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Frau Ochsfrosch

Es macht mich ganz melancholisch, wenn ich mit ansehen muß, wie töricht manche sonst ganz verständigen Leute sind, wenn es sich darum handelt, eine Frau zu suchen. Sie verwirren ihr Urteil durch die ganz unangebrachte Einstellung auf kleine Reize der persönlichen Erscheinung, der Kleidung, der Neigungen und anderer Nichtigkeiten, die keinen etwas angehen, als die Dame selber. Der unglückselige Mann, der entschlossen ist, nur die Vollkommenheit selbst zu heiraten, behält sein Herz und seine Hand so lange, bis sie beide so alt und welk sind, daß keine annehmbare Frau mehr danach fragt. Und das ist doch der Gipfel der Dummheit. Die gütige Vorsehung hat so weise ein Geschlecht dem andern angepaßt und die Menge der Einzelwesen aneinander, daß, abgesehen von einigen unverkennbaren Ausnahmen, jeder Mann und jede Frau ein bescheidenes Glück in der Ehe finden kann. Die beste Regel ist, sich zu vergewissern, ob die Grundlagen gut sind, und fest davon überzeugt zu sein, daß alle kleinen Gefahren, wenn solche da sind, verschwinden werden, wenn man sich nicht darum kümmert. Man muß sich nur ganz klar sein über die wirkliche Basis ehelichen Glückes, und man kann sich kaum vorstellen, welche Wunder die Gattenliebe vollbringen kann, wenn es darum geht, kleine Verschiedenheiten auszugleichen.

Was mich selbst anbetrifft, so gebe ich offen zu, daß ich in meiner Junggesellenzeit genau solch überängstlicher Einfaltspinsel war, wie ich es jetzt dem Leser rate, nicht zu sein. Meine frühern Lebensumstände hatten mich übertrieben verfeinert und fast weiblich empfindsam gemacht. Ich war ein perfekter Verkäufer in einem Schnittwarengeschäft. Auf die Launen vornehmer Damen einzugehen, seidene Strümpfe für zarte Beine auszusuchen, mit Seide, Bändern, Battist, Borten, Florstoffen und Sticknadeln umzugehen, das alles ließ mich zu einem sehr mädchenhaften jungen Mann heranwachsen. Es ist wohl nicht zuviel behauptet, daß die Damen selber kaum so damenhaft waren wie Thomas Ochsfrosch. So peinlich stark fiel mir jede weibliche Unvollkommenheit auf, und so vielerlei Vollkommenheiten verlangte ich von der Frau, die ich lieben könnte, daß ich stark Gefahr lief, überhaupt keine Frau zu bekommen, oder mich mit meinem eigenen Spiegelbild zu verheiraten. Außer der bereits erwähnten Grundlage verlangte ich erste Jugendblüte, Perlenzähne, schimmernde Locken und noch eine ganze Reihe lieblicher Einzelheiten, dazu äußerste Zartheit der Neigungen und Gefühle, ein seidenweiches Gemüt und vor allem ein jungfräuliches Herz. In einem Wort: wäre ein junger Engel geradewegs aus dem Paradies gekommen und hätte mir in irdischer Verkleidung seine Hand angeboten, es ist durchaus noch nicht gewiß, ob ich sie angenommen hätte. Es bestand alle Aussicht, daß ich ein armseliger alter Junggeselle werden mußte, als ich durch den glücklichsten Zufall der Welt in eine andere Provinz reisen mußte, wo ich bezaubert wurde und wieder bezauberte, wo ich warb und gewann und heiratete – die, die heute Frau Ochsfrosch ist, alles innerhalb von vierzehn Tagen. Durch diese Plötzlichkeit maß ich nicht nur meiner Braut Vorzüge bei, die bis heute noch nicht ans Tageslicht gekommen sind, ich übersah sogar einige kleine Fehler, die ich jedoch bereits lange vor dem Ende der Flitterwochen zu bemerken begann. Aber da über die bereits erwähnte Grundlage kein Zweifel bestand, lernte ich bald, wie man sehen wird, das Zuwenig und Zuviel an Frau Ochsfrosch ganz richtig einzuschätzen.

Noch am Morgen unserer Trauung nahmen wir zwei Plätze in der Postkutsche und traten die Reise nach meiner Berufsstätte an. Es waren keine Mitreisenden da, und wir waren so allein und konnten unserer Begeisterung so sehr freien Lauf lassen, als hätte ich eine Lohnkutsche für die Hochzeitsreise gemietet. Meine junge Frau sah reizend aus in ihrer grünseidenen Kapuze und einem Reisekleid mit Pelzbesatz; und wenn sich die roten Lippen zum Lächeln öffneten, schien jeder Zahn wie eine unschätzbare Perle. So groß war meine leidenschaftliche Glut, schöne Leserin, daß ich – wir waren aus dem Dorfe hinausgepoltert und so allein wie Adam und Eva im Paradies – daß ich mich keiner geringeren Sünde als eines Kusses für schuldig erkläre! Und meiner Frau sanfter Blick machte mir kaum einen Vorwurf ob dieser Entweihung. Durch diese Nachsicht kühn geworden, schob ich die Kapuze von ihrer klaren Stirn zurück und ließ meine Finger, die so weiß und zart waren wie ihre eigenen, durch die dunklen, glänzenden Locken gleiten, in denen meine wachen Träume von schönem Haar verwirklicht waren.

»Liebster,« sagte Frau Ochsfrosch zärtlich, »du bringst mir die Locken in Unordnung.«

»O nein, süße Laura,« erwiderte ich und spielte weiter mit den schimmernden Ringeln, »selbst deine schöne Hand könnte nicht zarter mit einer Locke umgehen als die meine. Ich will mir das Vergnügen machen, jeden Abend zugleich mit dem meinen auch dein Haar aufzuwickeln.«

»Ochsfrosch,« wiederholte sie, »du sollst meine Locken nicht in Unordnung bringen.«

Dies war in einem entschiedeneren Ton gesprochen, als ich ihn bisher von der sanftesten aller sanften Frauen gehört hatte. Zugleich fing sie meine Hand mit der ihren, zog sie aber nur von der verbotenen Locke weg und ließ sie dann sofort wieder los. Nun bin ich ein nervöser kleiner Mann und muß immer etwas in den Fingern haben. Daher sah ich mich nach einem andern Spielzeug um, als mir die Locken meiner Frau entzogen waren. Auf dem Vordersitz des Wagens stand ein kleiner Korb, wie ihn reisende Damen, die zu vornehm sind, um an der Wirtstafel zu erscheinen, meist mit einem Vorrat von Pfefferkuchen, Zwieback und Käse, kaltem Schinken und anderen kleinen Erfrischungen mit sich nehmen, nur um sich bis zum Ende der Reise aufrechtzuerhalten. Solch zarte Kost hält sie aber manchmal eine ganze Woche lang bei guter Gesundheit. Ich erfaßte diesen kleinen Korb und steckte die Hand unter das Zeitungspapier, mit dem er sorgfältig zugedeckt war.

»Was ist das, Liebste?« rief ich, denn der dunkle Hals einer Flasche reckte sich aus dem Korb.

»Eine Flasche Kalydor,« sagte meine Frau, nahm mir ruhig den Korb aus der Hand und stellte ihn auf den Vordersitz zurück.

Ich konnte ja keinen Zweifel in die Worte meiner Frau setzen. Aber ich hatte nie gewußt, daß echter Kalydor, wie ich ihn selber für meine Hautpflege verwandte, so sehr nach Cherry-Brandy roch. Ich wollte gerade meiner Befürchtung Ausdruck verleihen, daß das Schönheitswasser ihrer Haut schaden möchte, als ein Zwischenfall passierte, der einen Schaden bringen konnte, der tiefer ging als die Haut. Unser Rosselenker war achtlos durch einen Sandhaufen gefahren und hatte die Kutsche umgekippt, so daß die Räder in der Luft standen und unsere Füße da waren, wo unsere Köpfe hätten sein sollen. Was aus meinem Verstand wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Er hatte von jeher eine boshafte Neigung mich im Stich zu lassen, wenn ich ihn gerade am nötigsten brauchte. Und so kam es, daß ich in der Verwirrung des Umsturzes ganz vergaß, daß es eine Frau Ochsfrosch auf der Welt gab. Wie die Frauen vieler anderer Männer, diente auch diese gute Dame ihrem Gatten als Sprungbrett. Ich war aus der Kutsche herausgeklettert und schob mir instinktiv die Krawatte zurecht, als irgend jemand unsanft an mir vorbeistrich, und dann hörte ich eine kräftige Ohrfeige, die dem Kutscher verabfolgt wurde.

»Da, du Schuft!« schrie eine seltsame heisere Stimme. »Du hast mich ruiniert, du roher Kerl! Ich werde nie wieder die Frau sein, die ich war!«

Und dann kam ein zweiter Schlag, der auf des Kutschers Ohr zielte, es aber verfehlte und die Nase traf, wo er einen furchtbaren Bluterguß zur Folge hatte. Wer oder was für eine schreckliche Erscheinung dem armen Kerl diese Bestrafung verabreichte, blieb ein undurchdringliches Geheimnis für mich. Die Schläge wurden von einer grausig anzuschauenden Gestalt erteilt. Der Kopf war fast kahl, die Wangen eingesunken; es war offenbar ein weibliches Wesen, wenn man es auch kaum zum zarten Geschlecht rechnen konnte. Da keine Zähne die Stimme klangvoll machten, war sie undeutlich grimmig, nicht leidenschaftlich, aber unerbittlich, und sie machte mich zittern wie Kalbsfußsülze. Wer konnte die Erscheinung sein? Der entsetzlichste Umstand bei der ganzen Sache bleibt aber noch zu erzählen: Dieses Ungeheuer, oder was es sonst war, hatte das gleiche Reisekleid an wie Frau Ochsfrosch und auch eine grünseidene Kapuze, die ihr an den Bändern auf dem Rücken baumelte. Im Aufruhr und Tumult meines Geistes konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als daß bei unserm Sturz der Teufel meine Frau in nichts verwandelt habe und dann in ihre Röcke gesprungen sei. Diese Vermutung schien um so wahrscheinlicher, als ich nirgends Frau Ochsfrosch lebendig erblickte, oder, wenn ich mich auch noch so genau umsah, irgendeine Spur der Leiche des geliebten Weibes entdecken konnte. Es wäre doch ein Trost gewesen, ihr ein christliches Begräbnis zu geben!

»Bitte, mein Herr, rühren Sie sich! Hilf dem Gauner, die Kutsche aufrichten,« sagte das Gespenst zu mir. Dann schrie es drei Landleute, die etwas entfernt standen, fürchterlich an: »Hierher, schämt ihr euch nicht, beiseite zu bleiben, wenn eine arme Frau in Not ist?«

Anstatt sich fluchtartig in Sicherheit zu bringen, kamen die Landleute eiligst herbeigerannt und legten Hand an die umgestürzte Kutsche. Auch ich, obwohl ich nur klein war, machte mich wie ein Riese an die Arbeit. Der Kutscher, dem das Blut noch immer aus der Nase lief, schuftete auch sehr herzhaft; er fürchtete zweifellos, daß ihm der nächste Schlag den Schädel eindrücken würde. Und doch, verprügelt wie der arme Kerl war, schien er doch mich mit mitleidigem Blick anzusehen, als sei ich noch bedauernswerter als er. Aber ich nährte die Hoffnung, daß alles nur ein Traum sei, und als wir den Wagen aufrichteten, ergriff ich die Gelegenheit, zwei Finger unter das Rad zu klemmen, weil ich hoffte, durch den Schmerz aufgeweckt zu werden.

»So, da wären wir, alles wieder in Ordnung!« rief eine liebliche Stimme hinter uns. »Ich danke für Ihren Beistand, meine Herren. Mein armer Ochsfrosch, wie bist du erhitzt! Laß mich deine Stirn abwischen. Nehmt den kleinen Unfall nicht zu sehr zu Herzen, guter Postillon. Wir müssen froh sein, daß keiner von uns den Hals gebrochen hat.«

»Einen von den drei Hälsen hätten wir schon entbehren können,« murmelte der Kutscher, rieb sich das Ohr und zupfte sich an der Nase, um sich zu vergewissern, ob er Prügel bekommen hatte oder nicht. »Weiß Gott, die Frau ist eine Hexe.«

Ich fürchte, der Leser wird es nicht glauben, aber es ist Tatsache: da stand Frau Ochsfrosch – die schimmernden Locken ringelten sich über der Stirn, und zwei Reihen orientalischer Perlen blitzten aus den geöffneten Lippen hervor, auf denen ein engelgleiches Lächeln lag. Sie hatte ihr Reisekleid und ihre Kapuze dem greulichen Ungeheuer wieder abgenommen und war in jeder Beziehung wieder die liebliche Frau, die im Augenblick des Sturzes an meiner Seite gesessen hatte. Wie sie hatte verschwinden können, und wer ihren Platz eingenommen hatte, woher sie jetzt zurückkam – das waren zu verwickelte Probleme für mich. Da stand meine Frau. Das war die einzige Gewißheit unter der Menge von Geheimnissen. Es blieb nichts mehr zu tun, als ihr beim Einsteigen zu helfen und die Reise durch diesen Tag und die Reise durchs Leben so gemütlich wie nur möglich fortzusetzen. Als der Kutscher den Schlag hinter uns schloß, hörte ich, wie er den drei Landleuten zuflüsterte: »Was denkt ihr, wie einem zu Sinn ist, der mit einer Tigerin in einen Käfig gesperrt ist?«

Natürlich konnte sich die Frage nicht auf meine Lage beziehen. Und doch, so unvernünftig das auch scheinen mag, ich muß gestehen, daß meine Gefühle nicht mehr ganz so begeistert waren wie im allerersten Augenblick der Ehe. Gewiß, sie war eine reizende Frau und ein Engel. Aber wenn das Ungeheuer wieder zurückkäme und mitten in der Begeisterung ehelicher Glückseligkeit die Stelle des Engels einnähme – was dann? Ich erinnerte mich an die Fee im Märchen, die die Hälfte der Zeit eine schöne Frau, die andere Hälfte ein scheußliches Ungeheuer war. Hatte ich ausgerechnet diese Frau zur Eheliebsten erwählt? Während solche Einfälle und Hirngespinste durch meinen Kopf schossen, schaute ich Frau Ochsfrosch von der Seite an und erwartete fast, die Wandlung vor meinen Augen sich vollziehen zu sehen.

Um mich zu zerstreuen, nahm ich die Zeitung, die den kleinen Erfrischungskorb bedeckt hatte und nun auf dem Boden der Kutsche lag. Sie trug tiefrote Flecke und roch mächtig nach Schnaps – von dem Inhalt der zerbrochenen Flasche mit Schönheitswasser. Die Zeitung war zwei bis drei Jahre alt, aber sie enthielt einen mehrere Spalten langen Artikel, der mich bald außerordentlich fesselte. Es war der Bericht einer Gerichtsverhandlung wegen Bruches des Eheversprechens. Die Zeugenaussagen waren ungekürzt wiedergegeben und Auszüge feuriger Stellen aus den beiderseitigen Liebesbriefen. Die verlassene Dame war selber vor Gericht erschienen und hatte nachdrücklich Zeugnis abgelegt von der Untreue des Geliebten und der Stärke ihrer verratenen Gefühle. Der Verteidiger hatte einen ungenügend durchgeführten Versuch gemacht, den Charakter der Klägerin anzugreifen und Einspruch erhoben gegen die Höhe des Schadenersatzes unter Hinweis auf ihre unliebenswürdige Veranlagung. Der Name der Dame weckte einen furchtbaren Gedanken in mir.

»Gnädige Frau,« sagte ich und hielt Frau Ochsfrosch die Zeitung unter die Nase und, obwohl ich ein kleiner, zarter Mann mit schmalem Gesicht war, bin ich doch sicher, daß ich sehr furchterregend aussah – »gnädige Frau,« sagte ich noch einmal mit zusammengebissenen Zähnen, »waren Sie die Klägerin in diesem Prozeß?«

»Aber liebster Ochsfrosch,« erwiderte meine Frau sanft, »ich dachte, das wüßte doch jedermann!«

»O Entsetzen!« rief ich und sank auf die Bank zurück.

Beide Hände schlug ich vors Gesicht und stieß einen tiefen Seufzer aus, wie einen Todesschrei, als risse meine gequälte Seele mich in Stücke. Ich, der wählerischste aller Männer, dessen Gattin die zarteste und verfeinertste aller Frauen sein sollte, mit allen frischen Tautropfen auf der jungfräulichen Rosenknospe ihres Herzens! Ich dachte an die schimmernden Locken und die Perlenzähne – ich dachte an das Schönheitswasser – ich dachte an das zerschundene Ohr und die blutige Nase des Kutschers – ich dachte an die zarten Liebesgeheimnisse, die sie vor Richter und Gerichtshof und tausend kichernden Zuhörern geflüstert hatte – und ich stöhnte noch einmal.

»Ochsfrosch,« sagte meine Frau.

Als ich nicht antwortete, nahm sie sanft meine Hände zwischen die ihren, zog sie mir vom Gesicht und sah mir fest in die Augen.

»Ochsfrosch,« sagte sie, nicht unfreundlich, aber mit der ganzen Bestimmtheit ihres starken Charakters, »laß dir den Rat geben, diese törichte Schwäche zu überwinden und zeige dich, soweit es in deiner Möglichkeit steht, als ebenso guter Gatte, wie ich es als Gattin tun will. Vielleicht hast du einige kleine Unvollkommenheiten an deiner Frau entdeckt. Nun – was hast du denn erwartet? Frauen sind keine Engel. Wenn sie das wären, würden sie sich ihre Männer im Himmel suchen – oder wenigstens in ihrer Wahl auf Erden viel heikler sein.«

»Aber warum denn diese Unvollkommenheiten verbergen?« unterbrach ich sie mit zitternder Stimme.

»Nun sag mir, Liebster, ob du nicht ein ganz unvernünftiger kleiner Mann bist,« sagte meine Frau und tätschelte mir die Backe. »Sollte eine Frau ihre Gebrechen vor der Hochzeit enthüllen? Ich versichere dir, wenige Männer machen die Entdeckung überhaupt so früh, und noch weniger beklagen sie sich darüber, daß ihnen diese Kleinigkeiten zu lange verheimlicht wurden. Nein, was bist du für ein sonderbarer Mann! Geh, du machst wohl nur Spaß.«

»Aber der Prozeß!« stöhnte ich.

»Ach! Da liegt also die Schwierigkeit?« rief meine Frau. »Ist es möglich, daß du das als anstößig betrachtest? Das hätte ich mir nie träumen lassen. Ist es anstößig, daß ich mich siegreich gegen Verleumdung verteidigt und meine Unbescholtenheit vor Gericht klar gestellt habe? Oder beklagst du dich darüber, daß deine Frau die rechte weibliche Gesinnung gezeigt und den Schurken bestraft hat, der mit ihrer Neigung nur spielte?«

»Aber,« beharrte ich – rückte aber in eine Ecke des Wagens, denn ich war mir nicht ganz klar, wieviel Widerspruch die rechte weibliche Gesinnung vertragen könne – »aber, meine Liebe, wäre es nicht würdevoller gewesen, den Schurken mit der schweigenden Verachtung zu behandeln, die er verdiente?«

»Das ist alles ganz schön,« sagte meine kluge Frau, »aber wo wären in diesem Fall die fünftausend Dollar, die wir in unser Schnittwarengeschäft stecken wollen?« »Frau Ochsfrosch, auf Ehre,« fragte ich, als ob mein Leben an ihren Lippen hinge, »besteht auch kein Irrtum in bezug auf diese fünftausend Dollar?«

»Bei meiner Ehre, nein,« erwiderte sie. »Das Gericht gab mir jeden Pfennig, den der Schuft besaß – und ich habe alles für meinen geliebten Ochsfrosch aufgehoben!«

»Dann, geliebtes Weib,« rief ich in überströmender Zärtlichkeit, »laß dich ans Herz drücken! Die Grundlage des ehelichen Glückes ist gesichert, und alle deine kleinen Fehler und Gebrechen sind verziehen. Nein, da das Ergebnis so glücklich war, freue ich mich über die Kränkungen, die dich zu diesem gesegneten Prozeß getrieben haben. Oh, ich glücklicher Ochsfrosch!«


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