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Reisen nach dem Nordpol, vom Ausgange des fünfzehnten bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts

Die erste Reise nach dem Norden, unternahmen die Engländer unter dem Befehle des berühmten Sebastian Cabot Nach Burney's chronologischer Geschichte der Entdeckungen in der Südsee, nahm auch der Vater des Sebastian, an dieser Reise Theil; allein Johann Cabot war schon im Jahre 1496 gestorben. Man sehe Zach's monatliche Korrespondenz. Nach Amoretti war es Jean Cabot, begleitet von seine drei Söhnen. Voyage du Maldonado par Amoretti. im Jahre 1497, also in dem nämlichen Jahre, da Gama das Cap der guten Hoffnung umschiffte. Man entdeckte Neufundland, welches den Namen Terra de Baccalai erhielt, und die Nordost-Küste von Amerika bis Florida.

Drei Jahre später machten die Portugiesen unter Gaspar Corte de Real einen ähnlichen Versuch; sie glaubten auch das Problem der Durchfahrt gelöst zu haben; denn die auf dieser Reise entdeckte Straße, welche den Namen Anian, nach zwei Brüdern, den Begleitern von Corte Real erhielt, sollte ihrer Meinung nach, zum stillen Meere führen. Ohne sich wirklich davon zu überzeugen, eilte Corte de Real zurück, um seine wichtige Entdeckung bekannt zu machen. Die Straße Anian, bis auf die neuesten Zeiten ein unauflösliches Problem der Geographen, ist vielleicht die Hudsons-Straße, oder was mir noch wahrscheinlicher scheint, die jetzt sogenannte Straße Belle-isle, welche den Atlantischen Ocean mit dem Golfe St. Laurents, zwischen Neufundland und den vom Corte Real entdeckten Labrador, verbindet. Auch die Meerenge zwischen Amerika und Asien nannte man Anian, und es gibt noch jetzt Geographen, welche lieber diese absurde Benennung beibehalten, als die von Bering annehmen, ungeachtet der große Cook, um das Andenken seines berühmten und einzigen Vorgängers in der Beschaffung dieser Straße zu ehren, ihr diesen Namen gegeben hatte.

Was die Engländer unter Cabot gefunden, wünschten sie näher kennen zu lernen, und weiter zu benutzen. Daher hielten im Jahre 1502, Hugh Elliot, und Thomas Asshurst, beide Kaufleute aus Bristol, um die Erlaubniß an, in den von Cabot entdeckten Ländern Colonien anzulegen; und schon im Jahr 1525 wurde von einem Engländer Robert Thorn, der lange in Sevilla gelebt hatte, der Vorschlag gemacht, über den Nordpol nach Indien zu gehen. Er schrieb an den König Heinrich VIII. selbst, so wie an Dr. Ley, den Englischen Gesandten am Hofe Kaisers Carl V., und bat aufs dringendste, eine solche Reise unternehmen zu lassen. Er behauptet, in seinem Memoire an Dr. Ley, daß die von ihm vorgeschlagene Route den Weg nach den Gewürz-Inseln um 6000 Meilen verkürze, daß sie, eine Strecke von 6 bis 9 Meilen diesseits und jenseits des Pols abgerechnet, gar nicht gefährlich sey; das Clima jenseits des Pols, versichert er, sey eben so milde und gemäßigt als in England, und das beständige Tageslicht müsse die Reise sehr erleichtern. Phipps behauptet zwar in der Einleitung zu seiner Reise, Thorns Vorschlag sey nicht angenommen worden; in Enticks naval history ist im Gegentheil ausdrücklich gesagt, daß diese Vorstellungen wirklich eine Expedition bewirkt hätten, und Entick beruft sich dabei auf einen Brief, den Sebastian Cabot über diese Reise an Ramusio geschrieben habe. Die Passage sollte in NW gesucht werden, und König Heinrich ließ im Jahre 1527 zwei Schiffe ausrüsten, von welchen das eine Dominus Vobiscum genannt wurde. Die Unternehmung mißlang indeß gänzlich; das eine Schiff ging verloren, das andere mußte des Eises wegen, bald unverrichteter Sache zurückkehren.

Nach etwa 10 Jahren, im Jahre 1536, segelten wieder zwei Schiffe, die Trinitz und Minion, auf Entdeckungen nach dem Norden ab. Sie kamen nur bis Cap-Breton und Neufundland, wo sie dem größten Mangel ausgesetzt waren, und ohne irgend etwas ausführen zu können, nach England zurückkehrten.

Corte Reals Entdeckung der Straße Anian, hatte auch die Aufmerksamkeit der Spanier erweckt, und Kaiser Carl V. sandte den Estevan Gomez im Jahre 1524 von Corunna aus, um im Norden eine Durchfahrt ausfindig zu machen; doch dieser kehrte schon im folgenden Jahre unverrichteter Sache zurück. Die Spanischen Vice-Könige in Amerika, hofften auf einen bessern Erfolg, wenn sie den Ausgang der Anian-Straße auf der entgegengesetzten West-Küste des Landes suchten. Das war es vielleicht, was auch den berühmten Cortez bewog, sich im Jahre 1537 zu einer Seereise nach der NW Küste einzuschiffen, auf welcher er nur die Kenntniß, des einige Jahre früher von seinen Schiffen gefundenen Californiens erweiterte und das Meer Vermillion entdeckte. Gewiß ist es, daß sein Nachfolger, der Neuspanische Vice-König Don Antonio de Mendoza, zur Aufsuchung der Durchfahrt im Jahre 1540 zwei Männer absandte, den Francisco Alarçon zur See, und Francisco Vasquez Cornado zu Lande. Jener kam nur bis zum 36º der Breite, und Cornado drang nicht einmal so weit vor. Zwei Jahre später kam Rodriguez de Cabrillo um einige Grade weiter nach Norden, ohne indeß die gehoffte Entdeckung zu machen. Seine Fahrt ging nur bis zu einem Vorgebirge in 41½º, das den Namen des Vice-Königs erhielt. Zwar hat Herrera, in seiner Beschreibung von Indien, dieses Umstandes nicht erwähnt, und auch Burney erzählt in der Beschreibung dieser Reise ( Vol. 1. pag. 225. a chronological history of the discoveries in the South Seas) nur, man habe im 40º der Breite ein hervorragendes Cap Cabo de Pinos genannt, ein anderes in 41º, das man den 26. Februar 1543 ansichtig wurde, habe den Namen Fortunas erhalten, und den 1. März sey Cabrillo, nachdem er bis zum 44º gekommen war, umgekehrt. Doch stimmen wieder mehrere Nachrichten von Cabrillos Fahrt darin überein, daß er ein Vorgebirge in 41½º Mendozina genannt; und da unter andern auch Viscaino die Breite dieses Caps zu 41º 30' angibt, so ist wohl das von Vancouver genannte Cap Mendozina in 40º 19' N und 124º 7' W eigentlich das Cap Pinos des Cabrillo, und das Cabo de Fortunas, dasjenige, was Cabrillo vielleicht nach Beendigung seiner Reise dem Vice-Könige zu Ehren, in Mendozina umtaufte.

Auch die Franzosen unternahmen in dieser Zeit Entdeckungs-Reisen. Doch haben wir hier insbesondere nur des Versuches zu erwähnen, den Roberval, der Französische Statthalter des 1535 von Cartier entdeckten Canada, im Jahre 1542 machte, um im Norden eine Durchfahrt nach Indien zu finden. Er schickte dazu aus Canada, wohin er eben gekommen war, seinen Obersteuermann Jean Alphonse de Xaintonge ab, dieser kam aber nicht weit; schon vor dem 52º der Breite, kehrte er um. Es blieb auch fernerhin bei diesem einzigen unvollkommenen Versuche; da die Franzosen damals noch keinen Theil an dem Handel nach Indien nahmen, so konnte ein kürzerer Weg dahin auch kaum ein Interesse für sie haben.

Nun trat im Jahre 1549 Sebastian Cabot, der als Grand-Pilot von England, mit einem Gehalt von 166 Pfund Sterling angestellt worden war, mit dem Plane auf, den Weg nach China und Indien aufzusuchen. Die Vorstellungen eines so erfahrnen Mannes wurden angenommen, und es verband sich im Jahre 1552 eine Gesellschaft von Kaufleuten, an deren Spitze Cabot selbst stand, welche eine Summe von 6000 Pfund Sterling in Actien von 25 Pfund aufbrachten, und drei Schiffe zu dieser nordöstlichen Expedition ausrüsteten. Sie hießen Bona Esperanza von 120 Tonnen, Edward Bonaventura von 160 Tonnen, und die Bona Confidentia von 90 Tonnen. Der König Eduard VI. schenkte dem Cabot 200 Pfund Sterling von seinem Privat-Vermögen, zur Belohnung dafür, daß er die Expedition zu Stande gebracht hatte. Das Commando derselben wurde Sir Hugh Willoughby gegeben. Richard Chancellor, welcher den Titel Pilot-Major der Expedition führte, commandirte das zweite, und Cornelius Dursuth, ein Holländer, das dritte Schiff. Sie nahmen auf 18 Monaten Provision ein, und waren in allen Stücken sehr gut ausgerüstet. Unter andern waren die Kiele der Schiffe mit dünnen Platten von Blei beschlagen, damit sie durch das Anfressen von Würmern nicht schadhaft würden. Der König gab Briefe an alle Fürsten mit, welche man in den nordöstlichen Reichen der Welt, bis nach China hin finden würde, die in Saracenischer, Türkischer, Egyptischer, Tatarischer, Griechischer, Lateinischer und andern Sprachen geschrieben waren. Die Instruction war von Cabot aufgesetzt, und bestand aus 33 Punkten. Obgleich sie im Ganzen nicht wichtig ist, so ist sie doch in mehrerer Rücksicht merkwürdig; denn es hat sie ein Mann aufgesetzt, welcher zu seiner Zeit für den größten Seemann in Europa galt. Cabot hatte nicht nur selbst mehrere merkwürdige Entdeckungs-Reisen von England und Spanien aus unternommen; er hatte auch den Ruhm, seltene wissenschaftliche Kenntnisse in der Nautik zu besitzen. Nichts beweist dieß so sehr, als daß er in Spanien eben so wohl als in England zum Ersten Piloten des Reichs (Grand-Pilot oder Pilot-Major) ernannt ward. Zweitens betrifft diese Instruction eine Unternehmung, welche für uns hier ein besonderes Interesse hat, da sie die erste ist, welche bestimmt den Zweck ankündigt: einen Weg im Norden nach China und Indien ausfindig zu machen, und endlich trägt die Instruction, obgleich sie viel mercantilisches enthält, auch dazu bei, den Grad der Vollkommenheit kennen zu lernen, welchen die Seewissenschaften in England damals erreicht hatten. Es war freilich nicht die Absicht des Capt. Phipps eine vollständige Geschichte aller Unternehmungen zu geben, welche das Aufsuchen einer nördlichen Route nach China und Indien zum Zweck hatte; allein dieser ersten hätte er doch wohl erwähnen müssen. Nach ihm ist Hudsons Reise im Jahre 1607 die erste dieser Art.

Sir Hugh Willoughby segelte den 10. May 1553 von Radcliffe ab. Ein Sturm trennte die Schiffe in der Nähe der Insel Ward-öl; dem Capitain Chancellor gelang es in den Hafen von Wardhuns einzulaufen. Er wartete dort 7 Tage, und als er seinen Admiral immer nicht ankommen sah, segelte er weiter. Er kam in die weiße See und nach Archangel, von wo er auf Befehl des Zaaren Iwan Wasilliewitsch nach Moskau befördert und ihm vorgestellt wurde. Dieser Zufall legte den Grund zum Handel zwischen England und Rußland, und zur Stiftung der noch jetzt bestehenden Russischen Handlungs-Compagnie in England.

Das Schiff Confidentia wurde in einem andern Sturm vom Admiral getrennt, und kehrte nach England zurück. Ein traurigeres Loos hatte die Bona Esperanza. Nachdem der Admiral bis zum 72º der Breite gesegelt war, Nach Entick hatte Willoughby den 80sten Grad der Breite erreicht, und war, wie auch Wood solches behauptet, bis Spitzbergen gekommen. lief er an der Küste von Lappland in einen Hafen ein, den man Arzina nennt, und hier kam er mit allen seinen Leuten um. Den Namen Arzina sucht man vergebens in allen neuern geographischen Schriften, auch in dem großen geographischen, in Moskau herausgekommenen Wörterbuche des Russischen Reichs in 3 Bänden in 4. Ein Fluß der so heißt, findet sich in dem im Jahre 1746 von der Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Atlasse in 69º der Breite und 65º 45' der Länge von Ferro. Auf einer spätern Russischen Karte hat man statt Arsina, Warsina. Auch die alte Hydrographie des Russischen Reichs, welche Nowikoff im Jahre 1773 nach einem in 1680 geschriebenen Manuskripte herausgegeben hat, macht diesen Fluß namhaft und gibt 30 Werst, (alte Werst, von denen 5 auf eine geographische Meile gehen) westlich von demselben einen anderen Fluß Sidoroffka, und zwischen diesen beiden einen Hafen. Hier war es also wahrscheinlich, wo Willoughby einlief, nicht in den Arsina, der nur ein kleines Gewässer ist.

Unsere einheimische sogenannte Dwinaische Chronik, die Chancellors Erscheinung nicht unbemerkt läßt, weiß auch von dem Schicksal der verunglückten Engländer zu reden. Todt wurden sie, in reichbeladenen Schiffen, von den an der Küste lebenden Karelen gefunden. Diese berichteten darüber gegen Ausgang des Jahrs 1554 nach Moskau; der Zaar befahl den Beamten zu Cholmogory die Schiffe abzuholen, und über das was sich auf denselben befände ein Verzeichnis anzufertigen. Im folgenden Jahre wurde alles dem als Gesandten aus England zurückgekehrten Chancellor zugestellt. Die rohgeachteten Karelen und die Russische Regierung benahmen sich hier also ganz anders, als man es nach derjenigen Vorstellungsart erwarten könnte, welche manche auswärtige Schriftsteller von der damaligen Lage der Dinge in Rußland verbreitet haben. Bemerkenswerth ist es auch, daß nach eben jener Chronik sich schon im Jahre 1555 Holländische und Brabantische Handelsschiffe an der Mündung der Dwina einfanden. Der Weg um das Nordkap war, wie wir oben erwähnt haben, schon im neunten Jahrhunderte gefunden worden. Der Norwege Other, der die Reise machte, theilte die Nachricht davon dem Könige Alfred von England mit. Auch nachher hatte man wohl jenen Weg nicht vergessen, aber die Norwegische Regierung gestattete fremden Schiffen die Fahrt nicht, und noch im Jahre 1587 mußte die Russische Compagnie zu London, vom Dänischen Hofe das Privilegium nach Archangek zu schiffen, durch eine jährliche Abgabe von 100 Rosenobel (etwa 200 Dukaten,) erkaufen.

Unter Capt. Burrough, der Chancellorn begleitet hatte, wurde schon im Jahre 1556 das Schiff Search Thrift (Suchstreben) wiederum auf Entdeckungen nach dem NO ausgeschickt. Burrough erreichte Nova-Zemlia (80º 7') und die Inseln in der Straße Waigatz, überwinterte in Kolmogor, und kehrte das folgende Jahr nach England zurück.

Nun ruhten eine Zeitlang die Untersuchungen der Engländer in Osten; sie wandten sich wieder nach Nordwesten. Um hier eine Durchfahrt zu erforschen, wurden während der Regierung der Königin Elisabeth im Jahre 1576 1567 bey Forstern ist ein Druckfehler. zwei kleine Schiffe ausgerüstet. Das Commando erhielt Martin Forbisher, der 15 Jahre um die Veranstaltung einer solchen Reise angesucht hatte. Ambrose Dudley Earl von Marwick war Forbishers Gönner und derjenige, durch dessen Protection und Eifer die Expedition endlich zu Stande kam. Man ist erstaunt über die geringe Größe der Schiffe, welche zu einer Entdeckungs-Reise in den Regionen des ewigen Eises bestimmt waren. Forbishers Schiff, der Gabriel, war eine kleine Barke von 25 Tonnen; das andere Schiff, von eben der Größe, hieß Michael; ein drittes Fahrzeug das ihn begleitete, war von 10 Tonnen und hatte nur 4 Mann am Bord. Mit dieser Escadrille segelte Forbisher den 15. Juni von Blackwell; den 15ten sah er das sogenannte Frisland; Forster pag. 319. Geschichte der Entdeckungen und Schifffahrten im Norden. des dicken Nebels wegen, konnte man aber nicht landen. Forbisher verlor hier das kleinere seiner Schiffe; auch das andere, der Michael, trennte sich von ihm, und kehrte nach England zurück. Er selbst aber setzte seine Reise nach WNW fort. Den 20. Juli (Forster sagt den 28. Juli) sah er Land, auf welchem ein hohes Vorgebirge von ihm Cap Elizabeth (Queen Elizabeth's Forland) Forbishers Cap Elizabeth ist die SO Spitze der sogenannten Glücks-Insel ( Isl. of good fortune.) genannt wurde. Er setzte seinen Cours 150 Meilen weiter nach Westen fort, hatte Land auf beiden Seiten, wo sich auch Einwohner zeigten; er kehrte indeß bald um und kam den 2. Octbr. glücklich in Harwich an. Die von ihm entdeckte und nach seinem Namen genannte Straße, trennt einige Inseln in der Hudsons-Straße. Was aber die oft von ihm erwähnte Insel Frisland betrifft, so ist wohl gewiß, daß er darunter den südlichen Theil von Grönland verstand, der von dem größern nördlichen im 63sten Grade der Breite durch eine etwa drei Meilen weite Straße getrennt wird. Auf Arrowsmith's Welt-Karte in 8 Blättern, ist bei dieser Straße angeführt, daß im Jahr 1775 das Schiff Mentor 45 Meilen von W nach O in derselben gesegelt sey, und daß Wallfische oft in eben der Richtung durchgehen. Eine andere Englische Karte gibt diesem Gewässer den Namen der Forbishers-Straße, wie es scheint ohne hinlänglichen Grund. Das südlich von derselben liegende Stück von Grönland haben einige Geographen für das Frisland der altern Seefahrer gehalten; nur ist hiebei zu bemerken, daß es sich noch frägt, ob dasjenige Frisland, dessen in der Nachricht von den Reisen der Gebrüder Zeni Erwähnung geschieht, ebenfalls hier gesucht werden müsse. Die verstümmelte Nachricht läßt uns über die Lage desselben eigentlich ganz im Dunkel. Forster (a. a. O. S. 243) rieth auf eine Insel Faira, in der Gruppe der Orkneys-Inseln; der Dänische Gelehrte Eggers dagegen, hat im IV. Bande der Schriften der ökonomischen Gesellschaft von Kopenhagen zu beweisen gesucht, daß das Frisland der Zeno die Faröer-Inseln seyen. Es wäre zu wünschen, daß die in der St. Marcus-Bibliothek befindliche Karte, auf welche dieser Gelehrte sich beruft, copirt und bekannt gemacht würde. Nach Forbisher's Beschreibung ist Krisland kein kleines Land; er segelte von dort in fünf Tagen nach der Straße, die seinen Namen führt; er gibt die Breite von Frisland auf 61º an, und fand es noch im Julius mit Eis umgeben.

Forbisher hatte von seiner Reise unter andern einen Stein mitgebracht, der wirklich Gold enthielt; eine große Aufmunterung, die Nachforschungen nicht einzustellen. Er wurde schon im folgenden Jahre (1577) abermals mit drei Schiffen in die nämlichen Regionen ausgesandt. Auf dieser Reise wurden zwischen Labrador und den Inseln im Norden von der Hudsons-Straße, mehrere Vorgebirge, Inseln und Bayen entdeckt, als Cap-Labrador, Gabriels-Insel, Prior's-Bay, Thomas Williams-Insel, Bourchers-Insel, Gräfin Warwicks-Sund. Letzterer erhielt den Namen Meta incognita (das unbekannte Ziel;) hier hatte man am meisten von dem Erze gefunden, das man in England anfangs für sehr reichhaltig ansah. Man nahm sich vor, dort eine Niederlassung anzulegen, und 15 Schiffe gingen dazu unter dem Befehl des nämlichen Forbisher im Sommer von 1578 ab. Nach vielen Widerwärtigkeiten kamen sie auf der Meta incognita an, wo man eine Festung erbauen und den Winter zubringen wollte. Allein da mehrere Schiffe der Flotte verloren gegangen, und viele gar nicht angekommen waren, so wurde der Plan zur Ansiedlung aufgegeben, und beschlossen nach England zurückzukehren. Es wurde also eine große Menge Erz geladen, und mit dieser Ladung, die jedoch sehr ärmlich ausfiel, da das Erz weder Gold noch Silber enthielt, kam Forbisher im October in England an. Ein Schiff dieser Flotte, der Emanuel von Bridgewater, Capitain Newton, welches sich im Sturme von den übrigen getrennt hatte, entdeckte südöstlich von Frisland, im 57º 30' der Breite, ein großes Land, längs welchem er 3 Tage segelte, und das ein fruchtbares Ansehen hatte. In SO von dem südlichen Theile Grönlands, existirt jetzt kein solches Land; man muß also entweder annehmen, daß das Land verschwunden sey, oder daß das Schiff Emanuel, die Insel St. Kilda oder Lewis, eine von den Hebriden, dafür gehalten, oder gar die Küste von Irland gesehen wurde, ohne sie erkannt zu haben. Island kann es nicht gewesen seyn, wie es Forster glaubt, denn die Südspitze von Island liegt mehr als 3º nördlicher, und statt südöstlich, in NO von Frisland, oder dem südlichen Grönland, wo es Newton gesehen hatte.

Da alle drei Reisen Forbishers nach dem NW auch in Absicht der Durchfahrt ohne Erfolg geblieben waren, so vereinigte sich im Jahre 1580 eine Gesellschaft von Kaufleuten zu einem neuen Versuche. Zwei Schiffe wurden hiezu ausgerüstet, und das Commando dem Capitain Arthur Pettmann gegeben. Sein Schiff, von 40 Tonnen Größe, mit einer Besatzung von 10 Mann, hieß Georg. Sein Begleiter, Capitain Jackmann hatte ein noch kleineres Schiff von 20 Tonnen und nur 5 Mann am Bord. Nach der Instruction, von welcher Burrough und Hackluyt die Verfasser waren, sollten sie, auf den Fall, daß man im ersten Jahre China nicht erreichen könnte, im Flusse Ob den Winter zubringen, und den folgen Sommer den Ob hinauffahren, bis sie die Stadt Siberia erreichten. Die Stadt Siberia ist das alte Sibir, die befestigte Residenz der ehemaligen Sibirischen Chane, wovon man noch jetzt die Ueberbleibsel 16 Werst unterhalb Tobolsk auf dem östlichen Ufer des Irtish findet. Im Herbste 1581 nahm Jermack Timofejew von diesem Orte Besitz. Fischers Sibirische Geschichte I. Theil 236 und 237. Beide Schiffe segelten den 30. May von Harwich ab, und richteten ihren Lauf nach der Insel Wardöe, wo sie den 23. Juni ankamen und bis zum 1. Juli blieben. Sie segelten durch die Straße Waygatz, fanden aber so viel Eis, daß sie beschlossen am Ende des Augusts zurückzukehren. Mit Mühe bahnten sie sich den Rückweg durch die beeiste Straße. Auf der Rückkehr nach England ging Jackmann mit seinem Schiffe verloren, ohne daß man erfuhr auf welche Art er umgekommen war. Capit. Pettmann kam allein im December in England an.

1583. Sir Humphrey Gilberts Reise im Jahre 1583 gehört zwar mit zu den Reisen nach Norden; doch hatte er nicht den Zweck eine nordöstliche oder nordwestliche Durchfahrt nach Indien zu suchen, wie dieß bei den vorigen Expeditionen mehr oder weniger der Fall war; er wollte Colonien in den neuentdeckten Ländern des nördlichen Amerika anlegen, und Er war es, welcher zuerst förmlich von Neufundland für die Krone von England Besitz nahm.

1585. Wichtiger als alle bis jetzt gemachten Versuche, auf einem neuen Wege nach Indien zu gelangen, waren die drei Reisen welche der Capitain Davis zu diesem Behufe unternahm, ohne indeß glücklicher als seine Vorgänger zu seyn. Die erste geschah im Jahre 1585 auf den Schiffen Sunshine (Sonnenschein) und Moonshine (Mondschein) Capt. Davis commandirte das erstere von 50 Tonnen Größe und 23 Mann. Capt. Bruton, das zweite von 35 Tonnen und 19 Mann. Den 19. Juli entdeckten sie die SW Küste von Grönland, welche ihrer mit Eis bedeckten Berge und des schauerlichen Getöses vom Eise wegen, das Land Desolation genannt wurde. Das viele Eis machte es unmöglich näher ans Land zu kommen, Davis setzte daher seinen Cours nach Norden fort, bis er in 54º 15' der Breite auf eine Gruppe von Inseln stieß, auf welchen er landete und eine Race von bartlosen Menschen von mittlerer Statur und kleinen Augen fand, die ihm etwas Pelzwerk verhandelten. Von diesen Inseln nahm Davis seinen Cours NW, und entdeckte auf der gegenüberliegenden Küste in 66º 40' der Breite einen wie Gold glänzenden Berg, den er Berg Raleigh nannte. Das nördlichste von ihm an dieser Küste gesehene Cap, nannte er Dyers Cape, ein anderes Cap Walsingham und die südlichste Spitze des ganzen Landes, welches den Namen Cumberland-Insel erhielt, Cap Gods-mercy. Der von ihm genannte Exeter-Sound und Totneß-Road, liegen ebenfalls auf dieser Insel. Nachdem Davis das Cap Gods-mercy umschifft hatte, fand er, daß die Küste seiner Cumberland-Insel eine ganz westliche Richtung nahm; er verfolgte sie, und fand sich in einer 60 Meilen weiten, vom Eise freien Straße, in welcher mehrere kleine Inseln lagen. Er segelte diese Straße 180 Meilen hinauf, in der gewissen Hoffnung, die so gewünschte Durchfahrt zu finden; allein das Wetter ward schlecht und der Wind blieb immerfort contrair, so daß Davis zurückzukehren beschloß. Den 30. September kam er in England an.

Die von Davis entdeckte Straße erhielt von ihm den Namen Cumberland-Straße. Diejenige aber, die seinen Namen führt, da er sie zuerst befahren, wird gebildet durch die Westküste von Grönland in Osten, und in Westen durch die Insel Cumberland, und alle die Inseln, welche an der Cumberland- und Forbisher-Straße liegen.

Ob Cumberland wirklich eine Insel sey, hat wohl Davis nicht untersuchen können; es mag auch jetzt noch nicht bestimmt seyn. Auf keinen Fall ist aber Cap-Walsingham die Südspitze dieses Landes, wie es auf einigen Karten angedeutet ist. Forster, Seite 346, sagt zwar auch, daß Davis das nördliche Cap Dyer, das südliche, Walsingham genannt habe; er sagt aber gleich darauf, daß das Cap Gods-mercy die südlichste Spitze sey, wie es auch in der That ist.

Im nächstfolgenden Jahre (1586) segelte Davis wieder aus, um seine im vorigen Jahre angefangene Entdeckung zu vollenden. Er glaubte überzeugt zu seyn, daß die Cumberlands-Straße ihn endlich zu dem Ziele führen werde. Mehrere Gründe flößten ihm Muth und Hoffnung ein: 1) Er hatte am Eingange der Straße 90 Faden Tiefe gefunden, je weiter er aber in der Straße vorrückte, je größer ward die Tiefe, und zuletzt konnte nahe am Lande selbst mit 330 Faden kein Grund erreicht werden. 2) Das Wasser hatte überall in der Straße die nämliche Farbe wie das Wasser des Oceans, da es doch seine Farbe hätte verändern müssen, wenn es nicht zum Ocean führte und nur eine Bay wäre. 3) Hatte man Wallfische in der Straße gesehen, und da sich früher keine gezeigt hatten, so vermuthete Davis, daß sie aus einem westlichen Ocean gekommen seyn müßten. 4) Hatte Davis, als er eine Bay in der Straße untersuchte, eine Fluth aus Süden gefunden, deren Richtung derjenigen ganz entgegen gesetzt war, mit welcher er in die Bay hinein kam. Er schloß hieraus, daß diese Fluth in einem andern mit der Cumberland-Straße in Verbindung stehenden Ocean ihren Ursprung haben müsse.

Davis verließ England den 7. Mai mit 4 Schiffen. Den 15. Juni, in 60º der Breite und in 47º der westlichen Länge von London, theilte er seine Escadre. Zwei Schiffe schickte er in die Gegend zwischen Grönland und Island, mit dem Befehle bis zum 80º der Breite vorzudringen. Mit den beiden übrigen verfolgte er die Westküste von Grönland bis zum 66º der Breite; von da nahm er seinen Lauf nach der von ihm entdeckten Cumberland-Straße, in welcher er 240 Meilen weit segelte und eine Menge kleiner Inseln fand. Auf einer von diesen, welche den Namen Gord fortune erhielt, ankerte er in einer Bay in 66º der Breite. Hierauf nahm er seinen Cours südlich bis zum 56º der Breite wo er einen Hafen fand. In demselben blieb er einige Tage, segelte darauf weiter nach Süden, bis er in 54º der Breite, eine offene See entdeckte, die eine westliche Richtung zu nehmen schien. Hier hoffte Davis gewiß die gewünschte Durchfahrt zu finden; allein der ganz contraire Wind erlaubte ihm nicht seine Untersuchungen weiter fortzusetzen; ein sehr heftiger Sturm der 4 Tage dauerte, brachte die Schiffe in die größte Gefahr, und mehrere seiner Leute wurden von den Einwohnern der Küste, an welcher er gelandet hatte, erschlagen. Diese mannigfaltigen Unfälle, bewogen ihn nach England zurückzukehren, wo er den 4. October mit einer Ladung von 500 Seehundsfellen ankam. Da ich das Original von Davis Reise nicht besitze, so ist es mir auch nicht möglich zu bestimmen, ob Davis längs der Küste von Grönland bis zum 66º der Breite gesegelt ist, und von da seinen Cours nach der Cumberland-Straße nahm, oder ob er überhaupt in dieser Straße gewesen ist. Nach Forster hatte Davis an der Küste von Grönland in Gilberts-Sund (jetzt das God-Hab der Dänen) geankert, und war von da den 11. Juli weiter nach Norden gesegelt, bis ihn das Murren seiner Equipage über die Kälte und über die Gefahr der Navigation im Eise, gezwungen habe umzukehren und OSO zu steuern; hierauf habe er in 66º 33' N und 70º W Land gesehen. Ein OSO Cours konnte ihn aber nicht zur Cumberland-Straße führen.

Von den zwei Schiffen, welche Davis abgeschickt hatte, um zwischen Grönland und Island Entdeckungen zu machen, ging das kleinere, der Nordstern von 10 Tonnen, im Sturm verloren. Das andere hatte in Island gelandet, wo es zwei Englische Schiffe gefunden, die des Handels wegen dahin gekommen waren.

Nach Davis Rückkunft von seiner zweiten Reise, war er mehr als je von der Möglichkeit überzeugt, eine Durchfahrt zu finden. Er wurde daher im Jahre 1587 zum drittenmale ausgeschickt, und wenn er freilich auch auf dieser Reise seinen Endzweck nicht erreichte, so machte er doch manche wichtige Entdeckung und kam weiter nach Norden, als irgend einer seiner Vorgänger. Den 15. Mai segelte er mit 3 Schiffen von England. Nur er mit seinem Schiffe war zu Entdeckungen bestimmt; die andern beiden sollten sich mit dem Fischfange beschäftigen, wohin er sie sogleich nach seiner Ankunft an die Küste von Grönland abschickte. Zuerst fuhr Davis, nachdem er durch die Straße seines Namens gesegelt war, längs der Westküste von Grönland bis zum 73º der Breite. Die ganze von ihm zuerst befahrne Küste nannte er London-Küste, und das Vorgebirge, das äußerste Ziel seiner Fahrt nach Norden, Saundersons-Hope. Des Eises wegen konnte er nicht weiter nach Norden vordringen, und nahm jetzt seinen Cours SW auf die Straße Cumberland. In dieser segelte er 180 Meilen, ankerte zwischen den kleinen Inseln am Ende der Cumberland-Straße, in einer Bay, welche so wie die ganze Gruppe der Inseln, den Namen Cumberland erhielt; richtete alsdann seinen Lauf nach Süden zurück, entdeckte mehrere Inseln, Bayen und Vorgebirge, als: Lumley-Inlet, Lord Darcy's-Insel, Chidleys-Cape, Warwick-Forland u. s. w. und kehrte sehr zufrieden nach England zurück, vollkommen überzeugt, daß die Durchfahrt nach den Chinesischen und Indischen Gewässern existire, und das Auffinden derselben weiter keine Schwierigkeit haben werde.

Bis jetzt waren es fast nur Engländer gewesen, welche den kürzern Weg nach Indien im nördlichen Ocean suchten. Nun betraten auch die Holländer diese Bahn, und im Jahre 1593 vereinigte sich auf Vorschlag eines Kaufmannes in Middelburg, Moucheron, eine Gesellschaft von Kaufleuten, welche drei Schiffe zu diesem Endzwecke ausrüsteten. Zum Admiral ernannte man Kornelys-Kornelyssohn Ray. Der Capitain des andern Schiffes, war Brand Isbrandt oder Brand Tetgales. Wilhelm Barentz van der Schelling, commandirte das dritte. Man war über die Route, auf welcher das große Problem am sichersten zu lösen sey, sehr verschiedener Meinung. Der berühmte Holländische Cosmograph Plancius behauptete, sie wäre nirgends zu finden als im Norden von Nova-Zemlia. Barentz, dem man ein Schellingsches Fischerboot zur Begleitung gegeben hatte, bekam daher den Auftrag, seine Untersuchungen in der von Plancius anempfohlenen Gegend anzustellen, während die andern beiden Schiffe bestimmt waren, zwischen Nova-Zemlia und der Küste der Tatarey das Meer zu suchen, auf dem sie China erreichen könnten. Uebrigens war man von dem glücklichen Erfolge ihrer Unternehmung fest überzeugt, und selbst nachdem sie schon gänzlich mißlungen war, behauptete der Geschichtschreiber der Expedition Johann Hugo de Linshovten, der die Reise auf dem Schiffe Enkhuysen, unter dem Commando des Capitain Brand Isbrandt mitgemacht hatte, die Möglichkeit einer nordöstlichen Durchfahrt. Er beruft sich auf das Zeugniß von Cornelius Nepos und Plinius, welche von Indiern sprechen, die an die Küste von Norwegen verschlagen worden, und auf keine andere Weise dahin hätten gelangen können, als durch die Straße Waygatz.

Diese Reise sowohl, als die darauf folgenden, in den Jahren 1595 und 1596, haben für Rußland ein besonderes Interesse, nicht nur weil die Küsten eines Theils des nordöstlichen Rußlands, sondern auch die Inseln in der Waygatz-Straße und die ganze Westküste von Nova-Zemlia, während derselben genau untersucht und mit vielem Detail beschrieben worden sind. Da ich mir vorgenommen habe, einen Auszug aus den Journalen der Russischen Seefahrer zu liefern, welche in den Jahren 1734-1740 diese Regionen ebenfalls untersuchten, und deren Reisen besonders zur genauen Kenntniß der Waygatz-Straße, (bei den Russen schon lange vor dem sechszehnten Jahrhunderte unter dem Namen Mattoschkin Schar bekannt,) wichtig ist, so werde ich alsdann auch aus diesen Reisen einen umständlichen Auszug machen, und so die Arbeiten der Russen und Holländer verbinden, obgleich es ohne Hülfe einer guten Karte von der Navigation der Holländer schwer ist, ihre Route zu verfolgen, und die von ihnen gesehenen Punkte genau zu bestimmen. Die in dem dritten Bande der Voyages au Nord befindliche Karte, ist nicht nur sehr klein, sondern auch mit der Beschreibung nicht immer in genauer Uebereinstimmung, dabei ohne Breiten- und Längen-Grade. Hier sey es daher genug, nur die Haupt-Resultate der drei Holländischen Expeditionen anzuführen.

Zufolge einer frühern Uebereinkunft, daß Barentz die Passage nördlich, der Admiral hingegen nordöstlich suchen sollte, segelte letzterer mit seinen zwei Schiffen durch die Straße im Süden von der Insel Waygatz. Diese Straße, welche von den Holländern den Namen der Nassau-Straße erhielt, ist die eigentliche Waygatz-Straße, und nicht die zwischen der Insel Waygatz und Nova-Zemlia, wie man es nach einigen Karten glauben müßte. Auf den alten Russischen Karten heißt die nördliche Straße die eiserne Pforte. Bekanntlich ist in der Baffins-Bay auch eine Straße Waygatz, gebildet durch die westliche Küste von Grönland und die Insel Disco; nördlich von der Straße liegt eine Insel, die ebenfalls den Namen Waygatz führt. Es wäre interessant zu wissen, welche von beiden Inseln früher und von wem sie entdeckt worden sind: die Grönländische oder die Russische Waygatz-Insel, so wie die Bedeutung des Namens Waygatz zu erfahren. Förster glaubt, der Name sey Russischen Ursprungs, und von dem Slavonischen Worte wajatelnoi, d. h. geschnitzt, entstanden, indem die Holländer unter Barentz im Jahre 1594, auf der Südspitze der Insel Waygatz 3-400 hölzerne Statüen gefunden hatten, und diese Spitze Wayatelnoi, so wie von den Holländern Afgodenhook genannt werde. Diese Meinung ist sehr unwahrscheinlich, auch wenn die Aehnlichkeit größer wäre, als sie ist. Eben so unrichtig scheint mir die Meinung zu seyn, nach welcher das Wort Waygatz holländischen Ursprungs, und aus den Wörtern waaien wehen und gat Loch zusammengesetzt ist, weil es hier sehr stürmisch seyn soll. Diese Erklärung ist sehr gezwungen, und widerlegt sich schon dadurch, daß der Name Waygatz existirte, ehe noch die Holländer in die Nähe des stürmischen Lochs kamen; denn schon Burrough spricht 37 Jahre früher, in 1556, von der Insel Waygatz; es frägt sich aber, wer der Grönländischen Insel und Straße den nämlichen Namen gegeben hat? Davis, welcher im Jahre 1587 zuerst die Westküste von Grönland befuhr, erwähnt ihrer nicht. Der Reichs-Kanzler Graf Romanzoff äusserte mir über diesen Gegenstand eine Meinung, die viel Wahrscheinlichkeit hat. Es ist bekannt, daß im 9., 10. und im 11ten Jahrhundert, die alten Scandinavier seeräuberische Expeditionen nach allen Meeren Europas unternahmen; daß sie im 9ten Jahrhundert Island, und im 10ten Grönland entdeckten. Er glaubt daher, daß diese Scandinavier oder Wariager, wie sie der Graf Romanzoff nennt, beide Inseln mögen entdeckt und ihrer gleichen Lage wegen, ihnen den nämlichen Namen gegeben haben. Was nun die Etymologie des Worts Waygatz betrifft, so halte ich die meines Freundes, des Herrn von Krug, Mitglieds der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, von allen für die wahrscheinlichste.

»Im Angel-Sächsischen heißt gat, gate, Thor, Pforte, und wa, waa, (gothisch way) heißt Trauer, Wehklage. Da nun von den alten Arabern die Meerenge ihres Busens Bab el mandeb, d. i. wörtlich: Pforte des Klagorts, genannt ward, weil man die, welche sich hindurch wagten, verloren gab und, gleich Todten, betrauerte: so könnte es wohl im Norden ein ähnliches Thor der Wehklagen gegeben haben. Ingrien war den Normannen sehr früh bekannt, folglich auch der Haupt-Strom dieses Landes, der Ob, obwohl sie seine Mündung nicht kennen mochten. Waren vielleicht mehrere ihrer Schiffe, die von Westen herkamen, um sie im Norden zu suchen, verunglückt, und hielten sie nun alle, welche jene Meerenge bei Novaja-Semlä passirten, für verloren? »Die Normannen konnten entweder von der Petshova aus auf Flußwegen, oder wenn sie Waygatz passirt hatten, etwa unter dem 68 oder höchstens 70º, ebenfalls auf Flüssen nach Ingrien gekommen seyn, ohne so hoch im Norden Jalmet zu umschiffen.« Für wie wichtig man das Problem über den Ausfluß des Ob, auch noch in spätem Zeiten hielt, erhellt aus einer noch unbekannten Nachricht, die ich in einem handschriftlichen Chronographen, aus der Bibliothek des Kanzlers, gefunden habe. Der Zaar Iwan Wasiliewitsch schickte im Jahr 1567 zwei Kosaken Atamanen, Iwan Petrow und Burnasch Jalytschew aus, um die jenseits Sibirien gelegenen Länder zu erkunden. Sie kamen bis nach Peking, und statteten nach ihrer Zurückkunft einen ausführlichen Bericht ab, aus welchem unter andern erhellt, daß ein Hauptpunkt ihrer Instruction war, sich möglichst genau nach dem Ausflusse des Ob zu erkundigen. Nirgends hatten sie darüber Auskunft erhalten können; sie legten ihre Frage nun auch den Hofgelehrten im Mittelreiche (Kitai) vor. Diese antworteten ihnen nach langem Beratschlagen: sie wüßten sonst wohl alles, aber das wüßten sie doch nicht.

Die Nachricht von der Gesandschaft unter Iwan Wasiliewitsch, ist deßhalb merkwürdig, weil man ganz allgemein glaubt, die Russen seyen zuerst 1619 nach Sina gekommen. Die Kosaken wollten den Kaiser selbst sehen; man sagte ihnen aber, das sey durchaus unmöglich, weil sie keine Geschenke dem Kaiser gebracht hätten. Nur weil der Zaar Iwan Wasiliewitsch, um diese Zeit in Kriege mit den Krimschen Tataren, Polen und Schweden verwickelt war, scheint jene Nachricht nicht beachtet worden zu seyn. Im Reichs-Archiv findet sich nichts davon, auch sonst nirgends.«

Jenseits der Nassau-Straße nahm der Admiral einen nordöstlichen Cours, und in dieser Richtung stieß er, 152 Meilen von der Straße, auf das gegenüberliegende Land, welches eine NO und SW Richtung hatte. Sie fanden hier kein Eis, hofften daher auch keins mehr in N und NO zu finden. Da die Richtung der Küste, welche eine Zeitlang NO gewesen war, jetzt plötzlich eine andere Wendung, wie sie vermutheten, nach China nahm, und folglich SO seyn mußte, so wurden sie von der Möglichkeit dieser Route völlig überzeugt; sie hofften die wichtige Entdeckung noch in diesem Jahre zu vollenden; jedoch die späte Jahrszeit und anhaltende widrige Winde zwangen sie, die weitere Entdeckung bis auf das künftige Jahr zu verschieben, und sie kehrten daher um.

Barentz war längs der Westküste von Nova-Zemlia, bis zum 78º der Breite gesegelt. Das Eis-Cap und die Oranien-Inseln am nördlichsten Ende von Nova-Zemlia, waren das Ziel seiner Fahrt. Er ging weiter südwärts, traf bei der Waygatz-Straße seinen Admiral, und kehrte mit ihm nach Holland zurück. Den 26. September kamen sie glücklich in Enkhuysen an.

Im Jahre 1595 wurde der nämliche Admiral Kornelys Kornelyssohn Nay mit 7 Schiffen abgeschickt, um durch die entdeckte Waygatz-Straße nach China zu segeln. Man hatte sich, während der ersten Reise von der Möglichkeit, diese Passage zu finden, so gewiß überzeugt, daß man keinen Zweifel hegte, den erwünschten Zweck dießmal zu erreichen. Zum Vice-Admiral war Brand Tetgales, zum Piloten Wilhelm Barentz und zu General-Comissarien, wurden Huygens de Linschooten, der Geschichtschreiber dieser Reise, und Franz de la Dale ernannt. Die Reise fiel wider Erwarten unglücklich aus. Man traf in und außerhalb der Straße Waygatz so viel Eis, daß ungeachtet aller Anstrengungen, die Schiffe nicht einmal soweit vordringen konnten, als während der ersten Reise. Ohne das gegenüberliegende Land in Osten, welches im Jahre 1539 Neu-West-Frisland von ihnen benannt worden war, erblicken zu können, sahen sie sich gezwungen zurückzukehren; den 26. October kamen sie unverrichteter Sache in Holland an. Ungeachtet dieser unglücklichen Reise wurde im folgenden Jahre nochmals ein Versuch gemacht. Man rüstete zwei Schiffe, unter dem Befehl des Jakob von Hemskerk aus. Wilhelm Barentz war Pilot und Jan Kornelys Ryp, Capitain des zweiten Schiffs. Den 18. Mai segelten sie aus dem Vlie. Den 9. Juli entdeckten sie in 74½º der Breite eine Insel, welche den Namen Bären-Insel erhielt, die nämliche welche die Engländer im Jahre 1609 Cherry-Insel nannten. Sie setzten ihren Lauf nach Norden fort, bis sie ein Land erblickten, das aus beeisten Felsenspitzen besteht, und aus dieser Ursache den bis jetzt beibehaltenen Namen Spitzbergen erhielt. Längs der Ostküste dieses Landes segelte man bis zum 79º, wo sich die beiden Schiffe trennten. Ryp wollte noch weiter nach Norden, trotz des Eises welches die weitere Fahrt dahin sehr erschwerte, bis zum 80º vordringen. Barentz hingegen ging südlich nach Nova-Zemlia zu, welches er den 17. Juli in 73½º der Breite erblickte. Längs dieser Küste segelte er so lange nach Norden, bis er das äußerste Cap von Nova-Zemblia umschiffte. Alsdann der Richtung der Küste in einer geringen Entfernung folgend, wandte er sich nach Süden, bis er vom Eise ganz eingeschlossen, ohne Hoffnung sich davon loszumachen, da schon im halben September das offene Wasser zwei Finger dick fror, sich genöthigt sah, alle Lebensmittel ans Land zu bringen, und den Winter da zu bleiben. Den 14. Juni des folgenden Jahrs, verließ die übrig gebliebene Mannschaft in den zwei geretteten Schiffsböten ihren Winter-Aufenthalt, wo sie mit tausend Leiden kämpfend, dem unglücklichen Schicksale Willoughby's mit Mühe entgangen war. Der muthvolle Barentz starb bald nach ihrer Abreise an gänzlicher Erschöpfung. Die Böte nahmen den nämlichen Weg, um die Nordspitze von Nova-Zemlia, den sie gekommen waren; sie fuhren längs der ganzen Westküste dieses unwirthbaren Landes, und kamen glücklich in Kilduyn an, von wo sie, nur 12 an der Zahl, der ganze Rest ihrer Mannschaft, den 1. November in Amsterdam eintrafen.

Dieß war der wichtigste Versuch von Seiten der Holländer, zur Entdeckung einer nördlichen Durchfahrt nach China. Es wurden zwar auch von ihnen im folgenden Jahrhunderte Expeditionen zu diesem Endzwecke unternommen, wie dieß in der Geschichte der Entdeckungen des 17. Jahrhunderts gezeigt werden wird; doch geschahen sie nicht mit dem Eifer und der Anstrengung, als die so eben erzählten; die Resultate fielen, wie bei jenen, gänzlich fruchtlos aus.

Ehe ich die Geschichte der Reisen nach dem Nordpol, im Laufe des 16. Jahrhunderts schließe, muß ich noch einiger Versuche erwähnen, die einen ähnlichen Zweck hatten, und auch in diesen Zeitraum fallen; doch haben diese Nachrichten nicht alle gleiche Authenticität mit dem was wir von den angeführten Englischen und Holländischen Expeditionen wissen.

Die Expedition des Francisco de Gualle (richtiger Gali) im Jahre 1582 hatte, wie Forster behauptet, den Zweck zu untersuchen, ob wirklich im Osten und Norden von Japan, eine Durchfahrt vorhanden sey, durch welche die Südsee mit den nördlich von Asien gelegenen Meeren zusammenhänge. Nach Burney war diese Untersuchung nicht der Hauptzweck von Gali's Reise; auch läßt's sich aus seiner Route, direckt nach den Philippinen, nicht folgern. Gali segelte von Akapulko den 10. März: bis zum 16º der Breite steuerte er WSW, dann bis zu den Ladron-Inseln W und WS. Von diesen letztern Inseln nahm er seinen Cours nach den Philippinen und von da nach Makao. Den 24. Juli trat er seine Rückreise von Makao nach Neuspanien an. Er segelte in keiner großen Entfernung bei den Liqueo-Inseln vorüber nach NO und Ost. Aus der hohlen See und aus den Strömungen von N und NNW her, welche er 300 Seemeilen in ONO von Japan fand, und welche sich erst 200 Meilen von der Küste von Neuspanien verloren, schloß er, daß in N und in NW eine Straße zwischen dem festen Lande von Neuspanien und den Ländern von Asien und der Tatarey seyn müsse. Gali ahnete also die Existenz der Berings-Straße.

Die Expedition welche der Vice-König von Mexico, Graf Monterry, unter dem Befehle des Sebastian des Viscaino, in den Jahren 1596, 1602 und 1603 nach Norden abschickte, hatte wohl nicht die Absicht eine Durchfahrt nach dem Nordmeere zu suchen, sondern nur die Entdeckung von Cabrillo zu vollenden, und die Küsten im Norden von Californien genau zu untersuchen.

Es bleibt mir noch übrig, der Reise des Spaniers Maldonado zu erwähnen, von dem man behauptete, daß er im Jahre 1588 auf einer Reise von Lissabon nach Labrador, eine Straße gefunden hätte, vermittelst welcher es möglich sey, in 3 Monaten von Spanien nach China zu segeln. Diese Reise des Maldonado hat man immer für eine Fabel gehalten, indeß ist vor Kurzem die Authenticität derselben von neuem vertheidigt worden. Man hat das Manus. von Maldonado gefunden, und der gelehrte Herausgeber desselben: Amoretti, scheint von der Wirklichkeit dieser Reise vollkommen überzeugt zu seyn. Ich werde an einem andern Orte meine Ansichten über diese Reise anführen. Ich habe im 43. Bande der allgemeinen geographischen Ephemeriden, einen Aufsatz abdrucken lassen, in welchem es mir nicht schwer geworden ist, zu beweisen, daß Amoretti sich sehr täuscht, das gefundene Manus. von Maldonado für authentisch gehalten zu haben. Burney glaubt, die Schrift sey das Machwerk eines Deutschen, weil die Entfernungen nicht in Spanischen, sondern in Deutschen Meilen angegeben sind.

Daß Urdanetta im Jahre 1556 auch diese Durchfahrt gefunden haben soll, beruht blos auf mündlichen Ueberlieferungen, und verdient daher keinen Glauben. Unter diese Categorie gehört auch die Reise des Griechen Apostolos Valerianus, bekannter unter dem Namen Juan de Fuca, welcher vorgegeben hatte, im Jahre 1592 vom Vice-Könige von Mexico zur Auffindung der Straße Anian, mit drei Schiffen abgesandt worden zu seyn. Zwischen dem 47 und 48º der Breite habe er eine Einfahrt entdeckt, in die er immer tiefer eingedrungen sey, bis er sich endlich in der Nordsee befunden habe. Hierauf wäre er wieder umgekehrt und glücklich in Akapulko angekommen. Daß sich ungefähr in der von Fuca angedeuteten Parallele eine Einfahrt befindet, ist gegründet, obgleich auch hier eigentlich ein Unterschied von 40' in der Breite ist; daß die Einfahrt aber nach dem Atlantischen Oceane führen soll, beruht nur auf der fabelhaften Aussage des Fuca, und ist durch Capitain Vancouver hinlänglich widerlegt, da dessen Untersuchungen beweisen, daß die sogenannte Einfahrt des Juan de Fuca nur Meilen weit schiffbar ist.

Ebenso wenig Glauben verdient der Bericht eines Engländers, Thomas Cowley, der im Jahre 1579 behauptete, daß 12 oder 14 Jahre früher, ein Portugiese, Namens Martin Chak, in 59º der Breite eine Durchfahrt von Neufundland nach Indien gefunden habe.


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