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1. Heinrich IV., der die Abenteuer liebte, hatte sich eines Tages im Walde von St. Germain verirrt und traf einen wohlbewaffneten Räuber. Die Kaltblütigkeit des Fürsten schüchterte den Verbrecher ein; der König frug ihn, was sein Gewerbe sei, und der Räuber antwortete, er sei Apotheker.
Dann, Freund, bemerkte der König, lauerst Du hier wahrscheinlich den Vorübergehenden auf, um ihnen Klystiere zu geben. Dazu solltest Du aber lieber an einem Bache, als hier mitten im Walde stehen.
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2. Als einst zur Zeit des Vollmondes ein Berauschter das Wirthshaus verließ, fiel ihm das helle Licht des Mondes in die Augen. Einige Zeit staunte er ihn an, dann aber brach er in die Worte aus: Du brauchst wahrlich nicht damit zu prahlen, daß du alle Monate einmal voll bist, dann hätte ich wohl eher Ursache dazu, denn ich bin es alle Tage.
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3. Der Erzvater der Philantrogisten, (wie ihn Musäus nennt) Basedow fand einst Gleim, den er besuchen wollte, nicht zu Hause. Um ihm, wie er dachte, eine Ueberraschung zu bereiten, verkroch er sich unter einen mit Vorhängen bekleideten Tisch, an dem Gleim zuweilen las, und verbot allen Hausgenossen, jenem etwas von dem Besuche zu sagen. Gleim kommt nach ewiger Zeit zurück, setzt sich, da er sich allein findet, an den Tisch, um zu lesen, und zwar so, daß sein einer Fuß auf dem untern Tischgestelle ruht. Basedow fängt an, sacht, allmälig immer lauter zu scharren und zu bellen, wie ein Hund, und da dies Gleim's Aufmerksamkeit noch nicht stark genug reizt, beißt er ihn endlich heftig in den Fuß. Gleim, der leicht heftig aufbrauste, versetzte mit dem gebissenen Fuße dem vermeinten Hunde einen derben Tritt. Basedow springt nun lautschreiend hervor, um seinem Freunde Vorwürfe zu machen, daß er eine beabsichtigte Ueberraschung so vergelte; aber Gleim, voll größten Unmuths, entläßt ihn mit der, aber stärker ausgesprochenen Bemerkung: Wer sich selbst zum Hunde erniedrigt, darf keine Entschuldigung erwarten, wenn er sich als Hund behandelt sieht!
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4. Als Daum den preußischen General Fink bei Maxen in der Dresdner Gegend den 21. Nov. 1750 gefangen genommen hatte – »großer Finkenfang« – kam österreichischer Seite folgendes Epigramm zum Vorschein:
Jüngst wollte Friedrich noch Eins bei Dresden wagen,
Drauf flog der Fink gleich aus, mit Wunsch, den Feind zu schlagen;
Allein Maxen gab dem Wunsch vor dies Mal kein Gehör
Und sprach: Zur Winterszeit schlägt ja der Fink nicht mehr.
Dem wurde folgendes preußische entgegengesetzt:
Der große Friedrich wird bald noch Größeres wagen,
Um den verschwitzten Daum von Dresden wegzuschlagen;
Denn Mars giebt diesem Held im Winter auch Gehör,
Und wo kein Fink nicht schlägt, schlägt Friedrich desto mehr!
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5. Der berühmte Maler Velasquez de Silva verlangt von einer vollkommen schönen Frau: drei weiße Dinge: Haut, Zähne und Hände; drei schwarze Dinge: Augen, Augenbraunen und Augenlieder; drei rothe Dinge: Lippen, Wangen und Nägel; drei lange und schlanke Dinge: Arme, Leib und Haare; drei kleine Dinge: Zähne, Ohren und Füße; drei breite Dinge: Busen, Stirn und der Raum zwischen den Augenbraunen; drei weiche Dinge, Haare, Finger und Lippen.
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6. In N... nahm man einer armen Frau ihren einzigen Sohn durch die Aushebung zum Soldaten, sie ging zur Obrigkeit, bat um seine Freilassung, aber ihr Bitten waren vergeblich. Endlich ging sie alle Tage in die Kirche und flehete die Mutter Gottes um Befreiung ihres Sohnes an.
Als dies aber auch nicht half, nahm sie dem Marienbilde das Kind aus dem Arme, stellte es in einen Winkel und sagte: »nun kannst du auch sehen, wie es ist, wenn man kein Kind mehr hat.«
Dies machte so viel Aufsehen, daß man ihr ihren Sohn losgab.
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7. Schiller lernte in seiner Jugend Harfe spielen. Sein Nachbar gegenüber konnte ihn nicht leiden, und rief ihm einmal zu, als er bei offenem Fenster spielte: Herr Schiller, Sie spielen wie der König David, nur daß Sie nicht so können. – Und Sie, erwiderte Schiller, schwätzen raus, wie der König Salomo, nur daß Sie nicht so gescheit sind.
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8. Ein Lieutenant bemerkte, daß sein Kaffee seit mehreren Tagen so dick sei; er rief deßhalb seinen Burschen ins Zimmer und fragte ihn nach der Ursache dieses Uebels. »Ja, sehen Se, Herr Leitnant,« sagte dieser, »der alte Trichter is entzwee jejangen, un nu hab' ich einen Strumpf jenommen, un da is et möglich.«
»I, zum Donnerwetter,« rief der Offizier, »Kerl auf Ehre, ich glaube, Du bist wahnsinnig!«
»I Jott bewahr!« antwortete der Bursche mit Seelenruhe. »Jloben Se mir doch man, det ick weeß, wat ick dhue! Ick weeß ja, det Sie sich einrichten müssen, un werde nich so reinrasen. Ick habe ja man nur en alten Strumpf jenommen!«
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9. Ein Bauer hatte ein Fäßchen Wein gekauft und es hinter sich auf sein Pferd geschnallt. Unterwegs löst sich jedoch der Spund los vom Fasse und der Wein strömt heraus. Der Bauer, etwas Natürliches vermuthend, hält sein Pferd pfeifend sorgsam an, und als er nichts mehr rauschen hört, reitet er vergnügt weiter. Wie groß war aber sein Erstaunen, als er nach Hause kam und keinen Wein mehr im Fasse fand. –
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10. Ein Schwabe, der sich zum ersten Male in Wien befand, wurde von einem seiner dortigen Verwandten überall herumgeführt, der ihm auch alle schönen und merkwürdigen Gebäude zeigte. – Endlich äußerte der Herumgeführte: »Das ist Alles recht schön, aber ich bitt', zeigen Sie mir doch nun auch das Haus Oestreich!«
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11. Ein Bauer, der seinen Dienstleuten nicht immer die humanste Behandlung angedeihen ließ, schimpfte unter andern einen seiner Knechte mit den Worten: »Du bist ein Schinderknecht« »»Nur so lange ich bei Euch in Dienste stehe, Ihr Knechtschinder;«« erwiderte dieser ganz trocken.
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12. Die Familiengruft des Grafen von * ist bei einem Dorfe, eine Meile von der Residenz entfernt.
Der Graf Karl Friedrich ließ kurz vor seinem Tode seinen alten Kammerdiener vor sein Bett rufen und sagte zu ihm: »Wenn ich todt bin, Wilhelm, so sorge dafür, daß ich ordentlich frisirt werde und daß die Haarnadeln in den Locken fest und grade stecken, damit sie durch das Rütteln beim Fahren nicht ausfallen oder mir den Kopf verletzen. In der Kirche laß den Sarg noch einmal öffnen, nimm mir den Hut ab und setze mir eine Mütze auf; denn das bin ich so gewohnt, wenn ich ins Quartier komme.«
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13. Ein Jude hatte einem redlichen Manne 200 Thaler zu 9 Procent Zinsen geliehen. Der Mann konnte den Termin nicht halten und der Jude wurde klagbar. Bei der Untersuchung der Sache kamen denn auch die übermäßigen Zinsen zur Sprache. – »Aber,« sagte der Richter, »wie kommt Ihr dazu, von dem armen Manne 9 Procent Zinsen zu fordern? Wisset Ihr nicht, daß ein Gott über uns ist, der von oben herab alle unsere Handlungen sieht? Höchstens durftet Ihr nur 6 Procent nehmen.« – »Nun,« antwortete der Jude, »wenn der liebe Gott von oben heruntersieht, so sieht er auch die 9 für eine 6 an.«
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14. In einer amerikanischen Quäkerversammlung überkam die Inspiration eine hübsche junge Quäkerin und sie hielt folgende Rede: – »Theure Freundinnen! über drei Dinge muß ich mich verwundern. Erstens, daß die Kinder so thöricht sein können, Steine in die Fruchtbäume zu werfen; ließen sie die Früchte gehen, so würden sie bald von selbst herabfallen. Zweitens, daß die Männer so thöricht sein können, mit einander zu kriegen, um sich todt zuschlagen; ließen sie einander gehen, so würden sie alle von selber sterben. Das Dritte aber, worüber ich mich am meisten verwundere, sind die Mädchen, wenn sie zu Hause blieben, würden die jungen Männer sie aufsuchen.«
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15. Ein vornehmer Spanier, der das St. Jakobsbild an einer goldenen Kette auf der Brust hängen hatte, wurde von einem Freunde besucht. Als derselbe nun seinen Freund bewillkommen wollte, war das Pferd wie toll, und drang, ohne Aufhören, ungeachtet des Zurückhaltens des Reiters, auf den Ritter ein. – »Aber, was fehlt denn Ihrem Pferde?« fragte dieser. Und jener antwortete: »Es ist ehedem ein Postpferd gewesen, und wo es ein Schild aushängen sieht, glaubt es, es sei ein Gasthaus.«
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16. Von den Bauchrednern werden manche belustigende Anekdoten erzählt. Hier nur einige.
Herr Comte aus Genf befand sich eines Tages auf der Landstraße zu Revers mit einem Bauer, der auf einem Esel ritt. Plötzlich schien der Esel reden zu können und sagte: Fort, fort, ich habe dich lange genug getragen! Sogleich springt der Bauer herab, läuft davon und schreit, sein Esel sei vom Teufel besessen.
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17. Als dieser Bauchredner durch Rumily ging, war eben Jahrmarkt, wo er einer Bauerfrau begegnete, die ihr Schwein zu Markte brachte. – »Wie theuer wollt Ihr das Schwein verkaufen?« fragte Comte. »Fünfzig Frances,« antwortete die Frau. »Spricht Euer Schwein?« fragte Comte. »Ei, wer weiß, vielleicht lernt es noch einmal so gut plaudern, als Ihr,« sagte sie. »Das wollen wir gleich sehen,« versetzte er und faßte das Schwein bei den Ohren, welches nun ganz deutlich folgende Worte zu grunzen schien: »Das Weib lügt; ich bin nur zehn Livres zehn Sous werth.« – Das Weib wäre beinahe vor Schrecken umgefallen; sie, mit vielen Andern, glaubte, ihr Schwein sei behext, und Niemand wollte es kaufen, trotz aller nachherigen Versicherungen des Bauchredners, das er und nicht das Schwein geredet habe.
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18. Ein armes Mädchen passirte oft die Douanenlinie bei A., mit einem Kinde an der Brust. Endlich wurde es verrathen, daß dies Kind mit verbotenen, theuern Stoffen umwickelt war; die Douaniers paßten nun genau auf, aber das Mädchen kam nicht wieder. Ein anderes Mädchen dagegen, die ihr Kind gern auf eine gute Art los sein wollte, kam bald darauf mit demselben an die Linie, that sehr furchtsam und wurde angehalten. – Man nahm ihr das Kind, sie selbst aber entkam unter der Menge der herbeigeeilten Menschen. – Begierig untersuchten nun die Herren die Beute, fanden aber nichts, als einen recht gesunden, starken Jungen, den sie nunmehr erziehen lassen mußten, und ihm zum Andenken den Namen Pierre Contrebande gaben.
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19. Madame Teller sprach ihr gutes Berliner Deutsch, und also auch frischweg »gelohfen« und was sonst dieses Schlages ist. Eine Demoiselle, die dem Hause einigermaßen angehörte, war hierdurch in ihrer Bildung beleidigt und sagte endlich mit vorwurfsvollem Eifer: »Aber, liebe Madame T., sprechen sie doch nicht so schlecht, sagen sie doch wie gebildete Leute: »gelaufen!« – Der guten Frau war die Hofmeisterei, die man sich gegen ihr Deutsch erlaubte, schon längst ärgerlich, sie wollte einmal die unerträgliche Anmaßung abfertigen und erwiderte mit Nachdruck: »Ich will Ihnen mal was sagen, Mamselken! Sehen Sie, meine Töchter sind jelohfen und jelohfen, und Beede haben schon längst Männer gekriegt, und Sie, Liebste, sind jelaufen und jelaufen, und haben noch zur heutigen Stunde keenen Mann.«
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20. Jemand redete einen Freund auf der Straße an, und bat, er möchte ihm doch 10 Gulden leihen. Der Angeredete entschuldigte sich, da er nur 5 Gulden bei sich habe. »Thut nichts, versetzte der Erstere, »geben Sie mir einstweilen diese 5 Gulden und bleiben Sie mir die andern 5 Gulden noch schuldig!« –
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21. Auf einer Universität hatte ein Student seinen Wirth unziemlich behandelt. Dieser verklagte ihn und der Rector ließ den Student kommen. – Als er ins Zimmer trat, fuhr ihn der Rector mit den Worten an: Warum hat Er sich an seinem Wirthe so gröblich vergangen? – Ihro Magnificenz, antwortete der Student, der Flegel nannte mich Er.
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22. Ein mit einem großen Ordensbande geschmückter Herr bemerkte in einer Gesellschaft eine eben nicht schöne Dame, welche einen kostbaren Ring am Finger trug. Zu seinem Nachbar äußerte er ziemlich laut: »ich möchte lieber den Ring, als die Hand.« Die Dame, welche dies gehört hatte, erwiderte: »und ich lieber das Halsband, als den Esel.«
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23. Ein Bauer wollte eines Prozesses halber mit einem Advocaten Rücksprache nehmen; man nannte ihm einen Namens Krähe. Er ging zur Stadt, fand die Straße und fragte nach dem Advokaten Rabe. Ein solcher wohne hier nicht, sagte man, wohl aber einer Namens Krähe. Dann wird er es wohl sein, – versetzte der Bauer – ich wußte wohl, daß es ein solcher Vogel war.
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24 Als man einem reichen Juden in Berlin die frohe Nachricht brachte, Napoleon sei wieder über den Rhein zurückgekehrt, rief er aus: »Nu, was thu ich damit, daß er über den Rhein is, das kann mir nix helfe, der Rhein muß über ihn, dann erst bin ich sicher.«
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25. Nante. Halten Sie sich fest, Aspususchen, alleweile legt das Dampfboot los.
Krippenstapel. Wo entsteht denn eigentlich der Dampf?
Nante. (stopft sich eine Pfeife) gewöhnlich entwickelt er sich aus Actien.
Krippenstapel. Hm! Wozu seint denn abersch zwei Schornsteine?
Nante. Das will ich Ihnen erklären: Aus dem großen fliegt das Kapital und aus dem kleinen die Zinsen.
Krippenstapel. Hab'n se das Dampfbot hier endeckt?
Nante. Entdeckt haben sie seiner in England; alleine aber hier haben sie ihn vervollkommnet, indem sie ihm mit Oelfarbe angestrichen haben.
Krippenstapel. Wir sind doch noch weit zurück gegen die Engländer.
Nante. Das seint wir allerdings, indeß wir haben nischt zu versäumen, und können noch ein Bisken verweilen.
Krippenstapel. Seint doch Schwerenöther die Engländer.
Nante. Ja, das seint se. Se entdecken Alles, was eener will. Eine Erfindung jagt die andere, Dampfboote, Jasbeleuchtung, Orientalische Frage, Schwebenholzkens, Nationalschuld.
Krippenstapel. Wo liegt denne Engelland.
Nante. Das liegt sehr verschieden, theils in Amerika, theils in Asien, Hannover, Australien, mehrentheils aber in Europa. Es ist ganz mit Weltmeer umgeben. Die Hauptstadt heißt London und liegt an der Themse. Se besitzt ein Erziehungsinstitut vor junge Nachtwächter, worin diese die Anfangsgründe des Tutens erlernen. Was besonders bei diejenige Hauptstadt von London merkwürdig ist, is deß ihr die Sonne nicht bescheint. Die Naturforschenden vermuthen, weil, se ihr nich leiden kann, andere behaupten, daß dieses von des dicken Nebel herkommt, den sie bedeckt.
Krippenstapel. Ick möchte mal 'nen Engelländer sehen.
Nante. Der Engländer ist daran zu erkennen, daß er immer die Hände in der Hosentasche hat, den Hut in der Stube aufbehält und schiefe Gesichter macht, was man Splen nennt. So lange er kleene is, heeßt er Engländer, wenn er ausgewachsen ist, nennt man ihn Großbrittanier. Uebrigens rasirt er sich selber, erzeugt lebendige Junge und is sehr liberal.
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26. Wenn ich in dem Zeitungsblatte
Lese, wer gestorben ist;
Hier der
beste Freund und Gatte,
Dort der
beste Mensch und Christ,
Hier der
frömmste aller Frommen,
Dort der
Patrioten-Zier –
Denke ich oft still bei mir:
Woher mag es doch wohl kommen,
Daß auch nicht ein
Böser stirbt? –
Bleibt nur schofel Zeug aus Erden,
Wer mag wünschen,
alt zu werden!
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27. Als Rekrute ging Bull über den Schloßplatz in Stuttgart, und sah im offenen Fenster einen Papagei. Er bewunderte diesen ihm unbekannten Vogel, bis dieser ausrief: »Guten Morgen!« Erschreckt griff der Rekrut nach seiner Mütze, und stotterte verlegen: »Verzeihen Euer Gnaden! hab gemeint, Sie seien ein Vogel.« Beschämt eilte er davon.
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28. Der Doctor eines englischen Linienschiffes, der bei seiner Schiffsequipage alles mit Wasser zu kuriren pflegte, fiel als er vermutlich zu viel Wein getrunken hatte, mit dem Kopfe vorwärts über Bord. » Guck,« rief ein alter Matrose, der zusah, » da fällt der Doctor in seinen Medicinkasten.«
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29 Ein Metzger in Cain hatte in der Nähe der Stadt ein Kalb gekauft. Eine halbe Flasche Cider besiegelte den Handel, und der Metzger bemerkte unter andern scherzweise, er gedenke das Kalb bei hellem Tage in die Stadt zu schmuggeln, vor der Thorabgabe öffentlich vorüber zu gehen und doch nichts zu bezahlen. Der Verkäufer erklärte dies für unmöglich und es kam zur Wette, wobei der Fleischer sich blos die Bedingung ausbat, daß der Verkäufer ihm aus eine Stunde seinen Hund leihe. Diesen Hund steckte er in einen Sack, nahm denselben auf die Achsel und ging so der Stadt zu. Als er das Thor erreichte, erklärte er, er habe nichts zu bezahlen, weil in dem Sacke nichts, als ein Hund sei, den er eben gekauft habe und so trage, damit derselbe den Weg zu seinem Herrn nicht wieder finden möchte. Der Einnehmer wollte dies nicht glauben und verlangte den Hund zu sehen. Der Metzger mußte deshalb den Sack öffnen; der Hund benutzte natürlich die Gelegenheit und lief davon. Der Metzger eilt ihm nach und fluchte dabei fürchterlich.
Nach einer Viertelstunde erschien er endlich wieder an dem Thore mit dem Sacke auf der Schulter: » Sie haben mir viel Noth gemacht,« sagte er zu dem Einnehmer, der ihn ohne weiteres gehen ließ. Der Metzger hatte diesmal das Kalb im Sacke.
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30. Ein Bauer fragte einen Andern: »Was willst Du aus Deinem Sohn machen? Lassest Du ihn studiren? Du hast die Mittel dazu.«
»Nein, das laß ich wohl bleiben; es kostet zu viel Geld.«
»Aber,« versetzte der Andere, »Du machst ihn dadurch zu Aemtern und Würden geeignet.«
»Nein ganz im Gegentheil – besser, ich behalte mein Geld denn das Gesetz schreibt vor, wie viel Geld man besitzen müsse, um wahlfähig zu sein, nicht aber wie viel Verstand.«
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31. Die X**schen Landstände waren zu einem Concerte bei Hofe eingeladen. Der bäuerliche abgeordnete W** trat an's Büffet und verlangte ein Glas Wein. »Wollen Sie Madeira, oder sonst was Kräftiges?« fragte der Hoflakai. –
»Ja, Madeira!«
Der Mundschenk vergreift sich und schenkte ihm ein Glas voll Provenceröl ein. W ** trank es aus –
Wollen Sie noch Eins? der Wein ist gut und kräftig. –
»Ja, aber er ist mir zu fett!«
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32. Ein junger Prinz von sieben Jahren besaß bei vieler Artigkeit ungemein viel Verstand. Einst war er der Gegenstand der Bewunderung einer ganzen Gesellschaft. Ein alter Hauptmann, welcher die ihm ertheilten Lobsprüche mit angehört hatte, sagte ziemlich laut; »Kinder, welche in einem so zarten Alter vielen Verstand zeigen, haben oft sehr wenig, wenn sie erwachsen sind. Der junge Prinz, dies anhörend, antwortete ihm sogleich: »Herr Hauptmann, Sie müssen in Ihrer Jugend sehr viel Verstand besessen haben.«
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33. Ein Gastwirth aus der Gegend von Pfalzburg war mehrere Tage kränklich und fiel dann in eine Schlafsucht. Man hielt ihn für todt und machte zur Beerdigung Anstalt. Seine Frau kam voll Betrübniß herbei; da sie aber sah, daß man die Leiche in ein ganz neues und feines Tuch gekleidet hatte, schmerzte dies ihrem Geize und sie sagte: Das Tuch ist zu schön für einen Todten, ich kann es im Leben noch besser gebrauchen. Sie hatte in ihrem Hause ein von herumziehenden Schauspielern zur Bezahlung der Zeche zurückgelassenes Garderobenstück, wovon sie für sich keinen Gebrauch zu machen wußte. Da schloß sie sich bei der Leiche ein, öffnete den Sarg und legte ihm insgeheim eine bunte Jacke an, wechselte das noch neue Laken mit einem ältern, und brachte Alles wieder in Ordnung. Als die Zeit des Leichenbegräbnisses herbeikam, nahmen vier Männer, nach Landesgebrauch, den Sarg auf die Schultern. Sie waren nicht lange gegangen, so erwachte der vermeinte Todte von seinem Schlaf, und setzte die Träger durch seine Bewegung in Bestürzung. Sie ließen den Sarg fallen; er zerbrach, und zu aller Verwunderung kam ein Harlekin heraus.
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34. Ein Bedienter fragte seinen Herrn, der seinen Kopf täglich mit Pomade schmierte, warum er das thue? – Um meine Haare zu erhalten, die jetzt anfangen sich zu verlieren, antwortete der Herr. Am folgenden Morgen war der Pomadetopf ganz leer, und als der Herr fragte, wo denn die Pomade hingekommen sei, antwortete der Bediente, er habe des Herrn alten Pelz damit eingeschmiert, weil diesem auch die Haare ausfallen.
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35. Ein Patient, der im Hause der Behandlung, ohne merkliche Besserung, von seinem Arzt oft opperirt wurde, rief unwillig aus: »Ich glaubte, mein Herr, Sie würden Wunder machen und Sie haben aber bisher nichts, als Wunden gemacht.«
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36. In einem Dorfe wollt' man Vieh verauktioniren
Und angesetzt dazu war ein Termin;
Doch da der Auktionator nicht erschien,
Vertrieb man sich die Zeit mit Poculiren.
Und wie ee oft zu gehen pflegt,
War'n die Gemüther aufgeregt.
Es kam zum Streit und blieb noch nicht dabei,
Denn dieser artete bald aus in Prügelei.
Mei! rief ein Jüd' solch närrisch Auktion
Hab' ich noch nicht erlebt, das muß ich sagen,
Das geht hier ganz verkehrt; denn hier wird schon,
Eh' noch geboten worden, zugeschlagen.
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37. Ein österreichischer Landjunker ging auf die Jagd. Sein Begleiter schoß einen großen Vogel. Neugierig eilte Jener hinzu und fragte, waß ist das für ein Thier? – Antwort: Ein Adler. I, bewahre er hat ja nur einen Kopf. – Halten's zu Gnaden, er ist wahrscheinlich aus dem Preußischen herüber gekommen. –
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38. Ein Mann wollte in einer großen Stadt zu einem Freunde gehen, der sehr weit wohnte. Unterwegs kam ihm die Nothdurft dermaßen an, daß er sich kaum halten konnte. Da er keinen bequemen Ort sogleich fand und eben vor einem Tapezirer vorbei ging, so trat er zu ihm hinein und fragte, ob er überzogene Nachtstühle fertig habe?
Der Mann zeigte ihm einen; da er aber gefragt wurde, ob er keinen reichern habe, antwortete er, daß er welche mit Sammet von allerlei Farben habe.
»Nun holen Sie einige her,« sagte der Erstere.
Der Tapezirer lief, um sie zu holen.
Unterdessen zog Jener die Hosen ab und entledigte sich in den Stuhl, der ihm zuerst gewiesen worden. Als der Tapezirer wiederkam und ihn in dieser Positur fand, rief er:
»Was machen Sie da, mein Herr?«
»Ich probire ihn,« antwortete er; »er steht mir aber nicht an.«
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39. Als der Glockenläuter in einem Dorfe, nach seiner Gewohnheit, um Mitternacht auf den Kirchthurm ging und läuten wollte, hörte er in der Kirche ein großes Gepolter. Hierüber erschrak er sehr und lief in aller Eile zur Kirche hinaus und zum Pastor. Er klopft stark an, und als man ihm die Thüre aufmachte, sagte er, der Teufel lärme gewaltig in der Kirche.
Der Priester lachte hierüber und schalt den Glockenläuter einen abergläubischen Mann, zog sich in der Eile den Schlafrock an und ging mit ihm zur Kirche.
Als sie die Kirchthür aufmachten, sprang dieser Teufel im vollen Galopp heraus, lief dem Priester zwischen die Beine und mit ihm davon.
Dem Prediger war vor Schreck die Zunge gelähmt, der Glockenläuter rief ganz erschrocken und mit dumpfer Stimme: »Herr Pastor! Herr Pastor!« Der Teufel rannte mit seinem Pastor wie toll auf dem Kirchhofe herum, bis endlich der Pastor merkte, daß er auf einem tüchtigen Schweine saß, welches von ungefähr in die Kirche gelaufen und darin eingeschlossen sein mochte. Der Priester hat immer schreien wollen: »Glöckner, mich hat der Teufel! rette! rette!« aber vor großem Schreck, da er gar nicht wußte, wie ihm geschah, konnte er auch nicht sprechen.
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40. Während der Schreckenszeit in Frankreich befand sich der als origineller Diogenes bekannte Graf von Schlabrendorf in den Gefängnissen zu Paris, und sah, mit mehreren Andern, schon einige Zeit dem Tode entgegen, als eines Morgens der gewöhnliche Karren kam, um die zur Guillotine bestimmten Opfer abzuholen.
Der Graf, dessen Name genannt wurde, kleidete sich an. Er murrt und widersetzt sich nicht. Aber seine Stiefel sind nirgends zu finden; er sucht sie mit Eifer, selbst der Kerkermeister hilft ihm suchen; aber sie sind nicht da.
»Ohne Stiefeln kann ich doch nicht gehen,« sagte der Graf zum Kerkermeister, »das sehen Sie wohl selbst ein. Wissen Sie was, nehmen Sie mich morgen, statt heute. Es kömmt ja auf einen Tag nicht an.«
Der Kerkermeister, nicht bösartiger Natur, willigte in einen unbedeutenden Aufschub von vierundzwanzig Stunden. – Ein Kopf mehr oder weniger macht auf dem Todeskarren keinen großen Unterschied.
Am folgenden Morgen stand der entschlossene Graf gestiefelt da. – Aber sei es Zufall oder das Werk einer rettenden Vorsehung, sein Name wurde nicht genannt. Die blutdürstenden Machthaber mochten geglaubt haben, sein Kopf sei bereits gefallen. Der menschlichere Kerkermeister fand keinen Beruf, den Grafen besonders anzugeben; er entließ ihn zwar nicht der Haft, aber es währte nicht mehr lange, als Frankreichs rettender Genius erschien; Robespierre wurde gestürzt, und das von einem verfehlten Pistolenschuß halb zerfletschte Haupt dieses blutdürstigen Ungeheuers fiel unter demselben Beile, unter das er so viele Tausende zum Tode geschickt hatte.
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41. Ein Jude kaufte sich auf dem Markte Süßkirschen, weil sie sehr wohlfeil waren. Als er damit zu Hause kam, setzte er sich in seinen Lehnstuhl, ließ sich einen Teller bringen, schüttete die Kirschen darauf, setzte dann die Brille auf die Nase und war nun im Begriff, sie zu verzehren. Jetzt kam ein Fremder zu ihm. Als dieser dies sah, fragte er ihn, wozu gebraucht Ihr denn die Brille beim Kirschenessen? – »Nu, wozu süll ich se gebrauche? glaubt mir doch a so,« antwortete Hirsch, »es seinen ganz grauße Kersche und kosten doch man wenig Geld.«
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42. In Saphirs Arbeitszimmer stehen auf einem Piédestal die Büsten von Schiller und Göthe. An dem Letzten hängt ein weißer Atlas-Schuh. Als man ihn fragte, warum er diesem Schuh solche Wichtigkeit gäbe, antwortete er: »Mit diesem Schuh hat die Elsler festen Fuß in Oestreich gefaßt.« »Warum haben Sie aber gerade Göthe und nicht Schiller diesen Schuh angehängt?« »Weil ich lieber Göthe, als Schiller etwas anhänge.«
*
43. Saphir hatte sich der Gunst einer Frau von Stande in Wien zu erfreuen. Als er einst zu ihr ging, und das hübsche Kammermädchen ihn melden wollte, konnte er nicht umhin, der kleinen Schelmin einen Kuß zu geben. Man denke sich jedoch seine Verlegenheit, als ihre Gebieterin hinzukam. Saphir faßte sich augenblicklich und sagte: »Madame, ich bewundere nicht allein die Macht Ihrer Reize, sondern auch die Reize Ihrer Macht (Magd.)
*
44. Saphir wurde auf einem Balle nach dem Namen einer Dame gefragt, welche auffallend geschminkt war. Er wies diese mit den Worten zurück: »ich bin kein Kenner von Gemälden.«
*
45. Saphir weiß überall den Stachel der Satyre, obgleich fein gespitzt, mit einem milden Ueberzuge zu versehen. So ist folgende Inschrift, die sein Schlafgemach in Wien ziert, wenn auch scharf treffend, doch von einem Anfluge gutmüthiger Milde:
Glücklich allein ist der Schlafende nur,
Er schnarcht ohne Polizei und träumt ohne Censur.
*
46. Saphir forderte einst Lasker auf, an seinem Humoristen mitzuwirken und schloß den witzigen Brief: ich zahle Honorar - rar. Lasker erwiderte: wer mir Honorar - rar zahlt, dem schicke ich Beiträge - träge.
*
47. Die jungen Mädchen wohnen in der Rosenstraße, die verblüheten in der alten Schönhausen-Straße, die Frommen in der Tauben-Straße, und die alten Jungfern in der Kloster-Straße. Die Mädchen-Jäger wohnen in der Jäger-Straße, die Verheirateten in der Neuen-Welt, die Wittwen in der Ober-Wasserstraße und die alten Hagestolzen in der alten Grün-Straße. Die Schmarotzer wohnen in der Koch-Straße, die Pflastertreter in der Laufgasse, die Feigen auf der Hasenhaide, die Komplimentenmacher in der Scheeren-Straße und die eitlen Gecken im Montirungs-Depot. Die Aerzte wohnen in der Todten-Gasse, die Gelegenheits-Dichter in der Breiten-Straße, die Journalisten in der Wasser-Gasse, die Satyriker in der Salz-Gasse, die Pikanten am Platz an der Hausvoigtei, die Uebersetzer in der Stellschrieber-Gasse, die Anschwärzer wohnen in der Mohren-Straße, die Geschwätzigen an der Schleuse, die Getauften auf dem Schinken-Platz, die Theater-Enthusiasten in der Schäfer-Gasse, die Schachspieler in der Nach-Straße, die Milchbärte auf dem Molkenmarkt und die Pietisten in der Jerusalems-Straße.
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48. Jemand erklärte einem Mädchen die Blumensprache, und begann mit den Farben: »Roth ist die Liebe; Blau ist die Treue; Grün ist die Hoffnung; Weiß die Unschuld; Gelb die Eifersucht; Schwarz die Trauer u. s. w.« – Des andern Tages kam er wieder und examinirte sie; sie zählte alle Farben vor, nur vergaß sie Weiß. »Ei,« sagte er, »Sie vergessen ja die Unschuld.« Saphir, welcher zugegen war, antwortete: »Wer kann Alles behalten?«
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49. Der französische Gesandte in Copenhagen, Marquis von St. Simon, sieht seinen Daumen und Zeigefinger für die geeignetste Zuckerzange an, wenn er Thee oder Kaffee trinkt, und dies sollte ihm in einer großen Soiree recht übel bekommen. – Die Dame, wo sie statt fand, befahl nach einem solchen Manöver dem Bedienten, den Zucker wegzuschütten. Sie hatte es ihm in dänischer Sprache empfohlen, aber mit so ausdrucksvoller Geberde, daß der Gesandte, wie der ganze diplomatische Cirkel, es verstand, und letzterer theils das Erstaunen, theils die Schadensfreude kaum verbergen konnte; nur der Marquis bleibt dabei gelassen; er setzte mit der Dame die Conversation fort, als ob kein Wörtchen gesagt worden wäre, und schlürfte seinen Thee ganz behaglich aus. – Jetzt war aber die Tasse leer, und mit aller Würde erhob er sich, öffnete das Fenster, und warf das kostbare Gefäß hinaus. Lächelnd wendete er sich zu der vor Zorn zitternden Dame: »Ich wollte Ihnen nur die Mühe ersparen, es dem Domestiken zu befehlen; denn verunreinigten meine Finger schon den Zucker, wie mußten meine Lippen erst Tassen beflecken. –
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50. Ludwig Kalisch schildert in seiner Narrhalle Leipzig, wie folgt. »Leipzig zählt 50,000 Schriftsteller, darunter auch mehrere Einwohner; die Straßen sind größtentheils mit viereckigen Novellen gepflastert; zu den Trottoires sind sehr breite Romane verwendet, auf welchen die Fußgänger höchst bequem wandeln können. Die Leipziger Bäume tragen belletristische Blätter, die im Frühjahre grün sind und im Herbst welken; die Leipziger Lerchen sind sehr schmackhaft und die Leipziger Krebse werden nach allen Seiten ausgeführt; seit Kurzem sogar die Schriftsteller. Die Leipziger tragen wasserdichte Hosen, um sich gegen feuchte Uebersetzungen zu schützen. Die Leipziger Buchhändlerbörse ist ein prächtiges Gebäude, vor welchem das riesenhafte Standbild des Gottes der Maculatur steht. Leipzig ist auch die Stadt, in welcher das Conversations-Lexicon das Licht der Welt erblickt hat, ein Buch, in welchem man Alles findet, was man nicht sucht. Obgleich in Leipzig das Schießpulver nicht erfunden worden ist, wird hier zuweilen doch ein schlechter Gebrauch davon gemacht.
*
geboren 1744 und gestorben 1818. –
Es zeichnen sich diese Anekdoten durch die ihm bei seinen Erzählungen und Vorträgen eigenthümlichen Derbheit aus, wie z. B.:
Man erzählt, er habe einst dem Deputationsschmause eines jungen Doctors der Rechte beigewohnt, welcher in der Rechtsgelehrsamkeit eben keine besondern Kenntnisse besaß; dafür aber so glücklich war, eine Demoiselle Linke mit 39,000 Thalern zu heirathen und die Hochzeitsfeier mit dem Doctorschmause zu verbinden. Nach der Tafel ging Rau auf ihn zu und sagte: » Herr Doctor, Sie verstehen sich auch besser auf die Linke, als auf die Rechte.«
*
Bei dem Doctorschmause eines Leipzigers, des jungen Löhr's, dessen klügeren Bruder der Vater in seiner Handlung aufgenommen, er aber in Doctorem juris promovirt hatte, sagte Rau: » Sie haben disputirt, wie ein Schuft, hingegen tractirt, wie ein Prinz.«
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Die zwanglose Offenheit, mit der er alles Sinnliche betrieb, überhob ihn des Erröthens, und gewöhnlich war das Rothwerden an denen, die ihn hatten auf irgend eine Art beschämen wollen.
Als er einst in der Dämmerung eines Sommerabends auf der Allee spazierte, wurde er von einem jungen, hübschen Mädchen freundlich angeredet, das er nicht sogleich erkannte, sondern für ein Freudenmädchen hielt; er wurde daher massiv, und drückte ihm einen Gulden in die Hand. Jenes schrie laut auf und entfloh, wobei es in der Bestürzung das Geldstück in der Hand behielt. Es war die Tochter eines sehr bekannten Gelehrten, der damals Vorsteher einer der ersten Schulen und unter andern auch Mitglied eines lateinischen Kränzchens war, an welchem Rau ebenfalls Antheil nahm. Der Reihe nach versammelten sich die Mitglieder bei Einem unter ihnen, wobei denn zum Schlusse ein kleines Abendessen aufgetragen wurde. Hier glaubtet die Eltern passende Gelegenheit zu haben, dem Herrn Professor wegen seiner Unart vor allen Gästen tief zu beschämen und in die größte Verlegenheit zu versetzen. – Allerdings hatte dieser schon seinen Irrthum erkannt; als er aber unter seinem Couvert den Gulden in dem Augenblicke fand, wo alle Blicke auf ihn gerichtet waren, steckte er ihn ruhig ein, ging auf die Tochter vom Hause zu und sagte gutmüthig: »Ach Julchen, Sie waren's, nehmen Sie's nicht übel, ich dachte, es wäre ein Rasenwälzer.«
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Eines Abends erschien er ganz betreten im Schilde und erzählte auf Befragen, was ihm fehlte: es sei in der Fleischergasse, am Durchgange des Ankers, ein Mensch bei ihm vorbei gelaufen, der ihm einen solchen Rulps in's Gesicht gelassen habe, wie er fast noch nie gehört. »Ich globe beinahe, der Mensch muß sich was im Leibe zersprengt haben; es gibt doch recht grobe Menschen in Leipzig, kommt Sie's nicht och so vor?« Nach einer Weile meinte er wieder: Der Mensch hat sich wohl gar Schaden gethan; die Sorge, die er gleichsam für ihn an den Tag legte, gab uns viel zu lachen.
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Die im Gasthofe zum Schilde speisenden Studenten hatten die Mode aufgebracht, sich einander beim Niesen nicht mit »Gott helf«, sondern mit dem Zuruf: »Sie haben geniest!« zu begrüßen; wenn nun Rau bei Tische erschien, ging das Niesen absichtlich der Reihe nach an, und alle wiederholen den Zuruf: Sie haben geniest.
Dies fiel am Ende unserm Rau auf, er fragte, was dieser Zuruf bedeute, und als ihm dies erklärt wurde, erwiderte er: »da lasse ich einen F...z, da spricht wohl Jeder: »Sie haben gesch...n?«
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Am Abende eines schwülen Sommertages saß Rau bei der Abendmahlzeit, als ein Fremder anlangte, der vor Staub und Hitze verschmachtend, sogleich ein Glas frisches Wasser forderte. Als er nach einer Weile ein zweites verlangte, fragte der Domherr: »Um Vergebung, Sie trinken Wasser?« »Ja wohl,« sagte Jener, »man mochte vor Durst umkommen bei dieser Hitze.« Er trank ein drittes Glas, wobei Rau kopfschüttelnd sagte: »Sie trinken schon wieder Wasser?« »Lauter Wasser,« war die Antwort. Als er nun so mit Wassertrinken fortfuhr, sagte Rau: »Nu, Herr, so nehmen Sie mir's nicht übel, da muß Sie ja die Brunnenkresse armsdick zum A – raus wachsen.«
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Eine schöne und geistreiche Frau hatte viele und sehr bekannte Abenteuer bestanden; ihre Schönheit erhielt sich dabei sehr lange. Um sie nach seiner Art darüber zu becomplimentiren, sagte er einst zu ihr: »Madame L., Sie kommen mir vor wie eine Cremoneser Geige, je mehr man darauf spielt, desto besser wird sie.« Schnell erwiderte sie: »und Sie sind wie Commistuch, je älter, desto gröber wird es.«
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Rau's Bruder war lange in der Breitkopfschen Buchhandlung Diener und Buchhalter, zur Zufriedenheit seiner Prinzipalität. Von Statur war er etwas länger und hatte auch im Gesicht einige Ähnlichkeit mit seinem Bruder. Als dies Jemand einst gegen Rau bemerkte, versetzte er: »Ja, er sieht mir ähnlich, aber er hat keene so feinen Züge, als ich.«
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Als er in der Messe einer recht zahlreichen Mittagstafel im Wirthshause zum Schilde beiwohnte, hatte einer der Fremden, der Graf von Sch. V., einen schönen, großen Jagdhund mitgebracht, welcher, durch den Duft des Bratens angelockt, schnuppernd um die Tische herumging. Er näherte sich auch unserm Domherrn und legte den Kopf neben ihn auf den Tisch, indem er ihn verlangend anblickte. Rau, welcher vor großen Hunden eine gewaltige Furcht hatte, wehrte ihn ab, worauf der Hund um den Stuhl herumging und auf der andern Seite wieder zum Vorschein kam und den Kopf ebenso auflegte. Weit lästiger als dies, war aber der unreinliche Geruch, den der Hund von sich gab, und weßhalb ihn schon Einige vertrieben hatten. Mit der Serviette wehend, sagte Rau ganz laut: Der Hund rocht recht schlechten Toback.« Viele wurden roth, mehrere lachten, Einige thaten in der Verlegenheit, als ob sie nichts gehört hätten. Da aber der Hund bis zum Dessert dablieb und sich immer unreinlicher aufführte, so schob Se. Hochwürden den Stuhl zurück, indem er ausrief: Ih, so will ich doch lieber meine Nase in ein altes preußisches Grenadier-Ar–ch stecken, als dem Hunde seinen verfluchten Gestank riechen!
Diese, vor einer Versammlung des sächsischen Landadels ausgestoßenen Worte brachten zwar Alle in Allarm; er aber ging trotzig zur Thür hinaus.
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Einst kam ein Herr zu ihm, als er sich eben in seinem Arbeitszimmer befand. Hier sah es ziemlich wild aus, große Aktenstöße lagen an der Erde und waren an den Wänden in die Höhe gestapelt. Der Fremde hatte einen kleinen Hund mitgebracht, der Alles beschnupperte, plötzlich das Bein in die Höhe hob und einen Aktenstoß bepißte. Der Herr rief: Joli, was unterstehst du dich! und bat tausendfach um Entschuldigung. Ganz gelassen sagte Rau: »Lassen Sie's gut sein, die Leute in den Akten da sind genug besch–n worden, sie können auch einmal bes–t werden.«
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Als er eines Abends stark benebelt spät nach Hause wankte, kam ihm ein natürliches Bedürfniß an, weßhalb er sich neben einem Wassertrog an die Wand stellte. Die Straßen waren menschenleer, nur der Nachtwächter ging vorüber. Als ihn dieser nach einer Viertelstunde noch immer auf der nämlichen Stelle stehen sah, ging er auf ihn zu und fragte: Herr Professor, fehlt Ihnen was? – Ob Ihnen was fehlt? frag' ich. Jetzt wendete sich Jener um und sagte mit schwerer Zunge: »Nu, hört Er denn nicht, daß ich mein Wasser abschlage?« Der Nachtwächter, welcher seinen Zustand erkannte, erwiderte: »Ei, das ist ja das Röhrwasser, das so läuft!« – »Ach so!« sagte der Abschlagende und machte sich auf den Heimweg.
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(Eine Jesuiten-Geschichte.)
»Ein hübscher junger Schüler Loyola's (d. h. ein Jesuiten-Seminarist) hatte sich einer achtungswerthen römischen Familie unentbehrlich gemacht, vorab mit der ältesten Tochter ein zartes Verhältniß angesponnen, durch welches das Mädchen vollkommen bethört wurde, bis es zuletzt gar Mutter werden sollte. Die Familie, welche den Stifter ihrer Schande erfahren hatte, führte erbitterte Klage bei der betreffenden Behörde. Als diese sich nicht angelegen sein ließ, den Klagepunkt zu verfolgen, als der junge Frevler die Klagenden sogar verlachte, gingen diese weiter, benutzten diesen Einfluß und brachten durch denselben endlich die Klage vor das Oberhaupt des Kirchenstaates. Dieses, dem persönlich an dem Siege des Rechts gelegen, und solchen Frevel nicht zu dulden gesonnen war, ließ sich durch keine Vorstellungen blenden, und drang unverzüglich auf Einleitung eines strengen Untersuchungsverfahren. – Als die Obern des heiligen Ordens die sofortige Lage der Dinge erfuhren, ließen sie den Jünger kommen, stellten ihm vor, wie er den Orden compromitirt habe, wie er jetzt etwas ernstliches unternehmen müßte, denselben zur Ehre zu bringen, daß dieses aber nur dadurch geschehen könne, wenn er sich entmannen lasse. – Freilich wollte der junge Pater hierin keineswegs einwilligen, aber auf einen Wink traten die Wundärzte heran und verfuhren nach Verordnung.
Als der Patient außer Gefahr war, schickte man ihn aufs Land und erklärte, daß von Seiten des Ordens die strengste Untersuchung über das Scandalum gepflogen werden sollte, wenn der Verklagte von einer Missionsreise zurück komme. Er kam zurück. Die Untersuchung der Aerzte ergab nun, daß der Verklagte des Vergehens unfähig sei, da er von frühester Jugend an entmannt worden, daß die Dirne wahrscheinlich ihre Schande durch Verläumdung des heiligen Ordens decken wollte. So ward denn das arme Mädchen abgewiesen und die Familie noch bitterer Verhöhnung preisgegeben.« An ihren Thaten sollt ihr sie erkennen! –
(Aus der Vossischen Zeitung von 6. Nov. 1842.)
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