Karl May
Auf fremden Pfaden
Karl May

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Isa Ben Marryam akbar

Die Tibbu hatten den Tachtirwan vom Kamele genommen und an den Felsen gestellt, wo zufälligerweise ein tiefer Riß, der bis zur Erde niederreichte, in das Gestein einschnitt. Tierspuren, die ich gleich mit dem ersten Blicke bemerkte, bewiesen mir, daß dieser Riß gangbar sei. Ich durfte mich der Sänfte nicht nähern; sie wurde streng bewacht; das, was ich thun wollte, mußte heimlich geschehen. Ich verließ also das Lager, wendete mich nach der Außenseite des Felsens und ging an demselben hin, bis es eine Spalte gab, in welche ich eindrang. Sie hatte eine ziemlich gerade Richtung und war so breit, daß ich ihr unschwer folgen konnte. Bald bemerkte ich, daß ich mich nicht geirrt hatte; es war derselbe Riß, an welchem im Innern des Hufeisens der Tachtirwan stand. Niemand beachtete das, und ich konnte, hinter einer Ecke kauernd, die Sänfte deutlich sehen.

Ich kehrte wieder in das Lager zurück und führte mit Kamil unsere Kamele hinaus und so um die Ecke, daß sie von den Tuareg, wenn sie kamen, nicht gesehen werden konnten. Wir banden ihnen die Vorderbeine zusammen, sodaß es ihnen nicht möglich war, sich zu legen, aber nur leicht, damit die Schlingen schnell zu lösen waren, denn wir durften, sobald der von mir erwartete Fall eintrat, keinen Augenblick verlieren.

»Was hast du vor, Sihdi?« fragte mich Kamil.

»Die Flucht,« antwortete ich. »Ich will aber den Knaben Mitnehmen, der in dem Tachtirwan gefangen und wahrscheinlich auch angebunden ist. Also höre, was ich dir sage! ich rechne, daß es nicht mehr lange dauert, bis die Tuareg kommen; eher kann ich mich des Knaben nicht bemächtigen. Siehst du dort den Riß? Er führt durch den Felsen nach der Sänfte, und ich verstecke mich jetzt darin. Du aber gehst wieder hier um die Ecke und ein Stück vom Lager in die Wüste hinaus. Von da aus mußt du die Tuareg kommen sehen. Du verhältst dich ganz ruhig, sprichst mit keinem Menschen und verrätst kein Wort, auf wen du wartest. Aber sobald du sie kommen siehst, schlägst du Lärm und läufst dann hierher, um auf mich zu warten. Die Ankunft der Feinde wird eine große Verwirrung hervorbringen, welche ich dazu benütze, den Knaben aus der Sänfte zu holen. Wenn ich mit ihm hierher komme, hast du den beiden Tieren bereits die Fesseln von den Beinen gebunden und stehst nicht bei deinen, sondern bei meinem Kamele, weil ich mit dem Knaben, der sich wahrscheinlich wehren wird, nicht in den hohen Sattel kann. Ich gebe ihn dir; du hältst ihn fest, bis ich oben sitze, und reichst mir ihn dann hinauf. Habe ich ihn, so kletterst auch du in den Sattel und wir reiten auf und davon. Wenn dich nun jemand fragt, wo ich bin, wirst du sagen, daß ich – –«

»Ich weiß schon, was ich sage, Sihdi,« unterbrach er mich. »Habe keine Sorge um meine Geistesgegenwart! Mach nur du keinen Fehler, damit wir nicht trotz unserer Verwegenheit doch noch von den Tuareg erwischt werden!«

Er ging, und ich kroch wieder in den Spalt, dem ich soweit folgte, bis ich, wieder hinter der Ecke versteckt, den Tachtirwan vor Augen hatte. Das Messer nahm ich schon jetzt in die Hand, um die vermuteten Fesseln des Knaben unverweilt zu durchschneiden.

Zufälligerweise kam Kamil in meinen sehr engen Gesichtskreis; ich sah, daß er sich langsam schlendernd hinaus in die Wüste entfernte und dort, nach Norden gerichtet, stehen blieb. Eben wollte ich mich fragen, wie lange ich wohl zu warten haben würde, da drehte er sich um, kam in weiten Sprüngen zurückgerannt und schrie:

»Reiter kommen, viele Reiter kommen! Eilt herbei, ihr Leute, und seht, wer sie sein mögen! Doch nicht etwa die Tuareg, von denen mein Sihdi gesprochen hat!«

Soviele Menschen es im Lager gab, soviele liefen vor dasselbe hinaus; es blieb kein einziger in demselben, und der Tachtirwan stand völlig unbewacht. Im nächsten Augenblicke war ich bei ihm und riß, mich um weiter nichts anderes kümmernd, die Vorhänge auseinander. Meine Vermutung bestätigte sich; ich sah einen dunkelhäutigen, schwarzhaarigen Knaben, der vielleicht fünf Jahre alt sein mochte und gefesselt war. Einige schnelle Messerschnitte machten ihn frei; dann faßte ich ihn, zog ihn heraus und eilte in den Spalt zurück, indem ich hinter mir schreien hörte:

»Die Tuareg, die Tuareg! Schnell auf die Kamele, schnell und fort!«

»Sei still, und habe keine Angst; ich rette dich!« raunte ich dem Knaben arabisch zu, weil ich der Sprache der Tuareg nicht mächtig war. Entweder verstand er mich doch, oder es war aus Angst, daß er keine Bewegung machte.

Ich glitt so rasch wie möglich durch den Spalt. Draußen stand Kamil schon bei meinem Kamele. Ich reichte ihm den Knaben und kletterte in den Sattel. Da hörten wir schon die ersten Schüsse fallen. Er gab mir den Knaben hinauf, sprang zu seinem Kamele, war mit affenartiger Behendigkeit oben, und dann ritten wir, von niemandem gesehen, davon, während das Geschrei und Getöse des Kampfes hinter uns erscholl.

Wir nahmen keineswegs denselben Weg zurück, den wir gekommen waren, denn da hätte man uns gesehen, sondern wir folgten der vorgestreckten Felsenspitze nach den Bergen hin und wendeten, als wir sie erreicht hatten, uns an ihrem Fuße wohl zwei volle Stunden lang hin, bis wir eine Stelle erreichten, welche mir für meine Zwecke passend erschien. Es gab da eine natürliche Rampe, welche zwar schmal, aber so allmählich zur Höhe führte, daß sie von unsern Kameln passiert werden konnte. Sie führte uns oben auf eine Felsenbastei, von der ich zu meiner Freude nach schneller Untersuchung erkannte, daß sie weder von einer andern Höhe beherrscht wurde, noch auf einem anderen Wege, als der erwähnten Rampe aus, betreten werden konnte. Hier waren wir sicher, denn wir hätten uns hier gegen eine ganze Schar von Feinden leicht verteidigen können, gar nicht gerechnet, daß wir in dem Knaben einen Geisel besaßen, durch welchen wir uns alles erzwingen konnten, was wir wollten. Es gab sogar einen, wenn auch spärlichen Pflanzenwuchs für die Kamele, welche sich auch gleich darüber hermachten.

Ich wendete meine Aufmerksamkeit dem Knaben zu, der auf einem Steine saß und mich halb ängstlich, halb vertrauend anblickte. Es war ein hübscher, dunkler junge mit Glutaugen, deren Glanz allerdings jetzt vor Durst, Hunger, Angst und Leid erblichen war.

»Sprichst du arabisch?« fragte ich ihn.

»Targhia und arabisch,« antwortete er zu meiner Freude, und man darf sich darüber, daß er sich in zwei Sprachen, allerdings in nur kindlicher Weise, ausdrücken konnte, nicht wundern, weil in jenen südlichen Gegenden der Mensch sich weit schneller entwickelt als bei uns.

»Wie nennt man dich?« forschte ich weiter.

»Khaloba.«

»Wer ist dein Vater?«

»Rhagata, der oberste Scheik der Kelowi.«

So hatte meine Ahnung mich also nicht getäuscht; er war der Häuptlingssohn der Tuareg, welche uns überfallen hatten. Ich erfuhr von ihm, wie er in die Hände der Tibbu geraten war. Als sein Vater mit den Kriegern fortgeritten war, hatte sich ein, natürlich angeblicher, Haussa eingestellt und um Gastfreundschaft gebeten; man hatte sie ihm gewährt; aber des Nachts, als alles schlief, hatte er sich des Knaben bemächtigt und ihn weit, weit fortgeschafft bis zu einer Stelle, wo neunzehn andere Männer mit einem Tachtirwan gewartet hatten. Dieser Knabenräuber war der Anführer der Tibbu, der nicht bloß mit den Kelowi-Tuareg in Todfeindschaft, sondern außerdem mit ihrem Scheik in Blutrache stand und darum den allerdings höchst verwegenen Coup ausgeführt hatte, sich des einzigen Sohnes seines Blutfeindes zu bemächtigen und ihm dadurch den allerschmerzlichsten Schlag zuzufügen. Der Kleine fragte mich, ob ich ihn zu seinem Vater zurückbringen wolle, und ich antwortete ihm, daß ich das allerdings und sehr gern thun würde. Mein Plan war folgender: Ich nahm mit Sicherheit an, daß die Tuareg in unserm Lager geblieben seien, und wollte heute abend hin, um ihrem Anführer zu sagen, daß sein Sohn in meiner Gewalt, ich aber bereit sei, ihn gegen den Kaufmann Abram Ben Sakir, seine Leute und alles, was ihm gehörte, umzutauschen. Ich war überzeugt, daß er, wenn auch nach einigem Zögern, darauf eingehen würde. Kamil sollte indessen den Knaben hier bewachen, den ich nicht eher auszuliefern beabsichtigte, als bis meine Bedingungen erfüllt wären und mir außerdem die Gewißheit zugesprochen worden sei, daß man mich und Kamil als freie Männer und Freunde des Stammes betrachten und behandeln werde.

Nachdem wir ein sehr frugales Mahl zu uns genommen hatten, legte ich mich schlafen. Kamil mußte wachen und mich bei Einbruch der Dämmerung wecken. Ich bestieg mein Kamel und ritt fort, nachdem ich dem Hasenfuße auf das dringlichste eingeschärft hatte, ja recht kühn und verwegen in seinem Winkel auszuharren.

Der abendliche Ritt ging ohne ein störendes Ereignis vor sich, bis ich mein Ziel erreichte. Um das Feuer saßen die Sieger, gegen achtzig Tuareg, und in der Nähe lagen die gefesselten Gefangenen, unter denen sich, wie ich später zu meiner Freude bemerkte, auch der unverletzte Kaufmann Abram Ben Sakir aus Mursuk befand. Ich ging furchtlos auf das Feuer zu, ohne die große Aufregung zu beachten, welche mein unerwartetes und freiwilliges Erscheinen hervorbrachte. Die Gefangenen riefen einander vor Erstaunen zu. Am Feuer sprang einer auf und schrie:

»Das ist Kara Ben Nemsi, der Christenhund, der mich geschlagen hat! Ergreift und bindet ihn! Er soll mir die Mißhandlungen mit den Qualen der Dschehennah bezahlen!«

Es war der Khabir, der das sagte. Vor Erstaunen über mich vergaß man, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Da wollte er mich selber packen; ich gab ihm einen Stoß, daß er zurückflog und fragte:

»Wo ist Rhagata, der Anführer dieser Tuareg?«

»Ich bin es,« antwortete ein kühn und finster aussehender Mann, neben dem der Khabir, der also doch ein Targi war, gesessen hatte. »Bist du wirklich der Christenhund, von dem mir dieser mein Botschafter erzählt hat, so hat dich der Wahnsinn hierher zurückgetrieben. Der Rächer wird dich fassen und unter tausend Qualen töten!«

»Urteile nicht zu schnell! Ein Christ fürchtet nicht die Rache eines Moslem, denn Isa Ben Marryam ist mächtiger als Muhammed.«

Diese Worte riefen laute Rufe des Grimmes hervor, und Rhagata schrie mich wütend an:

»Du wagst es, den Propheten zu lästern, gegen den euer Isa nichts ist als ein Lufthauch, der nichts gilt? Wir werden dich – –«

»Schweig!« unterbrach ich ihn lauter, als er gesprochen hatte. »Höre erst, was ich dir zu sagen habe! Du hast einen Knaben, welcher Khaloba heißt?«

»Ja,« antwortete er erstaunt.

»Dieser Knabe ist dir geraubt worden, und niemand kann ihn dir wiedergeben als nur ich allein, der Christ. Kein Muhammed kann ihn dir bringen und keiner eurer Khalifen weiß ihn zu finden. Jetzt töte den Christen, wenn dir's beliebt. Hier hast du mich!«

Ich ging zwischen den Tuareg hindurch und setzte mich neben ihrem Anführer nieder. Man kann sich denken, welchen Eindruck dieses Verhalten und meine Botschaft hervorbrachten! Man wollte mir natürlich nicht glauben; aber ich erzählte und zeigte dann einen kupfernen Suwar vor, den ich dem Knaben abgestreift und als Beweis mitgebracht hatte. Nun fand ich Glauben, und der Grimm der Tuareg richtete sich gegen die Tibbu, die aber alles leugneten und von einem Targiknaben nichts wissen wollten. Es begann nun eine lange, lange Verhandlung, bei welcher ich fast mehr als alles aufbieten mußte, um meinen Zweck zu erreichen.

Endlich, endlich aber kam ich zum Ziele. Meine und Kamils Person sollten heilig sein wie auch all unser Eigentum; Abram Ben Sakir und seine Leute sollten die Freiheit und alles, was ihnen abgenommen worden war, zurückerhalten; für die Tibbu aber konnte ich nichts erreichen. Dafür aber sollte ich jetzt in Begleitung einiger Tuareg fortreiten und den Knaben holen. Dieses Übereinkommen wurde auf alle mögliche Weise festgemacht und von den Tuareg mit so heiligen Schwüren belegt, daß ich unmöglich an eine Hinterlist glauben konnte. Das einzige Bedenken bereitete mir der Khabir, weil er höchst bereitwillig einstimmte, obgleich er vorher eine so große Lust zur Rache gezeigt hatte.

Wir ritten fort und brachten nach vier Stunden den Knaben zu seinem Vater; natürlich hatte ich Kamil jetzt auch bei mir. Die Freude, welche Rhagata über das Wiedersehen mit seinem Sohne zeigte, vergrößerte mein Vertrauen und verminderte meine Vorsicht. Den Tibbu wurde blutige Rache geschworen, und ich bekam nur Dank zu hören und freundliche Blicke zu sehen; ich schenkte den Tuareg, welche zuweilen hinter mir vorübergingen, keine Beachtung mehr und bekam plötzlich einen Kolbenhieb auf den Kopf, der mir die Besinnung raubte.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich mit Kamil gefesselt und ausgeraubt bei den anderen Gefangenen, und vor mir stand der Khabir, welcher, als er sah, daß ich die Augen aufschlug, mir höhnisch zurief:

»Jetzt hast du, was dir gehört, verfluchter Christenhund! Du bist mein und sollst sterben, wie tausend Teufel dich nicht sterben lassen könnten!«

Der Scheik hörte diese Worte, kam herbei und sagte mit demselben Hohne:

»Jetzt behaupte noch einmal, daß dein Isa mächtiger sei als Muhammed. Rufe ihn doch an, daß er dich befreien und vom Tode erretten möge!«

Mein Kopf schmerzte mich außerordentlich; ich versuchte, das zu überwinden und antwortete:

»Sprich die beiden Namen nicht nebeneinander aus! Isa Ben Marryam ist Gottes Sohn, der Heiland der Welt und der göttliche König der Wahrheit und Gerechtigkeit. Schande aber über einen Propheten, bei dem ihr die heiligsten Eide schwört, um sie dann zu brechen!« – Ich schloß die Augen und achtete weder auf die Fußtritte, die ich wieder erhielt, noch auf die Drohungen, welche mir zugerufen wurden. Man mußte doch endlich von mir lassen. So lag ich lange, lange Zeit, als plötzlich etwas Weiches über meine Wange strich und eine leise Stimme mir in das Ohr flüsterte:

»En' taijib – du bist gut!«

Ich öffnete die Augen und sah den Knaben neben mir knieen, der meine Wange mit der Hand geliebkost hatte. Das durfte nicht gesehen werden, und er huschte schnell und heimlich wieder fort. En' taijib; wie wohl that mir dieses Wort aus einem Kindermund! – Wie lange aber, so flucht auch dieser Mund mit auf das Christentum!

Mein tapferer Kamil lamentierte mir die Ohren voll; er lag neben mir; ich hörte nicht auf sein jammern, und so wurde er endlich still und schlief ein, sowie ich auch. Wir wurden aber durch das Morgengebet bald wieder aufgeweckt, und dann sahen wir, daß die Vorbereitungen zum Weiterritte getroffen wurden. Man hob uns auf Reitkamele und band uns da fest; dann ging es fort, in langsamem Schritte, weil wir Lasttiere bei uns hatten, die keine guten Läufer sind.

Der Weg ging südwestlich mitten in die Wüste hinein; es regte sich kein Lüftchen; der Himmel war rein und ließ einen ganz gewöhnlichen Saharatag erwarten; es sollte aber anders kommen. Noch zu Mittag ahnte niemand, welche Gefahr sich hinter uns zusammenzog. Wir hatten da Halt gemacht, um die heißesten Stunden vorübergehen zu lassen; da kam der Scheik zu mir, sah mir mit frechem Blicke in das Gesicht, deutete mit der Hand weit aus nach links und sagte:

»Da draußen liegt er Raml el Helahk, das fürchterliche Meer des Sandes, welches keinen Menschen wiedergiebt, dessen Fuß hineingerät. Wir haben beschlossen, dich in demselben versinken zu lassen, und sind begierig, zu erfahren, ob dein Isa Ben Marryam seinen Anbeter erretten wird.«

War es wirklich seine Absicht, mich dieses fürchterlichen Todes sterben zu lassen, oder wollte er mir nur Angst machen? Ich würdigte ihn keines Wortes, und er ging enttäuscht und mich verfluchend davon.

Als die Sonne sich merklicher zu neigen begann, wurde wieder aufgebrochen. Wir waren noch keine halbe Stunde unterwegs, so bemerkte ich, daß alle Kamele, auch die Lasttiere, ganz von selbst einen schnelleren Schritt annahmen, worauf außer mir niemand acht zu haben schien. Gewohnt, meinen Augen nichts, selbst die geringste Kleinigkeit nicht, entgehen zu lassen, sah ich dann, daß die Tiere ohne Ausnahme sich etwas südlicher wenden wollten, als sie geleitet wurden; es gab also ein wenig nordwärts hinter unserm Rükken irgend etwas, was sie beeinflußte. Ich drehte mich um, soweit es mir die Bande zuließen, und erblickte in der angegebenen Richtung ein kleines, leichtes, spinnwebartiges Gewölk. Ich wußte sofort, was uns drohte, denn ich kannte die Anzeichen der verschiedenen Wüstenwinde ganz genau.

»Auf, ihr Männer!« rief ich laut nach vorn. »Beeilt euch, an einen geschützten Ort zu kommen, denn der Sandsturm naht sich hinter uns!«

Meine Mahnung wurde zuerst verlacht; aber schon nach zwei, drei Minuten wurden die Gesichter ernster. Das Wölkchen war größer und dunkler geworden, und die Kamele beeilten sich noch mehr als vorher. Nun wurde zu den Peitschen gegriffen, und die Karawane bewegte sich so schnell, wie die Kamele laufen konnten, vorwärts. Die Wolke wurde immer größer und dunkler; bald nahm sie den ganzen Himmel hinter uns ein. Herrgott, wir waren auf den Tieren festgebunden! Was sollte aus uns werden, wenn sie sich niederwarfen!

»Losbinden, losbinden!« schrie ich überlaut.

»Nein, nicht losbinden!« ertönte die Stimme des Scheiks. »Mögen sie alle im Sande umkommen und hinab zur Dschehennah fahren!«

Da erfaßte mich ein Grimm, der mir doppelte, ja mehrfache Kräfte verlieh; ein Druck der angespannten Muskeln, und der eine Strick riß entzwei, gleich darauf auch der andere; wahrscheinlich hatten sie schadhafte Stellen gehabt; ich war nicht mehr gefesselt und trieb mein Tier zur äußersten Anstrengung an. Vor mir ritt der Khabir: ich mußte ein Messer haben. Ich holte ihn ein; die Leiber unserer Kamele berührten sich fast; ich packte ihn mit der Linken, zog ihn herüber, riß ihm mit der Rechten das Messer aus dem Gürtel heraus und gab ihm dann einen Stoß, daß er von dem Kamele stürzte, welches ohne ihn ledig weiterjagte. Eine Minute später war ich bei Kamil, den ich im vollen Vorwärtsstürmen losschnitt, dann bei Abram Ben Sakir, bei dem auch nur zwei Schnitte genügten, ihn von den Stricken zu befreien; an andere noch zu denken, gab es keine Zeit mehr, denn hinter uns erklang ein brausender Tubaton, und als ich mich umblickte, sah ich eine scheinbar von der Erde bis zum Himmel reichende dunkle Mauer, welche uns bald einholen mußte. Das war der aufgewühlte Sand, der uns begraben konnte.

Schon begann es, auch vor uns finster zu werden. Jetzt hatte mich der Sturm erreicht; er packte mich, als ob er mich von dem Kamele stürzen wolle; ich hielt mich am Sattelknopfe fest; er trieb das Tier fast noch schneller vorwärts, als es laufen konnte. Noch war der Sand nicht da, sondern nur der Sturm; vielleicht gab es noch Rettung. Und da, da sah ich vorn die fliehenden Reiter sich zerstreuen; sie hatten den Saum des Warr erreicht. Es gab da großes Gestein und Felsenstücke, hinter denen man sich verbergen und Atem holen konnte. Ich brauchte mein Tier gar nicht zu lenken; es wurde von seinem Instinkte geführt. Es rannte nach einem solchen Felsen und warf sich hinter demselben so schnell nieder, daß ich kaum vorher aus dem Sattel springen konnte. Ich schob mich zwischen das Kamel und den Stein hinein und steckte den Jackenzipfel in den Mund und wickelte das Turbantuch um den Kopf. Kaum war dies geschehen, so hatte mich der Sand erreicht; er fiel wie eine zusammenstürzende Wand auf mich; dann gab es keine Sinne und keine Wünsche mehr, als nur das Bedürfnis, Atem zu holen.

Ob ich etwas hörte? Ich weiß es nicht. Jedenfalls soviel, daß ich gar nichts hörte. Und wie lange das währte? Das weiß ich auch nicht. Aber plötzlich war es ganz unheimlich ruhig um mich her, und neben mir begann das Kamel, sich zu bewegen. Ich versuchte, mich aufzurichten; es ging schwer, aber doch. Als ich aufgestanden war, sah ich, welche Last von Sand auf mir gelegen hatte; wie erst bei denen, welche keinen Schutz gefunden hatten. Er steckte auch in allen Öffnungen des Körpers, in der Nase, in den Ohren, sogar im Munde, trotz der Umhüllung, und fein wie Pudermehl. Ich hatte die Augen unter dem Tuche fest zugehabt, und doch war mir dieses Mehl auch unter die Lider gekommen; ich hatte lange zu thun, wenigstens soviel von ihm zu entfernen, daß ich keine Schmerzen mehr fühlte. Dann sah ich mich im Kreise um.

Überall Steine und hinter denselben Kamele und Menschen, die sich aus dem Sande wühlten. Mein Tier war auch aufgestanden. Geradezu gefährlich war die Lage der Gefangenen, welche festgebunden gewesen waren. Ihre Kamele hatten sich mit ihnen niedergeworfen, und jetzt, nach dem Aufstehen hingen die Armen in allen möglichen halsbrecherischen Stellungen an den Leibern ihrer Tiere. Ich watete durch den Sand, um sie, einen nach dem andern, zu befreien, indem ich sie losschnitt. Die Tuareg ließen dies geschehen: sie hatten alle mit sich selbst zu thun. Und wenn mich jemand hätte hindern wollen, es wäre vergeblich gewesen. Ich war nicht mehr gefesselt und hatte ein Messer; ich konnte mich wehren. Freilich, wenn ich meine Gewehre gehabt hätte, so – ah, meine Gewehre! Die hatte der Scheik. Wo steckte dieser? ich suchte ihn mit den Augen und sah ihn hinter einem Felsen hervortreten; er hatte keine Waffe bei sich und sich nur eben erst aus dem Sande gewühlt. Er verließ den Felsen, hinter dem er gelegen hatte, und ging von einem seiner Leute zu dem andern. Ich vermutete, daß er sich nach seinem Sohne erkundigte, der nicht zu sehen war, und benutzte diese Gelegenheit. Je weiter er sich von seiner Stelle entfernte, desto mehr näherte ich mich ihr, bis ich sie erreicht hatte und neben seinem Hedschihn stand. Binnen einer Minute war ich im Besitze aller meiner Gegenstände und entfernte mich. Es fehlte nur noch der Haik, den ich aber auch noch bekommen mußte.

Der Sandsturm war glücklicherweise kein ganz gefährlicher gewesen und hatte nur kurze Zeit angehalten. Es war niemand eigentlich an seinem Körper zu Schaden gekommen, und bald sahen wir sogar draußen von Nordosten her eine bewegliche Linie, die sich uns näherte; das waren die Lastkamele mit ihren Treibern, die den Sturm auch leidlich überstanden hatten.

In Angst und Sorge befand sich nur einer, nämlich der Scheik, der seinen Sohn nicht fand. Er fragte und jammerte überall herum, ohne ihn zu entdecken. Der Knabe war nicht hier, sondern verschwunden. Der Sand konnte den Tachtirwan mit seinem hochaufragenden Stangenwerke unmöglich bedeckt haben; man hätte ihn also sehen müssen.

Ich fand mich mit Abram Ben Sakir und seinen Leuten, auch mit Kamil zusammen. Jeder von ihnen hatte Grausiges zu berichten, doch mußten wir dem Sandsturme dankbar sein, weil er durch das Messer des Khabir unser Befreier geworden war. Es stand natürlich bei uns fest, uns keinesfalls wieder gefangen zu geben, obgleich ich bis jetzt der einzige war, der seine Waffen wieder hatte.

Eben langten die Lasttiere an, als der Scheik sich uns näherte.

»Ihr seid frei, und du hast deine Gewehre?« fragte er betroffen. »Ich werde euch sogleich wieder fesseln lassen, ihr Hunde!«

Er drehte sich zurück, um seine Tuareg herbeizurufen; ich aber ließ es nicht soweit kommen, sondern ich faßte ihn von hinten, riß ihn nieder, kniete auf ihn, setzte ihm das schnell aus dem Gürtel gezogene Messer auf die Brust und befahl ihm in drohendem Tone:

»Schweig, Schurke! Bei dem geringsten Laute, den du hören lässest, fährt dir meine Klinge in das Herz! Und bewege dich ja nicht, wenn dir dein Leben lieb ist! Du sollst jetzt die, welche du Hunde nennst, kennen lernen!«

Das war ihm so überraschend gekommen, und er sah und hörte mir den Ernst meiner Drohung so deutlich an, daß er sich nicht rührte und auch kein Wort hören ließ.

»Wenn ihr gerettet sein und nicht wieder in die Hände der Tuareg fallen wollt, so gehorcht mir augenblicklich!« befahl ich den um uns stehenden Leuten des Handelsherrn. »Ich halte ihn fest; bindet ihm die Arme und die Beine!«

Sie thaten es. Als es geschehen war, fragte ich den Scheik:

»Hat dir dein Kundschafter, der unser Khabir sein wollte, gesagt, daß ich die Zaubergewehre besitze?«

»Ja,« stieß er zornig, aber doch nicht ohne Angst hervor.

»So wißt, daß ihr verloren seid, wenn du es wagst, mir jetzt zu widerstreben. Ich will weder euer Leben noch sonst etwas von euch; ich fordere nur, daß ihr das Versprechen haltet, welches ihr mir gestern abend gegeben habt. Bist du bereit dazu, so gebe ich dich wieder frei und krümme keinem deiner Tuareg ein Haar; weigerst du dich aber, so bekommst du augenblicklich das Messer, und dann schieße ich jeden Targi nieder, der uns näher als fünfhundert Schritte kommt. Entscheide dich schnell! Ich zähle bis zehn; bei zehn ist die Frist vorüber, und ich stoße zu.«

Ich entblößte seine Brust, setzte ihm die Messerspitze sehr fühlbar auf die nackte Haut, legte ihm die Linke um den Hals und zählte:

»Wahid – – itnehn – – telaht – – arba – – chams – – –«

»Halt ein; halt ein!« rief er aus. »Du bist kein Moslem, aber auch kein Christ, sondern ein Teufel, ein wahrer Teufel, und ich muß dir gehorchen.«

»Wir sind also frei und bekommen alles, aber auch alles wieder, was uns gehört?«

»Ja.«

»Denke aber nicht, daß du uns jetzt abermals ein Versprechen giebst, welches du später nicht zu halten brauchst! Du giebst jetzt den Befehl, daß deine Leute sich augenblicklich wenigstens tausend Schritte weit von uns entfernen. Zehn von ihnen aber dürfen einzeln und nach und nach herkommen, um uns unsere Kamele und alles übrige Eigentum zu bringen. Erst wenn dies geschehen ist und wir nicht den geringsten Gegenstand vermissen, gebe ich dich frei, und ihr setzt euern Weg fort, während wir zurückreiten. Bist du einverstanden oder nicht? Bedenke, daß ich nur bis fünf gezählt habe! Ich zähle jetzt weiter.«

Ich drückte ihm die Messerspitze fester auf die Brust, er ließ es aber nicht so weit kommen, sondern bat.

»Thu das Messer weg! Ich werde thun, was du von mir gefordert hast.«

»Das Messer bleibt genau so, wie es ist, auf deiner Brust, bis ich sehe, daß meine Bedingungen erfüllt worden sind, und wird dir beim geringstem Zweifel, zu dem du mir Veranlassung giebst, in das Herz fahren. Also hüte dich vor jeder Hinterlist!«

Die meisten der Tuareg hatten sich jetzt um die angekommenen Lastkamele versammelt. Einer von ihnen kam herbeigelaufen und rief uns von weitem zu:

»Wo ist der Scheik? Es ist – –«

Er hielt mitten in der Rede inne und blieb erschrocken stehen, denn auf einen Wink von mir hatte sich unser. Kreis gegen ihn geöffnet, und er sah den Scheik gebunden im Sande liegen und mich mit dem Messer auf ihm knieen.

»Faz' allah!« stieß er hervor. »Ihr seid nicht mehr gefesselt, und da liegt – –«

»Euer Scheik, wie du siehst,« unterbrach ich ihn. »Wenn du sein Leben und das eure retten willst, so komm herbei und höre, was er dir zu sagen hat!«

Er näherte sich vollends, langsam und mit unsichern Schritten, und es war nun mehr als interessant, wie der eine, innerlich bebend vor Grimm, seine Befehle erteilte, und der andere sie, gewiß ebenso wütend, entgegennahm und sich dann entfernte, um sie auszuführen. Wir sahen die Tuareg beisammenstehen, indem sie sich mit lautem Geschrei und unter lebhaften Gestikulationen miteinander berieten. Dann kamen zehn von ihnen in einer lang ausgezogenen Einzelreihe, um uns unsere Gegenstände, zu denen natürlich auch die Kamele gehörten, zu bringen, während die andern sich weit über die von mir geforderte Entfernung zurückzogen.

Es fehlten noch verschiedene Sachen, auch mein Haik; ich bestand aber fest darauf, daß uns alles bis auf den wertlosesten Gegenstand zurückzugeben sei, und sie mußten sich fügen. Als wir endlich alles beisammen hatten, sagte der Scheik:

»Nun könnt ihr nichts mehr von uns fordern, und ich werde erfahren, ob du dein Wort hältst oder nicht. Laß mich los!«

»Ein Christ hält stets sein Wort,« antwortete ich; »ein Muhammedaner aber bestreicht die Bärte seines Propheten und seiner Khalifen mit Lügen und falschen Schwüren. Du siehst, daß diese Männer ihre Gewehre wieder erhalten und geladen haben; wenn du sie zwingst, loszugehen, wird jede Kugel einen von euch treffen. Macht also, daß ihr uns schnell aus den Augen kommt.«

»Wir müssen noch bleiben, denn mein Sohn fehlt noch.«

»So suche eiligst, denn wir verlassen dieses Wart auf keinen Fall eher, als bis wir uns überzeugt haben, daß ihr nicht die Absicht habt, zurückzukehren.«

Bei diesen Worten band ich ihn los. Er stand vom Boden auf, um sich zu entfernen, blieb aber schon nach einigen Schritten stehen, drehte sich nach mir um, hob die rechte Hand wie zum Schwur empor und sagte im Tone des unversöhnlichsten Hasses:

»Du bist der erste Ungläubige, der mich bezwungen hat, und wirst der einzige sein und bleiben. Flieh fort aus diesem Lande, flieh ja fort, denn sobald mein Auge dich wieder treffen sollte, wird mein erster Blick den Tod für dich bedeuten. Allah verfluche dich!«

Er ging. Als er seine Tuareg erreichte, schienen sie ihn mit Vorwürfen zu empfangen, was allerdings gar nicht zu verwundern war. Dann zerstreuten sie sich, um nach dem kleinen Khaloba zu suchen. Wir freuten uns dieses glücklichen Ausganges unseres Abenteuers und lagerten mit unsern Kamelen zwischen den Steinen und sahen zu, wie die Tuareg vergeblich nach dem verschwundenen Knaben suchten. Ich hätte ihnen gern dabei geholfen, denn sein freundliches »En' taijib, du bist gut«, klang mir noch immer in den Ohren; aber ich durfte es nicht wagen, mich unter diese rachsüchtigen Menschen zu mischen. Sie schienen endlich eine Spur gefunden zu haben, denn sie rannten nach ihren Kamelen, stiegen auf und jagten in südlicher Richtung davon. Wir hörten dabei ihre Rufe, verstanden aber wegen der Entfernung die einzelnen Worte nicht, doch war es mir, als ob sie mehr nach Schreck als nach Freude klängen.

Als sie fort waren, warteten wir noch eine halbe Stunde; dann nahmen wir an, daß sie nicht zurückkehren würden, und machten uns zum Aufbruche bereit. Eben wollte ich mein Kamel besteigen, da rief Kamil, indem er mit der Hand südwärts deutete:

»Warte noch, warte, Sihdi! Da unten kommen Reiter.«

Es war so, wie er sagte. Wir sahen acht oder zehn Männer auf Kamelen kommen, und zwar im eiligsten Laufe ihrer Tiere. Bald erkannten wir sie; es waren Tuareg, deren Scheik ihnen voranritt. Was wollten sie? Uns etwa eine Falle stellen? Ich nahm meinen Stutzen zur Hand, um sie nicht heranzulassen.

»Schieß nicht, schieß nicht; es ist Friede, es ist Friede!« rief der Scheik mit überlauter Stimme.

Seine Begleiter blieben halten; er allein kam herbei. Da senkte ich den Lauf des Gewehres; er war uns unschädlich. Ungefähr fünfzig Schritte von uns hielt er sein Kamel an und bat:

»Laß mich hin zu dir, Sihdi! Ich komme nicht als Feind, sondern als Flehender, denn du allein kannst Hilfe bringen, nur du allein!«

»Komm her!«

Er trieb sein Tier vollends heran, stieg aber nicht ab, sondern blieb im Sattel sitzen. Ich war auf höchste gespannt auf das, was er von mir wollte; es konnte nichts Gewöhnliches sein, denn die Züge seines Gesichtes waren vor Angst verzerrt, und seine Brust rang nach Luft.

»Steig auf, steig auf und komm mit mir, komm schnell mit mir!« rief er mir zu. »Wir wissen nicht, was wir thun sollen, und nur du allein kannst ihn retten, Khaloba, meinen Knaben.«

»Was ist mit ihm geschehen? Wo befindet er sich?«

»Mitten im Sande des Verderbens. Der Sturm der Wüste hat ihn in den Raml el Helahk getrieben, aus welchem kein Allah und kein Prophet ihn retten kann.«

»Und da soll ich ihn retten können, ich, der Giaur?«

»Ja, nur du, nur du allein! Ihr Christen wißt alles; ihr kennt alle Höhen und Tiefen der Möglichkeit; eure Augen erblicken das Unsichtbare, und von euren Händen kann nichts verschwinden, was sie halten wollen.«

Sprach er die Wahrheit, oder log er, um mich ins Garn zu locken? Ich sah ihn forschend an. Nein, dieses Gesicht konnte nicht lügen. Die Todesangst, welche in demselben lag, war nicht gemacht. Da gab es kein Mißtrauen und kein Zaudern. Ich stieg auf mein Kamel. Zwar wollte das Mißtrauen mir wieder und wieder aufsteigen; aber »en' taijib, en' taijib – du bist gut, du bist gut«, so klang die Stimme des Knaben noch lauter als die Stimme des Zweifels und Verdachtes in meinem Herzen und wir flogen vorwärts, der Rettung des Verunglückten oder – – dem neuen Verderben entgegen. Bald erreichten wir die Stelle, wo die Felsen auseinander traten. Da hielten die Tuareg. Ihre Kamele lagen im Sande, mit den Köpfen alle nach uns gewendet und der Gefahr, die sie kannten, die Rücken zugekehrt. Der erste Blick zeigte mir die ganze Lage.

Vor mir sah ich die Ränder einer fast zirkelrunden, riesigen Felsenschüssel, deren Durchmesser ungefähr zwei Kilometer betrug; ihre Tiefe war natürlich unbekannt, mußte aber sehr bedeutend sein, denn die Steinränder fielen fast genau senkrecht ab. Welche Flüssigkeit diese Schüssel enthielt, war jetzt nicht zu sagen; ihr Inhalt schien aus einem nassen, außerordentlich feinen und leichten Sand zu bestehen, der keine Last zu tragen vermochte, wenigstens nicht den Fuß eines Menschen oder eines Tieres. Man denke sich, daß dieses Riesengefäß erst nur Wasser oder sonst eine Flüssigkeit enthalten hatte. Dann war der Sand von den Wüstenstürmen herbeigetrieben worden. Der schwere, also untere Teil einer solchen Sandsturmmauer, wie die heutige, war von den hohen Felsenrändern abgehalten worden; der hoch oben in den Lüften fliegende, leichte, feine, fast unwägbare Staub aber war über sie hereingedrungen und auf die Flüssigkeit niedergesunken, ohne unterzugehen, weil er nicht schwerer war als sie. So dachte ich mir das Entstehen dieses Sandsees, und ich glaube nicht, daß ich mich dabei irrte. Wehe dem, der hineingeriet! Ich sah, wohl vierzig Ellen vom »Ufer des Verderbens« entfernt, den Tachtirwan auf diesem Abgrunde des Todes liegen, eine Folge seiner leichten Bauart, der dünnen Stoffe, aus denen er bestand, und der langen phantastisch bewimpelten Stangen, die zu beiden Seiten weit hinausragten, ihn trugen und so verhinderten, daß er unterging. Drin saß Khaloba, der Tuaregknabe. Er war so klug, sich nicht zu bewegen, rief aber unausgesetzt um Hilfe. Kaum erblickte er mich, so jammerte er mir zu:

»Ta'al, ta' al, ja Sihdi! Hallisni min el mot; meded, meded – komm, komm, o Sihdi! Rette mich vom Tode; zu Hilfe, zu Hilfe!«

»Ich komme; ich komme!« antwortete ich, indem ich aus dem Sattel sprang. »Halte dich nur ruhig, damit du das Gleichgewicht nicht verlierst!«

Die Tuareg standen stumm. Sie hielten ihre Augen erwartungsvoll auf mich gerichtet, finstre Augen zwar, in denen aber jetzt nichts von Haß und Rachgier zu sehen war. Ihr Anführer hatte sich auch vom Kamele geschwungen. Als er meine Worte hörte, faßte er meine beiden Hände und rief entzückt aus:

»Du willst zu ihm, du willst? Du hältst es also für möglich, ihn zu retten?«

»Bei Gott ist alles möglich,« antwortete ich. »Die Gefahr ist allerdings groß; aber wenn der Allmächtige mir beisteht, bringe ich dir deinen Sohn herüber; sollte es jedoch in seinem Ratschlusse anders beschlossen sein, so werde ich mit dem Knaben untergehen.«

»Du wirst nicht untergehen, sondern Khaloba retten; Allah ist allmächtig, und Muhammed ist groß. Betet das, ihr Männer, betet das mit mir!«

Dieser Aufforderung Folge leistend, wendeten sich die Tuareg gegen Osten, erhoben ihre Hände und riefen dreimal:

»Allah 'l khudra el ilahij a we Muhammed kebir – Allah ist die Allmacht, und Muhammed ist groß!«

ich hatte nichts, gar nichts sagen und die Gefahr, in welcher der Knabe schwebte, zu nichts ausnützen wollen; aber Muhammed anrufen und als groß preisen lassen, das fiel mir auch nicht ein; darum wendete ich mich, als die Tuareg nun schwiegen, mit lauter Stimme, so daß alle es hörten, zu dem Scheik:

»Muhammed kebir? Er ist groß? So bin ich also umsonst herbeigekommen? Wohlan, so wollen wir warten und zusehen, wie Muhammed deinen Knaben herüberholen wird!«

Ich setzte mich, als ob uns gar nichts dränge, gemächlich wieder in den weichen, tiefen Sand. Da ergriff er mich bei der Schulter, um mich aufzuziehen und schrie:

»Ne' uhzu billa! Um Gottes willen, was thust du da! Du setzest dich nieder und hast doch vorhin selbst gesagt, daß kein Augenblick zu verlieren sei!«

»Das ist auch jetzt noch meine Meinung, und ich hoffe, daß Muhammed, dessen Hilfe ihr angerufen habt, nicht anders denkt; er mag sich beeilen, sonst ist dein Sohn verloren! Was ich vermag, daß vermag ich nur als Werkzeug eines Höhern, und dieser Höhere heißt nicht Muhammed, sondern Isa Ben Marryam.«

»So sei barmherzig, und rette meinen Sohn im Namen dieses deines Isa Ben Marryam!«

»Nachdem ihr Muhammed angerufen habt? Nein! Soll en Nisrsich herniedersenken, wenn el Aßfur gerufen worden ist? Da draußen schwebt ein junger Anhänger Muhammeds über dem Rachen des Todes, und hier stehen achtzig Muminin, denen kein Prophet die Kraft und den Mut giebt, ihn zu retten, während ein einzelner Christ im Vertrauen auf Isa Ben Marryam das grauenvolle Werk wagen will. Und da fragst du noch, wer mächtiger und größer sei, Isa oder Muhammed? Du scheinst die Lehren euers Propheten nicht zu kennen. Hat er nicht gesagt, daß Isa Ben Marryam am Ende der Tage herniederkommen werde auf die Moschee der Ommajaden in Damaskus, um zu richten alle Lebendigen und alle Toten? Ist da nicht Seligkeit und Verdammnis in die Hand meines Isa gelegt? Nenne mir dagegen die Macht, die euerm Muhammed gegeben ist! Keine!«

»Sihdi, wie quälst du mich! Du streitest über den Glauben und dort schwebt mein Sohn – – oh Allah, Allah, Allah! Siehst du nicht, daß der Tachtirwan wankt, daß er umstürzen und versinken wird!«

Er rief diese Worte nicht, sondern er brüllte sie in der größten Angst. Der Knabe sah, daß ich mich niedergesetzt hatte; er schrie lauter als vorher um Hilfe und bog sich dabei so weit aus der Sänfte heraus, daß sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Die Tuareg fielen alle in den Schreckensruf des Vaters ein, welcher mich jetzt bei den Schultern nahm und mich anflehte:

»Steh auf; steh auf, und hilf, Sihdi! Wenn du den Sohn unseres Stammes rettest, werden wir Isa Ben Marryam die Ehre geben!«

»Ruft ihn an, so wird er helfen!«

»Wie sollen wir rufen?«

»Habt ihr vorhin gesagt: Muhammed kebir, so ruft jetzt dreimal: Isa Ben Marryam akbar!«

Da wendete er sich an seine Leute:

»Ihr habt gehört, was dieser Sihdi von uns fordert. Muhammed hat selbst gesagt, daß Isa Ben Marryam alle Lebendigen und alle Toten richten werde; er ist also der Herr des Gerichtes und des ewigen Lebens. Stimmt mit mir dreimal ein in den Ruf. Isa Ben Marryam akbar!«

Ich hatte viel, ja mehr als zu viel verlangt; aber die Angst um den Knaben erfüllte alle Anwesenden, und so erhoben sie wie vorhin die Hände, und es erklang dreimal der Ruf im Chore, der noch bei keinem von ihnen über die Lippen gekommen war. Nun erst stand ich auf und sagte:

»Keine Stange reicht bis hin, und kein Strick kann bis dorthin geworfen werden; ich muß mir ein Kellek bauen, welches mich hintragen wird.«

»Ein Kellek? Woraus?« fragte der Scheik erstaunt.

»Hast du nicht darüber nachgedacht, warum ich vorhin das Zelt Abram Ben Sakirs mitnahm? Hast du gemeint, daß ich es auf dem todbringenden Raml el Helahk aufschlagen wolle? Das Floß muß sehr leicht, sehr lang und sehr breit sein, wenn es mich tragen soll und ich nicht versinken will. Das mitgebrachte Zelt und das deinige, welches ich hier sehe, sie beide werden mir das leichte Leinen liefern, und aus den Zeltstangen fertigen wir das Gerippe des Flosses. Vorher aber muß ich sehen, wie tief die Flut des Sandes ist und welche Tragkraft sie besitzt.«

Ich nahm eine Zeltstange und ging, mit derselben vorsichtig vor jedem Schritte den Boden sondierend, auf den Rand des Sees zu, den man, weil eben alles, alles Sand war, nicht unterscheiden konnte. Jeder unvorsichtige Schritt konnte mir den Tod bringen. Bald fühlte ich mit der Stange, daß der Boden vor mir schwand; ich kniete nieder und fuhr mit der Stange in die Sandflut; es gab keinen Halt. Hierauf wurden mehrere Seile zusammengebunden, mit einem Stein an dem einen Ende. Ich ließ den Stein hinab; die Seile hatten eine Länge von wenigstens zwanzig Metern; sie liefen ab, ohne daß der Stein Grund fand; der Sandsee war also gleich an seinem Rande so tief, daß wir diese Tiefe nicht messen konnten; es wurde mir nun doch ein wenig unheimlich zu Mute, denn von Schwimmen konnte keine Rede sein. Wenn das Floß sich nicht bewährte und ich in den Sandbrei geriet, war ich verloren, weil eben die Konsistenz dieses Breies mit die Bewegungen des Schwimmens nicht erlaubte.

Nun ging es an die Herstellung des Flosses, für dessen Konstruktion es kein Modell gab; ich mußte den geeignetsten Bau dieses Fortbewegungsmittels selbst erfinden. Auch ein passendes Ruder mußte ich mir ausdenken; die gewöhnliche Form war nicht nur nicht zu brauchen, sie konnte mir sogar gefährlich werden. Ich fertigte mir ein nur hinten anzuwendendes Stoßruder, welches aus einer Zeltstange bestand, an welche rechtwinkelig ein Leinwandrahmen befestigt war. Dieses Ruder war mir nur zur Hinfahrt nötig; bei der Rückfahrt sollte ich gezogen werden, und zwar mittels einer langen Leine, die ich an das Floß festband, während ihr anderes Ende in den Händen der Tuareg blieb.

Die Herstellung des Flosses und des Ruders erforderte eine lange Zeit, und es kostete uns unzählige Zurufe an den Knaben, ihn bei Geduld, Hoffnung und Mut zu erhalten. Endlich waren wir fertig; aber das Schwierigste war damit noch nicht geschehen, denn das Allerschwerste war die Einschiffung. Das Leinwandfloß war notwendigerweise hoch elastisch; es gab nach und »schwappte« in allen seinen Teilen; das Besteigen desselben war allein an sich ein lebensgefährliches Wagnis; ich benahm mich dabei so vorsichtig wie noch nie, und es gelang. Sie schoben das Floß mit Stangen vom Ufer ab, und ich konnte das Ruder anwenden. Wie glücklich war ich, als ich sah, daß es sich bewährte! Vierzig Ellen weit! Mit einem Boote im Wasser eine Kleinigkeit, einige Ruderschläge, hier aber in dem zähen Höllenbrei eine todesangstvolle Arbeit von einer vollen halben Stunde! Ich hatte mich oft, sehr oft in Gefahren befunden, aber nie dabei das gefühlt, was ich jetzt empfand. Dieses wahrhaft teuflische, nervenzerreißende Schmatzen, Klatschen, Pfauchen und Blasenwerfen der schlammigen Masse, durch oder über welche ich mich fortzuschieben hatte! Haben mir jemals die Haare zu Berge gestanden, so ist es damals gewesen. Der Strick, welchen ich vom Ufer aus hinter mir nachzog, bildete keine gerade Linie, sondern er wand sich wie eine Schlange dem Floße nach. Und auch die Tuareg hatten Angst; das zeigte mir ihr Wehgeschrei, wenn mein haltloses Fahrzeug einmal das Gleichgewicht verlor. »Isa Ben Marryam akbar!« so klang es immer und immer hinter mir her.

Endlich, endlich war ich dem Tachtirwan so nahe, daß ich beinahe mit ihm zusammenstieß.

»Rette mich, o rette mich, Sihdi!« flehte der Knabe.

»Habe keine Sorge!« antwortete ich. »Wenn du nur ruhig sitzen bleibst und das Gleichgewicht nicht verlierst, so bringe ich dich glücklich hin zum Vater. Sollte der Tachtirwan schwanken, so neigst du dich schnell nach der Seite, die ich dir zurufe.«

Ich hatte einen dünnen, nicht zu schweren Strick an die Vorderseite meines Rahmens befestigt und aus dem andern Ende eine Schlinge gemacht. Diese warf ich nach der untern Querstange des Tachtirwan. Wie gut war es, daß ich geübt im Lassowerfen war, sonst hätte ich mich stundenlang resultatlos bemühen können, denn ich durfte weder aufstehen noch von meinem Sitze nur einen Fuß breit fortrücken. Die Schlinge faßte gleich beim erstenmal.

»Zieht, ihr Männer, zieht, aber langsam, nur sehr langsam!« rief ich nach dem Ufer hin.

Sie folgten meiner Aufforderung; die Seilschlange spannte sich an; mein Floß bewegte sich rückwärts, und der Tachtirwan folgte nach. Er war zwar zu leicht gewesen, als daß er hätte untergehen können, aber als Fortbewegungsmittel taugte er weniger als nichts; er schwankte außerordentlich und wäre ganz gewiß gekentert, wenn ich nicht an diesen Umstand gedacht gehabt und zwei weitere Schnüre mitgebracht hätte. Ich warf die Schlingen derselben rechts und links um die äußersten Enden der obern Querstange und konnte nun, bald hüben und bald drüben ziehend, der Sänfte einen bessern Halt verleihen. Glücklicherweise war der Knabe so besonnen, sich nach Bedürfnis so zu neigen, wie ich es ihm zurief, und es mir dadurch zu erleichtern, den Tachtirwan im Gleichgewicht zu halten.

Dennoch ging die Fahrt zurück viel langsamer als meine Herfahrt, und wir brauchten die Zeit von drei Viertelstunden, ehe mein Floß das Ufer erreichte. Der Vater riß den Knaben an sein Herz; die Tuareg jubelten überlaut; ich aber ging still zur Seite und faltete die Hände; ich hatte nicht mit ihnen, sondern mit Einem, dem Einzigen, dem Allbarmherzigen zu sprechen, dem ich die Erlösung aus dem entsetzlichen Schlunde des Verderbens verdankte, dessen Gefährlichkeit mir erst jetzt, da ich ihm entronnen war, richtig und voll zum Bewußtsein kam. Da hörte ich hinter mir die Stimme des Scheiks:

»Er betet. Er ist ein Christ und giebt Allah zuerst die Ehre; wir aber schreien wie die Wahnsinnigen und denken nicht an den Herrn der Allmacht, der die Errettung sandte. Ist er nicht frömmer, als wir sind? Laßt uns ihn erfreuen, indem wir seinem großen Mu'awin danken!«

Und dreimal erscholl es laut aus achtzig Kehlen:

»Isa Ben Marryam akbar!«

Dann kam er zu mir, umarmte und küßte mich und sagte:

»Sihdi, wir haben viel an dir verbrochen; sage mir, wie wir es sühnen können! Wir werden es thun. Verlange meine beste Stute, meine zehn besten Kamele; verlange, was du willst; du sollst alles, alles haben!«

Mir seine beste Stute anzubieten, das war eine wirklich großartige Dankbarkeit! Alle lauschten, was ich verlangen würde.

»Ja, ich werde etwas von dir erbitten,« antwortete ich, »und wenn du mir das gewährst, wirst du meinen Dank und Allahs Wohlgefallen haben.«

»Sag, was es ist!«

»Verdamme niemals wieder einen Christen! Glaube mir, der Himmel steht uns weiter offen als euch! Muhammed hat euch den Haß und die Rache, Isa uns aber die Liebe und die Versöhnung gebracht. Jener war ein Mensch und Sünder so wie wir, dieser aber wahrer Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ihr watet in Blut und vernichtet um eines Wortes willen eure eigenen Brüder; wir aber lieben selbst unsere Feinde und wagen unser Leben für die, welche nach dem unserigen trachten. Kein Moslem, kein Freund, kein Verwandter, nicht einmal sein eigener Vater wollte es wagen, deinen Sohn zu retten; der Feind, der Christ, war sofort bereit dazu, obgIeich du ihn beleidigt, bedroht und verflucht hattest. Denke nach; denke an dein eigenes Beispiel, an das, was du heute erlebtest! Der Glaube der Christen muß doch ein besserer, ein schönerer sein als der, den Muhammed euch brachte. Wir nennen Muhammed den Nebi kadib, den falschen Propheten; ich kann nicht verlangen, daß du von ihm auch so denkst, aber ich bitte dich, wenigstens nicht mehr zu glauben, daß ein Moslem hoch über einem Christen stehe. Die Liebe ist das Erkennungszeichen des allein wahren Glaubens; wer sie besitzt und übt, der ist weit sicherer Gottes Kind als der, dessen Herz im Haß und in der Rache lebt.«

Er sah lange still vor sich nieder, reichte mir dann die Hand und sagte:

»Deine Worte sind wie Perlen, die ich nie gekannt habe und nun plötzlich finde; ich will sie in meinem Herzen aufbewahren; vielleicht werde ich dadurch reich. Ich sagte dir, du seist der erste Christ, der mich besiegt habe, und sollest der einzige und letzte sein, dem dies gelungen sei. Jetzt hast du mich abermals besiegt, erst durch die Waffen, jetzt durch die Versöhnung. Ich danke dir für diese Niederlage, denn sie demütigt mich nicht und giebt mir einen Freund. Willst du mein Freund, mein Bruder sein, hochgeehrt von meinem ganzen Stamme und hochwillkommen in allen unsern Häusern, Hütten und Zelten?«

»Ja, ich will, sehr gern.«

»So wollen wir diesen Ort des Verderbens verlassen und zu Abram Ben Sakir zurückkehren, um dort Lager zu machen und nach den Gesetzen der Wüste Blutsbruderschaft zu schließen. Dein Gebet ›Isa Ben Marryam akbar‹ hat meinen Sohn vom Tode errettet; dein Freund ist mein Freund, und mein Feind sei auch dein Feind; du hast mein Herz, und ich habe das deinige, denn du hast mir die Liebe anstatt der Rache gebracht. Allah jubarik fik – Gott segne dich!« – –


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