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V

Joakim und August mit Teodor als drittem Mann holen den großen Bruder von der Dampferhaltestelle ab. Sie nehmen dazu ein großes Boot, das Netzboot selber, mit Aufbau, für den Fall, daß der große Bruder die Frau mitbrachte und sie mit sehr viel Reisegepäck ankommen sollten. Pauline wäre auch gern auf dieser Fahrt dabeigewesen, aber es ging doch nicht an, daß alle das Haus und den Laden verließen, so blieb sie in großer Spannung zurück. Immerhin hatte sie doch noch so viel fürsorglichen Verstand, daß sie Joakim ans Herz legte, einen Teil der Waren mit heimzubringen, die sie bei der Haltestelle lagern hatte.

Joakim befand sich selber in Spannung, obwohl er nicht nur Bürgermeister, sondern auch Netzbaas war, es war doch recht seltsam, wieder mit dem großen Bruder zusammenzutreffen. Die beiden Brüder hatten sich nie schlecht miteinander vertragen, abgesehen von den Augenblicken, da sie am liebsten mit dem Messer aufeinander losgegangen wären, weil der eine das Geld des andern nicht annehmen wollte. Haha, da mußte der andere schließlich das Geld wieder einstecken, sonst hätte er ein Tischmesser zwischen die Rippen bekommen! Und damals, vor jetzt bald fünfzehn Jahren, als der große Bruder die Heimat ohne Abschied verließ und nirgends aufzufinden war, sondern nach Amerika gegangen war, seht, da hatte Joakim keine Miene verzogen, aber das Herz wollte sich doch lange Zeit nicht beruhigen, und es war ihm gar nicht wohl zumut gewesen. Das alles war so merkwürdig.

Da steht er! sagt August und deutet mit dem Kopf zum Schiffsdeck hinauf.

Wo? fragt Joakim. Das ist er doch nicht?

So, du kennst deinen Bruder nicht!

Natürlich kannte er ihn, als er nickte, und besonders, als auch die Frau nickte, aber im übrigen war der große Bruder doch sehr verändert, Joakim konnte sich seiner nicht mit einem so mageren Gesicht und so großer Nase erinnern, Lovise Magrete dagegen war besser zu erkennen, hübsch und jugendlich, wie früher.

Joakim hatte sich vor der Begegnung ein wenig gefürchtet, hatte Angst gehabt, er könnte vielleicht gerührt werden. Aber es ging gut, die Umstände halfen ihm. Vom Schiff wurde eine Treppe heruntergelassen, und der große Bruder und die Frau stiegen ins Boot hinunter, es war keine Zeit zum Händeschütteln, nein, denn nun wurde das Gepäck heruntergereicht, übrigens nur ein einziger Koffer und einige Mäntel, und dann mußte Joakim sein Boot sofort vom Dampfer abstoßen und sich in Sicherheit bringen, oh, es war schauderhaft gefährlich, mit einem fortfahrenden Schiff ins Meer hinausgeschleppt zu werden; er tat so, als sähe er eine dargereichte Hand nicht, und begann mit den schweren Riemen wie närrisch zu rudern, um ans Bollwerk zu kommen. Teodor hatte natürlich bereits eine ganze Menge geschwätzt und gefaselt, und auch August war nicht stumm geblieben, das alles machte die Sache leicht, so daß Joakim schließlich mit fester Stimme sagen konnte: Zu dumm, daß ich euch noch eine Weile aufhalten muß, ich soll nämlich für Pauline ein paar Waren aus dem Lagerhaus mitnehmen!

Er kletterte ans Bollwerk hinauf, und Lovise Magrete, die am nächsten saß, stieg auch aus, um sich die Beine ein wenig zu vertreten. Die drei andern blieben im Boot zurück.

Was hat dich eigentlich veranlaßt, ausgerechnet jetzt heimzufahren? fragt August.

Edevart gibt darauf zur Antwort, daß es sich zufällig so getroffen habe. Er habe ja schon lange daran gedacht, aber –

August: Ja, ich bin nun heimgereist, um mich zu verändern, falls es sich so trifft.

Es entspann sich nun ein Gespräch zwischen den beiden guten Kameraden aus früheren Zeiten, dann und wann auf englisch, Teodors wegen, was diesen übrigens nicht hinderte, hier und da eine Frage einzuwerfen, er fing sogar auch an, von dem Schiffbruch an der Helgelandsküste zu reden.

Das Gespräch drehte sich um Paulines Verzweiflung darüber, daß der große Bruder nie etwas von sich hatte hören lassen: Das war ein ständiges Weinen und Jammern gewesen, wirklich schrecklich anzuhören, und August hatte sie schließlich damit getröstet, daß er den großen Bruder durch die Konsulate der ganzen Welt herbeischaffen würde. Das war das Beste, was er erfinden konnte, um sie zu trösten. Mindestens vier Konsulate und zahllose Telegramme. Er wollte das nur erwähnen, damit Edevart sich danach richten könnte.

Edevart nickt dazu.

Joakim schafft Paulines Kisten und Ballen ins Boot und macht sich bereit, Lovise Magrete kommt. August wendet sich hastig Edevart zu und flüstert: Es ist besser, du sprichst nicht von vier Konsulaten, sag lieber zwei.

Na.

Ja, denn ich will es mir nicht angewöhnen, zu lügen und zuviel zu sagen.

Als Joakim losgeworfen hatte, reichte er plötzlich dem Bruder die Hand und sagte: Ja, also willkommen wieder daheim! Ich hatte vorhin so viel zu tun – daß ich gar nicht –

Danke! antwortet Edevart.

Sie rudern heimwärts, sie rudern in den Wind und segeln. Es ist kühl, und es erweist sich als angenehm, daß Lovise Magrete viele Mäntel mit hat, um sich einzuhüllen. Sie wollte nicht in die Kajüte gehen, wo zwar ein Kochofen war und wo sie es warm und behaglich hätte haben können, es roch dort sicher nach Heringen, und vielleicht waren auch Fischschuppen auf den Sitzen.

Ja, ihr seid ja lange fortgewesen von uns, sagt Teodor. Und daß es uns vergönnt sein soll, euch wiederzusehen, ist wirklich wunderbar für uns alle miteinander.

Edevart fühlt sich wohl verpflichtet, freundlich zu sein und etwas zu antworten: Freilich, es ist ein weiter Weg, Teodor, und eine teure Reise.

Teodor, durch die Antwort aufgemuntert: Genau das habe ich ja die ganze Zeit gesagt, es ist eine teure und kostspielige Reise, so ganz von der anderen Seite des Erdballs her, darf ich fast sagen. Ich wäre froh, wenn ich das Geld hätte!

August will Neues von Amerika hören, es ist nun geraume Zeit her, daß er selber dort war, damals, als sie den Präsidenten wählten und die Wähler in Wyoming aufeinander schossen. Frierst du, Mrs. Andrews? fragt er Lovise Magrete, die Edevart Andreassens Frau ist.

Ein wenig, antwortet sie. Aber frag doch einmal den Edevart, weshalb er hierher reisen wollte, und was in aller Welt wir hier tun sollen. Nur bei den Leuten zu Besuch sein und ihnen Mühe machen?

Edevart gibt darauf keine Antwort, Joakim aber lacht und meint, sie hätten sich doch in den letzten zwanzig Jahren wirklich nicht allzuoft in dieser Gegend sehen lassen! Aber ich kann euch nicht versprechen, fuhr er fort, daß ihr es so schön bekommt, wie ihr es gewohnt seid.

Teodor wiederum: Ja, wir hier in der Bucht bemühen uns nun darum, eine Poststelle und viele andere Dinge zu bekommen. Und außerdem haben wir große Heringsschwärme eingeschlossen, sowohl in der Äußeren Bucht als auch bei der Vogelinsel, so daß auch für die armen Leute und für die, die nicht einen Bissen zu essen hatten, etwas abgefallen ist, darf ich wohl sagen, aber ich für meinen Teil, ich segelte im Herbst einen Kutter nach dem Süden und erlitt Schiffbruch mit ihm bei einem entsetzlichen Wetter –

Sie kamen am Nachmittag in der Bucht an, und Pauline stand bei den Schiffshütten unten und empfing sie, ihr Mund zitterte, aber sie nahm sich fest zusammen und weinte nicht. Seid ihr da? sagte sie. Ja, wir haben wirklich lange Zeit darauf gewartet, etwas von euch zu hören, aber nun sollt ihr willkommen sein, und ich wäre zufrieden, wenn wir so zu euch sein könnten, daß ihr nie mehr von uns fortfahren wollt!

Herzliche Worte und gut gemeint, eine ganze Rede, Pauline war in vieler Beziehung geschickt. Sie wandte sich an Joakim und fragte: Du hast doch wohl die Waren nicht vergessen?

Wenn die Bewohner der Bucht großes Aufsehen und Feste und Einladungen der Nachbarn weit umher erwartet hatten, so sahen sie sich nun enttäuscht. Nein, Edevart war kein großer Herr und war ohne Ansprüche, er wanderte in der alten Umgebung herum und war der gewöhnlichste große Bruder in der ganzen Gemeinde. Eines Sonntags gab es wohl ein kleines Festessen nach der Kirche, aber die Gäste bestanden nur aus Karolus und seiner Frau Ane Maria, abgesehen natürlich von Ezra und Hosea und August. Es war kein großes Gelage, nur eine kleine Willkommensfeier mit Fleisch von der letzten Herbstschlachtung und Suppe mit Reis und Rosinen darin. Ja, Joakim wollte gern den alten Bürgermeister ehren und ihm etwas zu essen geben, und Ane Maria war ja seinerzeit im Gefängnis in Drontheim gewesen und hatte bei dieser Gelegenheit vieles gesehen und erlebt, so daß man sie gut dazu brauchen konnte, dazusitzen und den Erzählungen der weitgereisten Lovise Magrete zuzuhören, deren Pauline bereits ein wenig müde geworden war.

Selbstverständlich erzählte Lovise Magrete von Haabjörg, der Tochter, die jetzt Mrs. Adams hieß und mit einem unerhört reichen Mühlenbesitzer verheiratet war. Vor vier Jahren aber verloren sie alles, was sie hatten, und saßen vollkommen auf dem Trockenen, so daß Mr. Adams anfangen mußte, in einem Theater, wo getanzt wurde, Klavier zu spielen.

Ich habe diese Art von Spielen gehört, sagte Ane Maria. Es gluckst förmlich.

Ja, es gluckst, es ist reizend hübsch, aber Mr. Adams brauchte nicht länger als zwei Jahre, um wieder in die Höhe zu kommen, und jetzt haben sie es noch prächtiger als zuvor, er ist Agent einer großen Amerika-Linie, hat eine Bank und nimmt Geld entgegen, das in die alte Heimat gesandt werden soll. Ihr solltet nur sehen, was für ein unheimlich großes Büro er hat! Es ist gar nicht zu sagen, wie viele Bilder von großen Schiffen an den Wänden hängen, außerdem sitzen viele Männer da, die für ihn schreiben, und eine Dame, die so schnell schreiben kann, wie er redet –

Ich habe große Büros gesehen, sagt Ane Maria.

Wo?

Bei dem Direktor in Drontheim.

Was für ein Direktor?

Ein Direktor, – ich war bei ihm –

Im Dienst?

Ja, im Dienst.

Mrs. Adams hat auch viele Dienstmädchen und lebt in einem großen Haus, das zehn Stockwerke hat, denn jetzt sind sie wieder reich. Sie haben nur zwei Kinder, mehr wollen sie nicht.

Ich habe keine Kinder, sagt Ane Maria.

Keine? Da hast du recht!

Ach, das möchte ich nicht sagen.

So.

Nein, das möchte ich nicht sagen, wiederholt Ane Maria, die kinderlieb ist.

Pauline geht aus und ein, sie bringt Essen herein und nimmt Teller und Schüsseln wieder hinaus, aber sie hat Ragna, Teodors Frau, zur Hilfe in der Küche, und Ragna ist keine schlechte Hilfe, Pauline kann sich sogar dann und wann mit zu Tisch setzen und den Gästen eifrig zum Essen zureden, – wenn's nur auch eine Kost war, die ihnen schmeckte?

Ich für mein Teil knie mich tüchtig hinein! sagt Edevart mit einem schwachen Anlauf zur Lustigkeit. Ach, er war so schwerfällig und ernsthaft, so wortkarg und nachdenklich, er hat das Lachen ganz vergessen, und sein Lächeln ist leer.

Ja, du hast es auch nötig, sagt Pauline, du bist ja nur Haut und Knochen.

Joakim: Er ist so mager, daß ich ihn gar nicht gleich erkannte.

Ich auch nicht, meint Hosea. Ganz unglaublich, wie lang und schmal er geworden ist.

Nein, aber wer für mich nicht mehr zu erkennen war, das ist August, ruft Lovise Magrete aus. So etwas von Veränderung habe ich überhaupt noch nicht gesehen!

Darüber waren alle einig, August hatte beinerne Zähne im Mund und war ein anderer Mensch geworden, außerdem war er jetzt reichlich kahl. Die Gäste aßen und tranken und unterhielten sich gleichzeitig über Augusts Zähne, es war etwas Merkwürdiges an diesen Zähnen, ein Wunder, sie hatten ihn umgeschaffen.

Du hast sie wohl aus Amerika? fragt Lovise Magrete.

Ja.

Ja, in Amerika können sie alles machen! So hat zum Beispiel meine Tochter, Mrs. Adams, ihren zwei Buben neumodische greek-Nasen machen lassen.

Grik, was ist denn das?

Das ist eine Art von Nase. Man nennt sie greek.

Und sie redeten über griechische Nasen, deren praktischen Wert, und darüber, wie sie aussahen. August führte die Unterhaltung schließlich in schwindelnde Höhen, indem er von Nasen erzählte, in denen ein Hammerschaft oder ein Sägeblatt steckte.

Pauline unterbricht ihn: Nein, August, du bist ja verrückt!

Verrückt? Habe ich etwa nicht sämtliche Völkerstämme der Welt gesehen? In einem Land, wo wir einmal hinkamen, gingen die Menschen splitternackt herum, nur die Frauen hatten in jedem Ohr eine leere Sardinendose als Schmuck hängen.

Hahaha! Hahaha!

Sie lachten alle miteinander, selbst Ezra warf sich zurück und lachte, nur Edevart saß ernsthaft da und machte nicht mit. Pauline rüttelte ihn auf, rüttelte den großen Bruder im Scherz und fragte: Schläfst du denn?

Schlafen? Ach nein.

Ja, aber du sagst ja nichts.

So sitzt er immer da, mischt sich Lovise Magrete ein. Es ist oft recht langweilig, sagt sie klagend.

Pauline erträgt es nicht, daß an Edevart etwas ausgesetzt wird, sie möchte ihn frisch und lebhaft sehen und fährt fort: Erzähl mir doch einmal, warum du uns nie geschrieben hast, du alter Troll.

Ja, du hast recht, antwortet er, ich habe nicht heimgeschrieben. Ich hatte es wohl vor, aber –

Wie haben wir hier gewartet und gewartet und auf einen Brief gehofft!

Ja. Aber ich fand nicht, daß ich etwas zu schreiben hätte.

Joakim greift ein und beruhigt seine Schwester: Du mußt den Edevart jetzt nicht gleich umbringen, weil er nicht geschrieben hat. Dafür sitzt er nun selber hier.

Es war aber auch an der Zeit!

August wartet eine Weile. Wird Edevart jetzt nicht mit der Sprache herausrücken? Nein. Da sagt August leicht hingeworfen: Redet ihr nicht gerade von Edevart? Nun, er wäre wohl auch jetzt nicht gekommen, wenn ich nicht gewesen wäre.

Schweigen.

Denn ich habe doch alle Konsulate beauftragt, ihn zu suchen. Hast du nicht von zwei Konsulaten Telegramme bekommen, Edevart?

Edevart nickt.

Und August wird kühn, er fragt schamlos: Das weißt du wohl auch, Mrs. Andrews?

Nein, antwortet Lovise Magrete, ich weiß nichts davon. Aber das hat nichts zu bedeuten. Denn er erzählt mir nie etwas.

Pauline, immer noch darauf versessen, alles mit guter Laune auszugleichen: So, du erzählst deiner Frau nichts? Du bist mir ja ein netter Kerl!

Edevart lächelt sein leeres Lächeln und sagt: Ich glaubte, ich hätte es ihr erzählt.

August aber scheinen seine großen Bemühungen mit den Konsulaten nicht genügend anerkannt zu werden, er greift die Sache wieder auf und fragt Edevart: Es waren wohl die Konsulate in Kanada und Michigan, die dir die Telegramme schickten?

Edevart nickt.

Ich dachte mir's. Dort bin ich ja gut bekannt.

Aber auch jetzt wurde August nicht anerkannt, und er mußte sich etwas anderes ausdenken: Wie steht es übrigens, wird sich unter euch Grundherren wohl einer finden, der mir ein Stück Land für ein Haus verkauft?

Schweigen. Niemand will auf diese Frage eingehen, nur Joakim erkundigt sich: Willst du bauen?

August meint, ja, er habe fast daran gedacht, vorausgesetzt, daß er ein passendes Grundstück finde. Es sei nun wohl an der Zeit, daß er zur Ruhe komme und sich niederlasse.

Endlich antwortet Karolus: Es wäre höchstens die Frage, ob Ezra dir etwas verkaufen will.

Ezra: Ich? Ich habe doch ohnehin schon zuwenig Land!

Na, du besitzt doch am meisten. Und du hast auch noch von meinem Weideland gekauft, so daß ich selbst beinahe nichts mehr habe.

Ezra schweigt.

Ausgerechnet Weideland möchte ich ja eigentlich nicht gerade haben, meint August.

Karolus bemerkt hierzu: Nun, Ezra hat doch alle Arten von Land, Äcker und Weideland.

Wieso? fragt Ezra wie von der Tarantel gestochen. Er ist Erdsklave, Erdwurm, krank nach Land und immer mehr Land, er bekommt nie genug. Wieso? fragt er aufgeregt, sollen wir etwa Land verkaufen?

August: Das ist doch wirklich unglaublich! Da komme ich nun nach zwanzig Jahren zurück und kann mir nicht einmal das Grundstück zu einer Hütte kaufen, in der ich leben könnte.

Was für eine Art Grundstück willst du denn haben? fragt Joakim und überlegt die Sache.

Einen gewöhnlichen Baugrund und dazu ein Stück Ackerland.

Was willst du denn auf dem Acker anpflanzen?

Das werde ich nicht sofort ausplaudern.

Karolus möchte sich nun nicht von Joakim überholen lassen, er entscheidet die Angelegenheit mit einem Schlag und erklärt: Du sollst den Bauplatz von mir bekommen!

Das ist mir ja auch am liebsten, erwidert August. Denn du hast genau das, was ich brauche.

Du, ein Mann aus der Gemeinde, sagt Karolus, mutig geworden, und solltest nicht einmal einen Bauplatz und ein lumpiges Stück Ackerland bekommen? Wir müßten ja Kreaturen sein und nicht wie Menschen an dir handeln!

Allgemeine Zustimmung, sogar Ezra und seine Frau nicken.

Karolus hat Blut geleckt, und da er nun wie eine Art Wohltäter gehandelt hat, möchte er das nicht so ohne längeres Gespräch vorübergehen lassen: Denn du, August, bist doch nun einmal, wie du bist, und du hast uns ein ganzes Großnetz mit Boot und Tauwerk und Aussteuer geborgt, wofür wir alle noch in deiner Schuld stehen. Und da sollten wir nicht auch hilfsbereit sein, wenn du es brauchst –

August unterbricht ihn: Nun, ich habe es ja nicht nötig, den Bauplatz zu borgen! Und da er merkte, daß alle die Ohren spitzten, sprach er folgende Worte aus: Ich bezahle bar!

Solche unerwarteten Beschlüsse waren es, durch die August seinem Ansehen zu neuem Glanz verhalf. Oh, er stellte einen Abstand her zwischen sich und den gewöhnlichen Buchtbewohnern, er wurde ein Teufelskerl von einem August, über den alle sich wunderten und aus dem keiner klug wurde. Bar? Er, der noch das Geld einer ganzen Netzmannschaft ausstehen hatte, dachte also nicht daran, die Schuld auf diese Weise abzugleichen.

Joakim sitzt da und fühlt sich vielleicht etwas überflüssig, es war ja nicht er, der den Bauplatz hergegeben hatte. Er wollte der Sache ein Ende machen und wandte sich deshalb an Pauline: Ja, du hast wohl nichts mehr aufzutischen, wenn ich recht verstehe?

Nein, antwortete sie und stand vom Tisch auf. Wohl bekomm's! Nichts zu danken! Nein, ihr braucht mir doch nicht die Hand zu geben wegen einer einfachen Mahlzeit, du meine Güte –


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