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VIII.

An einem bleichen Augustabend gelangte endlich der Brief, der Yann den Tod seines Bruders mittheilte, an Bord der Marie auf dem isländischen Meer.

Es war nach einem Tage harten Manövrirens und übermäßiger Ermüdung, im Augenblick, da er hinuntersteigen wollte, um zu Nacht zu essen und zu schlafen. Die Augen schwer von Schlaf, las er es da drunten im dunkeln Verließ, bei dem gelben Schein der kleinen Lampe, und im ersten Augenblicke blieb auch er gefühllos, betäubt, wie Einer, der nicht recht begreift. Sehr stolz und verschlossen in Allem, was sein Herz betraf, versteckte er den Brief in seiner blauen Jacke an seiner Brust, wie es die Matrosen thun, und sagte nichts.

Nur hatte er nicht den Muth, sich mit den Anderen hinzusetzen, die Suppe zu essen, und da er verschmähte, ihnen zu sagen warum, warf er sich auf sein Lager und schlief augenblicklich ein.

Bald träumte er von dem todten Sylvester, von seinem Leichenzuge. ...

Nahe an Mitternacht, in dem sonderbaren, den Matrosen eigenen Geisteszustand, die im Schlaf die Stunde wissen und den Augenblick kommen fühlen, wo man sie für's Viertel wecken wird – sah er noch immer das Begräbniß, und er sagte sich:

»Ich träume; glücklicherweise werden sie mich ganz wecken, und es wird vergehen.«

Aber als eine rauhe Hand auf ihn gelegt wurde und eine Stimme sagte: »Gaos! auf! vorwärts! die Ablösung!« da hörte er auf seiner Brust ein leises Papierknittern – die kleine traurige Musik, die die Wirklichkeit des Todes bezeugte. Ah! ja! Der Brief! Es war also wahr? Und schon war der Eindruck stechender, grausamer, und indem er sich rasch aufrichtete, in seinem plötzlichen Erwachen, stieß er die breite Stirn gegen die Balken.

Dann kleidete er sich an und öffnete die Schiffsluke, um dort hinaufzusteigen und seinen Fischerposten einzunehmen ...


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