Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Es verfloß eine geraume Zeit ehe man die Versuche einer nördlichen Durchfahrt nach den Indischen Gewässern erneuerte. Erst in der Mitte des 18ten Jahrhunderts schien der Geist für die Reisen nach dem Nordpol wieder aufzuleben, und zwar geschah dieses in England, wo der Handel einen Schwung genommen hatte, den der unternehmende Geist seiner Einwohner, ihre Industrie und die glückliche Constitution des Landes in einer von keiner andern Nation erreichten Höhe erhielt, und noch erhält; für eine große handelnde Nation mußte ein kürzerer Weg nach Indien und China von der äußersten Wichtigkeit seyn. Im Jahre 1741 und 1746 wurden zwei Expeditionen unternommen, welche wohl für die Möglichkeit oder Unmöglichkeit, eine Durchfahrt in NW zu finden, entscheidend waren; jedoch verdienen ein paar frühere Reisen, weil sie als Einleitung zu den Reisen des Capt. Middleton und Moor angesehen werden können, noch einige Erwähnung.
Im Jahre 1719 wurden die Capitaine Knight und Barlow von der Hudsons-Bay-Compagnie auf Entdeckungen nach dem nördlichen Theile der Hudsons-Bay ausgeschickt; von diesen Schiffen erfuhr man aber seit ihrer Abreise gar nichts und wahrscheinlich gingen sie im Eis unter. Theils um die Equipagen der beiden Schiffe aufzusuchen, falls sie sich von den verunglückten Schiffen sollten gerettet haben, theils auch um Entdeckungen in der Hudsons-Bay zu machen, die vielleicht die Möglichkeit einer nördlichen Durchfahrt erweisen würden, wurde im Jahre 1772 ein Schiff unter dem Befehle des Capt. Scroggs ausgeschickt. Den 22ten Juni segelte er aus dem Churchhill-Flusse, einem englischen Etablissement an der Westküste der Hudsons-Bay im 59º der Breite. Den 9ten Juli ankerte er in einer Bay, 9 Meilen von der nächsten ihm in Norden liegenden Bay, in einer Tiefe von 12 Faden. Eine Spitze in ONO nannte er Whale bone Point (Fischbein-Spitze) und die südlichste einiger Inseln in SSW und SWS erhielt den Namen Cap Fullerton. In Westen war hohes Land zu sehen. Scroggs rechnete sich in 64º 56' der Breite. Nach der Aussage einiger Eingebornen, die er am Bord hatte, befand sich das Schiff in einer Bay, vor welcher eine Barre oder Sandbank liegt, nach andern Nachrichten aber war das Schiff noch 30 Meilen von der Barre; auch Scroggs eigene Leute, die er ans Land geschickt hatte, behaupteten, keine Gefahr oder irgend ein Hinderniß weiter nach Norden zu gehen, wahrgenommen zu haben, auch Eis war nicht zu sehen, demungeachtet segelte Scroggs, ohne weitere Untersuchungen anzustellen, aus der Bay, und kehrte nach England zurück. Den 15ten Juli heißt es bei Ellis, durchschnitt Scroggs den Welcome in 64º 15'. In 64º 8' sah man viele Wallfische, und die Sonden zeigten von 40 zu 70 Faden. Obgleich in den Berichten von Scroggs gesagt worden ist, daß er im Welcome gewesen sey, und die Breite an drei verschiedenen Tagen größer als 64º angegeben wird, so behauptet doch Forster, Scroggs sey nicht in dem Welcome, sondern in einer Bay, die auf den Karten den Namen Rankins-Inlet führt, gewesen. Die Marble Insel, sagt er, liegt in der Mündung dieser Bay, und man kann sie daher gar nicht verkennen. Aber die Marble Insel liegt beinahe 2º südlicher, auch ist es nicht gesagt, daß Scroggs in der Mündung der Bay eine Insel gesehen habe: es ist die Rede von mehrern Inseln. Man darf daher wohl annehmen, daß südlich von Cap Dobbs, in der von Scroggs angegeben Breite, eine Bay mit mehrern Inseln in SSW von ihr, liegt. Tief kann die Bay nicht seyn; denn in der Breite von 65º ist der Welcome überhaupt nur 30 bis 35 Meilen weit, folglich würde man bei den spätern Untersuchungen dieser Küste von einer tief ins Land gehenden Bay wohl Notiz genommen haben; aber auch nach Scroggs eigenem Berichte ist man nicht berechtigt zu glauben, daß er in einer so tiefen Bay, wie die von Rankins-Inlet ist, geankert haben sollte.
Ich kann nicht umhin, eines Vorschlags zu erwähnen, den man zu dieser Zeit machte, um Rußland zur Aufsuchung einer nördlichen Passage zu vermögen. Das Project wurde freilich nicht ausgeführt, es verdient jedoch der Vergessenheit entrissen zu werden. Im Jahre 1732 wandte sich ein Engländer an den Russischen Gesandten in London, den Fürsten Kantemir, mit dem Vorschlage von Archangel aus über Nova-Zemlia einen kürzern Weg nach Indien ausfindig zu machen; er schildert in seinem Plane mit lebhaften Farben den unendlichen Gewinn den Rußland haben würde, wenn es unmittelbar Theil an dem Handel mit den orientalischen Ländern und Inseln, als China, Japan, den Philippinen und Moluken und mit der Küste von Amerika nehmen dürfte; er hält es daher wohl des Versuches werth, den kürzesten Weg nach diesen Ländern aufzusuchen, von welchem er übrigens mit Gewißheit hofft, daß er gefunden werden könne. In diesem Plane, welcher sehr gut geschrieben ist, sagt er unter anderm: daß, da die Dänen im Besitze des Schlüssels der Ostsee sind, so müsse man, um unabhängig von ihnen zu seyn, Archangel zum wichtigsten Orte Rußlands machen; Archangel sey überdem sehr gut gelegen, um den Wallfischfang von dort zu führen, man müsse daher diesen Zweig der National-Industrie ja nicht vernachlässigen, wobei er besonders auf die vortreffliche Schule ein großes Gewicht legt, welche eine solche Navigation für die russischen Matrosen seyn würde. Aus der Depesche des Fürsten Kantemir sieht man, daß er die vortheilhafteste Meinung von dem Engländer gehabt habe; er schildert ihn als einen Mann, welcher für Rußland von großem Nutzen seyn könnte, und empfiehlt ihn der Kaiserin aufs angelegentlichste. Er meldet ferner der Kaiserin, daß er ihm einen Paß nach Rußland geben werde, wohin der Engländer auf eigene Kosten reisen wolle, so wie er überhaupt auf keine Schadloshaltung Anspruch mache, bis seine Vorschläge von einer Commission geprüft wären; auf den Fall aber, daß man sie vorteilhaft für Rußland hielte und ihm die Ausführung übertragen würde, verlange er die Summe von 12 000 £. Sterling. In der That eine sehr mäßige Belohnung, wenn sie auch nur für die Vortheile gewesen wäre, welche Rußland durch Errichtung eines Wallfischfangs erlangt hätte, geschweige denn für die Leitung einer so beschwerlichen Reise, als die einer Polar-Reise seyn mußte. Den Namen dieses unternehmenden und allem Anscheine nach geschickten Engländers erfährt man aus der Depesche des russischen Gesandten nicht, weil er ihn gebeten hatte seinen Namen zu verschweigen. Man muß es sehr bedauern, daß Rußland von diesem Manne keinen Nutzen gezogen hat. Erst 40 Jahre später wurde der freilich vergebliche Versuch gemacht, einen kürzern Weg nach Indien zu finden, die Ehre jedoch einen solchen Versuch damals gemacht zu haben, wäre der Russischen Marine verblieben. Ich verdanke obige Nachricht dem Herrn Reichskanzler Grafen Romanzoff, so wie der Bereitwilligkeit des Herrn Archivarius der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Bantisch Kamenskoy in Moskau, dieses Document mir sogleich mitgetheilt zu haben.
Es war bald darauf, daß in England Arthur Dobbs auftrat, der leidenschaftlich die Existenz einer NW Durchfahrt vertheidigte, und alles aufbot, sie aufgesucht zu wissen. Schon im Jahre 1737 gelang es ihm, die Hudsonsbay-Compagnie zu bewegen, zwei Schiffe zu diesem Behufe auszurüsten. Diese kamen jedoch zurück, ohne eine Entdeckung oder irgend nur eine nützliche Beobachtung oder Bemerkung gemacht zu haben, auch waren sie nur bis 62º 30' gekommen. Dobbs hielt die Compagnie in Verdacht, daß sie Schuld an dem gänzlichen Mißlingen der Expedition sey, indem wohl die Existenz einer nordwestlichen Durchfahrt dem Interesse dieser Handlungs-Gesellschaft zuwider seyn würde. Er wandte sich daher an die Regierung, welche auch zwei Schiffe zu der verlangten Unternehmung ausrüsten ließ: den Furnace und die Discovery. Ersteres Schiff commandirte der Capt. Christoph Middleton, ein sehr guter Seemann, der während seines Dienstes bei der Hudsonsbay-Compagnie eine genaue Kenntniß der Hudsons-Bay erlangt hatte, und selbst die größte Hoffnung hegte, daß die Passage gefunden werden würde. Der Capt. der Discovery hieß William Moor. Beide Schiffe segelten im Jahre 1741 nach der Hudsons-Bay, winterten im Churchhill-Flusse, und traten am 1ten Juli des folgenden Jahres von dort ihre Entdeckungs-Reise an. Den 3ten sah man 3 Inseln, deren Breite zu 61º 40' bestimmt wurde, und den 4ten in 63º N und 93º 40' W. die Insel Brook Cobham, Ellis bestimmte die Lage dieser Insel zu 62º 55' N und 92º W. diese Insel ist ungefähr 20 Meilen lang und 9 Meilen breit; ihre Entfernung vom nächsten Lande beträgt 9 Meilen. Den 10ten fand Middleton die Weite von Sir Thomas Roes Welcome von 45 bis 55 Meilen, und in der Breite von 64º 51' betrug sie von 30 bis 35 Meilen, die gegenüber liegende östliche Küste der Welcome (Cary-Swans-Nest) war flach. An der westlichen Seite wurde ein hervorragendes Cap, Dobbs genannt. Nordwestlich von diesem Cap zeigte sich ein tiefer Einschnitt, den man zuerst für einen Fluß hielt und Wager-Fluß nannte. Die Weite des Einschnitts betrug auf einer Strecke von 5 Meilen, 8 Meilen; 12 Meilen höher über 20 Meilen. Die Mündung dieses Einschnitts liegt in 65º 23' N und 88º 37' der Länge. Middleton ankerte zuerst an der Nordseite in 34 Faden, alsdann höher in einer kleinen Bay, welche er Savags-Sound nannte; eine andere Bay noch nördlicher in 65º 50' erhielt den Namen Deer-Sound. Die Böte der Schiffe erforschten den Wager-Fluß, oder wie er seitdem genannt wurde: die Wager-Bay noch 30 Meilen höher. Den 4ten August segelte Middleton aus der Bay, nachdem er sie so weit untersucht hatte, als es das Eis erlaubte und richtete von hier seinen Lauf nordwärts. Den 5ten befand er sich in 66º 14' und 86º 28' W, in einer 25 bis 30 Meilen weiten Meerenge, von welcher die östliche Sekte aus flachem niedrigen Lande bestand. Den 6ten sah man an der NW Küste ein Vorgebirge, von welchem das Land eine Richtung nach NW nahm; in der Hoffnung, daß dieses Vorgebirge die Nordspitze von Amerika sey, benannte man es Cap Hope. Während der Nacht bahnte man sich durch das Eis einen Weg gerade nach Norden von Cap Hope, fand sich aber am folgenden Morgen sehr in seinen Hoffnungen getäuscht. Das überall von Westen nach Osten liegende Land überzeugte Capt. Middleton, daß hier keine Durchfahrt möglich sey, und daß er sich in einer Bay befände deren nördlichstes Ende 18 bis 20 Meilen breit ist. Sie erhielt den Namen Repulse-Bay (zurückweisende Bay). Im Osten sah man eine mit Eis angefüllte Meerenge, welche das Land Cary-Swans-Nest oder die Insel Southampton von dem an die nördlichen und östlichen Küsten der Repulse-Bay stoßenden Lande trennt. Ehe Middleton aus der Bay wieder heraus segelte, ging er ans Land an das östliche Ufer der Repulse-Bay, welches er als sehr gebirgig beschreibt, und bestieg den höchsten Berg daselbst, von wo er nicht nur die Eis-Straße sondern auch das Meer jenseits derselben übersehen konnte. Die Straße ist 12 bis 20 Meilen breit, und ungefähr 50 Meilen lang, ihre Richtung zuerst SO dann Süd; sie ist mit mehrern größern und kleinern Inseln angefüllt; 50 bis 60 Meilen genau in Süden von seinem Standpunkte sah er sehr hohes Land, welches seine Richtung nach Cap Comfort zu nehmen schien. Middleton untersuchte nun noch die Westseite der Welcome bis zur Insel Brook Cobham, und den 13ten August trat er von dort seine Rückreise nach England an.
Dobbs war mit dem Resultate dieser Reise höchst unzufrieden; es entstand ein Federkrieg zwischen ihm und Middleton, in welchem Dobbs den Sieg davon trug. Er bestand nun auf eine zweite Expedition, die auch im Jahre 1746 vor sich ging. Die Regierung bestimmte überdem durch eine Parlaments-Acte, eine Belohnung von 20 000 £. Sterling für denjenigen, der die wichtige Entdeckung vollenden würde. Eine Gesellschaft von Privatleuten beschloß, die Kosten zu der zweiten Dobbsschen Unternehmung herzugeben, und schoß in Aktien von 100 £. 10 000 £. zusammen. Mit dieser Summe wurden zwei Schiffe gekauft, die Dobs Galley von 180 Tonnen, und die California von 140 Tonnen; Capt. William Moor erhielt das Commando des ersten Schiffs, Capt. Francis Smith das der California. Der Geschichtschreiber dieser Reise Henry Ellis, ging als Agent der Commitée der Gesellschaft mit, überdem war ihm aufgetragen, physikalische Beobachtungen anzustellen, und von den Küsten genaue Karten zu verfertigen. Das Letztere hat er schlecht erfüllt; denn bei seinem Buche befindet sich nur eine einzige Karte nach einem sehr kleinen Maaßstabe, und in vielen Stücken unrichtig.
Die Expedition segelte den 27ten Mai 1746 von Yarmouth. Den 8ten Juli sah man die Resolution-Inseln am Eingange der Hudsons-Straße. In der Nähe der Savage-Inseln kamen mehrere Esquimeaux an Bord der Schiffe. Den 19ten sah man 20 Meilen in Süden die Insel Cap Charles. Den 30ten befand man sich bei der Insel Salisbury am westlichen Ende der Hudsons-Straße. Den 2ten August wurde das Cap Diggs und den 4ten die Insel Mansel doublirt. Den 11ten erreichten die Schiffe die Westküste der Hudsons-Bay in 64º der Breite, und den 19ten die Insel Brook Cobham oder Marble Island. Hier wurde beschlossen, die genaue Untersuchung von Sir Thomas Roes Welcome bis zum folgenden Sommer zu verschieben, und den Winter im Port Nelson zuzubringen. Der Lauf der Schiffe wurde diesem Beschluß zufolge nach dem Flusse dieses Namens gerichtet, wo sie den 25ten glücklich ankamen. Ellis bestimmte die Breite von Fort York zu 57º 20' N und die Länge aus einer von ihm daselbst beobachteten Mondfinsterniß 93º 58'. Den 9ten Juni des folgenden Jahres verließen die Schiffe ihren Winter-Aufenthalt und segelten den 22ten aus dem Flusse. Den 30ten Juni sah man Centry-Isl in 61º 40'; den 2ten Juli Knights Isl in 62º 2'. Man segelte mehrere Inseln vorbei, als Merry's, Jones und Sir Biby's Isl, welche alle wüste und felsigt sind. Letztere Insel liegt von dem Eingange der Nevils-Bay in einer Entfernung von 15 Meilen. In 62º 47' wurde ein Einschnitt Corbets-Inlet genannt. Das Cap Jalabett bestimmte er zu 63º 15' das Cap Fullerton zu 64º 15' und ein von ihm sogenanntes Cap Frey zu 64º 32'. Man machte die Entdeckung eines andern großen Einschnitts, welcher bei seinem Anfange eine Breite von 9 bis 12 Meilen hatte, sich dann mehr und mehr ausdehnte, und 24 Meilen vom Eingange über 20 Meilen breit war, nachher aber wieder abnahm. Seine Richtung war zuerst NNW und dann ganz westlich. Ellis gibt dieser Bay den Namen Chesterfield Inlet; sie wird aber auch Bowders Inlet genannt. Sie wurde nicht ganz bis an das Ende untersucht, folglich schien es wenigstens damals nicht unmöglich, daß hier die NW Durchfahrt noch zu finden seyn könnte. Ellis selbst war dieser Meinung, und es ist wirklich merkwürdig, daß man diese Bay nicht genauer untersuchte, ehe man nach der Wager-Bay segelte. Den 29sten kamen die Schiffe daselbst an; der Eingang in diese Bay wurde von Ellis zu 65º 33' N und zu 88º W bestimmt. Cap Montague bildet die nördliche und Cap Dobbs die südliche Spitze des Einganges. Man segelte die Bay hinauf und ankerte in einem guten Hafen, der den Namen Douglas Harbour erhielt. Von hier aus wurden die Böte der Schiffe zweimal ausgeschickt die Bay genau zu erforschen; man fand aber nirgends eine Verbindung mit einem Landsee oder mit einem Flusse, sie war überall vom Lande eingeschlossen. Den 15ten verließen die Schiffe die Wager-Bay, und die Rückreise nach England wurde beschlossen. Den 27sten sah man Cap Pembroke; den 28sten segelte man die Insel Mansel vorbei und den 14ten Oktober kamen die Schiffe glücklich in Yarmouth an.
Da nach Ellis eigenem Berichte die Möglichkeit noch Statt fand, in dem Chesterfield Inlet die gewünschte Durchfahrt zu finden, so schickte die Hudsonsbay-Compagnie im Jahre 1761 den Capitain Christopher in der Schaluppe Churchhill ab, um diese Bay genau zu untersuchen. Der Capitain Christopher segelte von Fort Churchhill ab, untersuchte die Bay, kehrte aber so wie das Wasser weniger salzig zu werden anfing, und er nun in einem Flusse zu seyn glaubte, zurück. Um nun noch jeden Zweifel welcher über diese Bay Statt finden konnte, zu heben, ward der Capt. Christopher das folgende Jahr abermals dahin abgeschickt, in Begleitung eines Cutters, unter dem Commando eines Capt. Norton. Die Untersuchung der Chesterfield-Bay ward nun vollendet und man fand, daß sie sich 170 Meilen weit vom Meere in einem See von süßem Wasser endigt. Der See war 63 Meilen lang und 15 bis 30 Meilen breit; am westlichen Ende fand sich ein Flüßchen, das ebenfalls landeinwärts untersucht ward bis es sich verlor.
In allen Erwartungen die Dobbs über das Auffinden der nordwestlichen Durchfahrt gehabt hatte war er also getäuscht; ein neuer Strahl von Hoffnung zeigte sich, und er unterließ auch hier nicht auf den Grund zu kommen. Laut Aussagen eingeborner Amerikaner, welche von Norden her zum Handel nach den Etablissements der Hudsons-Bay kommen, gibt es einen Fluß, der sich in das Eismeer ergießt und des vielen Kupfers wegen, das in demselben gefunden wird, den Namen Kupferbergwerk-Fluß führt ( Copper mine river). In der gewissen Hoffnung, daß vermittelst dieses Flusses die Durchfahrt gefunden werden würde, drang er in die Hudsonsbay-Compagnie, den Fluß untersuchen zu lassen, und im Jahre 1779 wurde Hearne dahin abgefertigt. Am 7ten Dezember des nämlichen Jahres reiste er ab. Seine merkwürdige Fußreise die 1300 Meilen betrug bis zur Mündung des Kupferflusses und zurück bis Fort Prince of Wales, dauerte 1 Jahr und 7 Monaten; allein das Resultat der Reise war nichts weniger als günstig für das System des Herrn Dobbs. Hearne fand den Fluß so seicht, daß er kaum einen Indianischen Canot tragen konnte; auch war er mit Sandbänken und Wasserfällen angefüllt. Nach Hearne's Beobachtungen liegt die Mündung des Flusses in 72º N und 25º W von dem Orte seiner Abreise in 58º 50' W. Die Breite möchte indeß zu nördlich seyn. Dalrymple hat eine von den Amerikanischen Indianern auf Häuten gezeichnete Karte in Besitz gehabt, auf welcher der Coppermine Fluß in Verbindung mit dem Meere nördlich von Repulse-Bay steht; es war daher Dalrymple's Meinung, daß die Repulse-Bay nicht im Norden geschlossen, wie sie es nach Middletons Bericht seyn müßte, sondern mit dem nördlichen Eismeere durch den Coppermine Fluß verbunden sey. Man muß nicht unbemerkt lassen, daß Dalrymple ein eifriger Vertheidiger der NW Passage war ( Dalrymple memoir of a map of the lands around the North Pole).
Seit dieser Reise ist kein Versuch mehr gemacht worden, in der Hudsons-Bay eine Verbindung mit dem nördlichen Theile des großen Oceans zu suchen, obgleich Ellis eine solche Verbindung für sehr wahrscheinlich hält, und sie in der Chesterfield-Inlet und in der Repulse-Bay will gesucht haben.
Im Jahre 1764 beschloß die Kaiserin Catharina, die bekanntlich sich lebhaft für alles Wissenschaftliche interessirte, von Archangel aus eine Reise nach dem Nordpol unternehmen zu lassen. Für den Handel Rußlands, der damals noch in seiner Kindheit war und der Natur der Dinge gemäß noch lange in einem unvollkommenen Zustande bleiben mußte, war ein kürzerer Weg nach den Japanischen und Chinesischen Gewässern von keiner Wichtigkeit; es war daher nur Eifer für die Wissenschaften, der die große Kaiserin zu der Unternehmung bewog. Den Befehl der Expedition, die aus drei Schiffen bestehen sollte, erhielt der Brigadier nachmaliger Admiral Tschitschagoff, und noch in demselben Jahre gingen die Schiffe von Archangel nach Kola ab, wo sie den Winter bleiben sollten.
Den 10ten Mai 1765 segelte Tschitschagoff von Kola, und den 16ten Juni ankerten die Schiffe in Klok-Bay (das Bell-Sound der Engländer) an der Küste von Spitzbergen; hier blieben sie bis zum 4ten Juli, und nahmen nun ihre Richtung gerade nach Norden zu. Den 21. Juli erblickte man Prince Charles-Insel und den 24sten beobachtete man in 80º 21'; die Länge betrug 7º 41'. Von diesem Tage an ward es, trotz aller Anstrengung unmöglich, weiter nach Norden vorzudringen; täglich fand man sich um einige Minuten weiter nach Süden zurückgedrängt, und als am 29sten Juli (9. Aug.) der Wind stark aus Nord zu wehen anfing, und große unabsehbare Eismassen, die sich von NO bis WSW ausdehnten, den Weg ganz und gar versperrten: so beschloß der Commodore mit Einwilligung seiner Capitaine zurückzukehren. Bei den täglich größer werdenden Schwierigkeiten und der so sehr vorgerückten Jahrszeit, konnte eine größere Beharrlichkeit nur der Expedition schaden, und durchaus keinen glücklichen Erfolg versichern. Der ungünstige Ausgang dieser Fahrt war dem Grafen Tschernischeff, Präsident des Admiralität-Collegiums ein harter Schlag, und im vollen Unmuthe über die fehlgeschlagene Erwartung schrieb er dem Commodore einen officiellen Brief, der mehrere Aeußerungen der Unzufriedenheit enthielt und besonders ihm den Vorwurf machte, sich nicht eifrig genug gezeigt zu haben, den ihm gegebenen Auftrag auszuführen. Der Capitain Tschitschagoff, der selbst nach St. Petersburg gereist war, rechtfertigte sich indeß in seiner Antwort hinlänglich, und selbst der entfernteste Verdacht gegen ihn verschwand sowohl bei der Kaiserin als ihrem Minister. Beide hatten an der Ausführbarkeit des Unternehmens nicht gezweifelt; die Täuschung ihrer Erwartungen hatte sie daher im Unmuthe zu einer Ungerechtigkeit verleitet, die sie bald erkannten und auch wieder gut machten. Ein zweiter Versuch ward beschlossen, und zum Beweis des Zutrauens, den die Kaiserin in die Geschicklichkeit und den Muth des Capitain Tschitschagoff setzte, ernannte sie ihn abermals zum Chef der zweiten Expedition, die aus den nämlichen drei Schiffen bestand. So völlig gerechtfertigt in der Meinung seiner Monarchin und vielleicht auch in der des Ministers, reiste Capitain Tschitschagoff im Februar 1766 von St. Petersburg nach Archangel und von da nach Kola ab. Hier fand er die Schiffe der Expedition völlig ausgerüstet, und den 19ten Mai segelte er ab. Es gelang ihm dießmal um einige Minuten weiter nach Norden vorzudringen. Den 10/29 Juli beobachtete man in 80º 28'; das im Norden feststehende Eis ließ indeß keine Hoffnung übrig, nun weiter mehr nach Norden vorzudringen, und es ward den folgenden Tag die Rückkehr nach Archangel beschlossen. Man befand sich damals in 79º 56' 38'' beobachteter Breite, in der Nähe der Küste von Spitzbergen, die man von SO 52º bis SW relevirte. Den 31sten Juli liefen die Schiffe in die Klok-Bay ein, um die hier zurückgelassene Provision, und andere Vorräthe an Bord zu nehmen. Den 8ten August segelten die Schiffe aus der Klok-Bay, den 9ten September ankerten sie auf der Rhede von Archangel und hiemit endigte sich die Expedition.
Wir haben jetzt nur noch von einem Versuche Bericht abzustatten, eine nördliche Durchfahrt zu finden, nämlich von dem des Capitains Phipps im Jahre 1773.
Die Schiffe Racehorse und Carcaß, ersteres commandirt von dem Capt. Phipps, letzteres von dem Capt. Ludwidge, segelten den 4ten Juni 1773 von der Nore. Den 28sten in der Länge von 7º 50' Ost, sah man in Osten die Küste von Spitzbergen in einer Entfernung von 30 bis 35 Meilen, und den Tag darauf das Schwarze Cap, dessen Lage Phipps zu 78º 13' N und zu 10º 36' O bestimmte. Das Schwarze Cap ist die Südspitze einer Insel, welche in einer fast gleichen Richtung mit der Küste von Spitzbergen nicht weit davon liegt, und aus dieser Ursache wohl von den Holländern Forland genannt ist. Die Engländer nennen sie Prince Charles Island; die Nordspitze heißt Vogelhook auch Faire-Foreland (das schöne Vorgebirge.) Den 13ten Juli ankerte Phipps auf der Rhede von Vogelsang, welche die alten Englischen Seefahrer Nord-Hafen nannten, Die von den Holländern genannte Smeerenberg-Bay nannten sie Südhafen. die Nordost-Spitze dieser Rhede ist das sogenannte Cloven-Cliff (gespaltene Felsen). Die Breite von Cloven-Cliff wurde von Phipps zu 79º 53' und die Länge nach den Chronometern zu 9º 59' 30'' bestimmt; die Lage von Cap Hackluyt, einer Insel, welche die Holländer Amsterdam-Insel nennen, zu 79º 47' N und 9º 11' 30'' O. Den 18ten segelte Phipps von der Rhede Vogelsang nach Norden; des vielen Eises wegen machten die Schiffe jedoch nur geringe Fortschritte. Endlich wurde es den 25sten NO frey, und man erreichte die Insel Moffen, welche 4º im Osten von Cap Hackluyt liegt. Den 27sten befand man sich nach der Schiffs-Rechnung in 80º 14' N und in 14º 59' 30'' der Länge, nach den Chronometern. Eine unabsehbare in einer Ost- und West-Richtung liegende Eismasse, versperrte hier den Weg nach Norden; dieß war während der ganzen Reise die höchste Breite, welche die Englischen Schiffe erreichten. Nimmt man an, daß die estimirte Breite von Phipps richtig sey, so ist Phipps um 20' dem Pole näher gekommen als der Admiral Tschitschagoff. Den 29sten in 80º 24' 56'' beobachteter Breite zeigte sich im Süden eine Oeffnung; man hielt sie für die Meerenge Waygaß oder Hinlopen, welche das Nordost-Land von Spitzbergen von der Haupt-Insel trennt. Die Schiffe avancirten jetzt bei Wenigen nach Osten, und in der Breite von 80º 30' befanden sie sich bei den 7 Inseln im 19º der Länge. Zuletzt wurden sie so sehr vom Eise eingeschlossen, daß mehrere Tage hindurch jede Hoffnung verschwand, die Schiffe zu retten. Capt. Phipps beschloß daher sie dem Eise Preis zu geben, und nur die Böte mit den notwendigsten Artikeln über das Eis hinweg zu ziehen bis zu der Nordspitze von Spitzbergen, wo sie den Winter hätten zubringen müssen. Von einem Berge auf einer der Inseln hatte man eine Aussicht von 35 Meilen, man sah aber in Norden und in NO durchaus nichts als eine einzige nur durch den Horizont begränzte Eismasse. Endlich erhob sich den 9ten August ein Wind aus Osten, und befreyte die Engländer von dem schrecklichen Schicksale, das sie treffen mußte, wenn sie ihre Schiffe hätten verlassen müssen. Phipps ankerte hierauf in dem Hafen von Smeerenberg, segelte von hier den 19ten und trat nun seine Rückreise nach England an, wo er zu Ende September ankam.
Einige Jahre vor dieser Reise, hatte der berühmte Weltumsegler Bougainville seiner Regierung den Vorschlag zu einer Reise nach dem Nordpol gemacht, und in diesem zwei Wege angedeutet, auf welchen der Pol am wahrscheinlichsten zu erreichen sey. Die Französische Regierung verwarf diesen Plan, den Bougainville indeß der Englischen Admiralität mittheilte, als die Reise des Capitain Phipps beschlossen war, mit der Anzeige, welche von den zwei von ihm vorgeschlagenen Routen ihm die zweckmäßigere schien. Capitain Phipps wählte jedoch nicht die von Bougainville empfohlene Route. Account of the life and writings of M. de Bougainville by M. le Chevalier de Lambre, im ersten Bande des Journals of Sciences and arts, 1819.
Im Jahre 1776 unternahm Capt. Paget von der französischen Marine eine Reise nach dem Nordpol. Er hatte einige Jahre früher eine Reise nach dem Südpol gemacht Pagets Bericht von dieser Reise in den Jahren 1773 und 1774 hat das Sonderbare an sich, daß er Kerguelen, den Chef dieser, von Seiten der Regierung veranstalteten Expedition, gar nicht nennt. Sie bestand wie wir dieß durch den Astronom Rochon, der auch die Reise mitmachte, wissen, aus den Schiffen Roland von 64 Kanonen, Capt. Kerguelen; aus der Fregatte Oiseau, Capt. Rosnevet und der Corvette La Dauphine; Paget sagt nur, daß er sich am Bord des Rolands befunden habe. und wünschte sich auch über den Zustand des nördlichen Eismeers zu belehren, und daselbst physikalische Beobachtungen über den Stand des Barometers, über die Bildung des Eises, über den Salzgehalt des Meerwassers u. s. w. anzustellen. Da er jedoch die Reise auf einem holländischen zum Wallfischfange bestimmten Schiffe gemacht hat, so würde ich ihrer gar nicht erwähnen, wenn sie sich nicht dadurch auszeichnete, daß dieses holländische Schiff weiter nach Norden gekommen ist, als irgend eines früher (ich setze voraus daß Paget selbst mit eigenen Instrumenten die Beobachtungen für die Breite angestellt hat, wie freilich aus seiner Reisebeschreibung nicht deutlich hervorgehet.) Doch glaube ich nicht, daß es den 82sten Grad der Breite erreicht hat, wie es auf seiner Karte und in dem von der Akademie der Wissenschaften abgestatteten Berichte über diese Reise angedeutet ist. Er spricht selbst nie von einer höhern Breite als 81º und vielleicht etwas darüber, und zwar den 16ten Mai, wo aber nach dem tabellarischen Journal nur 81º 00 angeführt ist. Den 11ten Mai sagt Paget ausdrücklich, daß die Breite 80º 38' gewesen sey, aber auch diese Breite und nun vollends die von 81º ist höchst merkwürdig, da alle Seefahrer selbst Hudson, Tschitschagoff und Mulgrave nicht so weit haben kommen können, und der Zweck des Holländers wahrlich nicht gewesen ist den Pol zu erreichen, welches Paget übrigens sehr möglich hält, und zwar würde nach seiner Meinung die Fahrt dahin am sichersten zwischen Spitzbergen und Nova-Zemlia gelingen.
Die letzte Reise von Cook hatte außer der genauen Erforschung der nördlichen Küsten Amerikas, auch den Zweck, zu untersuchen, ob nicht irgendwo eine Verbindung mit dem Atlantischen Meere zu finden sey; zu gleicher Zeit wurde der Lieut. Pickersgill abgeschickt, um ähnliche Untersuchungen in der Baffins- und Hudsonsbay anzustellen; diese letzte Expedition fiel sehr unbefriedigend aus, Pickersgill befand sich kaum am Eingange der Baffins-Bay, als er nach England zurückkehrte. Die Resultate der merkwürdigen Reise Cook's sind zu bekannt als daß ich es für nöthig halten sollte sie hier anzuführen.