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Der Posten

Die toten Soldaten schlafen nicht ein,
müssen immer bei ihren Brüdern sein.

Über der Stellung dunkelt die Nacht,
die Müden schlafen, der Posten wacht.
Er lehnt in der Scharte der Schulterwehr
und sieht übers graue Gelände her.
Starr lehnt er an des Grabens Rand,
äugend und lugend unverwandt
über das Feld. Alles ist still.
Heute kein Feind angreifen will.

Da wird ihm das Feld zur Heimat Raum,
mit lockenden Bildern bezwingt ihn ein Traum.
Die Augen hält er starr aufgezwängt,
doch hat ihm die Sehnsucht den Blick verhängt,
er sieht, er sieht:

Die Lampe erhellt
sein Gemach. Seine Geige hält
selig seines Herzens Gewalt,
und Ton um Ton in die Nacht verhallt.
Erdennot fließt in der Töne Gebraus,
Menschenglück – Herz, so singst du dich aus?
Und es rauscht und bebt und zittert und klingt,
Seligkeit durch die Saiten schwingt.

Am Fenster steht sein Weib und lauscht,
vom Mondschein umflutet, von Tönen umrauscht,
und stürmisch legt er die Geige hin:
O du – Geliebte, wie dem ich bin! –
Und bettet den Kopf in ihr Haar hinein, –

»Kamerad, du, auf Posten! Schlafe nicht ein –«
»Wer ist da? – Wo?« – »Kamerad, sieh dort,
schleicht da nicht eine Patrouille fort?
Nein – laß. – Aber, schlafe nicht ein,
du sollst ja Hüter der andern sein!«
»Wo bist du, Kamerad? Ich sehe dich nicht!«
– Stille – »Wer ist es, der zu mir spricht?«

Es ist ihm, als schwebe ein bläulicher Schein
über den Graben. Er steht allein,
gelehnt an die hohe Schulterwehr,
und späht übers graue Gelände her.
Hoch klopft sein Herz. »Das war an der Zeit!
Wie schnell ist man doch zu Träumen bereit.«

Die toten Soldaten, die schlafen nicht ein,
müssen immer bei ihren Brüdern sein,
sie schweben und wandeln die ganze Nacht
und halten über den Brüdern die Wacht.


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