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»Eine vorsichtige Einleitung und einen glatten Schluß, wenn ihr die erst gut gedrechselt habt, die Ausführung ist dann Kinderspiel.«
So der Deutschprofessor Heumann. Sechs Jahre hat er es uns eingehämmert.
»Famos,« sagte rechts mein Nachbar, der Max Graßl, »nun hat man endlich ein Rezept, nach dem man alles deichseln kann.« Und wenn die Stundenglocke schrillte, war er sauber mit dem Aufsatz fertig und kriegte einen Einser nach dem andern.
Während sich mein Nachbar links, der Peter Strupp, so lange mit dem Mittelstück herumschlug, im Guten und im Bösen, daß er immer noch drin steckte, wenn die Stundenglocke schlug und die Aufsatzblätter eingesammelt wurden. Sodaß er einen Vierer nach dem andern kriegte.
Sie sind mir später mehr als einmal wieder über meinen Weg gelaufen, mein Nachbar links, mein Nachbar rechts.
»Nun, wie geht's, Max Graßl?« sagte ich.
Kühl bedächtig sah er mich durch seine Brille an. »Ich habe eine gute Sache. Die will überlegt sein. Nicht nur der Anfang, auch das Ende. Dann gerät sie ganz von selbst. Professor Heumann, du erinnerst dich –?«
Ich erinnerte mich und traf den Peter Strupp.
125 In einem Wirbel von Dingen, Menschen, Werken. »Peter,« sagte ich, »hast du dir den Anfang und das Ende auch gehörig ausgemauert?«
»Keine Zeit, mein Lieber, das kommt später,« lachte er und wirbelte davon.
Nach einem halben Leben kam ich von Amerika zurück. »Wie geht's Max Graßl?« fragte ich die alten Kameraden.
»Hm, Max Graßl?« sagten sie zerstreut und gähnten.
»Ei, wißt ihr nicht mehr, unser Klassenerster damals?«
»Ach der – na ja, gestorben.«
»Ist das alles, was ihr von ihm wißt?«
»Nun ja, gewiß, er ward mit allem fertig, was er unternahm.«
»Und jetzt?«
»Jetzt werden seine Erben mit dem fertig, sauber fertig, was er hinterließ.«
»Und dem Peter Strupp, wie geht es dem?«
Da senkten sie die Köpfe: »Tot.«
»Ist das alles, was ihr von ihm wißt?«
Da hoben sie die Köpfe: »Ja, der Strupp – der Strupp!«
»Was hat er hinterlassen?«
»Hm, Gelder keine, aber weißt du,« sagten sie und ihre Augen fingen an zu leuchten, »ein paar Mittelstücke seiner Arbeit, an denen haben wir nach rechts und links Jahrzehnte auszubauen.« 126