderten und beraubten als Normannen die Küsten bis nach Sizilien, sie schlossen sich allen kriegerischen Expeditionen an. Die Kreuzzüge führten sie zu Hunderttausenden aus dem Lande, als Armagnacs dienten sie, wo sie Geld fanden. Napoleon verstand es vortrefflich, diesem alten französischen Räuber- und Erpressungssinn seine Befriedigung zu verschaffen. Millionen schleppten die Friedensschlüsse und Brandschatzungen nach Frankreich für das Ganze, Millionen schleppten mit ihnen die Einzelnen fort. Die nobelsten Charaktere des Schlachtfeldes waren Wucherer in der Einquartierung. Die größte Last der gegenwärtigen französischen Politik, die Eroberung Algiers, würde längst nicht mehr so drückend auf den Schultern des Landes liegen, wenn nicht die Officiere und Beamten ihre Mission nach Afrika nur als eine Gelegenheit ansähen, in der Weise römischer Proconsuln sich dort ein Vermögen zu machen. Vor einigen Jahren wurde ein schmuziger Prozeß verhandelt, bei welchem es offen zum Vorschein kam, daß Louis Philippe selbst, der sich auf Renten versteht, einem General in Algier ein Commando mit der Weisung gab, dort seine zerrütteten Vermögensumstände wieder herzustellen.
Ehrsucht beseelt in Frankreich die Gebildeten, Geldsucht die Massen. Darum bei so vielen der Wunsch nach Krieg; nur Krieg, es sei für welche Sache es sei! Da man England und Spanien nicht erobern kann, Italien zu arm, und Rußland zu kalt ist, so kann nur Deutschland die Beute werden, das passive, sparsame, dumme Deutschland. Doch ich will noch nicht urtheilen, ich will erst beobachten. Die Aussenseite kann täuschen und in das Innere hab' ich erst noch einzudringen.