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1. Ein Geistlicher, der das Spiel sehr liebte, hatte bis zu dem Augenblicke, wo er nach der Kirche mußte, noch Whist gespielt. In der Eile war ihm eine elfenbeinene Whistmarke im Aermel stecken geblieben und beim Segnen des Kelches in denselben hineingefallen. Er reichte einigen Bauern die Hostien, und einer von jenen bekam statt derselben die Whistmarke. Vergebens versuchte er, dieselbe hinunterzuschlucken. Endlich fragte er seinen Nachbar: »Herr Gevatter, was eßt Ihr?«
»Nun,« antwortete dieser, »was anders, als den Leib Christi«
»Na, dann habe ich die Knochen bekommen; denn mein Stück ist so hart, daß ich es nicht hinunter schlucken kann,« erwiderte der Erstere.
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2. Ein Friseur stieß in der Eile einen würdigen General. Ohne sich zu entschuldigen, sagte er blos: »Carambolirt.« Der General steckte ihm eine derbe Ohrfeige, daß er in eine Pfütze fiel, und sagte: »und den Weißen gemacht!«
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3. Kaiser Maximilian belustigte sich einst mit einigen seiner Räthe im Kartenspiel. Unter diesen befand sich auch Kunz von der Rosen, des Kaisers lustiger Rath. »Ich habe drei Damen, und also gewonnen,« sagte der eine. »Und ich drei Könige,« versetzte Kunz. »Zeige sie!« rief der erste. Kunz sagte, indem er die Karten hinlegte: »Hier sind zwei,« und – indem er den Kaiser bei der Hand faßte – »hier ist der dritte.«
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4. In einigen Gegenden ist ein gewisses Kartenspiel, Schafkopf genannt, sehr beliebt. An einem bestimmten Tage kamen gewöhnlich mehrere Gutsbesitzer und Förster zusammen, um es zu spielen. Einer von ihnen, welcher etwas später kam und seine Gesellschaft zum Fenster hinausschauen sah, rief im Absteigen von seinem Pferde: »Nu, giebt es heute keinen Schafkopf?« »wir haben nur auf Sie gewartet,« riefen einstimmig die Andern.
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5. Ein Lotterie-Collecteur, der auf gut Glück ein Loos nach Cöln sandte, erhielt es nach wenigen Tagen mit folgenden Zeilen wieder:
Cöln, den ...
Geldmacherei und Lotterie,
Nach reichen Weibern freien,
Und Schätze graben, frommet nie,
Wird Manchen noch gereuen.
Mein Sprüchlein heißt:
Auf Gott vertrau!
Arbeite brav, und leb' genau!
Mit diesem habe ich die Ehre, Ihr Loos zurückzusenden, und empfehle mich Ihnen.
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6. In Gegenwart eines Witzbolden in Hamburg wurde erzählt, daß Paganini ein erklärter Feind aller Kartenspiele sei und kaum eins kenne. Der Witzbold widersprach:
l'Hombre muß er verstehen, da er alle Hamburger Codille macht, und diese doppelt setzen müssen. (Dies hat Bezug auf die Doppelpreise, die er sich zahlen ließ.)
Boston muß er auch aus dem Fundamente kennen; denn wenn er Karten (Einlaßkarten) giebt, so können wir grand misère ouverte spielen.
Im Whist überbietet er alle Musiker; denn nicht nur fünf Honneurs, sondern Tausende von Honneurs weiß er sich zu verschaffen.
Als Banquier im Pharao schlägt er jedem die Karte ab, (Freikarten giebt er nicht gern) und daß er Solo meisterhaft zu spielen versteht, weiß die ganze Welt.
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7. Zur Zeit der Regierung des Königs von Neapel wurde eine hübsche, in der Musik sehr erfahrene Dame bei Hofe vorgestellt; ihrem Manne, einem Ritter von guter Bildung, dessen einziger Reichthum in dem Kreuze des heil. Ludwig und in der Geschicklichkeit bestand, welche er beim Billardspiel erlangt hatte, war es noch nicht gelungen, sich in die Menge der Höflinge des prachtliebenden Monarchen zu drängen. Eines Tages, als Madame de N. sich vertraut mit dem Könige unterhielt, glaubte sie zu bemerken, daß derselbe sich besonders für sie interessiere. Sie wagte es daher, ihm zu sagen: »Sire, ich habe einen Mann.« »Gut! was geht das mich an? Er mag spazieren gehen.« – »Freilich spaziert er schon eine lange Zeit um ihr Palais. Halten Ew. Majestät nicht für angemessen, ihm den Zutritt zu erlauben?« – »Aber ist es ein Mann, den man vorstellen darf?« – »Mein Mann war dem Hause des Königs von Frankreich beigegeben; er ist mit dem Kreuze des heil. Ludwig geschmückt.« – Einige Tage nachher ward Herr de N. bei Hofe eingeführt. Als der König diese kolossale Figur sah, diese ruhige Physiognomie, das ganze Wesen des Ritters, das ihn zu einem der schönsten Männer seiner Zeit stempelte, warf er den Blick auf einen Spiegel und schien, obgleich er selbst schlank und von ungewöhnlicher Stärke war, mit dem Vergleiche nicht ganz zufrieden zu sein. Er war nicht gewohnt, jemanden zu sehen, der ihn übertraf, und ein Schatten des Mißmuthes überflog seine Züge, der, wenn er auch bald verschwand, doch von keinem günstigen Eindruck zeugte. Indessen gewöhnte man sich an den Ritter. Wenn der König Billard spielte, war er gewöhnlich Zeuge und folgte dem Spiele mit Intresse. Eines Tages, als der König am Billard die Kugeln stieß und einen Gegner erwartete, antwortete N. auf eine Bemerkung des Königs in einer Weise, daß dieser sah, der Ritter müsse des Spieles sehr mächtig sein. »Sie spielen also Billard?« – »Ja, Sire, doch sehr selten. Indeß hatte ich einige Anlage zu diesem schönen Spiele.« – »Gut, mein Herr; wir wollen sehen. Nehmen Sie eine Queu.« – »Sire, ich bin unwürdig, gegen Ew. Maj. zu kämpfen. Das Spiel begann, und nie hatte der König eine angenehmere Partie gemacht, was von der bewunderswerthen Geschicklichkeit des Ritters herrührte. Ja, der König war so mit sich selbst zufrieden, daß er sprach: »Wir werden öfter zusammen spielen; Herr de N., Sie haben ein solides Spiel und sind im Stande sich zu verteidigen. Wir werden das Spiel höher treiben.« – N. ward der Lieblingsspieler des Königs, der jetzt die Freude hatte, beständig durch glänzende Stöße zu gewinnen, während er seinen Erfolg nur der Geduld und der kalten Klugheit seines Gegners zu verdanken hatte. N. bedurfte seiner ganzen Gewandtheit, um die angenommene Rolle auszuführen, was ihm auch so gut gelang, daß er den König in seinem Selbstvertrauen bestärkte. Endlich befand man sich eines Tages auf einem herrlichen, drei Stunden von der Hauptstadt entlegenen Lustschlosse. Der König, der guter Laune war, behauptete, dieses Mal wolle er durchaus siegen. N fühlte, daß der entscheidende Augenblick gekommen sei, daß er die Früchte seiner langen Verstellung ernten könne. Er warf die Maske ab und zeigte sich seinem bestürzten Gegner in seiner vollen Stärke. »Sie sind im Zuge!« sagte der König. – »Sire, ihr Spiel hat mich elektrisirt.« – Der Fürst wurde geschlagen, und sein getäuschtes Vertrauen machte dem Zorne Platz. Ein Verlust folgt dem andern; er erhitzt sich; die Aufregung beraubt ihn eines Theils seiner Kräfte. Er fährt fort zu verlieren und den Preis des Spieles immer höher zu setzen. N. war ein ganz anderer, als bisher, ein furchtbarer Gegner, der einen ohnmächtigen Feind erdrückte; jeder Schlag war tödtlich, Vertheidigung unmöglich. Endlich weckte eine ungestüme Bewegung oder ein unbedachtes Wort die Reizbarkeit des Königs. Den Fürsten verließ plötzlich jene Stumpfheit, die ihn bisher beherrscht hatte. Er hielt stille, setzte die Queue auf das Billard, kreuzte die Arme über die Brust und blickte seinen Gegner starr an. Er erkannte die ganze Wahrheit und wollte keinen Augenblick länger in dieser schmachvollen Lage bleiben. »Genug, Herr!« sprach er zu N. »Man wird Ihnen die gewonnene Summe auszählen.« Die Summe belief sich auf 80,000 Franken. – Einige Stunden nachher begab sich der Sieger mit seiner Frau, welche lange vorher ihre Maaßregeln getroffen hatte, mit einem günstigen Südwinde von dannen, um in einer kleinen Stadt des mittäglichen Frankreichs die Früchte seines Glücks und seiner Gewandtheit zu genießen.
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