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Der gute Tag kam alle Jahre doch nur einmal! Sollte nicht dies einz'gemal die Freude alle Fesseln von sich werfen? Man tanzte, sang, und brachte gute Schwänke hervor, und lautes Lachen wieherte dem gröbsten Spaß, dem tollsten Schwank entgegen. Erst war's nur Fröhlichkeit: allmählich ward |
libertasque recurrentes accepta per annos lusit amabiliter, donec iam saevus apertam |
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der Scherz zu grob, begann, anstatt zu kitzeln, zu beißen, und die ungestrafte Frechheit verschonte selbst der besten Häuser nicht. Nun schrieen die Gebißnen laut, und wer auch frei geblieben war, nahm Teil an dem, was jeden treffen konnte. Das Gesetz trat nun ins Mittel, und verbot bei Strafe ein böses Lied dem andern zuzusingenDas Gesetz der zwölf Tafeln setzte (nach der Versicherung des heil. Augustinus im zweiten Buche de Civitate Dei) die Todesstrafe drauf. »Si quis occentassit sive carmen condidissit, quod infamiam faxit flagitiumve alteri, capital esto.« Vermutlich fand man diese Strafe zu hart, und verwandelte sie in der Folge, bei geringen Personen, in die Strafe des Knittels – und der Knittel also war es (wie Horaz scherzend zu verstehen gibt), der den ersten Grund zur Verfeinerung der römischen Literatur legte. Indessen kam, mit der Länge der Zeit, auch diese Strafe in Vergessenheit; das Gesetz blieb, wurde aber so wenig ausgeübt, daß Horaz, wie ihn einer seiner Freunde, um ihn vom Satirenschreiben abzuschrecken, erinnerte:
Dies gab dem Spiel bald einen andern Schwung. Die Furcht des Knittels lehrte nun bedachtsam im Ausdruck werden, und manierlich scherzen. So bliebs, bis das besiegte GriechenlandUm die Mitte des sechsten Jahrhunderts der Republik. durch seiner Künste Reiz den rohen Sieger bezauberte, und seine feinern Künste ins bäur'sche Latium verpflanzte. Nun verschwand auf einmal jener ungehobelte Saturnsche Vers, und Sprach und Witz, gesäubert vom alten Schmutz, gewann nun allgemach ein reinlich Ansehn. Gleichwohl blieb noch immer ein Dorfgeruch zurück, der sich sobald nicht ganz verlieren wird. Denn ziemlich spät, |
in rabiem verti coepit iocus, et per honestas <150> ire domos impune minax: doluere cruento dente lacessiti; fuit intactis quoque cura condicione super communi: quin etiam lex poenaque lata, malo quae nollet carmine quemquam describi: vertere modum formidine fustis <155> ad benedicendum delectandumque redacti. Graecia capta ferum victorem cepit et artes intulit agresti Latio: sic horridus ille defluxit numerus Saturnius; et grave virus munditiae pepulere: sed in longum tamen aevum <160> manserunt, hodieque manent vestigia ruris. |
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erst in der Ruhe, die das überwältigte Karthago schenkte, fing der Römer an der Griechen Werke fleißiger zu lesen, und ihren Schauplatz, und was Äschylus und Sophokles geleistet, zu studieren. Bald kam die Lust ihn an, in dieses Fach sich auch zu wagen, und zu sehen, was davon in unsre Sprache umzusetzen wäre; und er gefiel sich im Versuch: denn sein Genie, das kühn und stolz ist und das Große liebt, kam ihm dabei zu statten. Kurz, der Ton des Trauerspiels gelang ihm ziemlich, und nach solchem Anfang hätte man sehr viel erwarten können, wenn er nicht zur Feile so ungeduldig wäre, und (was wahre Künstler für rühmlich halten) fleißig auszustreichen und nachzubessern seiner unwert glaubteDie Griechen sind, was die schönen Künste, die Künste der Musen, die wahren Artes Humanitatis betrifft, als wirkliche Erfinder anzusehen. Ihr eigner Genius, ihr eignes zartes Gefühl entwickelte und bildete die, allen andern Völkern verborgene, Idee des Schönen und Schicklichen, welche sie in kurzer Zeit von Stufe zu Stufe bis zur Vollkommenheit führte. Die Römer waren in allen diesen Künsten immer nur Übersetzer und Nachahmer der Griechen; ihre Beredsamkeit, ihre Poesie, ihre Philosophie waren keine einheimische, sondern aus griechischem Boden in den römischen verpflanzte Früchte; Früchte der Siege, wodurch sie erst die Beschützer und endlich die Herren von Griechenland wurden. Unter diesen waren die Redekunst und die dramatische Poesie diejenigen, die in Rom den besten Boden fanden. Die Römer, welche sich um die Zeit, da das Theater der Athener in seinem höchsten Flor stand, noch mit einer äußerst rohen Art von Possenspielen begnügten, von denen Livius im Anfang des siebenten Buchs seiner Geschichte den Ursprung und Fortgang erzähltS. Daciers Abhandlung von der Satire (im 2ten B. der Mémoir. de Littérature), wo ein schönes Licht über die etwas dunkle Erzählung des römischen Geschichtschreibers verbreitet ist., fingen erst zu Anfang ihres sechsten Jahrhunderts an, Stücke, die eine einzige Handlung oder dramatisierte Fabel zum Inhalt hatten, kennen zu lernen. Der erste, der den Versuch eines solchen Stücks in ihrer damals noch sehr ungeschmeidigen und ungeschliffnen Sprache machte, war – ein griechischer Sklave; und, wiewohl das neue Schauspiel – mit aller seiner Unvollkommenheit – großen Beifall fand: so währte es doch noch mehr als ein Jahrhundert, bis sich die dramatische Dichtkunst aus der Verachtung herausgearbeitet hatte, die ihr noch von den Toskanischen Histrionen (ihren ersten Schauspielern) anklebte. Fast alle ihre dramatischen Dichter waren bloße Freigelaßne, und also aus einer Klasse von Menschen, von welcher man keine Nebenbuhler eines Äschylus und Sophokles erwarten darf. Gleichwohl, sagt Horaz, »fehlte es ihnen nicht an Anlage zur Tragödie. Dieses Schauspiel war dem Nationalgeiste der Römer angemessen – und nach seinem schnellen Fortgang im sechsten Jahrhundert hätte man sich versprechen sollen, daß sie die Griechen, ihre Muster, wenigstens erreichen würden. Der Römer hat Feuer und Liebe zum Großen, er atmet tragischen Geist, und ist glücklich im Wagen; aber was ihn, bei aller dieser trefflichen Anlage, ewig hindern wird das Ziel zu erreichen, ist, daß er zum Ausarbeiten zu ungeduldig ist, und das Ausstreichen für eine Schande hält.« – Eine Art von Stolz, der mit der KorrektheitDaß ich unter Korrektheit etwas ganz andres als bloße Sprachrichtigkeit und Freiheit von Fehlern gegen die Prosodie verstehe, bedarf wohl kaum erinnert zu werden, und ergibt sich deutlich genug aus dem unmittelbar folgenden., dem wahren Sublimen der Poesie, wie jeder andern schönen Kunst, ganz unverträglich ist; denn es ist bloß glücklicher Zufall, wenn der Genie, ohne sie, die Linie trifft, die (nach dem Ausdruck des Aristoteles) zwischen der Hyperbel des Zuviel und der Ellipse des Zuwenig mitten durchgeht, die Linie quam ultra citraque nequit consistere rectum. Raphael Mengs sagte von einem vortrefflichen Kopfe, den er gezeichnet hatte, und mit dem er selbst zufrieden war: diesen hab' ich mehr mit Brot als mit dem Crayon gezeichnet. In diesem Sinne will Horaz, daß der Dichter mit Lituren schreibe. – Die Abneigung der römischen Autoren vor dieser Art zu verfahren war, seiner Meinung nach, die Hauptursache, warum sie so wenig Vortreffliches aufzuweisen hatten. Die größten Schönheiten können in den Augen eines wahren Künstlers keinen Fehler zudeckenMan erinnere sich, was oben vom Roscius gemeldet worden, der mit keinem seiner Schüler zufrieden war; nicht als ob sie es nicht oft sehr gut gemacht hätten, sondern weil er nicht den kleinsten Fehler verzeihen konnte.; ohne Fehler sein, ist also die wahre Vollkommenheit. (Virtus est vitio caruisse.) Kein Künstler, kein Dichter wird jemals etwas sehr Gutes (es müßte denn nur durch Inspiration sein) hervorbringen, ehe ihm dieses Geheimnis aufgeschlossen worden ist. Sollte dies nicht auch bei uns die Ursache sein, warum wir, anstatt immer weiter zu kommen, schon wieder im Retrogradieren sind? Wenigstens ist es gewiß eine, warum, unter tausend leidlichen Produkten unsers Parnasses, nur so wenige vor einem poetischen Roscius bestehen würden.. Man pflegt sich einzubilden, weil das Lustspiel aus dem gemeinen Leben sich mit Stoff versieht, so sei nichts leichter: aber eben darum, weil's um so minder Nachsicht fodern kann, ist's desto schwerer. Unsre Dichter nehmen's |
Serus enim Graecis admovit acumina chartis; et post Punica bella quietus, quaerere coepit, quid Sophocles et Thespis et Aeschylus utile ferrent. Temptavit quoque rem, si digne vertere posset; <165> et placuit sibi, natura sublimis et acer: nam spirat tragicum satis, et feliciter audet; sed turpem putat inscite metuitque lituram. Creditur, ex medio quia res arcessit, habere sudoris minimum, sed habet comoedia tanto <170> plus oneris, quanto veniae minus. Aspice, Plautus |
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nun freilich nicht so scharf. Man sehe nur, mit welchem groben Pinsel Plautus einen jungen Verliebten, einen Schelm von Kuppler, oder einen mißtrauisch-schwachen kargen Alten sudeltVon den Griechen sagt Juvenal: Natio comoeda est, die ganze Nation ist Komödiant; der Grieche wird Komödiant geboren. Der wahre Grund davon lag nicht nur darin, daß die Athener, mit einer ungemeinen Empfänglichkeit für alle möglichen Eindrücke, und mit einer eben so großen Leichtigkeit, alle Arten von Charakter nachzumachen, und hauptsächlich mit einer besondern Behendigkeit das Lächerliche aufzuhaschen, und alles, was ihnen fremd oder anstößig war, in einem lächerlichen Lichte zu sehen, geboren wurden; sondern gewiß auch darin, daß alle Arten von Ridicülen bei ihnen zu Hause waren. Daher fehlte es weder ihren komischen Dichtern an Stoff, noch ihren Schauspielern an Originalen, die sie kopieren konnten. Die Römer waren zu ernsthaft, zu besonnen, zu planmäßig, und hatten, sieben Jahrhunderte lang, zu viel und zu große Dinge zu sorgen und auszuführen, um in ihren Sitten und Charaktern der Komödie vielen Stoff, wenigstens von der feinern Art, zu geben. Für den Aristophanes waren die weitaussehenden politischen Entwürfe seiner Mitbürger eine unerschöpfliche Quelle des Lächerlichen – weil zwischen ihren Entwürfen und ihren Mitteln fast immer der ungereimteste Kontrast herrschte: die Römer hingegen hatten, vom Anfang an, einen festen großen Zweck, und gingen mit immer gleichem männlichen Fortschritt, langsam, aber ohne jemals einen Schritt zurück zu machen, auf ihren Zweck los. Was wollte Aristophanes selbst an einem solchen politischen Gange Lächerliches haben finden können? Eben so war es mit ihren Sitten. Einfach, streng, arbeitduldend, frugal, fest über ihren Gesetzen und Gebräuchen haltend, stolz, edel und großherzig – dies war, bis nach der Zerstörung von Karthago, der herrschende römische Charakter. Welcher Aristophanes – ich will nicht sagen, welcher Menander – hätte über solche Sitten lachen können? Wo hätte da das feine Komische herkommen sollen? – Und als diese Sitten, durch eine natürliche Folge der ungeheuern Größe des Staats, im siebenten Jahrhundert sich mit einer unglaublichen Schnelligkeit zu verderben anfingen – wurden sie nicht lächerlich, sonder abscheulich. – Es ist wahr, die Römer (selbst in ihrer schönsten Zeit), wie fast alle Leute, die gewöhnlich mit ernsthaften und großen Dingen umgehen – liebten lustige Schauspiele, und lachten gern aus voller Brust: aber dazu mußten sie Possenspiele haben, und Possenspiele gab ihnen Plautus, der gar wohl wußte, was ihnen nötig war. Das feine Komische würde in Rom eine unverständliche Sprache gewesen sein – was es auch bei uns für die meisten ist. Der Dichter mußte seine Imagination anspannen, mußte übertreiben, mußte Karikaturen malen, um seine römischen Zuhörer zu belustigen. – Aber aus diesem Gesichtspunkt wollte Horaz die Sache jetzt nicht sehen – Unbekümmert um die Ursache, warum Plautus seine Charaktere mit einem so groben Pinsel malte, schätzt er seine Werke nach dem, was sie als Kunstwerke wert sind, vergleicht stillschweigend seine Karikaturen mit den Karikaturen eines Aristophanes, seine Sittenformen mit den Sittenformen eines Menander – und findet dann, was unleugbar war, daß sie die Vergleichung gar nicht aushalten konnten. Die gelehrten Ausleger, welche nicht mit sich selbst einig werden konnten, ob Horaz den Plautus in dieser Stelle habe loben oder tadeln wollen, und zur Ehre unsers Dichters lieber auf Unkosten der Sprachrichtigkeit und des ganzen Zusammenhangs das erste als das letzte (welches sie mit Horazens Einsicht und gutem Geschmack gar nicht zusammenreimen können) glauben wollen – hätten freilich – wenn es ihnen möglich gewesen wäre – in Erwägung ziehen sollen, daß die Rede bloß von der fehlerhaften Seite dieses Dichters sei; und daß ein Mann von so feiner Nase und von so attischem Gaumen wie Horaz – ein Maler, dessen Pinsel, wenn er Sitten und Torheiten malt, so scharfe Umrisse zieht und doch so sanft koloriert, – mit so feiner Delikatesse die feinsten Nüancen anzugeben, die in einander fließenden Schattierungen des Guten und Bösen mit so leichten Tuschen zu verblasen weiß, – kurz, daß ein Dichter, der selbst ein geschickter Sittenmaler, in seinen Gedanken so richtig, in seinem Ausdruck und in seiner Sprache so rein und ungezwungen zierlich ist, wie der unsrige – von den groben Zügen, den plumpen Späßen, der pöbelhaften oder altmodischen Sprache eines Plautus mehr beleidigt werden mußte, als sie. Dem Horaz dies übel nehmen, ist eben so, als wenn man von einer Angelika oder einem Füger verlangen wollte, daß sie an Ostadens betrunknen holländischen Matrosen, oder an den dicken Nymphen Jacob Jordans große Freude haben sollten. Ich bemerke nur noch im Vorbeigehen, daß, wie diese ganze Epistel, so besonders auch diese Stelle, »über die Schwierigkeit in der Komödie die Vortrefflichkeit zu erreichen«, so genau auf uns paßt, als ob die Epistel an den Augustissimum unsrer Zeit adressiert wäre. Wer bildet sich heut zu Tage nicht ein, ein Lustspielchen machen zu können? Man glaubt, nichts sei leichter; und man glaubt es, gerade aus dem von Horaz angegebenen Grunde, warum man's damals in Rom glaubte; und betrügt sich darin aus dem nämlichen Grunde, welchen Horaz den Pfuschern seiner Zeit zu Gemüte führt. Jedermann gesteht, daß er Recht hat: gleichwohl hören wir noch immer Komödien, vor denen er sich die Ohren zugestopft hätte; und wir – denen alles gut ist (es müßte denn nur wirklich sehr gut sein, und irgend ein Schalk müßte uns weis gemacht haben, es sei schlecht), wir klatschen, daß uns die Hände feuern! – Ich sage dies nur – um es gesagt zu haben. Denn von dem großen Publikum zu verlangen, daß es konsequent sein solle, wäre nicht billiger, als vom Horaz verlangen, daß ihm alles gefallen müsse, was dem Publikum gefällt. Übrigens stimmt Quintilians UrteilInstit. orator. L. X. c. 1. von der römischen Komödie mit dem seinigen vollkommen überein. »In der Komödie, sagt er, hinken wir am weitesten hinter den Griechen her, wiewohl Älius Stilo meinte, die Musen, wenn sie Lateinisch sprechen wollten, würden des Plautus Sprache reden, und wiewohl die Stücke des Terenz (die wirklich das Eleganteste sind, was wir in diesem Fache haben) sogar einem Scipio Africanus zugeschrieben wurden. Wir haben kaum einen leichten Schatten von jener, den Athenern allein eignen Grazie erreicht, u.s.w.« ?Was für ein Meister in – gefräßigem Schmarutzen Dossennus istDas Beste ist wohl, zu bekennen, daß wir von diesem Dossennus nichts wissen, als was Horaz hier von ihm sagt. Allem Ansehen nach war er ein bekannter Komödienschreiber, dessen Stücke sich, wie die Plautinischen, noch immer auf der römischen Bühne erhielten. Diejenigen, die lieber einen Schmarotzer aus einem von Plautus Stücken aus ihm machen wollen, erlauben sich eine seltsame Art, die alten Dichter auszulegen, und verkehren eine beißende Ironie in einen frostigen Spaß. Daher mich wundert, Baxtern unter ihnen zu finden, – der sonst im Horaz auch wohl Ironie sieht, wo gewiß keine zu sehen ist.? Wie schlotterig sein Fuß im weiten Soccus durch die Szene schlendert? Das macht, der arme Dichter kann nicht schnell genug sich spuden, um sein Geld im Beutel klingen zu hören; wird ihm dieser nur gefüllt, dem Stück geh's, wie es will, was kümmerts ihn? Und ist auch einer, den die Ruhmbegier, auf ihrem von der leichten Luft der Volksgunst getriebnen Wagen, in dies Fach geworfen: so braucht es nur ein schläfrig oder lauschend Gesicht, ihn aufzublähen oder zu entgeistern. So wenig ists, was eine Seele, die nach Lobe geizt, dahin wirft, oder hebt! Weg mit dem Spiele, wenn der eitle Wind, den mir das Zischen oder Klatschen müß'ger Leute entgegen weht (oft beides gleich gerecht!), mich mager oder fett nach Hause schicken soll! |
quo pacto partes tutetur amantis ephebi; ut patris attenti, lenonis ut insidiosi? quantus sit Dossennus edacibus in parasitis! quam non adstricto percurrat pulpita socco! <175> Gestit enim nummum in loculos demittere, post hoc securus, cadat, an recto stet fabula talo. Quem tulit ad scaenam ventoso Gloria curru, exanimat lentus spectator, sedulus inflat; sic leve, sic parvum est animum quod laudis avarum <180> subruit et reficit. Valeat res ludicra, si me palma negata macrum, donata reducit opimum! |
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Noch ist ein Ungemach, das auch den kühnsten Poeten abzuschrecken fähig ist. Wenn alles gut ging, unverhofft beliebts dem ungelehrtsten Teil, doch leider! immer dem größten an der Zahl, und der, wofern die Ritter etwa andrer Meinung sind, sogleich die harten Fäuste weiset – mitten im Stück, nach Fechtern oder einem Bärentanz zu schreien: denn dergleichen Possen klatscht das kleine Volk am liebsten zuWiewohl Horaz hier bloß im Namen der Komödienschreiber seiner Zeit gesprochen haben könnte: so glaube ich doch, daß er eine ihn selbst näher angehende Ursache hatte, sich über die Unannehmlichkeiten, die mit ihrer Profession verbunden waren, so lebhaft zu erklären. Er hatte in seinen Satiren so viel Anlage zu einem komischen Dichter gezeigt, daß seine Freunde und Gönner, ja vielleicht Augustus selbst, ihm vermutlich mehr als einmal ihre Verwunderung darüber bezeugt haben werden, daß er sich nicht auch in diesem Fache versuche, worin er wahrscheinlicherweise alle seine Vorgänger übertreffen könnte. Er gibt also zu verstehen, daß er zu einem solchen Versuche zu viel und zu wenig Eitelkeit habe; zu viel, um dem mißlichen Ruhm, den er sich von dieser Seite hätte erwerben können, seine Gemütsruhe und philosophische Indolenz aufzuopfern; zu wenig, um gegen die grillenhaften Launen des römischen Publikums gleichgültig zu sein, falls er sich einmal in eine so gefährliche Laufbahn gewagt hätte. Dieser letzte Punkt gibt ihm Gelegenheit zu einer zwar lachenden, aber nichts desto gelindern Satire über die schlechte Theater-Polizei und den noch schlechtern Geschmack des Publikums in Rom. Welcher Mann von einigem Wert, sagt er, würde für den Schauplatz eines Volkes arbeiten wollen, das mitten in einem guten Stücke zu tumultuieren anfängt und davon läuft, um einem Fechterspiel oder einem Bärentanze zuzusehen? – So etwas war schon vor mehr als hundert Jahren dem Terenz begegnet. Seine Hecyra war kaum angefangen, als sich ein Gemurmel unter den Zuschauern erhob, es wären irgendwo Seiltänzer zu sehen; in einem Augenblick war das Amphitheater leer, und alle Welt lief den Seiltänzern zu. Nach einiger Zeit wurde das Stück wiedergegeben. Der erste Akt ging gut von Statten. Unglücklicherweise kam im zweiten die Nachricht, es würden Gladiatoren zum Besten gegeben werden (datum iri gladiatores). Auf einmal fing das Volk an zu lärmen, zu schreien, sich zu drängen, um die Plätze zu streiten, und die Schauspieler mußten aufhören. In einem Briefe CiceronsAd Familiar. VII. 1. geschrieben im Jahre 698., worin er seinem philosophischen Freunde Marius von den prächtigen und viele Tage währenden Lustbarkeiten, womit Pompejus Magnus sein Amphitheater einweihete, Nachricht gibt, finden sich verschiedene Belege zu dem, was Horaz hier von dem herrschenden Geschmack des römischen Volkes sagt; wiewohl im Grunde das Schlimmste, was man darüber sagen kann, ist, daß die Römer in diesem Stücke nicht besser waren, als jedes andre Volk in der Welt. Aber nicht nur der Pöbel, sagt Horaz, auch die höhern Klassen sind von der Neigung zu Schauspielen angesteckt, wo bloß die Augen unterhalten werden. Sie kommen ins Amphitheater, um zu sehen, nicht um zu hören. Was der Dichter bei einem Stücke getan hat, ist für sie bloßes Nebenwerk: der Dekorateur und der Theaterschneider sind die wahren Hauptpersonen. Sogar der Schauspieler ist nichts mehr! er könnte eben sowohl als eine stumme Person auftreten: denn wenn er applaudiert wird, so ist es nicht das, was er sagt, sondern die Kostbarkeit und das ausländische Costum seiner Kleidung, was den großen Beifall erhält. Lange prächtige Aufzüge, seltsame Wundertiere, ein Camelo-Pardel, ein weißer Elefant – das sind die Schauspiele, die unser kindisches Publikum am angenehmsten unterhalten: und wir wundern uns noch, daß unsre tragische Schaubühne in Verfall kommt? daß unsre Komödie nicht besser wird? daß kein Mann von Talenten, dem seine Ehre lieb ist, für unser Theater arbeiten mag? – Das Merkwürdigste bei dieser ganzen Stelle ist wohl dies, daß Mäcenas und August selbst dabei sehr stark betroffen waren; und mich deucht, Horaz hätte dem Letztern nicht wohl deutlicher zu verstehen geben können, daß Er allein die Schuld habe, wenn der bessere Geschmack und die echte Musenkunst (Ars musica, wie Terenz die dramatische Dichtkunst vorzugsweise nennt) in Rom gänzlich zu Grunde ginge. Man braucht nur das 43ste Kapitel in Suetons August mit dieser Stelle zu vergleichen, um zu sehen, daß es August war, der teils, weil er selbst die Schauspiele für die Augen vorzüglich liebte, teils aus Popularität, und aus der politischen Absicht, dem Volke, durch eine aufs höchste getriebne Gefälligkeit gegen ihren herrschenden Geschmack, seine Regierung angenehm zu machen – daß es, sage ich, August war, der die Römer durch alle Arten von neuen, sonderbaren, und in die Augen fallenden Schauspielen gar nicht zu sich selbst kommen ließ. Spectaculorum et assiduitate et varietate atque magnificentia omnes antecessit, sagt Sueton, und setzt hinzu, Augustus selbst hätte irgendwo gesagt: er habe in seinem eignen Namen viermal, und im Namen andrer entweder abwesender oder nicht genugsam bemittelter Magistratspersonen drei und zwanzigmal öffentliche Schauspiele (von derjenigen Art nämlich, welche etliche Tage hintereinander dauerten) gegeben. Er gab Schauspiele auf dem großen römischen Markt, im Theater des Marcellus, in den verschiedenen Amphitheatern, die unter ihm gebaut wurden, im Circus, und in den sogenannten Saeptis IuliisDiese Saepta waren ein großer Platz im Campus Martius, um welchen Lepidus ringsum eine prächtige Galerie geführt hatte. Agrippa zierte sie mit Gemälden und Bas-Reliefs aus, und nannte sie dem August zu Ehren Saepta Iulia. Dion. B. 53., welche Letztem besonders zu den großen Jagden oder Hetzen gebraucht wurden, die, nach den Gladiatoren, das Lieblingsschauspiel der blutliebenden Römer waren. Er gab ihnen griechische Fechterspiele, Wettrennen von aller Art, und sogar Seeschlachten in einem an der Tiber besonders dazu gegrabnen und mit einem Lustwald umgebenen ungeheuern Teiche. Aber er begnügte sich nicht, das Volk nur an den eigentlichen Schauspieltagen mit Spektakeln zu unterhalten: sondern so wie etwas Seltnes, oder noch nie Gesehenes nach Rom gebracht wurde (woran ers nie fehlen ließ), so ließ ers dem Volke bald da bald dort öffentlich sehen, z. E. einen Rhinozeros, einen außerordentlichen Tiger, eine Schlange von funfzig Ellen, einen Zwerg, der nicht völlig zwei Fuß hoch war und nur siebzehn Pfund wog, u.s.w. Bei allem dem ließ ers auch nicht an dramatischen Schauspielen gebrechen, und zwar in allen Gattungen, Tragödien, Komödien und Possenspielen, und per omnium linguarum histriones, d. i. durch Lateinische, Griechische und Oscische Komödianten. Da man aber diese Szenischen Spiele nur der Abwechslung und Vollständigkeit wegen gab, und es dabei hauptsächlich um Belustigung des Pöbels durch Lazzis und lächerliche Possen zu tun war: so gewann die dramatische Muse und die Schauspielkunst wenig dabei. In der Tat scheint noch ein hauptsächlicher Grund, warum beide in Verfall geraten mußten, dieser gewesen zu sein: daß die beiden großen Schauspieler Äsopus und Roscius keine Schüler oder Nachfolger hinterlassen hatten, die ihrer würdig gewesen wären. Die Römer, die durch sie an das Vollkommenste und Schönste in diesem Fache gewöhnt waren, konnten sich nun nicht wieder zum Mittelmäßigen herabstimmen; und da nun vollends die berühmten Pantomimen, Pylades und Bathyllus (Mäcens Liebling), auftraten, und mit eben so viel Schönheit der Gestalt, eben so viel Talenten, eben so viel Enthusiasmus für ihre Kunst, in einer den Römern neuen Art von Schauspiel alle Grazien der Tanz- und Gebärdenkunst entwickelten, und den bezauberten Liebhabern und Liebhaberinnen (die letztern entschieden natürlicher Weise das Glück dieses neuen Schauspiels) das nämliche Bild von Vollkommenheit darstellten, wovon die alten Leute, die den Roscius und Äsopus gesehen hatten, noch immer mit Entzücken sprachen: so war nichts begreiflicher, als daß Melpomene und Thalia der reizenden Terpsichore Platz machen mußten, und das römische Publikum tragische und komische Süjets aus der griechischen Fabel und Heldenzeit lieber von einem Bathyllus oder Pylades tanzen sehen, als von mittelmäßigen Nachahmern eines Roscius deklamieren hören wollte. So natürlich unter allen diesen Umständen der Verfall des Geschmacks war, so ist doch klar, daß August, wenigstens mittelbarer Weise, so viel dazu beigetragen hatte, daß man die stillschweigenden Vorwürfe, die ihm Horaz in dieser Stelle macht, noch immer für laut genug halten kann, um ein neues Zeugnis für die edle freimütige Sinnesart abzulegen, die wir bereits aus so manchen Proben an ihm kennen gelernt haben.. Wiewohl auch bei dem Adel hat die Reizbarkeit und das Vergnügen aus den Ohren gänzlich sich in die Flatteraugen hingezogen. Geistleeres Schaugepränge unterhält am besten, und die Szene bleibt vier Stunden oft und länger unterbrochen, indes das gaffende Parterr mit Zwischenspielen belustigt wird. Da jagen Reiterei und Fußvolk hitzig mit gezücktem Säbel einander durch die Bühne – Folgt darauf gar schön zu sehn! das Schauspiel eines langen Triumphs; in Fesseln ziehn, die Hände auf den Rücken |
Saepe etiam audacem fugat hoc terretque poetam, quod numero plures, virtute et honore minores, indocti stolidique et depugnare parati, <185> si discordet eques, media inter carmina poscunt aut ursum aut pugiles: his nam plebecula gaudet. Verum equiti quoque iam migravit ab aure voluptas omnis ad incertos oculos et gaudia vana. Quattuor aut plures aulaea premuntur in horas, <190> dum fugiunt equitum turmae peditumque catervae; |
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gedreht, besiegte Könige daher; ein rascher Zug von Gall'schen Kriegeswagen, und Kutschen voll gefangner Damen und Bagagekarren, rasseln hintendrein; Gerätschaft, Schiffe, Bilder und Gefäße von Elfenbein, ein ganz Korinth voll eherner Statüen, wird im Pomp dahergeschleppt. |
mox trahitur manibus regum fortuna retortis, esseda festinant, pilenta, petorrita, naves, captivum portatur ebur, captiva Corinthus. |