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Vom selbständigen Dal und den Frauen

Es war einmal ein Mann, der hatte einen schönen Dal. Der war nicht wie bei andern Leuten, sondern wenn der Mann zum Fischen ging oder auf einen Baum stieg, um Früchte zu holen, legte er zuvor den Dal auf den Boden. Saß er auf einer hohen Palme, rief er jedesmal, wenn er eine Nuß hinunterfallen ließ: »Dal, paß auf! Jetzt kommt eine Nuß!« Dann schlüpfte der Dal zur Seite und nahm sich in acht, daß ihn keine Nuß traf.

Eines Morgens ging der Mann wieder zum Fischen. Am Strande legte er den Dal ab, tat ihn unter einen Salzwasserbusch, deckte ihn mit Blättern zu und sagte: »Warte schön bis ich wiederkomme«.

Der Dal hatte eine Weile unterm Busch gelegen, das Köpfchen lugte zwischen den Blättern hervor, als eine Frau des Wegs gegangen kam, die sich in das Tarofeld begeben wollte. »Ei,« dachte der Dal, »hier ist es sonnig und heiß, auch gar langweilig, wer weiß, wann mein Herr wiederkommt. Bei der Frau ist's besser.« Gesagt, getan. Wie die Frau an dem Busche vorüberkam, sprang er von seinem Lager empor, an ihr in die Höhe und geradeswegs in ihre Scham, wo er sich sehr behaglich fühlte.

Der Frau gefiel der artige Geselle gar wohl. Voll Freude nahm sie ihn mit nach Hause. Als ihre beiden Töchter ihr entgegenkamen und sich wunderten, daß sie schon so früh wieder aus dem Tarofelde zurück war, sagte sie, sie wäre krank und wollte allein bleiben. Sie schickte die beiden Mädchen fort, den Taro zu holen, verschloß die Hütte und vergnügte sich mit dem Dal.

So trieb sie es alle Tage. Nur selten ließ sie sich blicken, und ehe sie zum Hause herauskam, verwahrte sie den Dal recht sorgfältig in einem Körbchen, das sie an die Wand hing. Den Töchtern untersagte sie aufs strengste, das Körbchen von der Wand zu nehmen oder auch nur hineinzuschauen.

Den beiden Mädchen gefiel es aber gar nicht, jetzt die ganze Arbeit im Hause und Tarofelde tun zu müssen. Da sie sich die Krankheit der Mutter, die immer nicht genesen wollte, nicht erklären konnten, ihnen auch ihr heimliches Tun verdächtig schien, beschlossen sie, einmal genau acht zu geben. Als eines Morgens die Mutter sie wiederum ins Tarofeld schickte, nahmen beide ihre Körbe, den Grabstock und die Hacke und taten so, als ob sie nach dem Felde gingen. Wenige Schritte vom Hause entfernt, kehrten sie jedoch um, schlichen wieder zurück und legten sich auf die Lauer. Durch eine Ritze in der Wand belauschten sie die Mutter. Die hatte das Körbchen von der Wand genommen, es geöffnet, und sofort war der Dal heraus und ihr zwischen die Beine gesprungen. Er wurde des Hinaus- und Hineinschlüpfens nicht müde, und die Frau freute sich darüber so, daß sie gesunder und munterer war denn je zuvor.

Als die Mädchen das gesehen hatten, wollten sie auch die Bekanntschaft des fremden und liebenswürdigen Gesellen machen. Sie stellten sich krank; und wie die Mutter ihnen am andern Morgen befahl, Taros zu holen, und recht wehleidig tat, sagten die Töchter: »O Mutter, wir sind so krank, alle Glieder tun uns weh, wir können nicht liegen, nicht sitzen, nicht gehen, wir können wirklich nicht nach dem Felde hinaus; wenn du essen willst, mußt du dir deine Taros selber holen.« So mußte die Frau sich allein nach dem Felde aufmachen; doch versteckte sie vorher das Körbchen mit dem Dal recht sorgfältig.

Kaum war die Mutter fortgegangen, als die Mädchen das Geheimnis zu erkunden suchten. Sie durchstöberten die ganze Hütte, kehrten das Unterste zu oberst und fanden schließlich das Körbchen. Sie lösten den Verschluß. Schon sprang der Dal heraus und schlüpfte sogleich der Ältesten in die Scham. Ei, welch Vergnügen machte ihr das artige Ding! Nun begriff sie, warum die Mutter das Geheimnis so ängstlich gehütet hatte. Immer wieder trieb sie ihr Späßchen mit dem Dal, bis schließlich die Jüngste ungeduldig wurde und seiner auch begehrte.

Die Älteste wollte ihn jedoch nicht hergeben. Es entstand ein heftiger Streit zwischen den Schwestern, der damit endete, daß der Dal zerbrach und tot zu Boden fiel.

Da erschraken die beiden; sie legten die Stücke aneinander, taten sie in das Körbchen und brachten es in das Versteck zurück.

Bald darauf kam die Mutter heim, die schon große Sehnsucht nach dem Dal hatte. Sie schickte die Töchter hinaus. Während die das Essen herrichteten, holte die Frau das Körbchen hervor. Als sie es diesmal öffnete, sprang ihr kein Dal entgegen. Steif und tot lag er im Körbchen.

Da merkte die Frau, wie ihre Töchter sie betrogen hatten. Sie wollte sich rächen. Sie schärfte das Muschelmesser. Und als die Mädchen die gerösteten Taros hereintrugen, schnitt sie beiden die Kehlen durch. Sie gab sich in derselben Weise den Tod.

Der Mann aber war schon vorher gestorben. Denn als er vom Fischen zurückkam und seinen Dal nicht wiederfand, lief er voll Verzweiflung an die Riffkante, sprang ins Meer und wurde dort von den Haien verschlungen.

*

»Die Geschichte gefällt mir,« rief Falumet, »hat Olapel uns vom Dal erzählt, sollt ihr nun von der Tavol hören. Schweigt euren Frauen darüber und hört andächtig zu, denn ich erzähle euch jetzt vom Sohn des großen Gottes Yolufat und seiner Frau. Wohlan!«


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