Georg Herwegh
Gedichte eines Lebendigen (Band 1)
Georg Herwegh

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Sonette

        Ja, ich bekenn's, die Stimme Gottes ist
Des Volkes Stimme! und wer ihr vertraut,
Der hat sein Haus auf Felsen sich gebaut,
Indes der Zorn des Herrn die Frevler frißt.

Dem Sänger Heil, der ihrer nie vergißt,
Dem nur des Volkes Schmerz vom Auge taut,
Der nicht im eignen Jammer sich beschaut
Und selbstgefällig seine Sünden mißt!

Doch sollt er drum nur Waffenträger sein,
Der dienend hinter seinem Heere steht
Und, wenn es not tut, reicht ein Schwert hinein?

Der nicht voran, ein Feuerzeichen, geht,
Und Seher ist wie sonst? Ich rufe: Nein!
Und dreimal: Nein! und stimme für Prophet!


Der Gott des Friedens will uns nimmer segnen,
Den Ölzweig weinend auf die Seite legen;
Vom Nil zum Tajo höret man schon regen
Die Kriegsdämonen sich, die wildverwegnen.

Und mancher sieht im Geist nur Helden regnen,
Die sollen auf den Spitzen ihrer Degen
Der Völker künftige Geschichte wägen,
Und so dem Sturme stürmisch auch begegnen.

Der Dichter aber denkt man nicht, der stillen,
Wenn blutig weithin sich die Felder röten
Und Unheil alle finstern Mächte brauen.

Und doch – nur sie verstehn der Gottheit Willen,
Jetzt, eben jetzt sind Seher uns vonnöten,
Den Flug der Adler wieder zu beschauen!

 


 


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