Sophie von La Roche
Geschichte des Fräuleins von Sternheim
Sophie von La Roche

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Madam Leidens an Emilien

Ungern, sehr ungern, meine Emilia, begleite ich die Madam Hills ins Bad. Es ist wahr, meine Gesundheit zerfällt, aber ich erkenne, daß ich die Hülfe brauche, die mir die Wasserkur verspricht: denn mein stillschweigender Gram benagt die Kräfte meines Körpers, und der jastige Eifer, den ich diese Zeit über in mein moralisches Leben legte, hat auch vieles zu der Schwächlichkeit beigetragen, über welche Sie, liebe Freundin, so jammerten, als ich die letzten zehn glückliche Tage bei Ihnen zubrachte. Ihr Mann hat gestern meinen Widerwillen überwältigt, aber allein damit, daß er die erste Woche bei uns bleiben wird; bis dahin, hofft er, werde mein Haß gegen große und fremde Gesellschaft gemindert sein. Er behauptet auch: daß mein Herz diesen Winter über alle Kräfte meines Geistes in Dienstbarkeit gehalten und ermüdet hätte, und daß dieser sich allein in freier Luft und durch Umgang erholen würde. Ich bin so hager und blaß, meine Augen, denen man Anzüglichkeit zuschrieb, erheben sich so selten, und meine Kleidung ist so einfach, daß ich keine Verfolgungen von Mannsleuten zu befürchten habe. Also auf zwei Monate adieu, liebste Freundin; morgen früh reisen wir mit Ihrem Manne, einem Aufwartmädchen und einem Bedienten ab.


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