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Jephtha

Dem Bastard keine Rechte,
Kein Erbteil und kein Gut! –
Doch rollte in dem Knechte
Der Väter Heldenblut,
So kürt er seine Mannen
Wohl unterm Himmelszelt'
Und zog damit von dannen,
Jephtha, der starke Held.

Und fern der Heimat Fluren
Zu Mizpa stand sein Haus,
Da gingen, die ihm schwuren,
Gewappnet ein und aus;
Da waltete im Segen
Am Herde und am Schrein'
Hold-sittig allerwegen
Sein blühend Töchterlein.

Er hielt sie auf dem Schoße
Voll süßer Vaterlust.
Es lehnte sanft die Rose
Das Haupt an seine Brust;
Sie küßte ihm die Wangen,
Sie hing an seinem Blick',
Und so von ihr umfangen,
Empfing er all sein Glück.

Da horch', vor seiner Hütte,
Wer naht zu dieser Stund'?
Es waren Männerschritte
Und Stimmen, die ihm kund.
Und doch nicht die der Seinen;
Er hört sie anderwärts; –
Was wollen sie dem einen,
Der hier die Tochter herzt?

O komm' und brich die Ketten!
Uns zürnet Zebaoth.
Komm', Israel zu retten
Aus seiner Feindesnot,
Vergiß, was dir vor Zeiten
Daheim an Leid gescheh'n,
Und führe uns, zu streiten
Auf Minniths Rebenhöh'n!

Uns züchtigt Javehs Rute,
Uns rettet nur der Krieg!
O komm', daß Ammon blute,
Und führe uns zum Sieg'!
Und ist der Feind geschlagen,
Dir sei die Ehr' allein!
Du sollst zu allen Tagen
Uns Haupt und Richter sein!

Da blitzten ihm die Augen,
Da zuckte ihm die Hand.
So großes soll ich taugen
Dem teuren Heimatland'?!
Wohlan, ich will euch führen,
Wann kommen wird der Tag,
Daß Ammons Kinder spüren,
Was Israel vermag!

Und bald, bald war er kommen,
Der Tag nach langer Nacht;
Doch eh' sein Licht entglommen,
Zu leuchten blut'ger Schlacht,
Da lag in stiller Stunde
Jephtha vor Zebaoth
Und fleht' aus Herzensgrunde
Um Hülfe in der Not.

O, willst du mich erhören
Und mir den Sieg verleih'n,
So will ich heilig schwören,
Ein Opfer dir zu weih'n!
Sieh, was mir kommt entgegen
Zuerst aus meiner Tür,
Hinschlachtend will ich's legen
Dir auf den Stein dafür!

Und als der Schwur gesprochen,
Die Bitte ward gewährt;
Es sank der Feind gebrochen
Vor Jephtas Heldenschwert'.
Und heim auf blut'gen Pfaden,
Geebnet heiß und schwer,
Mit Beute reich beladen.
Zog jubelnd schon das Heer.

Rings Lust und frohe Leute
Den Siegern zum Empfang',
Gen Mizpa geht es heute, –
O, Jephtha welch ein Klang!
Schon luget aus den Zweigen
Wer trauten Hütte Dach,
Da, horch! – Gesang und Reigen
Und lauter Paukenschlag!

Was fliegt im weißen Kleide
Lautjubelnd aus der Tür?
O, Jammer ob der Freude!
Zu viel, zu viel dafür!
Nun hält er in den Armen
Sein einzig Töchterlein.
Erbarmen! – Kein Erbarmen!
Das Opfer auf den Stein!!


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