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Räthsel und Charaden

I. Räthselfragen.

Welche Hälfte besteht aus einem Ganzen? (Die Ehehälfte.)

Mit welchem Agio begnügen sich die Wechsler nicht? (Mit dem Adagio.)

Welche Motive wirken am kräftigsten? (Die Locomotiven.)

Welcher Fuß trägt weder Strumpf, noch Stiefel? (Der Münzfuß.)

Auf welchen Schein kann man sich verlassen? (Auf den Kassenschein.)

Welcher Fall hat was Erhebendes? (Der Beifall.)

In welcher Schule haben die Zöglinge Augen und sehen nicht? (In der Baumschule.)

Wann kommen Zeit und Rath auf einen Tag?

(Bei Hochzeit und Heirath.)

Mutter. Die Männer, Kind, sind falsche Katzen, die vorne schmeicheln, hinten kratzen.

Tochter. Wir haben viele Mäus im Haus, ich bitte eine solche Katze mir aus.

Man fragte Jemand, warum er seine Tochter seinem Feinde zur Gattin gegeben hätte? (Um mich zu rächen.) war die Antwort.

Worin besteht die Aehnlichkeit zwischen praktischen Aerzten und den Kartoffelstauden? (Beide tragen die Blüthen über der Erde, die Früchte aber unter der Erde.)

Was ist der Zahnarzt für ein Mensch? (Es ist ein Mensch, der seinem Mitmenschen die Zähne ausreißt, damit er für die seinigen etwas zu beißen bekömmt.)

*

II. Räthsel und Charaden.

Einsilbig.

1. Ich wachse aus der Erde und kleide Jedermann,
Vom Kaiser und vom Könige, bis auf den Bettelmann.

2. Ich bin das Nützlichste wohl auf der Erde,
Doch gleichet dem auch nichts, wie ich gemartert werde.
Den Prügel und das Rad hab' ich oft auszustehn;
Ich muß durchs Wasser jetzt und dann durchs Feuer gehn.
Und Alles, was man mir nur Hartes angethan,
Beschließt das Wasser und der Zahn.

3. Ich wachs' im Garten und auf dem Feld',
Mich pflanzt und pflegt der Bauer.
Man kocht, wie's Jedem grad' gefällt,
Bald süß mich und bald sauer;
Bald bin ich grün, bald weiß, bald roth,
Der Hase liebt mich noch im Tod.

Hängst Du mir noch ein Zeichen an,
Siehst Du die Farben schwinden,
Und plötzlich wirst Du mich alsdann
Nicht mehr genießbar finden.
Ich werde schwarz, so schwarz wie doch, –
Das weiß die Köchin und der Koch.

4. 1, 2, 3. Ihr Jagdgesellen,
Macht Euch fertig schnell zum Schuß.
Laßt die Hunde wacker bellen,
3, 2, 1 ich haben muß.
2, 1, 3, 2 hat gemacht
Uns schon manchesmal die Jagd.
1, 2, 3, 3 soll nicht schelten,
Das mit Undank wir vergelten.

Zweisilbige.

5. Vers bin ich zur Hälfte,
Zur Hälfte nur Tand;
Erräthst du mein Ganzes,
So hast du Verstand.

6. Oft ist mein Erstes Ruf, oft ist es Frage,
Mein Zweites schenkt man sich am Hochzeitstage
Wer's Ganze speist, dem schmeckt der Wein,
Es muß dazu getrunken sein.

7. Bald sichtbar, bald auch nicht, bald übergroß, bald klein,
Bald hier, bald anderswo, und immer nichts; allein
Nennt ihr mich Etwas Nichts, muß Nichts doch Etwas sein.

8. Welches Ding kann unter freiem Himmel nicht beschienen werden?

9. Lies mich von hinten oder vorn,
Ich klinge doch stets einerlei;
Durch meine langen Zähne wird
Das Feld vom Unkraut frei.
Ich mache stets, was grob ist klar,
Der Landmann braucht mich alle Jahr.

10. Arabien ist mein Vaterland,
In Deutschland werd' ich braun gebrannt,
In einer Mühle klein gemahlen,
Dann fühl' ich heiße Wasserqualen,
Zuletzt gießt man noch Milch hinzu,
Trinkt mich und raucht Taback dazu.

11. Die erste Silbe ist ein Thier, welches nur im Wasser lebt,
Ohne die andere können Menschen und Thiere nicht gehen.
Die erste hat die zweite nicht, aber das Ganze befindet
sich in einer Gattung der ersten und wird bei manchem
weiblichen Kleidungsstück gebraucht.

12. Die erste Silbe ist eine Stadt in der Schweiz, die zweite
ein hartes Mineral, welches überall gefunden wird; das
Ganze ein gelbes Mineral, welches zur Zierde, Bequemlichkeit,
auch zu vielen anderen Sachen benutzt und nicht
überall angetroffen wird.

13. Mit G. im Herzen ist es Dein,
Mit S. darinnen hart wie Stein.
Im Walde steht es mit Ch,
Mit L. bringts schnell dem Ziele nah.

14. Zwei Köpf und zwei Arme,
Sechs Füß' und zehn Zehen;
Vier Füße nur im Gange,
Wie soll man das verstehen?

15. Bin ich auch blos aus Holz oder Stroh gemacht,
So kann mich doch das Feuer nicht verzehren.
Noch nie hat Glut Zerstörung mir gebracht,
Mag sie auch alles Andre rings verheeren

16. Man kocht's nicht, man kaut's nicht, man schluckt's nicht,
und dennoch schmeckt's Vielen gut

17. Mit L. wird's gegessen, doch gekocht muß es sein,
Mit Z. nimmt man's gern, doch ungekocht ein.

18. Mit einem d ist's eine Frucht, doch wächst bei uns sie nicht.
Mit t ein Kleid, das meist dem Winter nur entspricht.
Mit g ein Zustand, wenn an allem es gebricht.

19. Soll man Dich als Geber des Ganzen verehren,
Laß die Erste in Ruh die Zweite verzehren.
Du würdest der Ersten die Arbeit erschweren,
Wolltest Du sie über die Zweite belehren.

20. Mit der Ersten in dem Herzen
Quälte lange mich die Liebe.
Da durchglühte mich die Letzte,
Und ich klagt' ihr meine Triebe.
Aber ach, schon einem Andern
Hatte sie ihr Herz versprochen,
Und das Ganze hätt' im Schmerze
Mir das meine bald gebrochen.

21. Die Erste ist ein halber Ton,
Die Zweit' der Liebe Sohn und Lohn,
Das Ganz' ein großer, reicher Patron,
Kein Mensch und dennoch eine Person.

Ein Segenswunsch.

22. Wo Liebe wohnt, da weil' ich gern,
Da ist auch Freudigkeit nicht fern,
Da wallen auf der Bahn zum Ziele
Der edlen Tugenden gar viele.
Zwei Silben bilden solch ein Wort,
Das Segen bildet fort und fort.
Wer ungenügsam viel begehrt,
Dem ist die Erste gar nichts werth;
Sie zeigt, berechnet Dir den Mann,
Den man nicht nennen will, noch kann,
Die Zweite läßt sich wechselnd schauen
Bei Kindern, Greisen, Männern, Frauen,

Soldat und Priester kennst du dann,
Siehst du sie auch' von vorn nur an.
Der Wandrer nimmt sie auf den Rücken,
Den Sclaven pflegt sie arg zu drücken.
Das Silbenpaar nennt ruhmvoll Dir
Der Herzen anspruchlose Zier,
Wodurch Geschwistern, Freunden, Gatten
Das Tagwerk rüstig geht von Statten;
Das Band der Eltern, wie für Kinder,
Für Herr und Dienerschaft nicht minder.
Dies Silbenpaar soll Dich umgeben.
So wird Dich Harmonie umschweben,
So wird auch rauher Pfad Dir eben,
Ja trautem Frieden mögst Du leben.

Dreisilbige.

23. Ich bin eine Blume, wie Purpur so roth,
Doch bin ich auch giftig und bringe den Tod.
Bin ich von Silber, Stahl oder Bein,
So kann ich wohl nicht mehr gefährlich sein;
Dann dien' ich zur Arbeit und gegen den Stich
Des kleinsten der Spieße, beschütze ich Dich.

24. Wo speien die wilden Vulkane kein Feuer?
Wo bleiben stets trocken die Seen und Weiher?
Wo sind die Gebirge den Ebenen gleich?
Wo herrscht der Frieden im jeglichen Reich?

25. Die beiden Ersten kannst Du nicht entbehren.
In jedem Hause ist für sie ein Thron;
Doch mußt Du ihrer Uebermacht stets wehren,
Sonst ist ein großes Mißgeschick Dein Lohn.
Nur nicht mein Zweites, dessen eine Art
Als Ganzes wird die Erste Dir gewähren,
Hast Du es sorglich mit Metall gepaart.

26. Ich kenne ein Bäumchen gar fein und zart,
Das trägt auch Früchte von seltener Art,
Es funkelt und leuchtet mit hellem Schein,
Weit in des Winters Nacht hinein;
Das sehen die Kinder und freuen sich sehr,
Und pflücken vom Bäumchen und pflücken es leer.

27. Leblos sind die Ersten und gehören in das Pflanzenreich,
Lebend ist die Letzte und gehört in das Thierreich.
Das Ganze wird sehr oft verschenkt bei frohen Festen;
Wer hierbei am Geburtstag denkt, der räth es wohl am besten.

28. Die erste Silbe trinkt man gern,
Das Ganze aber ißt man gern.
Wenn die Erste von der Letzten geboren,
Dann gehen die Letzten auf immer verloren.
Als Eltern der Ersten sind sie zu betrachten,
Wer wollte sie wegen des Kindes nicht achten?
Das Kindlein erfreut ja Jedermanns Herz
Bei frohen Gelagen, beim Tanze und Scherz.

29. Unten stichts, oben prangts,
Oben von mitten getrennt, erkrankt's;
Es blühet dahin und stirbt und lehrt,
Daß Leid und Freude zusammen gehört.

30. Die Erst' und Zweit' ist einerlei,
Ton eines Konsonanten;
Die Dritte spricht der Freund zum Freund,
Bekannte zu Bekannten.
Geliebter Leser, nennst Du sie.
So hast Du ohne große Müh'
Das Räthselwort gefunden.

Viersilbige.

31. Am Fuße einer Linde saß
Ein Würmchen, das gern Blätter fraß,
Es kroch hinauf mit viel Bedacht
Vier Ellen eine jede Nacht,
Und an dem Tage kroch es wieder
Zwei Ellen richtig davon nieder.
Dies that es immer mit so viel Fleiß,
Daß nach neun Nächten, wie man weiß,
Es zu der Linde Gipfel kam,
Und seinen neuen Sitz einnahm.
Mein Leser, bringe nun herbei,
Wie hoch wohl diese Linde sei.

32. Ich bin wie der Igel, mit Stacheln versehen,
Doch kann ich nicht schreien, nicht fressen, nicht gehen.
Man macht mich vom allerunreinlichsten Thier,
Aber dennoch zur Reinlichkeit diene ich Dir.

33. Die beiden ersten Silben netzen Flur und Wiesen,
Erquicken dürres Feld und Land.
Die beiden letzten dienten sonst zu Spießen,
Eh man das Pulver noch erfand.
Das Ganze ist des Himmels schönste Pracht,
Blitzt heller Sonnenschein durch feuchter Wolken Macht.

34. Die erste hat die ganze Welt,
Denn sie sind Jedem angeboren.
Weh dem, der später sie verloren;
Drum Jeder auch gar viel d'rauf hält.
Ja, manches lockre Exemplar,
Obschon – das ist ja zu ermessen –
Es kein Organ besitzt zum Essen,
Vom Herrn gefüttert wird sogar.
Die Letzten sind – mit einem Worte –
So eine – Deutschlands fremde Sorte
Von Münzen, die wohl oft man nennt,
Und doch der Tausendste nicht kennt.
Die ersten Beiden applicirt,
Ist's Ganze schlecht akkreditirt.

35. Den ersten dienen große Nationen,
Die Letzten leuchten uns auf Thronen.
Das Ganze ist des Sommers Gartenzier;
Zwar stolz, jedoch geruchlos prangt es hier.

36. Gott sieht es nie, der Kaiser selten, der Bauer alle Tage.

Viersilbige.

37. Thiere sind die beiden Ersten
In des Waldes Grün.
Meine Letzten schlagen Helden
Sich in Schweden kühn.
Und ein Makel ist das Ganze,
Den man bringt zur Welt;
jedoch des Arztes Klugheit
Oftmals abbestellt.

38. Die zwei Ersten wissen
Nichts von den zwei Letzten,
Und doch sind für die Ersten
Die Letzten gemacht.
Das Ganze macht für die Ersten die Letzten,
Bis es einst selbst zu den Ersten gehört.

39. Mein Erstes sei der Gottheit Ebenbild!
So wird gelehrt; doch Engel oft und Thier,
Oft gar ein Teufel steckt in mir;
Der Tugend Waffe, wie der Tugend Schild,
Der innigste Zusammenklang der Seelen.
Freud' ist mein Zweites – willst Du uns vermählen,
So nennt das Ganze, was Moral in That und Geist
Dich gegen Deine Brüder üben heißt.

*

Auflösungen der Räthsel und Charaden.

Einsilbige.

1) Flachs
2) Brod.
3) Kohl, Kohle.
4) Her, Reh, Ehre, Herr.

Zweisilbige.

5) Verstand.
6) Hering.
7) Schatten.
8) dito.
9) Egge.
10) Kasse.
11) Fischbein.
12) Bernstein.
13) Eigen, Eisen, Eichen, eilen.
14) Reiter.
15) Asche.
16) Taback.
17) Linsen, Zinsen.
18) Mandel, Mantel, Mangel.
19) Gastmahl.
20) Wehmuth.
21) Fiscus.
22) Eintracht.

Dreisilbige.

23) Fingerhut.
24) Landkarte.
25) Feuerstein.
26) Weihnachtsbaum.
27) Blumenstrauß.
28) Weintraube.
29) Rosenstock.
30) Cacadu.

Viersilbige.

31) Zwanzig Ellen.
32) Kleiderbürste.
32) Regenbogen.
34) Nasenstüber.
35) Kaiserkrone.
36) Seinesgleichen.
37) Hasenscharte.
38) Todtengräber.
39) Menschenliebe.

*

 

Gedruckt bei J. Hörling in Halberstadt.


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