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Versöhnung.

Feinde verletzen geht an; doch Allergeliebtestes kränken,
Sühnt sich die rasende Schuld? Kann sie der Stolze verzeihn?
Bitten wollt' ich ja gerne, doch würd' es die Scham mir verwehren,
Winkte nicht Venus mir Muth, hold ihrer thörichten Magd.
Hilfreich erhebt sie die Hand und sendet das schelmische Völkchen
Mir, die geflügelte Brut, Amors Gespielen, vorauf.
Schmeichelnd den zürnenden Freund umflattert der Flug Amoretten,
Flüstern versöhnlichen Sinn zart ihm ins Ohr und ins Herz,
Und ich stehe beiseit und sehe mit nagendem Neide,
Wie ihn der reizende Schwarm zärtlich und dringlich umhalst.
Einer mit winzigem Finger gräbt keck in die bräunliche Wange,
Meint: ist das Grübchen erst da, stellt sich das Lächeln wohl ein.
Der dort schmiegt sich ans Kinn, versteckt sich am wölbenden Halse,
Wie wenn's ein Vögelchen wär, heimisch im wohligen Nest.
Aber der Kleinste, der Wicht, sucht schon mit der kindischen Lippe
Jenes vollendete Paar, süß an der Sonne gereift.
Immer noch lieblich geschwellt vom innigen Drucke des Kusses,
Den wir im Scheiden geküßt, scheint mir der trauernde Mund.
Sei er denn ewig, der letzte! wir schwuren's vergeblich – die Stunde
Schlug: von der liebenden Brust riß ich mich schaudernd hinweg.
Und der verzagende Geist des gewaltsam Zerrissenen zittert
Dir auf der Lippe wie mir, fleht um Erlösung uns an.
Laß mich dich küßen denn! Glaube, dich quält' ich nicht mehr als mich selber;
Bin ich ein Theil doch von dir, krankend mit dir und gesund.
Zweifelst du? Wende dein Haupt nicht! ach, fühlst du dein Liebchen erst wieder,
Glaubst du's der eigenen Brust: eins sind wir, mein du, ich dein.

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