Oskar Loerke
Atem der Erde
Oskar Loerke

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Das Haus

Einladung

            Rings Bücherwände, unstet kühl belichtet,
Entrückt dem Jetzt: viel Geist, viel Qual –
Als nickten Schädelreihen, hochgeschichtet,
Aus Katakombennacht: dies war einmal.

Und Stimmen hallen, lauter bald, bald minder,
Geweht wie über einen schlimmen See;
Draus trinkt das Nebelvieh statt warmer Rinder,
Dort wachsen Asphodelen für den Klee.

Den Gruß der Welt hab ich in klaren frommen
Gedichten mir zum Gegengruß gespart.
Ein Mitmensch hat ihn selten angenommen
Im Blühen meiner Gegenwart.

So muß ich dich zu meinem Feste laden,
Der du dies Licht der grünen Erde erbst;
Du schnürst vielleicht in kleiner Faust den Faden
Des ersten bunten Drachens durch den Herbst.

Ich bin mit einem Stücke Brot allein
Und einem Messer, das es schneidet.
Mein Körper mag im Paradiese sein,
Was in ihm leuchtet, leidet.

Doch ist ein Trost: gewiß zu hoffen,
In diese Stunde kommen einst Gesellen.
Was jetzt mein Mund sagt, hört ihr Ohr dann offen,
Was mir jetzt hell ist, wird sie dann erhellen.

Bewirten wird mein Herzschlag sie, bedienen,
Denn diesen Schlag kann nicht der Staub bestatten.
Mein Herz ist freilich nicht mehr unter ihnen,
Selbst nicht, der allhin mit mir geht, mein Schatten.

Komm du und du, ihr seid geladen.
Mein Dankfest glüht nochmals in eurem dann,
Und andrer Amseln, anderer Zikaden
Gesang hört ihr mit meiner Seele an.

 


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